INGLORIOUS - V

07 inglorious

VÖ: 06.06.2025
(Frontiers Music)

Genre: Hard Rock

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INGLORIOUS

Und wieder häutete sich die einst als Nachfolger der „weißen Schlange“ ins Business gestartete Formation um Nathan James. Jener war auf einen Schlag alle Musiker los, auch Phil Beaver, der Einzige, der neben ihm immer dabei war. Dafür ist nun Bassist Colin Richardson zurück, der nicht nur erneut die Tasten übernimmt, sondern auch einige Sachen an den sechs Saiten beisteuert. Daher haben INGLORIOUS mit Richard Shaw aktuell nur einen etatmäßigen Gitarristen, die Sticks von Beaver übernahm Henry Rogers. Mal sehen, ob es dieses Line-Up auf mehr als zwei Studiowerke bringt, klammert man mal das Coveralbum „Heroine“ aus. Beide bisherigen Besetzungen hatten sich stilistisch unterschieden, wo tendiert „V“ hin?

In der ersten Inkarnation sah man in der Formation einen möglichen Nachfolger für WHITESNAKE, der angeblueste Hard Rock kam sehr kernig daher. Auf den nächsten zwei Platten ging es dann deutlich moderner zu, wobei „We Will Ride“ ein dezentes Zurückrudern war und einige klassische Songs beinhaltete. Hier setzt man von Beginn an auf viel Druck, die eine Gitarre schiebt mehr nach vorne als zuletzt zwei, dabei schiebt sie leider auch die feine Orgel beiseite. Und wenn da die sechs Saiten nicht reichen, dann pushen die vier dicken auch noch von hinten.
Die kommen in „Testify“ auch mit viel Groove daher, wie die gesamte Rhythmusfraktion, was jedoch nicht unbedingt von Vorteil ist. Was die letzten Longplayer noch in die richtige Richtung bewegte, wird durch den Besetzungswechsel gänzlich zum Problem. Bei Rogers fehlen die knalligen Breaks nahezu komplett, was bei der Entfaltung der Dynamik äußerst hinderlich ist. Im Opener scheppern die Becken zwar kraftvoll, aber die Variabilität fehlt, irgendwie kommt da keine Verbindung zum Rest der Mannschaft zustande.

Da werden keine Gesangsparts oder Soli betont, worunter vor allem die Melodien leiden. James wirkt müde und schleppend, wo Weite entstehen sollte breiten die Arrangements ihre Flügel nicht aus. Für sich genommen ist der Gesang eigentlich gut, geht aber in dem zudem klanglich komprimierten Anstrich unter. Dass man endgültig eine andere Direktive verfolgt, wird spätestens klar, wenn die Riffs von „Devil Inside“ sehr körnig aufspielen.
Ebenso holpert der Galopp von „In Your Eyes“, dessen Chorus Potential besäße. Nichts gegen psychedelische Anleihen im Hard Rock, doch wenn man soundmäßig so auf dicke Hose macht wie auf „V“, dann funktionieren Sachen wie „Eat Me Alive“ nicht. Besser macht es „Silent“, in dem der gute Nathan seinen innerlichen Glenn Hughes auspackt. Gelingt einem Chorus mal Fahrt aufzunehmen wie der von „Say What You Wanna Say“, so stören die unnötigen Stimmverzerrungen.
INGLORIOUS bekommen es nicht hin, einen Track konsequent durchzuziehen, stehen sich zwischen Anspruch und Tradition selbst im Weg. Was sehr schade ist, oft genug beweist das Quartett, was sie kompositorisch draufhaben. „Believe“ hätte mit seinem bluesigen Feeling durchaus auf den beiden ersten Scheiben stehen können. Ruhig und akustisch beginnend steigert sich der Song im weiteren Verlauf zur Hymne ganz im Geiste der frühen Einflüsse.

Noch sanfter begegnet uns der Schlusspunkt „Power Of Truth“, dessen Strophe jegliche Rhythmusbegleitung ausspart. Hier rollt der neue Schlagwerker mal über seine Toms und bringt dadurch den entscheidenden Kick. Tatsächlich weiß die neue Platte dann zu überzeugen, wenn die weiße Schlange mit durch die Boxen kriecht. Von den härteren Nummern weiß das treibende „End Of The Road“ am meisten zu überzeugen, wenn auch „Bad Boys“ Pate stand.
Warum machen Musiker nicht das, was sie am besten können. Klar versucht man durch die Weiterentwicklung mit den sehr kurzen Liedern einiges an Direktheit zu gewinnen. Auch kann der Stil verfeinert werden, weil die unterschiedlichen Elemente in allen Tracks homogen verbunden werden, das Pendel nicht mal zur einen oder anderen Seite ausschlägt. So bleibt ein Werk, welches sich nicht entscheiden kann und ein schwaches Drumming als Achillesverse mit sich rumschleppt.

6,5 / 10

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