HEAVY LOAD - Riders Of The Ancient Storm


VÖ: 06.10.2023
(No Remorse Records)

Style: Epic Viking Metal

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HEAVY LOAD

Auf dieses Album durfte die klassische Metalszene insbesondere Underground-Schwedenstahlfans lange warten. 40 Jahre das sind = 4 Dekaden, hat's gedauert, bis HEAVY LOAD sich entschlossen ihr kaum noch jemals für möglich gehaltenes Comeback abzuliefern. Auftritte bei europäischen Underground-Festivals wie KEEP IT TRUE, UP THE HAMMERS und SWEDENROCK nährten danach den stark aufkeimenden Verdacht, HEAVY LOAD würden es nocheinmal wissen wollen! Den Silberling im Player, ist das rezessierende Individuum zunächst mal perplex: Das hier ist zu 100% HEAVY LOAD wie ich die Band als Fan mag und wertschätze! Hymnenhaft episch, elegant und leidenschaftich bis ins Blut. Sicher wird 'Riders Of The Ancient Storm' Gemüter spalten, und nicht jeder muss diesen Tonträger mögen. Alle acht Kompositionen sind genau im Detail durcharrangiert.

HEAVY LOAD gelten (BATHORY einmal gänzlich ausgenommen, die das Genre mehr im extremeren Metal Sektor prägten) als die Pioniere des klassischen Viking Metal, - traditioneller 80er Heavy Metal kombiniert mit der Basis von 70er Hard Rock Wurzeln einschließlich Wikinger-Thematik beinhaltenden Textlyrics der sich als wertvolle Inspirationsquelle für diesen Release entpuppte. Dies spiegelt sich ebenso anhand aller bisherigen HEAVY LOAD-Albumcoverartworks wieder. Treibende Kraft dahinter sind die HEAVY LOAD bereits 1976 gründenden Wahlquist-Brüder Ragne (Gitarre, Keyboard, Gesang) und Styrbjörn (Drums und Gesang). Auch Bassist Torbjörn Ragnesjö gehörte zum Band-Line Up der legendären HEAVY LOAD-Frühphase von 1979 - 1984, wie der ebenfalls legendäre von 1978 - 1985 den Sängerposten bei HEAVY LOAD einnehmende Eddy Malm.  Letzt genannter trat 2016 auf dem UP THE HAMMERS FESTIVAL und MUSCELROCK, und im Folgejahr beim 1. RIDDLE OF STEEL am 9.12.2017 in der bewährten Marburger Szenelocation Knubbel, als Special Gastsänger bei der HEAVY LOAD-Tribute-Band HEATHENS FROM THE NORTH auf. Er ist weiterhin mit der unter seinem Namen geführten EDDY MALM BAND aktiv.  Mit dem von den heute aufgelösten JACKAL'S WRATH sowie Ex-PAINKILLER/Ex-STEELWING-Gitarrist Niclas Sunnerberg aka 'Nic Savage' wurde ein sich prächtig zu Bandleader Ragne Wahlquist ergänzend hervorragend ins Bandgefüge passender zweiter Gitarrist gefunden, der den Hauptgesang ebenfalls um weitere Stimmnuancen bereichernd unterstützt, was den Vielseitigkeitsfaktor zusätzlich unterstreicht. Das wird an 'Riders Of The Ancient Storm' erkennbar.

Ragne's Gesang hat nichts an Ausdruckskraft, warmer Stimmfärbung, Kauzigkeit und Charisma eingebüßt. Produziert im warmen Soundraster kommt auch das Keyboard als dezent für epischen Bombast wirkungsvoll eingesetztes Effektgerät zur Geltung. Fußend auf der Kernessenz von klassischem 70er Hard Rock, dessen Spirit bei HEAVY LOAD jederzeit spürbar vorhanden ist enstand schließlich dieses von der treuen Undergroundfangemeinde heiß ersehnte Album. In den Thunderload-Studios der Wahlquist-Brüder entwickelte sich gar ein für Doombands als Brücke durchgehender Sound, mit dem u. a. CANDLEMASS ihre Klassiker 'Epicus Doomicus Metallicus' und 'Nightfall' veredelten, auch klassische Heavy Metalacts wie YNGWIE MALMSTEEN und HAMMERFALL profitierten davon. Genug mit der Vorgeschichte - jetzt geht's ans Eingemachte, nämlich die Musik:

