VOLA - Friend Of A Phantom
VÖ: 01.11.2024
(Mascot Records)
Genre: Prog Metal/Djent
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VOLA
Im letzten Jahrzehnt gehören die Dänen sicher zu den Prog-Aufsteigern, die sich mit ihrer Mischung aus Djent und sehr melodischem Metal eine eigene Identität aufgebaut haben. Ihr letztes Album „Witness“ enterte die Charts in vielen Ländern und führte ihre Tournee erstmals über den großen Teich, wo man als Headliner und Support Erfolge feiern konnte. Drei Jahre später bringt man den Nachfolger an den Start, „Friend Of A Phantom“ wurde erneut von Frontmann Asger Mygind produziert, den Mix besorgte Jacob Hansen.
Auf einer der Rundreisen lernte man Anders Fridén von IN FLAMES kennen, der beim Opener „Cannibal“ mitmischt. Dabei hört man ihn gar nicht so, seine Grunts im Chorus erscheinen nur als Hintergrunduntermalung, stützen aber die Atmosphäre geschickt. Was auffällt sind die schweren Riffs, denen immer wieder Auflösungen folgen in Refrains, die wie in dem Fall sehr geschickt gelöst wurden.
Bestes Beispiel ist sicherlich mit „Bleed Out“ der längste Track der Platte, bei dem zu Beginn unterschwellige Elektronik den Ton eher gemächlich angibt. Über punktierte Licks steigert sich alles in einen dieser wunderbar weiten raumgreifenden Refrains, die nun zur Perfektion gereift sind. Die zweite Strophe ist noch intensiver, der Clou folgt aber nach dem noisigen Mittelpart, wenn sich derbe Breakdowns brillant harmonisch auslösen.
Selten hat man solche Übergänge gehört, wobei das progressive laut Mygind nicht von vielen komplizierten Teilen kommt, sondern den Details, die über einander geschichtet wurden. Hier geht man vom Härtegrad auch wieder zurück zu den beiden ersten Scheiben, die sehr spacigen Sounds, die teilweise wie durch Nebel herbei geweht kamen sind zurück gefahren worden. Mal sehen wie das bei den Hörern ankommt, oder verschreckte der kommerziellere Ansatz des Vorgängers eher potentielle Fans, hier werden die Extreme mehr ausgelotet.
Wo auf der einen Seite die harschen Riffs stehen geht man auf der anderen sanfter zu Werke als je zuvor. „Glass Mannequin“ schwebt ohne jegliche Rhythmusspuren dahin, der Mastermind liefert seine gefühlvollste Gesangsleistung ab, wirkt fast zerbrechlich wie die beschriebene Figur. „I Don´t Know How We Got Here“ tönt ähnlich reduzieret, aber Adam Janzi bringt mit fast jazzigen Drums neue Facetten hervor.
Am anderen Ende der Härteskala kann Mygind mit ebenso prägnanten Gitarren punkten, sowohl bei den Riffs als auch Leadfills von „Hollow Kid“. Seinen Gesang hat er hingegen verfremdet, was ihn fast wie ein weiteres Instrument wirken lässt, das gut harmoniert. Klar umrissen sind auch die Bassläufe von Nicolai Mogensen, die immer schön dick rein drücken, zum Ende hin setzt Martin Werner ebenfalls Akzente, wenn er Synthesizer und Piano herab perlen lässt.
Völlig anders verhält sich „Break My Lying Tongue“, der sicherlich furioseste Song von „Friend Of A Phantom“. Was einem da um die Ohren flirrt hat schon viel vom Techno der Neunziger, diese fiependen Synthies kennt man noch zu gut. Der federnde Bass kontrastiert das Ganze wieder etwas, wenn in der Strophe das Tempo heraus genommen wird. Das elektronische Highlight ist jedoch bei der Nummer das Synthsolo von Werner, wobei Soli den kompakten Kompositionen eher abgehen.
VOLA lehnen sich streckenweise weit aus dem Fenster, aber der zuletzt eingeschlagene Kurs war ausgereizt. Mit den Erfolgen im Rücken kann man diesen Mut beweisen, die Arrangements sind clever zwischen Lauern und Ausbruch gesetzt. Dazu kommt Material mit teils großen erhabenen Melodien, es müsste schon mit dem Teufel zugehen, sollte ein weiterer Karrieresprung nichts im gelingen.
8 / 10