CEMETERY - Thoughts On Life and Death


VÖ: 08.08.2025
(RecordJet)

Style: Progressive Death Metal

Homepage:
CEMETERY

Seit 1986 existieren CEMETERY aus Schongau in Bayern (jedoch nicht zu verwechseln mit der Baden-Würrtembergischen Doom-Combo!) eine noch länger als die Sauerländer MORGOTH im Death Metal-Sektor aktive Band, wenngleich sie sie in ihren Anfangsjahren von 1986 bsi 1993 AEON'S END hießen. Nach zwei Demos in den Früh-90ern 'Cemetary' und 'Enter The Gate' blieb es recht lange Zeit ruhig um die Band, ehe sie 2014 kurzfristig im Metal-Underground mittels einer die Jahre von 1991 – 1993 zusammenfassenden über das paradoxerweise den Doomigen Namen Memento Mori tragende Label Compilation wieder etwas mehr Aufmersamkeit bekamen um danach bedingt durch ein damals nach Erscheinen der zwei Demos insolvent gewordenes Label im Sumpf der Trägheit untergingen. 2017 folgte die Wieder auferstehung der Band, 2019 folgte schließlich das fast kaum noch für möglich gehalten überfällige Longplay-Debüt 'The Last Day On Earth', dessen Titel soviel Depression in sich trug, dass es fast schon wieder den Anteil vermittelte CEMETERY seien eine Doomband. Wiederum zwei Jahre Später scharte Bandgründer Dani Zizek mit Markus Heilmeier (Gitarre), Stefan Hendel Bass und Schlagzeuger Tobias Kasper ein schlagkräftiges Bandline-Up um sich. Stilistisch pendelt die Band irgendwo zwischen Oldschool Death Metal und Atmosphärischen Proganteilen mit leicht Schwarzmetallisch angehauchter Tendenz.

Mit 'Thoughts On Life... And Death'... greifen CEMETERY jetzt richtig an. Ob nun Gralshüter des Death Metal (siehe laut Infoblatt beschrieben ) oder nicht ist darüber hinaus vollkommen latte. Was allein zählt ist der musikalische Inhalt. Auf diesem konzeptionell ausgerichteten Langdreher bringen die süddeutschen Old-School-Death-Metal-Urgesteine CEMETERY ein etwa 50-Minuten umfassendes Konzeptalbum heraus, dessen Inhalt vom Aufstieg eines totalitär die Bürger vollständig unterwerfenden Regimes um totale Macht auszuüben handelt, was im Zuge dessen Politik den Untergang des einzelnen Individuums unter der Fuchtel dessen zur Folge hat– kurz ausgedrückt eine den Bürger unterdrückende Militärdikatatur. Das wir so etwas vor etwa 80 Jahren schon einmal hatten ist kein Geheimnis, passt dafür umso mehr in die gegenwärtige Zeit wo sich eine zum totalitär alles überschwemmende Partei anschickt, die Kontrolle über ihre Wählerschaft, Bürger und Staat zu übernehmen während die Stützen der Demokratie nicht entscheidend genug dagegen vorgehen. Von welcher Partei hier die Rede ist, sollte klar sein und dass ein solches Thema somit aktueller denn je ist sollte gedundermaßen denkenden Individuen in dem Fall nach dem Stand der Dinge klar sein. Die Gefahr eines solchen Systems schwebt heute wieder aktueller denn je über einem brüchig marode gewordenen Sozialstaat.

Dieses Konzeptalbum hat es komplett in sich. „Thouths On Life“ knallt gleich mal richtig flott auf's Geweih Ängste der Hauptfigur Namens Jim in beklemmender Form widerspiegelnd. Spätestens bei dem brutal auf den Punkt kommenden Death Metalfeger von Titeltrack „Grief, Anger and Despair“ merkt Jim, dass seine Ängste real geworden sind weil mit der Gesellschaft etwas nicht stimmt. Des Weiteren bekommt Jim selbst zu spüren, wie dieses Totalitäre System mit ihm umgeht. An der zwischen harrschen Deathgrowls und heißerem (Thrash)Shouting liegenden Stimme von Dani Zizek werden sich eventuell die Geister scheiden, ungeachtet dessen, der Stil von Dani Zizek ist schon sehr speziell, individuell und effektiv, wodurch das Album viele Pluspunkte bekommt, das Gesamtresultat bleibt stimmig.

