THUNDER - Dopamine

05 thunder

VÖ: 29.04.2022
(BMG)

Genre: Blues Hard Rock

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THUNDER

Es gab viele Strategien, wie man mit der weltweiten Pandemie umgehen kann, die britischen Hard Rocker wählten eine der cleversten. Da sie im Ausland nicht touren konnten, aber i der Heimat im Studio weilen, haben sie einfach ein Jahr nach ihrem letzten Longplayer „All The Right Noises“ einen weiteren nachgeschoben. „Dopamine“ handelt von der Suche nach dem bisschen Glück, das den Alltag von vielen bestimmt. Das Thema gibt so viel her, dass THUNDER gleich zwei Scheiben daraus gemacht haben.

Sie sind schon ein Phänomen, im Gegensatz zu vielen Acts ihrer Zeit haben sie sich bis heute gehalten, auch wenn zwischenzeitlich immer mal wieder Schicht war. In meinem letzten Interview mit Danny Bowes beruhigte dieser mich, dass sie nun gedenken bis zum Ende weiter zu rocken. Dabei rocken die Herren heute eher altersgemäß, was sicher ein Grund ist, dass sie ihre Band rüber retten konnten. Da wird nicht mehr versucht die Jugend beizubehalten, sondern wunderbar erwachsen und feinfühlig musiziert.
Statt knalliger Arrangements steht heute intelligentes Songwriting und mehr Mut im Vordergrund. Bewiesen werden muss niemanden mehr was und die Fans wissen, dass die Truppe Qualität liefert, was sie vor allem seit der letzten Reunion noch besser bringen. Trends spielen da keine Rolle mehr, es geht nur noch um den Spaß und auch bei den eigenen Leisten gibt es viele verschieden Sohlen, mit denen man Abdrücke hinterlässt.

Auf dem letzten Album hatten viele Songs längere Outros, die überein wenig Jam-Charakter verfügten, jene findet der Hörer auch heuer. „Big Pink Supermoon“ hat den Keyboardanteil erhöht, neben der Orgel gibt es feines Piano in Harmonie. Die bluesigen Licks lassen die Nummer fast ins jazzige Abdriften, das Saxophon von Gast Andrew Griffiths verstärkt den Eindruck zusätzlich. Am Ende scheinen dann sogar TOTO in besagter Coda durch.
Den Blues hatten sie schon immer, zeigen ihn nur seit ein paar Jahren mehr. Dabei ist das Bass-Motiv im abschließenden „No Smoke Without Fire“ gar nicht so typisch, tänzelt mehr auf dem Parkett des E-Pianos. Wenn es rockig anzieht im Chorus, sorgen die Backgroundchöre für mehr Druck, wie sie auch im beschwingtem „I Don´t Believe The World“ floydsche Höhen erklimmen. Dann entlässt uns Luke Morley mit seinem Spiel aus dem starken Album.

Natürlich kann „Dopamine“ auch ordentlich rocken, das eröffnende Riff fällt annähernd hektisch aus für ihre Verhältnisse, aber sie tun was ihnen beleibt und reichern damit die Abwechslung an. Solange sie die Melodien nicht vergessen wie in „The Western Sky“, die gibt es nicht nur im Refrain, sondern sogar im Solo. Was auch für „Even If It Takes A Lifetime“ gilt, dessen akustische Gitarren in die Sümpfe entführen, während im Chorus das Piano einen schönen Kontrast bietet.
Vollkommen geradlinig geht da kaum etwas vorwärts, der Riff Rock von „Dancing In The Sunshine“ ist aufreizend lässig, stattdessen versuchen sich Morley und Matthews in Twin Leads. Interesante Rhythmusvariationen bietet das ähnlich gelagerte „Black“. Wenn es dann mal amtlich treibt wie bei „Across The Nation“ wird die Slidegitarre ausgepackt, und in „All The Way“ mal wieder dezente LED ZEPPELIN-Attitüde.

Ungewöhnlich sind auch die ruhigen Tracks, dass die Band Powerballaden kann haben sie bewiesen, aber „Love Walks In“ gibt es eben schon. „Unraveling“ glänzt mit sehr zurückhaltendem Akustikansatz, nur wenig Rhythmusbegleitung und geschickt platzierte souligen Chören und bluesigem Solo. Komplett entschlackt wurde „Is Aynbody Out There?“, wo nur Danny Bowes und das Klavier zu hören sind. Folkige Zitate sind ebenso auszumachen, „Just A Grifter“ treibt es mit Akkordeon auf die Spitze und streift sogar als Chanson durch die Straßen von Paris.

Wie eingangs erwähnt müssen die Fünf keine Hits mehr liefern und konzentrieren sich auf die Langzeitwirkung. Das gibt ihnen die Freiheit alles sehr direkt zu arrangieren, das unverfälschte Klangbild sorgt für eine ungeheure Dynamik, welche die Emotionen noch besser transportiert. Jedes Detail ist klar zu vernehmen, moderne Kompression ist auf „Dopamine“ ein Fremdwort, was bei Romantikern wie mir jene Glückshormone ausschüttet. Mike Fraser hat mal wieder ganze Arbeit geleistet und ein vielschichtiges Werk veredelt.

8 / 10

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