ALLY VENABLE - Money & Power

04 allyvenable

VÖ: 18.04.2025
(Ruf Records)

Genre: Blues Rock

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ALLY VENABLE

Die Texanerin galt zu Beginn ihrer Karriere als Wunderkind, Vergleiche mit Joe Bonamassa waren nicht selten, der ebenfalls in jungen Jahren überzeugen konnte. Bei ihrem Debüt war ALLY VENABLE noch keine achtzehn, mit ihrem dritten Album „Texas Honey“ schickte sie ihr Label Ruf Records mit auf den Blues Caravan, da war sie gerade zwanzig. Doch den ganz großen Durchbruch schaffte sie bisher noch nicht, daran änderte auch eine weitere Beteiligung des bekannten Formats ihres Labels nichts. Nun kommt mit „Money & Power“ das sechste Langeisen der Dame auf den Markt.

Recht rockig lässt sie es zum Auftakt mit „Brown Liquor“ angehen, an dem Christone „Kingfish“ Ingram mitwirkte. Überhaupt hält sie über weite Strecken am Power Trio fest und stellt zusätzliche Instrumente eher in den Hintergrund. Da passt auch die trockene, aber gleichsam druckvolle Produktion gut dazu, die sich allzu hohem Kompressionsrisiko verweigert.
Das gibt den Arrangements mehr Freiraum, zumal die auch eher reduziert gehalten sind, was viele kleine Details besser zur Geltung bringt. Etwa das WahWah im Titeltrack, der mit seiner Ruppigkeit den Opener an bluesrockiger Vehemenz noch überbietet. Kante und Breitseite gibt es auch in „Heal Me“, das zwischen kraftvollen Drums und schleppendem Refrain pendelt.

Was ein wenig bei den kontemporären Bluesalben stört ist das Strickmuster, welches sich durch die Songauswahl zieht und dem sich Miss Venable ebenso nicht entziehen kann. Ein funky Song ist scheinbar Pflicht, mit den offenen Licks von „Stopper Back Papa“ bringt sie hier mehr als nur das Absolvieren einer Disziplin. Ihre Stärken liegen aber klar da, wo es rockig wird, wobei sie „Legends“ einen melodischen Chorus mit Westcoast-Vibes spendiert. Nur um sich anschließend mit „Keep In Mind“ wunderbar gelassen ganz dieser Spielart zu widmen, jene Lockerheit hatte JOANNA SHAW TAYLOR zuletzt nicht zu bieten.

Wenn es richtig soft wird, weiß sich die junge Dame ebenso zu behaupten, „Maybe Someday“ ist ein traditioneller Blues mit reichlich Orgel – und Bläser-Verzierung. Überraschend atmosphärisch lässt sie „Do You Cry“ Soulgefilde streifen, hier gelingt es ihr auch gesanglich Akzente zu setzen. Die meisten jedoch bei ihrem Spiel, das mit viel Feuer rüberkommt und beim Songwriting.
Wenn man hört, wie sie „Feel That Sting“ im Delta lauern lässt, um dann zuzuschnappen, ist das großes Kino. Hier fragt sich der Zuhörer schon, warum man auf ein Cover von Janet Jackson zurückgreifen muss. ALLY VENABLE beherrscht es selbst besser, hat die Spritzigkeit ihres jungen Alters mit der Erfahrung von fünf Alben verknüpft, und dürfte mit „Money & Power“ einen wichtigen Schritt nehmen.

8 / 10