JOANNE SHAW TAYLOR - Heavy Soul
VÖ: 07.06.2024
(KTBA/Mascot)
Genre: Blues/Soul
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JOANNE SHAW TAYLOR
Ein wenig gab es nach der Pandemie einen Bruch in der Karriere der Britin, die sich seitdem auch sehr auf den amerikanischen Markt konzentriert. So ist es kaum verwunderlich, dass sie in der Zeit ein Livealbum heraus bringen konnte, aber “Blues From The Heart Live” wurde so als DVD zu “The Blues Album” aufgenommen. Anschliessend wurde “Nobody´s Fool” eingespielt, an dem sich die Geister schieden. Sehr kommerziell, der Gesang stark im Fokus, der Sound glatt und ihr Gitarrenspiel kaum vernehmbar. Leistet JOANNE SHAW TAYLOR nun mit “Heavy Soul” Wiedergutmachung?
Beim Titelsong kann man ja Hoffnung haben, gehört er zu den schwereren der Scheibe, zudem sind die Arrangements druckvoller. Lockere Akkordfolgen unterbaut sie mit feinen Leads, doch schon bei der arg im Hintergrund befindlichen Orgel macht sich die zuletzt eingeschlagene Marschrichtung bemerkbar. Rhythmisch passiert sehr wenig, meist gibt das Schlagzeug einen simplen Takt vor und bricht nur selten aus. Insofern passt der Titel dann doch auf das gesamte Werk, den im Prinzip ist das eine heaviere Form des Soul und hat mit Blues nur wenig am Hut.
Neben ihrem Gesang haben auch die Backgroundvokalistinnen viel Raum im Mix. Schon der Opener “Sweet ´Lil Lies” weist das klar auf, obwohl sie einige gute Licks einstreut und zum Ende hin soliert, dies jedoch in einer sehr offenen Stimmung. Ein wenig Americana gibt es ebenso bei ein paar Fills, ebenso im ruhigen “Good Goodbye”. Gerade in dem Titel sind Chöre und Gesang sehr dominant. Noch sanfter intoniert Taylor in “Someone Like You”, der einzig reinrassigen Ballade, die in der allgemeinen Gangart wenig aus dem Rahmen fällt, wenigstens mit schönem E-Piona glänzen kann.
Ein paar mal wird versucht ein bisschen auszuprobieren, aufgrund der Produktion können jene Ideen nicht gewinnbringend ihre Wirkung entfalten. “Wild Love” fällt spannender aus, im Refrain fordern die Backgroundstimmen mehr und der Synthesizer lässt aufhorchen. Slidegitarren verzieren “Black Magic”, die Akkorde kommen rauer und mit dem Barpiano kommt Schwung herein. Da weiss “All The Way From America” sich noch mehr vom Korsett zu lösen, die Akustische klingt erdiger, ein paar Mal scheint TOM PETTY durch und der Soul wird von melodischem Westcoast verdrängt.
Was JOANNE SHAW TAYLLOR auf ihren Alben bis “Reckless Heart” auszeichnete findet hier lediglich in Form von “Devil In Me” statt. Endlich rockt es, endlich rollen die Riffs, endlich darf die Orgel röhren und auch die zusätzlichen Damen singen schärfer wie man es von Produzent JOE BONAMASSA gewohnt ist. Der hat “Heavy Soul” voluminös, immer noch klar und dynamisch abgemischt. Handwerklich ist da gar nichts auszusetzen, dass kommt auch von der Dosierung alles auf den Punkt. Die Dame verortet sich damit stilistisch weiter irgendwo zwischen ANA POPOVIC und AYNSLEY LISTER, ich hoffe ihre Karriere stagniert nicht genauso wie deren.
6,5 / 10