DINNER AUF URANOS - 50 Sommer - 50 Winter

VÖ: 14.05.2010
(Grau Records / Soulfood)
Myspace:
www.myspace.com/dinneraufuranos
Uranos ist der einzige Planet mit einer um 90° gekrümmten Achse, er kreist nicht, sondern rollt. So steht es im Presseinfo und macht im Prinzip etwas schlauer, erklärt aber noch nicht, wer hinter diesem ominösen Bandnamen agiert. DINNER AUF URANOS sind die Nachfolgeband der deutschen Black Metal Avantgardisten NOCTE OBDUCTA, welche sich 2006 nach knapp zehnjährigem Bestehen aufgelöst hatten. Interne Probleme und die allgemeine Ignoranz der puristischen Schwarzmetal Szene waren die Gründe für unter anderem Marcel Breuer und Matthias Rodig, das Handtuch zu werfen und damit das Ende einer der interessantesten Düsterkapellen Deutschlands zu besiegeln. Mit 50 Sommer - 50 Winter melden sich die zwei Herren nun, verstärkt durch Basser Heidig und Gitarrist Stefan, zurück und knüpfen an NOCTE OBDUCTA`s letzten Werk, Sequenzen Einer Wanderung, an. Allerdings entwickelten die Jungs ihr musikalisches Spektrum erneut um mehrere Ausdrucksweisen und so klingt das Debüt nun mehr denn je nach eigenständiger Rockmusik und lassen den Schwarzmetall, bis auf vereinzelte klirrende Gitarren Parts, ganz außen vor. Das wird der Black Metal Polizei noch weniger schmecken, der Band dürfte das aber nun wirklich scheißegal sein und jedem, der ein offenes Ohr und sich für OPETH artige Melodien (ohne Death Metal) und DORNENREICH in Singer Songriter Manier begeistern kann, ebenfalls. Durchgehend deutschsprachig, mit melancholisch-poetischer und niemals platter Lyrik gesegnet, eröffnen DINNER AUF URANOS dem Hörer postrockige Klanglandschaften, die durch einige psychedelische Spielereien sehr atmosphärisch geraten sind und nur stellenweise um dezente Elektronik und harte Gitarren erweitert wurden. Melancholie ist allgegenwärtig aber auf eine romantische Art und Weise, die eine herbstliche Stimmung erzeugt. Der Opener "6786" bietet eher ruhige Instrumentierung, wirkt auf mich wie entspannter Postrock. "Zwischen Dem Salz Und Montpellier" gerät nicht ganz so wirksam, ist sehr schwermütig und durch einen langsamen wogenden Rhythmus und Gitarren bestimmt, jeweils gemäßigte OPETH und DORNENREICH kommen hier durch. Das kurze "Texas Della Morte" ist der interessanteste Track, verbreitet herrlich staubiges "Western" Flair inklusive eines düsteren Friedhof Textes. Das Herzstück des Albums ist der 22 minütige Monolith "Töte Das Jahr Für Mich", welcher von den beiden psychedelischen Songs "Frost 1" und "Frost 2" eingerahmt wird. Ultimativ atmosphärisch, versinkt der Hörer in einen bedächtig schleppenden Song, der von romantischen OPETH Melodien strotzt, einen langen und verschwimmenden Instrumentalpart beinhaltet und wechselnd mal harte, beinahe klirrende Gitarren, als auch beruhigende Fragmente besitzt.
Man kann die Band für ihre Eigenständigkeit nur beglückwünschen und hoffen, dass sie trotz der Engstirnigkeit einer Szene, mit der sie spätestens jetzt rein gar nichts mehr zu tun hat, nicht mehr einknickt. Qualitativ ist da noch Luft nach oben vorhanden, frei von gängigen musikalischen Konvektionen sind DINNER AUF URANOS aber schon jetzt.