BONFIRE - Branded


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VÖ: 21.01.11
(LZ Records/Sony Music)


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Bonfire

 


Fast 3 Jahre musste die Rockwelt auf ein neues Studioalbum von BONFIRE warten. Das ist immer noch ein Klacks, im Gegensatz zu den Veröffentlichungszyklen von z.B. AC/DC. Ich merke gerade, ich schweife ab. Okay, „Branded“ heißt das Werk, welches bei meiner Recherche im Netz mancherorts als das neue „Fireworks“ angepriesen wird. Hmm, hinkt dieser Vergleich oder trifft er wie behauptet zu? Zuerst muss man mal anmerken, dass das fantastische Goldalbum „Fireworks“ einen 24-jährigen Existenzbonus hat. Und um das neue Album auf diese Stufe zu stellen, muss man sich definitiv länger mit der Scheibe beschäftigen. Da ist es nicht mit getan, die Songs 2-3 mal zu hören, sich Infos aus dem Netz zu holen und ein Review daraus zu zusammenzuschustern.
Seit ein paar Tagen habe ich Zugriff auf die Audiofiles. Sie liegen in zwei Varianten vor: Die kompletten Songs in annehmbarer MP3-Qualität, allerdings mit einem riesigen Hasenfuß: Alle paar Sekunden ertönt ein so was von nervender Gong, dass ich es trotz meiner extremen Vorfreude auf das Album nicht geschafft habe, die Lieder in dieser Version zumindest ein Mal komplett durch zuhören. Die zweite Variante besteht aus gekürzten Songs in einer MP3-Bitrate von 64kilobit/Sekunde. Ein Feldtelefon hat einen besseren Sound…
Natürlich hat jeder Künstler das Recht, seine Werke zu schützen. Ich finde es allerdings etwas schade, dass das in o.g. Art geschah. Somit nimmt man den Redakteuren eine wichtige Grundlage, ein Album im vollen Umfang zu besprechen. Denn wer schafft es schon, dem Gong bei mehreren Durchläufen nervliches Paroli zu bieten? Oder wer kann sich so ein uneingeschränktes akustisches Bild der Produktion machen? Niemand! Und das Argument, dass ohne diese Verstümmelung das Album schon einige Wochen vor VÖ im Netz illegal zu erwerben sei, ist in meinen Augen eine schwache Begründung. Ich frage mich sowieso, warum Wochen vorher die Reviews in den Medien schon verfügbar sein müssen. Die Alben kann man schließlich noch gar nicht kaufen. Mir geht es jedenfalls so, dass wenn ich ein ansprechendes Review lese, das Album zeitnah  kaufen zu wollen. Ist es aber erst in 2-4 Wochen verfügbar, kann es durchaus sein, dass ich es vergesse. Die musikalische Übersättigung tut ihr Übriges, aber ich schweife schon wieder ab…

„Deadly Contradiction“ heißt der erste Song, welcher im unteren Midtempobereich angesiedelt ist. Ein sehr verhaltener Opener, der zwar solide aufgebaut ist, aber an erster Stelle des Albums nicht so richtig platziert ist. Ich hätte mir zur Begrüßung etwas mehr Schmackes gewünscht. Aber ich hoffe, dass wird noch kommen. „Just follow the Rainbow“ zielt dann schon mal ziemlich in Richtung „Fireworks“, soll heißen, das Stück hätte uneingeschränkt 1987 erscheinen können. „Save me“ erscheint vom Titel her eher in der balladesken Ecke beheimatet zu sein. Falsch vermutet! Hier dominiert wieder das Midtempo, der vordergründige Bass von Uwe Köhler, die eingängigen Refrains mit der – ich muss es mal sagen – unverwechselbaren und tollen Rockstimme von Claus Lessmann. „Let It Grow“ geht akustisch und - wenn ich recht gehört habe - mit Slidegitarre an den Start. Somit haben wir hier die erste Ballade des Albums – ein wunderbarer Büchsenöffner! „Better Days“ erhöht nicht wirklich das Tempo, wann geht’s hier denn endlich mal so richtig zur Sache? Etwa beim nächsten Track „Do Or Die“ ? Jaaaaaaaaaaaaaa !!! Doublebass, geile Klampfen – ich dachte schon, es bleibt eine Hausfrauenplatte. ;-) Leider war das nur ein kurzes Freudenfeuer, denn mit „Close To The Edge“ wird wieder der Fuß vom Gas genommen – zum Glück nicht runter bis auf Balladenniveau. „Crazy“ ist ein kraftvoller Stampfer, der live mit Sicherheit den Weg in die Setlist finden dürfte - geile Riffs! Mit „Looser´s Lane“ ist auch wieder ein zünftiger 1987er Kandidat, während das Album mit der wunderschönen Ballade (das können die Jungs, wie kaum eine zweite Band)  „Hold Me Now“ beendet wird. Nun ja, nicht ganz. Es gibt noch zwei weitere Stücke, die variieren können, je nachdem, ob man die Downloadversion oder die CD gekauft hat. Bei mir (CD-Version) ist es  z.B. „I Need You“ und „Rivers Of Glory“ in neu arrangierten Versionen. Somit sind wir nach zehn brandneuen Liederchen auch schon am Ende angekommen.
Was stellen wir also fest? Es ist definitiv kein neues „Fireworks“ Album, aber mit einigen guten Tendenzen dahin. Es fehlt meiner Meinung nach auch etwas an musikalischer Power. Nur ein schneller Song von zehn ist einfach ungenügend. Nicht selten höre ich bei manchen Tracks einfach nicht genau zu. Zu sehr vorhersehbar ist die Songstruktur, Überraschungen gibt’s keine, was aber alles mit Sicherheit so gewollt ist. Das Coverartwork ist in meinen Augen nicht besonders gelungen. Es ist einfach zu schwer zu erkennen, was darauf dargestellt ist. Vom Bandlogo ganz zu schweigen. Das geht praktisch im Hintergrund unter. Im Booklet selbst, was gerade mal 8 Seiten umfasst, sind ausser den Songtexten und den üblichen Dankesbekundungen abslout nix informatives zu finden. Ein einziges Bandfoto auf der Rückseite - das wars. Schade, mehr Infos, mehr Bilder, mehr schriftliches Bonfire wäre sehr wünschenswert. Man scheint wohl davon auszugehen, dass die Mehrheit der Konsumenten sich die Downloadversion zulegen. Schade für die CD-Käufer, die für mehr Geld kaum Mehrwert erhalten.
Nun gut, ich wünsche der Band alles erdenklich Gute und das 2011 die Bühnenbretter ordentlich beackert werden, denn auch live ist BONFIRE nach wie vor eine richtig geile Rockband!

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