„Among The Dead“ knallt mächtig Vollgasgebend auf's Geweih, ehe es komplex verschachtelt wird, beinahe an MEKONG DELTA erinnert. „Grief, Anger and Despair“ lässt erneut mächtig die Kuh fliegen, tiefe Deathgrowls paaren sich mit heißerer Stimmlage, der Gesang hat was von harrschem Thrash-Shouting. Diese Art Gesang Deathgrowls mit Thrash-Shouting zu verbinden zieht sich bei Shouter Daniel Zizek wie ein roter Faden durch's Album, wobei die Schnittmenge zwischen beidem häufig ausgeglichen bleibend, sich nie zu sehr in einer Stilistik festkeilt. Das schleppendere „Physical Fear“ dringt im Unterbewusstsein liegende Ängste hervorholend mit rasiermesserscharfen Riffs aufwartend ins Gehör. Jim wird festgenommen als er einer Revolte mit tödlichem Ausgang teilnimmt. Auf Dauer bleibt es nicht bei kantiger Midtempogrooveschlagseite , sondern bricht harrsch in Hochtongeschwindigkeit aus, danach wird’s erneut komplex verschachtelt. Mehr als einmal denke ich bei diesem Stück an VOIVOD oder spätere KREATOR. „Nothingness“ erzeugt immensen Sakralanstrich dessen Timbre in unterschwellig Melancholisch sich parasitär ins Gehör fressender Depression umschlägt.

Klasse sind immer die knochentrocken Harten teilweise auch Kaskadenartig aus dem Ärmel geschüttelten durch fimessereichen Leadsoli ergänzten Gitarrenriffs von Markus Heilmeier, dessen Gitarre auf diesem Album richtig aufblühend, demonstriert, wie flexibel ein wirklich guter Gitarrist seine Axt sägen und kreischen lässt, wenn genug Freiraum besteht. „Lock the Doors to Your Mind“ schließt nicht die Türen zum Seelenkosmos auf, wie der Titel andeutet, sondern transportiert das Gefühl m eigenen Verstand sowie den Dingen die passierten zu zweifeln, was dem Protagonisten der Handlung, Jim, dem indessen im Gefängis sitzenden Jim, wiederfährt. „Believe“ gipelt in einer Achterbahnfahrt diverser sich von den Ketten der (seelischen, moralischen und körperlichen) Gefangenschaft befreien wollender Emotionen. Jim erfährt, dass er jetzt in Gefangenschaft seinen Individualismus aufgeben muss um sich mit der offiziell ihm verkündeten Wahrheit abzufinden, demzufolge passiert das nicht ohne den inneren Kampf mit sich selbst. Jim bekommt in „Truth A“ den Prozess gemacht, der allen sich gegen das System auflehnenden Rebellen blüht. Das Urteil dient einem zur Statuierung eines Exempels gedachten Prozess, wo eine drohend ihm zuredende Lautsprecherstimme ihm den Mut nehmen soll, der eine spätere Gerichtsverhandlung folgen wird.

Das ist der traurige Knackpunkt an diesem hochwertigen Gesamtwerk: Jim's Geist soll gebrochen werden... Im Schlußfinale „Thoughts On Death“ geht es extrem Finsterdoomlastig zu, eine solche Stimmung vermittelt das Stück. Nach mehreren brutal geführten Verhören unter Aufenthalt in einem dunklen Gefängnis sehnt sich Jim nach innerer Geborgenheit, flieht in seine Gedankenwelt doch er weiß, dass ihm nach seinem Ableben außer seiner Würde nichts mehr bleibt.

Death Metalkiller wie „Among The Dead“ oder „Lock The Doors To Your Mind“ gehen Aggressiv, brutal zur Sache, lassen ebensowenig Melodien vermissen, solche Tracks erinnern an die harte Schweden-Death Metalschule. „Nothingness“ geht als kreatives Kurzintermezzo durch. „Thoughts On Death“ sorgt am Schluß mit über elf Minuten Monolithischem Death-Doom für tonnenschweren Abgang eines insgesamt recht kompakten mitunter passagenweise auch von Atmosphärischen Tiefgang ausgefüllten Konzeptalbums.

Fazit: Beklemmend finster gruselig extrem variabel verschachteltes Horror-Death Metal-Kino basierend auf einem vollständig bis ins Detail durchdachtem Konzept, dessen Geschichte bis an die Grenzen der menschlichen Psyche geht. - Heftig aggressiv zeitweise gar atmosphärisch mit durchschlagender Wirkung! 8/10