VOODOO CIRCLE - Hail To The King

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VÖ: 29.11.2024
(AFM Records)

Genre: Hard Rock

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VOODOO CIRCLE

Mit der Rückkehr von Drummer Markus Kullmann beim letzten Studioalbum schienen die Bandgeschicke wieder in Ordnung. Nun ist mit Bassist und Backgroundsänger Mat Sinner das einzige Mitglied neben Alex Beyrodt, der von Beginn an ununterbrochen dabei war, nicht mehr dabei. Wegen seines Gesundheitszustandes wurde er bei seinen Projekten oft von Alex Janssen ersetzt, der auch bei VOODOO CIRCLE übernimmt, doch nach dem Split bei PRIMAL FEAR muss man sich fragen, ob das der einzige Grund ist. Ungeachtet der Umstände war es nach fast fünf Jahren mit „Hail To The King“ wieder Zeit für eine neue Scheibe. In Zwischenzeit war der Mastermind trotz Pandemie viel beschäftigt und konnte sogar sein Soloalbum „Weekend Warrior“ fertig stellen.

Dennoch fehlte der Formation die Bühne, da gehört ihre Musik einfach hin, weswegen sich eine Tour an das Release anschließt. Auf „Locked & Loaded“ hat sich die Formation LED ZEPPELIN angenähert, und wieder etwas zum Siebziger-Spirit gefunden, den sie vor allem auf ihrem Meisterwerk „Broken Heart Syndrome“ pflegten. Ursprünglich als Jamband gegründet stand oft der Song im Mittelpunkt, und dieses Mal kommt man diesem Anspruch noch näher. Was natürlich heißt, dass auch die Helden der damaligen Zeit Pate standen, und der gute Alex das auch gar nicht leugnet.

Besser ins Thema als „Black Country“ könnte ein Titel nicht passen, erzählt er von jener Stahlkocher-Gegend im UK, in der die British Blues Invasion als auch der Heavy Metal ihren Ursprung fanden. Einst hob dort das Luftschiff ab, um von der einen in die andere Welt zu segeln, kein Wunder, dass die Legende in dem Stück allgegenwärtig ist. Weiter schwebt es in „Castles Made Of Glas“ hin zu den Gebirgspässen des westlichen Himalaya um sich dort die orientalischen Einflüsse abzuholen, die Page und Plant so gerne in ihren Kompositionen verbauten.

Was hier deutlich besser gelingt als auf dem Vorgänger ist der Spagat zwischen jener Atmosphäre und dem rockigen Drang. Perfekt gelingt das in „The Sound Of The Eagles“, wo sich das ruppig bretternde Riff genial mit de Synths paart, welche gewohnt von Corvin Bahn übernommen werden. Dessen Gastbeiträge werden ebenso homogener eingebunden als zuletzt, er vermag auch einige Akzente zu setzen.
Perfektionieren tut das Gebräu zwischen „Still Of The Night“-Ästhetik und Zeppelinscher Finesse „Stand Your Ground“. Noch beherzter packt die Gitarre zu, noch mächtiger röhrt die Orgel, noch sanfter weiß David Readman die Bridge zu intonieren, bevor im wuchtigen Refrain noch ein Kinderchor ran darf. Damit transportiert man den ganz klassischen Hard Rock in die heutige Zeit, was so lediglich die jüngsten EUROPE vermochten.

Doch nicht nur die beiden genannten Szenefürsten standen Pate, für ein paar Titel packte Beyrodt wieder den Stratocaster aus und orientierte sich am RAINBOW-lastigen Debüt. Dabei greift er auf zwei Kompositionen von deren früheren Keyboarder Tony Carey zurück. An einige kommerziellere eigene Stücke ist „All For One“ angelehnt, die Keyboardarbeit verortet die Nummer in die Spätphase als Carey schon nicht mehr dabei war.
Dahingegen könnte der bluesige „Billy´s Song“ mit seinen wunderschönen Leadharmonien genauso auf „Stormbringer“ stehen. Hier offenbart Readman fast soulige Züge, bevor es wieder eruptiv aus ihm heraus bricht. Überhaupt liefert der Frontmann auch „Hail To The King“ die vielleicht beste Gesangsleistung, croont wie einst „The Cov“ in besten Zeiten, um gleichwohl sein raues rockiges Timbre voll auszuspielen.

Letzteres kann er am besten in den „Bad Boys“-Zitaten, die gewohntermaßen durch die Platten von VOODOO CIRCLE schießen und diesmal auf den Namen „Let It Rock“ hören. Da brät der Les Paul-Sound richtig derbe, während der gute Alex für die epischeren Titel wohl wieder auf die doppelhalsige Axt zurückgegriffen hat. Und wenn man schon in der Nähe von John Sykes agiert, dann darf auch nicht mit den fiebrig glänzenden Soloattacken gespart werden. Selbst am Riff Rock wird sich mit „Sweet Little Sister“ gekonnt versucht, bei dem der Bass mächtig pumpt.

Eine wirklich starke Songsammlung bietet „Hail To The King“, da rauchten die Gitarren, da knallen die Breaks, da zischt das Schlagzeug, die blühen die Melodien, da wimmelt es von Einfällen, so wünscht man sich seinen Hard Rock. Wenn da nicht zwei kleine Makel wären, würde die Punktzahl noch höher ausfallen. Weniger ist manchmal mehr, und in dem dichten Werk gelingt es so gut wie alle Möglichkeiten auszuloten.
Ob nun aber alle zwölf Songs hätten Platz finden müssen sei dahin gestellt, denn ab und an wiederholt sich das ein oder andere. Zudem vermisst man die knackige dreieinhalbminuten-Nummer, auf 55 Minuten Gesamtdauer eingedampft wäre da noch mehr Durchschlagskraft. Der Hörer muss ohnehin drüber weg schauen, dass der Originalitätspreis woanders hingeht, aber in der Klasse schon lange nicht mehr geliefert bekommen hat.

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