Weckt schon „Ride The Night“ als Eingangsfegerhymne mit griffigen Leadsoli gewaltig Lust auf mehr, zeigen HEAVY LOAD auch andere weniger bekanntere im Vergangenheitsfundus der kassischen 80er -Meisterepen 'Death Or Glory' und 'Stronger Than Evil“ ebenfalls zum Tragen gekommene Seiten. „We Rock The World“ hält, was der Titel verspricht, im schleppenden Blues geht es an die Sache, bis der Gesang einsetzt, irgendwie fühlt sich meinereiner bei der Nummer beim Gesangsstil von HEAVY LOAD- Gitarrist Ragne Wahlquist, der zeitweise auch das Keyboard bedient) an LED ZEPPELIN einschließlich extremer ROBERT PLANT meets LIZZY BORDEN-Hochton-Stimmbandfacetten erinnert, danach stürmen Walhallas Kriegerhorden - mit dem heroischen Stampfer „Wallhalla's Warriors“ begleitet von epischen Keyboards mit eingängigen Grooves und verspielter Melodieführung bestückt, die Welt. - Eine Traumhymne zu der sich inbrünstig den eingängigen Refrain mitsingendes Keep it True/Up The Hammers/ Muskelrock-Fanklientel freudestrahlend in den Armen liegen wird.

Bei „Angel Dark“ röhrt die Gitarre unwiderstehlich 80er like, obgleich es natürlich zahlreiche Digitalfetischisten gibt, - Zeitgenossen, die bei Alben wie diesem ganz schnell das Buch zuklappen, gar von altbacken sprechen – jener Sound, so herrlich antiquiert als würde man einen wertvolles Buch mit seltenem Originalhardcover-Einband oder ein Bild mit unbezahlbar teurem Rahmen aus einem Antiquariat kaufen – Utensilien, die ein Kunstwerk schmücken, wie ihn Oldschooler von meinem Kaliber schlichtweg lieben! Die besondere Atmosphäre, der klassisch antiquierte Gitarrenstil, ein Schlagzeug, das nach Schlagzeug klingt, heroischer Gesang (teils auch von Styrbjörn Wahlquist der seinen Bruder phasenweise gesanglich unterstützt) und mannschaftsdienliche Bassakkorde umrahmt von epischem Pathos geben dieser klassischen HEAVY LOAD-Hymne völlig eigenen Wiederkennungswert.In „Slave No More“ präsentieren die Herren eine auf stattliche 8:24 Minuten gedehnte Dramaturgiearie deren Inhalt durchweg an einen umfangreichen Songerguss im LIZZY BORDEN-Stil erinnert, sich zunächst schleppend langsam, danach zunehmend öffnend, Schrittweise intensiver werdend, ins Gehör dringt. Nach soviel schleppender Gediegenheit setzt der flotte von galoppierenden Grooves vorwärts getriebene Heroichymnensmasher „Raven Is Calling“ wie der Schrei des schwarzgeflügelten Götterboten auf griffige Powerriffdynamik zu dem der heroische Kauzgesang hervorragend passt. „Sail Away“ baut geschickt Spannungsbögen einschließlich gefühlvoller Momente auf, deren Handschrift klassisches HEAVY LOAD-Faible tragen. Das in gediegener Epik aufblühend sich im weiteren Verlauf zur gedehnten 8:24 Minuten Dramaturgie-Orgie entwickelnde „Slave No More“ ist zunächst reichlich gewöhnungsbedürftig, entwickelt jedoch bei zunehmendem Hörgenuss intensiv fesselnde Wirkung. „Butterfly Whispering“ beschreitet zum Schluß über sieben Minuten zeitlos akustisch dunkel emotional gefärbte Mystic-Folk-Pfade. Das gesamte Album fühlt sich komplett am Stück wie eine Zeitreise beginnend bei den End70er-Wurzeln endend bei den Auswüchsen der Gegenwart im Jahr 2023 an.

Individueller, elegant majestätischer, heroischer und einzigartiger wie HEAVY LOAD es dieser Tage liefern, lässt sich ein solches Album nicht einspielen! Mein Anwärter auf das Heavy Metal-Album des Jahres auch wenn es Motzkis und Rumnörglern missfällt - wie kann der bloß eine solch hohe Wertung dafür geben? Ja, der kann, - und wie! Als weder Digitalsoundfetischist noch künstlich moderner Metalklänge anhängender Rezensent seit ich Heavy Metal lieben lernte auf unverfälscht ehrlich waschechten im klassischen Sinne regelrecht angestaubten Heavy Metal, der je mehr die Schicht herabfällt, in all seinen Facetten aufblitzt stehendes Individuum gelange ich bei dieser mit einem tollen Fantasiecoverartwork veredelden Scheibe zu der Feststellung: Das Schwedenstahl Ur-Mutterschiff hat eindrucksvoll gezeigt, wie's geht!

Fazit: HEAVY LOAD melden sich nach 4 Dekaden würdevoll im antiquarischen Soundraster zurück, hinterlassen ihr geballtes Statement, dass einem gewaltigen Vulkanausbruch zur Ehre gereicht. Kraftstotzend Hymnisch, zeitlos, majestätisch ergreifend heroisch - Scandinavian Epic Viking-Metal as it's best! - W e l l c o m e   b a c k!!! 10/10
Michael (Odin's Raven) Toscher