AXEL RUDI PELL - Lost XXIII
VÖ: 15.04.2022
(Steamhammer/SPV)
Genre: Heavy Rock
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AXEL RUDI PELL
Vom Plan wird nicht abgewichen, was immer auch kommen mag. Auch die Pandemie hielt den Wattenscheider nicht davon ab alle zwei Jahre ein Album aufzunehmen, auch wenn das letzte noch gar nicht live vorgestellt wurde. Schließlich wurde die Frühjahrstour gerade zum dritten Mal verschoben, dass die Songs von „Sign Of The Times“ wohl erst im Herbst 2022 Premiere feiern. Zum Glück hat AXEL RUDI PELL treue Anhänger, die auf ihn warten und denen er im letzten Jahr mit „Diamonds Unlocked“ eine weitere Coverscheibe präsentierte. Da schließt sich „Lost „XXIII“ nahtlos an.
Wobei bei der Titelzusammenstellung so etwas wie Neuland betreten wurde, denn erstmals hat das eröffnende Instrumental Bezug zum Albumtitel und setzt sich im abschließenden Titeltrack fort. In dem werden auch einige Themen des Intros übernommen und weiter gesponnen. Das gilt sowohl für das Leadthema als auch für die Keyboardfanfaren, die entfernt an „The Gates Of The Seven Seals“ erinnern, nur etwas zurückhaltender.
Der Track selbst ist einer der typischen epischen Stampfer mit schwer pumpendem Bass, von denen es aber nur den einen auf der Scheibe zu bestaunen gibt. Die Nähe zu RAINBOW war ja schon immer da, hier ist mir der Refrain aber zu nahe an „Ariel“ vom 95er Comeback. Dafür weiß ein breites Riff den Vorwurf der Abkupferei zu entkräften und öffnet dem Song die Weiten, damit sich die Melodien entfalten können.
Auffällig ist da schon der etwas rauere Gitarrensound, der „Lost XXIII“ gut tut, nachdem dieser zuletzt wieder recht schwammig war. Dafür lässt das Schlagzeug wieder ein wenig an Druck vermissen und kann sich nicht entscheidend gegen die anderen Instrumente durchsetzen. Die Becken zischen aber streckenweise ordentlich und geben einen metallischen Anstrich, ganz im Gegensatz zur leicht modern düsteren Gangart des letzten Longplayers. Ganz im Gegenteil, denn hier geht AXEL RUDI PELL zu seinen Wurzeln in der NWOBHM zurück wie schon seit seinen ersten beiden Alben nicht mehr.
Das fängt beim eigentlichen Opener „Survive“ an, der wie alle Eröffnungstracks erst einmal auf die Tube drückt. Das rollende Grundriff trägt schon entsprechende Tendenzen in sich, aber nichts im Verhältnis zu „Follow The Beast“, bei dem es die volle Breitseite für den Hörer setzt. So kantig, direkt nach vorne und aggressiv riffte der Blonde nur selten in seiner Karriere. Da hat es auch Johnny Gioeli schwer hinterher zu kommen, für seine Verhältnisse packt er fast schon Screams aus, weil er keine Zeit hat genügend Volumen für jeden Ton in seine Lungen zu pumpen.
Noch mehr am klassischen Metal ist das Instrumental „The Rise Of Ankhoor“ geschult. Bei den flotten Leads lassen sich klare Parallelen zu IRON MAIDEN ziehen, der Pellator weiß die aber gut in sein Spiel zu integrieren. Als Partner für die Duelle bietet sich hier nur Keyboarder Ferdy Doernberg an, der auf dem Rest des Albums weniger präsent ist als zuletzt und meist auf Orgeltöne setzt. „Down On The Streets“ läuft auch ungefähr in die Richtung, versucht sich aber mit Biker Rock an einer Disziplin, die ebenfalls schon länger nicht mehr auf der Speisekarte stand.
Am stärksten trumpft der Mann aber immer noch im traditionellen Heavy Rock auf. Mit „No Compromise“ gelingt sogar wieder ein Hit, der bei den kommenden Konzerten zu den Höhepunkten zählen dürfte. Typischer Groove schwingt ein, die Drums hauen kräftig dazwischen und akzentuieren diesen, die Strophe gleitet auf Synthschwaden dahin bevor die sechs Saiten wieder Alarm machen. Im Chorus setzen wieder die Drums punktgenau die Akzente.
Bei den Balladen vermisst man den eingängigen Faktor, dafür wird ein wenig ausprobiert. „Gone With The Wind“ beginnt rein akustisch, die feinen Leads setzen erst nach dem wuchtigen Refrain ein. „Fly With Me“ arbeitet mehr mit denen, wobei die Führung in den Strophen dem Piano vorbehalten ist. Die soften Momente bringen etwas mehr Gegensätze herein, als es auf „Sign Of The Times“ der Fall war und machen „Lost XXIII“ einen Tick stärker.
7,5 / 10