MICHAEL SCHENKER GROUP - Don´t Sell Your Soul

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VÖ: 03.10.2025
(earMusic/Edel)

Genre: Hard Rock

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MICHAEL SCHENKER

Weiter ist der deutsche Gitarrengott umtriebig unterwegs, seit etwa 15 Jahren läuft der Mann auf Hochtouren und brachte fast jedes Jahr ein neues Album raus, dazu noch viele Konzerte. Dabei hat er immer unterschiedliche Konstellationen am Start, in den letzten Jahren griff er verstärkt auf große Teile der MCAULEY SCHENKER-Phase zurück. Diesmal mit dem Schweden Erik Grönwall am Mikro, der schon bei H.E.A.T und SKID ROW aktiv war. Schon beim letzten Album „My Years With UFO“ lieh er einem Song das Mikro, nur ein Jahr später steht der nächste Longplayer ins Haus. Dabei ist „Don´t Sell Your Soul“ nur eine weitere Station, für das nächste Jahr hat MICHAEL SCHENKER bereits ein Akustikalbum angekündigt.

Beim Auftakt fühlt man sich wohlig an bisherige Taten erinnert, flotte Leadgitarren leiten ein, bevor die Riffs zum Galopp aufsatteln. Etwas weiter zurück in die Siebziger geht das schon, was auch für das groovig rockende „It´s You“ gilt. Gerade den Groove kennt man von Nummern wie „Rock Bottom“ oder auch „Pushed To The Limit“ von Reunionswerk „Walk On Water“. Letztgenannter Titel stand sicherlich bei „Flesh & Bone“ Pate, das so richtig nach vorne rollt. Dabei braucht die hier vorliegende Scheibe ein wenig, um loszurollen, auch wenn der Opener durchaus Tempo aufweist.
Bereits im Solo wird allerdings das Tempo rausgenommen, wobei dem Meister der Fuß auf das Wah Wah-Pedal ausrutscht, eher eine Seltenheit bei ihm. Überhaupt gibt es seine typischen filigran-klaren Soloattacken eher am Ende der Stücke, die wie zuletzt bei JOE BONAMASSA, einem weiteren legendäre Saitenzauberer, kompakt gehalten sind. So nimmt sich der Mann auch bei seinen Soloausflügen zurück, lediglich bei „Eye Of The Storm“ darf er überraschen, indem er klassische Anklänge bluesig intoniert, ein Indiz für den eher experimentellen Charakter.

Tatsächlich gibt es einige Momente, die man von MICHAEL SCHENKER so noch nie oder schon lange nicht mehr gehört hat. Im locker rockenden Groove verstecken sich einige psychedelische Momente, die bei UFO eigentlich auf dem Rückzug waren, als der Deutsche dort anheuerte. Überraschenderweise weiß Grönwall diese mitzutragen, beim süßlicheren Chorus ist er dann eher in seinem Metier. Sehr schwer biegt „Janey The Fox“ um die Ecke, gesanglich getragen, während immer wieder Keyboardschleier die dunklen Riffs durchziehen. Mit „The Chosen“ wird es sogar noch düsterer, wenn die Drums gegenüber den cleanen Tönen dominieren und diese lauernde Atmosphäre erzeugen.

Den rockigen Drive findet man nur sehr selten, deswegen fällt er umso mehr auf, wenn er zu seinem Recht kommt. Wie aus dem Nichts ertönt zum Auftakt der Refrain von „I Can´t Stand Waiting“ und erhöht direkt die Aufmerksamkeit des Hörers. Jenes hymnische Lied ist einer der wenigen solcher Momente auf „Don´t Sell Your Soul“, allenfalls noch das knallige „Sixstring Shotgun“, das mit zurückgefahrener Strophe AOR-Tugenden bietet.
Ein weiterer Grund weswegen das dritte MICHAEL SCHENKER GROUP-Werk in dem Jahrzehnt nicht so zündet ist der Klang. Der soll nach den Vorgaben warm und analog sein und genau die frühen Jahre widerspiegeln. Was allerdings bei der Abmischung nicht so gelang, diese baut eine gewisse Distanz auf, hier fehlt einfach das Volumen. Warum orientiert man sich beim Setting nicht an dem dicken Klangbild der UFO-Huldigung?
So wäre jener Snare-Sound zu verhindern gewesen, der sogar an „St. Anger“ denken lässt. Auch wenn er etwas dünn wirkt tönt er ob der hohen Stimmung sehr aufdringlich, was den Songfluss mindert. Da fehlt am Ende einfach der Druck, um die Kompositionen nach vorne zu bringen, auch beim schnellen Rausschmeißer „Surrender“ macht sich jenes Manko bemerkbar, die DoubleBass verpufft. So geht die Kurve bei MICHAEL SCHENKER weiter rauf und runter, wir hoffen auf das nächste Jahr.

6 / 10