VIPERWITCH - Road To Vengeance


VÖ: 31.10.2024
(Stormspell Records)

Style: Heavy Metal

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VIPERWITCH

VIPERWITCH kommen aus Denver Colorado, lassen allerdings mehr auf eine L.A.-Combo schließen. Bezogen auf den Stil lässt sich das Quartett irgendwo zwischen Glam Rock und traditioneller Heavy Metal-Kante verorten. Dass dieses Debüt ausgerechnet am 31.Oktober zu Halloween erscheint, gibt der Veröffentlichung noch eine besondere Note. Alle vier Bandmitglieder verbergen sich hinter Pseudonymen, die auf den ersten Blick ungemein spannend klingen: Jason „Zeus“ Pinero ist für die Bassparts verantswortlich, Jacob „Thunderor“ Coellen sorgt für den Schlagzeugbeat, William „Sleeze Machine“ Perkins“ unterstützt Frontfrau Lynx The Huntress Minor an der zweiten Gitarre.

Vorweg: Dieses Album geht weit über Toleranzgrenzen hinaus, überschreitet sie sogar bewusst mehr als erforderlich. Metallerschaft mit kurzer Zündschnur dürfte an dieser zeitweise irren Mixtour aus Hörspiel, Soundcollage, Discobeats (!) und 80er Jahre Metal kaum Gefallen finden, weshalb sich vor Konsumieren dieses 13-Titel enthaltenden Tonträgers dringendermaßen vorsichtshalber reinzuhören empfiehlt!

Eingeläutet von einem düsteren u. a. an Kultkapelle THOR erinnernden Spacig futuristischen Intro gibt’s danach Metalklänge mit ungewöhnlicher Einleitungs-Sequenz, den 80er Jahrem entlehntem Discobeat (!) VIPERWITCH sind in ihrem Sound ohnehin recht außergewöhnlich. In Sängerin/ Gitarristin Danica „Lynx, The Huntress“, Minor verfügt man über eine Frontfrau, deren hohes bis räudiges Organ zu allen sechs Stücken passt, denen im Regelfall Postapokalyptische Hörspiel und Sprechparts vorausgehen.

Das ganze hat schon fast etwas von Theatermässiger Inszenierung in Verbindung zu klassischem Heavy Metal, der Schule WASP, TWISTED SISTER, THOR und Parallelen zu SAVAGE MASTER, wenngleich weniger im Gesang, sondern vielmehr in punkto Inszenierung. Je länger das knapp 39 Minütige Album im Playerschacht rotiert, desto mehr Fragen wirft es bei allem Bemühen, Spannung reinzubringen, auf. Wirkich vom Sitz haut es nur bedingt. Irgendwie erinnert dieser heftig schrille Output an Inszenierungen aus He Man & The Masters of The Universe Zeichentrickfilmen die auf Düsterpathos getränkt futuristisch angehauchte Bombast-Kinoadaptionen vom Typ 'The Avengers', 'Aquaman', 'The Flash oder Suicide Squad treffen! Horror-Fantasy- Coverartwork ist selbstredend inbegriffen. Gesprochene Filmsequenzen im Schwert, Zauberei, Hexen undsoweiter Modus und Zwischenintros wie „The Ritual“ (Infinite Nocturn Rises) besitzen durchaus einen nicht von der Hand zu weisend um Spannung bemühten Hörspielcharakter. Wenn etwa die Hälfte des gesamten Songmaterials der 13 Stücke nur aus futuristischen Comic oder Action-Film Sequenzen inlusive seltsamer Töne besteht, geht irgendwie der Spielfluss verloren.

Die Straße der Rache ist gepflastert mit gefährlichen Personen und Begebenheiten, wie Sachsenkillern, Schlangenhexen, mordlüsternen oder shizophrenen Gestalten und vielem anderen zwischen Realität und Phantasie liegenden Gefahren irgendwo zwischen Grusel, Horror und Fantasy liegenden Abenteuergestalten gepflastert.

Was schon ein wenig stört ist die dünnhäutige Produktion, dem entsprechend hätte ruhig noch eine Schippe mehr draufgepackt werden können, ansonsten geht das Ding soweit ok. Neben schnellen Powerspeedreissern wie „Hellbound“ (kein WARLOCK-Cover!) oder „The Viperwitch“ und krachenden Groovern „(Bathory“, „The Hunt“ und einem packend groovenden „She Wolf Of The Wasteland“ erschwert mir diese zeitweise wirklich extrem abtörnende Nintendo-Atmosphäre kombiniert mit fürchterlichen Discobeatkaskaden das Bewerten, selbst zur Hälfte eingebrachte Leadsoli wirken bei soviel Flechtwerk wie ein schlechter Hohnwitz. Konzeptionell wirkt das Album kreativ doch phasenweise (noch) unausgegoren. Nur Mut, was nicht ist, kann beim nächsten Mal besser werden. Wenn VIPERWITCH sich mehr auf ihre Musik konzentrier(t)en und künftig die zu den Ohren herauskommenden Soundcollagen, Zwischenspiele und Hörspielanteile deutlich reduzieren, könnte das Nachfolgealbum durchaus besser einschlagen.

Der Grund, woran es scheitert, ist beinahe selbst erklärend: Viel zu viel übertrieben dick aufgetragene Horrorlastig dystopischer Fantasy-Hörspiel-Kleister prallt auf handwerklich adäquat gespielten Traditions-Metal im verwaschenen Soundraster. Inwiefern sich Hardliner/Traditionalisten unter den Heavy Metal-Fans dafür begeistern können, bleibt offen. Für das bemühen eines durchdachten Konzepts leg' ich noch einen halben Punkt drauf. - Zwiespältig.

Fazit: Ein Album das kräftig Erwartungen weckend, sich zur Hälfte bedauerlicher maßen als Schuß in den Ofen entpuppt. Schade. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen.Vielleicht nächstes Mal. 6,5/10