BONFIRE - Higher Ground
VÖ: 24.01.2025
(Frontiers Music)
Genre: Hard Rock / Melodic Metal
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BONFIRE
Vor der Pandemie hatten die Ingolstädter einen Lauf mit mehrere starken Scheibe in Folge, doch dann gingen die Probleme abseits von Studio und Bühne los. Kaum dass wieder mehr möglich war trennten sich die Wege mit Sänger Alexx Stahl aufgrund von Meinungsverschiedenheiten wegen politischen Themen, Drummer Andre Hilgers ging ebenfalls von Bord. Mit dem Italiener Fabio Alessandrini und dem Griechen Dyan Mair gaben sich BONFIRE einen internationaleren Anstrich. In den Jahren seitdem waren sie keineswegs untätig, tourten mit ihren Hits ihrer ersten drei Platten und nahmen diese komplett neu auf. Nun steht mit „Higher Ground“ nach fünf Jahren wieder taufrisches Material in den Läden.
Die Wahl des neuen Vokalisten fiel nicht zufällig, wobei sich der gute Dyan als großer Fan schon sehr um den Posten bemüht hat. Seine Stimmfärbung geht aber eher in Richtung Metalshouter, denn Hard Rockröhre. Nicht ganz das hohe Melodieverständnis, aber eine sehr gute Technik und in den hohen Lagen sehr kraftvoll. Denn Mastermind Hans Ziller wollte seinen Sound etwas ändern, ihm mehr Härte einimpfen. In der Tat tönt vieles nach Power Metal europäischer Gangart oder eben den klassischen Metallegenden.
Wie die Drums zu Beginn auf die Riffs einhauen erinnert schon stark an HAMMERFALL, auch wie das Tempo mit den schnellen Leads anzieht. Auffällig ist auch die Verwendung von Keyboards, wenn auch in den Credits nicht gelistet. In der Bridge hört man die knalligen Arrangements für welche die Formation immer bekannt war, während die Refrains stets nicht den Fluss hatten, sondern eine gewisse getragene Hymnik. Diese kommt auch bei „I Will Rise“ zum Tragen, aber aufgrund der veränderten Parameter eher den Landsleuten HELLOWEEN geschult.
Eine andere deutsche Institution, die viel Einfluss hinterließ hat sicher das Riff des Titeltracks inspiriert. Kennern kommt der Groove ACCEPT-tabel vor, der sich in der rockenden Strophe etwas öffnet und Raum bietet für viele Chöre, die auf dem Dreher eingesetzt werden. Am dominantesten in „I Died Tonight“, sicher der konventionellsten Nummer der Sessions. Teils clean gepickt, mit feinen Melodien in den Leads und einem raumgreifenden Chorus. Das gilt ebenso für die Ballade „When Love Comes Down“, die mit aber zu schablonenhaft ausfällt.
Je länger „Higher Ground“ im Player rotiert, desto anders werden die Saiten, die aufgezogen werden, und zum Teil auch nach unten gestimmt. Den Speed des Openers toppt „Lost All Control“ noch, in dem sich Alessandrini austoben darf wie bei ANNIHILATOR. Trotz der Tasteneinschübe noch ein Spur knackiger wie einst „Ready 4 Reaction“, wobei diese an PRETTY MAIDS denken lassen, so hätte sich der Fan deren Modernisierung gewünscht.
Doch die dunklere Richtung, welche die Dänen, die zeitgleich zu BONFIRE ihre größten Erfolge feierten heute fahren ist an den Deutschen nicht vorüber gegangen. „Spinnin´ In The Black“ weiß zwar mit ähnlichem Solinger Groove aufzuwarten wie andere Songs, doch einige Melodien klingen düstere als alles, was man aus Ingolstadt her kennt. Das wie auf dem ganzen Werk gute Solo ist in so etwas wie ein Breakdown eingebettet.
So richtig lehnen sich die Fünf mit „Come Hell Or High Water“ aus dem Fenster, dem sicherlich schleppendsten Stück, dass Ziller je komponiert hat. Die Gitarre brummt in unteren Gefilden und bei den Gesangslinien hat sich Dyan Mair sicher was bei DIO abgeschaut, wenn er in dem Tempo unterwegs war. Früher wurden sie oft mit den SCORPIONS verglichen und tatsächlich hat man mit der Talk Box das selbe Instrumentarium am Start wie die Hannoveraner auf ihrem experimentellsten Achtziger-Werk „Animal Magnetism“.
Sicher nicht falsch neue Wege zu beschreiten, aber bislang ging das bei der Band eher nach hinten los, wie die Lagerfeuer-Romantik der Neunziger genauso belegte wie das krude „Free“. Mit dem hörte ihr letzter guter Lauf auf, ein Schicksal, dass „Higher Ground“ hoffentlich erspart bleibt. Die Qualität besitzen die Songs auf jeden Fall, das Ding ist dick produziert, man muss sich leidglich an ein paar Neuerungen gewöhnen. Dazu transportiert es eine Euphorie, welche die wenigsten nach so vielen Jahren haben.
7,5 / 10