RPWL - Crime Scene

03 rpwl

VÖ: 17.03.2023
(Gentle Art Of Music)

Genre: Art Rock

Homepage:
RPWL

Ein paar Jahre gingen seit der letzten Studioplatte der Art Rocker ins Land, sicher auch Corona geschuldet. Dabei waren die Freisinger nicht untätig, immerhin spielten sie eines der besseren Streamingkonzerte, das unter dem Titel "God Has Failed Live & Personal“ als DVD veröffentlicht wurde. Nebenher brachte Gitarrist Kalle Wallner mit seinem Projekt BLIND EGO neues Material unters Volk und veröffentlichte mit „Voices“ seine erste Soloscheibe. Dazu kommt noch die Labelarbeit, auch für die Kumpels von SUBSIGNAL, die im Studio sind. RPWL sind da ein wenig weiter und haben mit „Crime Scene“ einen neuen Longplayer am Start.

Wie zuletzt ist auch dies kein reines Konzeptalbum, stellt aber alle Texte unter ein übergeordnetes Thema. Wieder geht es um Menschen, um ihre Psyche, nur nimmt man sich auf dem Werk die Abgründe vor. Abgründe, die eigentlich in einem sehr heiteren Thema, der Liebe fußen, aber in vielen Beziehungen umschwenken ins Gegenteil. Ins Böse, ins Beherrschende, ins Kriminelle, die Vier sind musikalisch auf der Spur dieser Tatorte. Fast so geschickt wie die kriminelle Energie ihrer Protagonisten lenken sie den Hörer zum Auftakt in falsche Bahnen.
Die fast symphonischen Leads, welche „Victim Of Desire“ einleiten erinnern an den vollen, aber polierten Sound des Vorläufers, bei dem die Gefahr der Beliebigkeit wie ein Damoklesschwert über der Band hing. Mit Einsetzen des Gesangs werden aber mehr Dissonanzen offenbar, die ihnen abhandengekommen schienen. Die psychedelischen Riffs, die vom knackigen Bass des neuen Mannes Markus Grützner begleitet werden gehen tief zurück in die Anfangstage des Genres.

Zu jener Zeit setzen auch die des Schlusspunktes „Another Life Beyond Control“ an, die eindeutig von Hendrix inspiriert sind. Auch beim stark verzerrten Solo meint man dessen Handschrift zu hören. Dem stehen die ganzen ruhigen Auflösungen gegenüber, die das Tempo stark variieren, wie man es bislang kaum von RPWL kannte. Im weiteren Verlauf sowohl der beiden Songs wie auch den anderen stehen die akustischen Gitarren im Vordergrund, im Opener pickt Kalle Wallner auch mal clean wie es MARILLION vorgemacht haben. Innerhalb der acht Minuten sorgen weiter Schwenke für weiteres Longtrackfeeling, bevor sich der symphonische Ansatz zum Ende hin wieder steigert.

Beleg nicht nur für die kontrastreichere Herangehensweise, sondern auch ein reduzierteres Klanggewand ist das folgende „Red Rose“, bei dem die Stromlose die Szenerie diktiert. Gelegentliche Leadeinschübe legen die PINK FLOYD-Wurzeln in ihrem Schaffen nur noch mehr offen. Unspektakulär auf den ersten Blick, aber warm und einnehmend. Da schließt sich „A Cold Spring Day in ´22“ direkt an, noch mehr Kleinod. Als interessant erweist sich die Tom-Arbeit in der Bridge und der perlende Refrain.
Marc Turiaux prägt auch den folgenden Track „Life In A Cage“ welcher die ganze klaustrophobische Atmosphäre des Themas spürbar macht. Die Keyschwaden hängen gespenstisch im Hintergrund, die Drums pochen bedrohlich, orientieren sich soundtechnisch ein wenig an GENESIS der frühen Achtziger. Die Tasten atmen im Refrain ebenso diese bedrückende Schwere, auch wenn sie zu schweben scheinen. Ein paar noisige Ausflüge vom Wallner und Grützner verstärken die düstere Stimmung noch weiter.

Jener Viersaiter prägt auch das längste Stück „King Of The World“, breitet den Untergrund für Synthesizer – und Gitarrenspielerein aus. In den gesungenen Passagen nehmen sich die Instrumente erneut zurück und lassen den Melodien mehr Raum zur Entfaltung, bringen sich aber an den richtigen Stellen ein, um überzuleiten. Die Auftaktsequenz kehrt mehrmals zurück, doch in den Solopassagen geht das Fordernde in wunderschöne Passagen über, die einen minutenlang dahinschmelzen lassen. RPWL tun auf „Crime Scene“ gut daran wieder mehr zu wagen, zu variieren und nicht alles zuzustopfen, damit die einzelnen Elemente ihre Wirkung entfalten können.

8 / 10

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