ABRETE GANDAL - Enjambre Sismico

Das italienische Label Alt Rock macht sich gerade in der Prog Szene durch spezielle Nischen-Bands einen Namen. Alleine im Juni erschienen mehrere Alben, deren zu verkaufender Inhalt wohl für den Großteil der Branche einem kommerziellen Selbstmord gleichkäme. Schön, dass es deshalb Kleinstlabels wie beispielsweise Southern Lord, Rise Above oder eben Alt Rock gibt, die sehr selektiv und mit viel Eigeninitiative, eigenwillige Projekte einer kleinen aber ebenso leidenschaftlichen Hörerschaft zugänglich macht. Fading Records ist ein Sublabel von Alt Rock, welches sich wohl auf die etwas verdaulicheren (relativ gesehen!) Signings konzentriert, zu denen auch die Chilenen von ABRETE GANDAL gehören. Bisher mit drei Alben am Start, haben sich die Südamerikaner nach ihrem Debüt und mit Abgang ihres Sängers komplett auf instrumentalen (Avant)Progrock  verlegt. Enjambre Sismico ist recht Keyboard dominiert, also mit allerhand "Tastenatmosphäre" bestückt. Die acht, zwischen drei- und über elfminütigen Stücke, besitzen eine hohe Dosis von an- und abschwellender Dynamik, erhalten durch die oft eingesetzten Elektronika Effekte einen modernen Touch bei gleichzeitiger Besinnung auf Retroprog und Jazzrock der alten KING CRIMSON. Die britischen Altmeister zeigen sich dabei nicht nur durch die vereinzelte Verwendung von Piano, Saxophon und Klarinette, sondern auch durch die mal hellen, als auch düsteren und dissonanten Stimmungen, welche durch die sechs Musiker erzeugt werden. Natürlich gibt es auch krachige Abfahrten und darauffolgende Entspannungsphasen, im Grundsatz agieren ABRETE GANDAL aber auf mittleren Intensitätslevel, was förderlich für den Hörgenuss ist, da nicht zu anstrengend. Mir hat die Scheibe gefallen, die knappe Stunde verging ohne größere Längen. Fazit: Instrumentaler Avantprog mit komplex ineinander greifenden Songwriting zwischen KING CRIMSON und AKINETON-RETARD (falls die einer kennt), mit relativ frischer Note und Sound UND relativer Bekömmlichkeit. Gut!