LEPROUS - Melodies Of Atonement

09 leprous

VÖ: 30.08.2024
(Inside Out/Sony)

Genre: Progressive/Art Rock

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LEPROUS

Normalerweise sind Progbands nicht so sehr auf Livekonzerte fixiert, weswegen die während Corona ausgefallenen Konzerte weniger störten. Hingegen blieb das letzte Album der Norweger etwas hängen, weil es nicht live auf die Bühne gebracht wurde, denn der Fünfer ist ein ausgemachter Bühnenact. Mittlerweile haben sie auch dort wieder Schwung aufnehmen können, welchen sie in den Nachfolger von „Aphelion“ investiert haben. Etwas wieder gutmachen müssen sie sicher nicht,, sie selbst waren in der schlechtesten Position, dennoch sagt ein Titel wie „Melodies Of Atonement“ viel aus.

Tatsächlich scheint sich die kürzlich erfolgte Livepräsenz auf das Songwriting ausgewirkt zu haben, denn nach zuletzt sehr ruhigen Tönen schlagen sie die Saiten wieder härter an. Dazu gestalten sie die Songs kompakter, speziell im ersten Teil des Albums, was man als Resultat von mitgenommener Bühnenenergie werten kann. Dennoch finden sich so viele Schichten, dass man sich tatsächlich fragt, wie LEPROUS die alle in die Spielzeit packen. Zu Beginn von „Silently Walking Alone“ machen wir Bekannstschaft mit ein paar elektronischen Beats und fast waviger Atmosphäre, bis die Gitarren den Refrain aufbrausen lässt.

Sänger und Keyboarder in Personalunion Einar Solberg bestimmt das quasi Titellied „Atonement“ ebenso mit seinen Synthesizern. Mag die Stimmung in der Strophe noch gespenstisch sein, so mischt er im Refrain gekonnt die Elektronik mit dezenten Orchestrierungen. Was schwer fällt ist das Gehörte irgendwie einer Referenz zu zuzuordnen, zu sehr entzieht sich die Formation allen Kategorisierungen. Sicher sind alle progressiven Trademarks wie Polyrhythmik, ungewöhnliche Instrumentierung, Innovation und Emotionalität vorhanden, aber eben auf ganz eigene Art und Weise.

Gerade bei letzter Ingredienzie macht sich die hohe eindringliche Stimme des Frontmannes bemerkbar, der wunderbar Gefühle zu transportieren weiß. Variabel eingesetzt reicht die Range vom Flüstern über hymnische Melodien bis zu ekstatischen Schreien. Ein Baustein für die eigene Ungewöhnlichkeit, doch damit endet die Differenzierung noch lange nicht, dazu fällt auch das Songwriting zu eigenständig aus. Egal welch Elemente sie einbauen, ob mehr akustische Gitarren oder als Gegenpol elektronische Spielereien, ihre Grundessenz bleibt stets indentifizierbar.

In der Tat lebt „Melodies Of Atonement“ von den Gegensätzen, wobei Ideen wie ein bluesiges Solo in „Faceless“ die emotionale Seite unterstreichen, die unter den klaren Strukturen immer etwas zurück stand. Bei der gleichen Nummer setzt man wie auch in „Self-Satiesfied Lullaby“ am Ende noch sakrale Chöre ein, überhaupt ist die Scheibe ein Füllhorn an Einfällen, die sich erst nach mehrmaligem Hören alle offenbaren. Das liegt eben an der kompakten Straffung der Kompositionen, große Kunst sie nicht zu fasern zu lassen.
Interessanterweise könnte man den Dreher in eine A – und B-Seite einteilen, im zweiten Abschnitt werden die Stücke länger, kommen aber auch nie weit über sechs Minuten hinaus. Ganz besonders sticht da „Limbo“ heraus, der mit einer fast jazzigen Atmosphäre der rhythmischen Herangehensweise eine weitere Note hinzufügt. Eine großartige Band, die es vermag die Dynamik von „Starlight“ immer weiter zu steigern und die flirrende Stimmung auch in Balladeskes wie „Unfree My Soul“ zu übertragen.

8/10

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