PHANTOM VENGEANCE - Ghost Of A Warrior

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VÖ: 26.11.2025
(Rock Company)

Genre: Heavy/Epic Metal

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PHANTOM VENGEANCE

Normalerweise geben Newcomer gerne in die Promobeschreibungen an, für welche Acts sie schon eröffnet haben. Im Falle der Classic Metaller findet sich da wenig außer sehr hochtrabenden Worten. Ohnehin ist die einzige Information ein Bandfoto mit Masken, die zwischen der „Scream“ - Filmreihe und den Ringwraiths aus den Welten von Tolkien angelehnt sind. Beim Artwork kommen da eher die Farben des HAMMERFALL-Debüts vor, während PHANTOM VENGEANCE die Figur darauf eher den Sagen von BLIND GUARDIAN entnommen haben dürften. Die Zielgruppe macht „Ghost Of A Warrior“ damit optisch schon einmal klar.

Und die ist auch musikalisch genau getroffen, wobei man meist im Midtempo verharrt und eher auf Wucht setzt. Lediglich im leicht klassisch inspirierten „Black Night“ wird Gas gegeben, mit den Arpeggien und den Synthesizersolo sucht man die Nähe zu RHAPSODY. Insgesamt kommen mir am ehesten KAMELOT in den Sinn, wobei man sich fragen muss welche Phase der Amerikaner. Von der Melodieführung sicherlich die Khan-Jahre, bringt die Formation auf eine melancholische Schwere ein, wie man sie vom epischen US-Metal her kennt, also dem was Youngblood & Co. in frühen Tagen gemacht haben.

Wenn wir schonmal in Tampa sind, dürfen SAVATAGE nicht fehlen, die bei „Through The Mountains“ ihre Spuren hinterlassen haben. Nicht nur wegen des Keyboard-Einsatzes, sondern auch wie der Sänger hier kraftvoll intoniert. Den rauen Charme eines Jon Oliva meint man öfter zu hören, wobei das Timbre klar in Richtung Hansi Kürsch geht. Wenn sich die Melodiebogen ins Hymnische steigern wird auf das Falsett von Attila Dorn gesetzt, nicht umsonst klingt „Hand Of Tyr“ dezent nach POWERWOLF.
Historische oder Fantasiethemen stehen bei PHANTOM VENGEANCE scheinbar hoch im Kurs, „The Geisha And The Ronin“ passt da vom Titel genau rein. Bei dem Track werden die progressiven Ansätze weiter herausgestellt, das dunkle Piano entführt einen in den Ballsaal, das Orchester darf mitsamt Chören aufspielen. Bei dem Fest ist auch der gute Vlad Tepes mitsamt weiblichem Vokalgegenpart anwesend. Dem Thema wird am Ende ausgiebig gefrönt, wenn „Shadow Thirst“ zur Mini-Oper in drei Akten wird.

Die großen Stärken der Neulinge liegen vor allem im Gesangsbereich, wo eine süffige Melodie nach der anderen rausgehauen wird. Der ist auch recht gut abgenommen, wenn die Instrumentierung dichter wird, hakt es da schonmal. Dann werden die ansonsten schön kantigen Riffs etwas matschig, und können nicht ganz den Druck aufbauen, wobei die Gitarrenarbeit schon ausgefeilt aus den Boxen kommt. Ähnlich liegt die Sache beim Drumming, teilweise wird sehr gut betont, fehlen Becken und Hi-Hat in den wuchtigen Passagen etwas, zudem könnte das Spiel ein paar Ausbrüche und Variationen mehr vertragen.

Jedoch kennt man genau das Problem von vielen aktuellen Power Metalproduktionen und das macht etwas hellhörig. Denn für einen ungeschliffenen Debütklang kommt das alles recht steril rüber. Zudem schafft es „Ghost Of A Warrior“ wirklich jeden Fan der Spielart zu vereinen, und dabei eine klare Handschrift vorzuweisen. Irgendwie kommt einem alles vertraut vor, man kann es ähnlich wie beim Artwork nicht genau beziffern.
Durch das Auftauchen aus dem Nichts kommt hier leider der Verdacht einer KI in den Sinn, das wirkt zu perfekt ausgeklügelt. Mal sehen, ob PHANTOM VENGEANCE es auf die Bühne schaffen, in der Livedarbietung könnte das Material ob der epischen Gesänge viele Fäuste in die Luft pumpen lassen. Ich entscheide hier mal im Zweifel für den Angeklagten, der ein starkes Erstwerk vorlegt, nun muss er Beweise liefern.

7,5 / 10