TRICK OR TREAT - Ghosted


VÖ: 25.04.2025
(Scarlet Records)

Style: Power Metal

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TRICK OR TREAT

Knapp drei Jahre liegt der siebte TRICK OR TREAT-Studiorelease 'Creepy Symphonies' zurück, dem in 'Ghostet' ein würdiges nachfolgewerk folgen sollte. Grundlegend hat sich nichts geändert, doch bei genauerem Blick auf die Bandentwicklung, fällt der verstärkt bittersüße Horrorfaktor ins Auge, den hatten TRICK OR TREAT zwar schon immer drin, doch kommen solche Strukturen phasenweise intensiver zum Vorschein, während andere Parts dem klassischen Heavy Metal ohne Bombastzutaten frönen, siehe u. a. der fast schon etwas zu fröhliche Album-Titeltrack „Ghosted“. Allessandro Conti gelingt abermals der Brückenschlag zwischen extrem Theatralik, gemässigtem Klartongesang und spannender auch mal das Hochton-Gesangsmuster verlassenden Facetten.

Der schlichte Albumtitel 'Ghostet' bezieht sich auf das zwischen Beklemmung und Beunruhigung durch den Raum geisternde Gefühl, wenn urplötzlich für einige Momente der Kontakt abbricht, während nichts mehr zu Hören und Sehen ist. Band-Trademarks bleiben Choralgesänge, mannschaftsdienlicher Keyboradeinsatz, filigrane Leadgitarrensoli mit eigener Stilnote zaubert das variable Gitarrenduo Guido Benedetti/Luca Venturelli aus den Sechssaitigen, griffige Grooves, Melodievielfalt sowie das alles überragende Organ von Sänger Allessandro Conti, dessen Organ auch bei den Symphoic Power Metallern TWILIGHT FORCE wirkt, natürlich für den passenden Rahmen sorgend schaurig bittersüßes Grusel-Atmosphärenlevel. Dafür hat sich Herr Conti gesanglicher Unterstützung seiner Freunde Chris Brownes und Adrienne Cowan versichert , die es für Nummern wie das horrorlastige, zwischendurch abrubt in blackmetallisches Geballer ausbrechende „Bloodmoon“. Die männlich/weiblichen den Hauptgesang sinnvoll ergänzenden Gesänge sorgen zusätzlich für Bereicherung. Sahnetrüffel wie der flotte sich in Theatralik ergehende Einsteiger „Craven Road“ sind von Comics inspiriert, währenddessen der Großteil aller Songs auf klassische Horror-Kinofilme der Schiene 'A Nightmare On Elm Street', 'Freitag der 13te'. Die Rhythmussektion in Person von Leone Villani Conti (Bass) und Dario Capacci (Drums) rückt (ungeachtet dessen) erstklassig harmonierend bei soviel Bombastfaktor und Tightness stellenweise öfter etwas im Hintergrund.

Leichter Hang zum Kitsch ist wie könnte es bei Alben dieser Bauart anders sein, natürlich immer drin, doch spülen TRICK OR TREAT mit ihrem Können auf dem Melodic Power Metal-Sektor in punkto technisches Können und Ideenreichtum alles weg. „Dance With The Dancing Clown“ erinnert in der Anfangssequenz an einen der Harry Potter-Film, wenn die Zaubereischule Hogwarts ihre Pforten öffnet, zwischendurch wird ein Symphonic-Epic-Holly-Wood-Part eingebaut, dessen Inhalt ihren bekannten Landsleuten RHAPSODY OF FIRE Tribut zollt, zu „Polybios“ treten von der Conti-Truppe bekannten HELLOWEEN-Einflüsse hervor und über weite Strecken wird gewohnt in flotter Geschwindigkeit musiziert. Opulente Chorgesänge mit Tempodrosselung sorgen für Dramaturgiemomente bis flotter Power Metal erneut das Heft in die Hand nimmt („Evil Dead Never Sleeps“). Als coole Rebellenhymne mit Piratenfaible von der sich viele Folkbands bei Bedarf etwas abschauen dürfen, zeigt sich „Return To Monkey Island“. Etwas gehaltvolles haben sich TRICK OR TREAT im gedehnten 7:40 Minüter „Bitter Dreams“ für den Schluß aufgehoben, das Stück würde sich als künftiger Rausschmeißer auf Livekonzerten empfehlen. Und wer wenn nicht Allessandro Conti - könnte eine solche Nummer wohl besser intonieren, dessen erstaunliche Stimmbandfähigkeiten sich viele Bands der Melodic Power Metal-Sparte nur allzu gern wünschten.

Fazit: Herrlich inspirativ abwechslungsreicher Vielseitigkeits-Power Metal einschließlich bittersüßer Horror-Umrahmung, dessen Inhalt vor Spielfreude, Ideenreichtum und Melodievielfalt strotzt. Well Done! 8,3/10