HARAKIRI FOR THE SKY - Scorched Earth
VÖ: 24.01.25
(AOP Records/Edel)
Genre:
Post Black Metal, Post Rock
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HARAKIRI FOR THE SKY
Die Österreicher HARAKIRI FOR THE SKY sind meine erste große Veröffentlichungs-Überraschung für 2025. Bislang komplett an mir vorbeigerauscht ist dieses Duo um Multiinstrumentalist Matthias „M.S.“ Sollak (Ex-BIFRÖST, KARG) und Sänger Michael "JJ" Kogler (KARG) aus Salzburg und Wien, obwohl man gerade jetzt mit „Scorched Earth“ den bereits sechsten Longplayer an den Start bringt. Der offizielle Vorgänger „Mære“ (2020) brachte es übrigens auf Platz #4 der offiziellen deutschen Charts und blieb bis vor kurzem genauso unentdeckt wie die Wiederveröffentlichungen der ersten beiden Alben („Harakiri for the Sky MMXXII“, „Aokigahara MMXXII“) in 2022. Der Genre Begriff Post Black Metal ist für die Musik des Duos aktuell etwas irreführend bestimmt. Musikalisch siedele ich die sieben neuen Songs plus zwei Bonus Tracks mit einer satten Gesamtspielzeit von 72 Minuten eher im Bereich des stimmungsgeladenen, emotionalen Post Rocks an. Die Arrangements der Stücke verschmelzen Melancholie, Verzweiflung, Aggression und eine Portion Epik zu brachialen und melodischen Gitarrenläufen, gelegentlichen Blast Beats bei den Drums, wie man es teilweise auch vom Post Hardcore her kennt. Mit atmosphärischen als auch harschem Black Metal Gesang, der aber nicht aus Gegrunze, sondern eher aus verzweifelt anmutenden Screams/Fauchen besteht, versteht man es so die lyrische Thematik um existenzielle Verzweiflung und innerer Zerrissenheit in den oft 10-minütigen Songs perfekt umzusetzen. Bereits mit dem Opener „Heal Me“ mit Gastsänger Tim Yatras (AUSTERE) wird diese Bandbreite mehr als deutlich und dieser intensive Song setzt eine erste Duftmarke, was den Hörer auf dem neuen Album erwartet. Sanfte, fast schon folkige Keyboard Klänge eröffnen den mit über 10 Minuten längsten Song „Keep Me Longing“ und gehen in Melo Death ähnliche Gitarren und einen fast schon leidend tiefgründigen Schreigesang mit einer wahnsinnigen Intensität über. Ebenfalls sehr melodisch, aber jetzt doch Black Metal lastig und sogar mit Alternative Einflüssen in Mittelteil ausgestattet entfaltet sich das ebenso hörenswerte „Without You I’m Just A Sad Song“. Trotz dieser Spektrumserweiterung entfernt man sich nicht alle zu weit von der eigenen Auslegung der Anfangstage vor 13 Jahren, was dahingehend auch bei „No Graves But The Sea“ unterstrichen wird. In dieser Richtung weitergehend, aber durch die Keyboards wird es bei „With Autumn I’ll Surrender“ dazu deutlich epischer. Jeder Song setzt auf seine Art andere Akzente, aber im Grunde bleibt man sich wie ein roter Faden über die Stücke hinweg musikalisch treu. Interessant ist auch die melancholische Neuinterpretation von RADIOHEAD‘s „Street Spirit (Fade Out)“ mit P.G. von GROZA als Gastsänger, als einer von zwei Bonustracks des Mediabooks.
Der Fan wird mit dem neuen Werk „Scorched Earth“ schnell warm werden. Man hat sich bei der Komposition nicht weit vom Schaffen der Anfangstage entfernt. Ich sag mal so, man hat die Moderne für sich gefunden und geschickt integriert. Klasse Album!
Punkte: 8,5/10