BODYCOUNT - Merciless

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VÖ: 22.11.24
(Century Media/Sony)

Genre: Crossover

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BODYCOUNT

Nachdem die 2006er Reunion ziemlich daneben ging, laufen die Geschäfte der Crossover-Pioniere in den letzten zehn Jahren erstaunlich gut. Liveauftritte und Albumveröffentlichungen kommen in regelmäßigen Abständen, dazu ist das Line-Up gefestigt. Gerade in Sachen Studioscheiben hat Ice-T mit seinem Metalnebenprojekt mit seiner eigenen Rap-Karriere gleich gezogen. Beide kommen nun auf acht Alben, wobei das letzte Rapalbum schon fast zwanzig Jahre auf dem Buckel hat. Möglicherweise ist das nicht mehr der Lebensstil des Geläuterten, der heute in einer Cop-Serie spielt und einige Freunde durch Bandenkriege verlor. Auf „Merciless“ werfen BODYCOUNT einen unverstellten und pessimistischen Blick auf die Welt da draußen.

Schon im Intro „Interrogation“ machen Spoken Words-Passagen die Runde, ein Stilmittel dessen sich noch öfter bedient wird. Teilweise wirken die Einspielungen wie Filmszenen, kein Wunder ist der Mastermind auch in dem Metier eine Größe. Jene unterstreichen die sehr düstere Atmosphäre, die sich von den früheren Werken unterscheidet, ebenso wie einige Leadfills, die immer wieder zu finden sind. Im eröffnenden Intermezzo macht sich eine fiepende Gitarre breit, die ebenfalls öfter genutzt wird.
Jene noisigen Töne gehen direkt in den titelstiftende Opener über, der passend zur Thematik schwerfällig daher kommt, ein weiteres wiederkehrendes Stilmittel. Die sechs Saiten von Ernie C. und Juan Garcia mahlen ziemlich, die Sounds dazu lassen alles noch dringlicher wirken. In den Raps liegt eine gewisse Verzweiflung, in Interviews war der Sänger oft über den Zustand der Welt besorgt. Hier hält er den vielen negativen Umständen einen durchaus harten Spiegel vor und legt den Finger in die Wunde.

Ganz vorne dabei „World War“, bei dem die angesprochenen Leadgitarren am meisten Wirkung entfalten können. Dazu groovt der Bass wie in keinem anderen Tune der Scheibe, zu dem die anklagenden Raps eher Sprechgesang darstellen. Im Refrain bricht sich dann so richtig die Aggression Bahn, immer wieder durchschnitten von Gangshouts, die Blaupause für diese Formation. Ähnlich politisch wird Ice-T in „Fuck What You Heard“, wo so ziemlich jeder sein Fett weg bekommt. Zu dem schweren Riffs ziehen sich die noisigen Sounds den ganzen Titel durch. Musikalisch den Pendel in eine andere Richtung schwingen lassend, bedienend fällt auch „Drug Lords“ die Thematik.

Mit Gaststar Max Cavalera trägt die Nummer durchaus dessen Handschrift, nicht nur wegen der Stimme. Generell fällt „Merciless“ wieder metallischer aus, während „Carnivore“ den Weg von „Bloodlust“ nicht weiter verfolgte. Damals ging man zurück zu den Anfangstagen, die hier speziell in „Mic Contract“ zitiert werden, dessen Riff an das legendäre „Bodycount´s In The House“erinnert. „Purge“ schießt schnell nach vorne und zitiert reichlich SLAYER in verschiedenen Phasen, später kommen auch stampfende oder schleppende Riffs zum Zuge, die alle an die Thrashlegende angelehnt sind. „Psychopath“ macht das gleich Nägel mit Köpfen und zitiert „Raining Blood“, dass BODYCOUNT einst coverten.

Wobei man auch dieses Mal eine Coverversion aufgenommen hat, die viele überraschen dürfte und schon bei den Konzerten für Stirnrunzeln gesorgt hatte. Aber wenn die Urheber damit was anfangen können, dann sollten auch die Fans offener sein, man kann froh sein, wenn Rapper etwas mit Classic Rock anzufangen wissen. Immerhin gaben Roger Waters und David Gilmour ihr Einverständnis zu „Comfortably Numb“.
Mehr noch, der Gitarrist bat darum das Solo selbst einspielen zu dürfen, im Prinzip ist der Song einfach nur eine ausgedehnte Version jenes Übersolos am Ende. Dazu rappt der Frontmann im balladesken Stil, was schon in Liedern wie „I Will Always Love You“ sehr gut funktioniert hat. Der Refrain ist dann eine Bearbeitung des Eingangsverses, hier wird nicht nachgespielt, sondern die Motive neu sortiert. Gerade die bedrückenden Lyrics über die Abstumpfung der Gesellschaft dürften Herrn Waters gefallen haben.
Beide Welten von „Merciless“ kommen dann in „Live Forever“ zusammen, bei dem Howard Jones einen sehr melodischen Chorus beisteuert. Die Truppe hat einen Lauf, und dürfte mittlerweile die ursprünglichen musikalischen Wege ihres Masterminds übernommen haben. Vor allem weil man gemäß den Ursprüngen des Genres weiterhin mutig vorgeht und nicht nur alte Crossover-Muster runterspult.

7,5 / 10

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