REACH - Prophecy
VÖ: 29.03.2024
(ICEA/Rough Trade)
Genre: Alternative Rock
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REACH
Seit mehr als zehn Jahren sind die Schweden schon zusammen, die Triobesetzung kristallisierte sich erst später nach dem Debüt heraus. Mittlerweile haben sie drei Scheiben auf dem Konto, die letzte „The Promise Of A Life“ erschien vor drei Jahren. Seinerzeit waren REACH damit auf Tour mit H.E.A.T und TEMPLE BALLS auf Tour, wobei sie da wie ein Fremdkörper im Hair Metal-Sandwich wirkten. Das lag eher daran, dass ihr Manager mit Erik Grönwall der frühere Sänger der Headliner ist. Musikalisch konnte ihre Variante des alternativen Rock jedoch überzeugen, und Frontmann Ludvig Törner gab eine gute Figur ab. Nun steht der nächste Schlag mit „Prophecy“ in den Läden.
Vom eröffnenden Titeltrack darf man sich nicht täuschen lassen, der kommt trotz oder gerade wegen der Streicherbegleitung recht ruppig rüber. Die Geigen schneiden ins kantige Hauptriff rein, die Strophe ist eher zäh, der Refrain ebenso wenig zugänglich, wobei es sich hier um einen der längsten Tracks handelt, in dessen vier Minuten sehr viel passiert. Der Kontrast von Bombast und der eher angezogenen Härteschraube findet sich danach nur noch im Quasischlusspunkt „Grande Finale“ wieder, der mit den selben Parametern spielt, nur ein bisschen besser im Ohr kleben bliebt ob des flüssigen Refrains.
Von der Sorte finden sich ab dem zweiten Titel „Little Dreams“ einige, das Piano swingt herrlich psychedelisch, fast in Sixties-Manier. Doch die wirklich große Kunst sind eben die Melodien und Arrangements, mit denen die Truppe zu begeistern weiß, nicht nur in der hochgelobten Radiosingle „Mama Mama“. Vom Fluss her ist das von dem Genre, das ihr Manager vertritt nicht so weit weg, allerdings noch verspielter. Wunderbar bringt „Who Knows“ beide Welten zusammen, das auch mit Psychedelic flirtet, dessen Chorus aber fein losbrettert. Was überrascht ist, wie REACH eine klare Linie fahren, ihren eigenen Sound etabliert haben, dennoch so unglaublich variabel sind.
„A Beautiful Lie“ serviert Theatralik zu Stonerriffs und einem mit viel Falsett dargebotenen Refrain. Noch theatralischer kommt „Save The World“ daher, welches die Musical-Vibes der frühen QUEEN herauf beschwört. Wer nach Verweisen auf die Achtziger sucht, wird bei „A Million Lives“ fündig, das dezente Elektronika verwendet und sich nach einer sanften Bridge unendlich weit öffnet. Ganz großes Kino auch, wie Funkmittels flirrender Gitarren in „Psycho Violence“ einfließt. Und ganz am Ende setzt „Eviga Natt“ akustisch in Landessprache einen ganz extremen Kontrast. „Prophecy“ hat zwar lyrisch seine dunklen Momente, die bemerkt man bei der Euphorie nicht, so geht zeitgemäßer Rock heute.
8 / 10