ANYONE'S DAUGHTER - Calw Live

VÖ: 20.05.2011
(Tempus Fugit / SPV)
Homepage:
www.anyonesdaughter.de
ANYONE'S DAUGHTER, Heinz-Rudolf Kunze, Hermann Hesse - Hippies legt schon mal euer Kraut zurecht es wird philosophisch. Doch auch ohne Hippie zu sein und/oder sich an illegalen Substanzen zu berauschen ist dieser Live Mitschnitt vom 03.08.2002 anlässlich des 125. Geburtstages von Hermann Hesse eine bewusstseinserweiternde Reise in die eigene Gedankenwelt wert. Die Rahmenbedingungen sind passend. Hat man die holpernde Ansage auf CD 1 erstmal überstanden (über mehrere hörbare Schnitte innerhalb eines Satzes hätte man vllcht. nochmal kurz nachdenken sollen) nehmen einen "Swedish nights" und "Between the rooms" mit in die Anfangstage der deutschen Kultproggies. Verträumte Vibes und sphärische Arrangements sprechen eine deutliche Sprache und das orale Zusammenspiel von Matthias Ulmer und André Carswell weiß zu verzücken. Nachdem Heinz Rudolf Kunze das Gedicht "Buchstaben" von Hermann Hesse vorgetragen hatte wird der Mittelpunkt und zugleich das Highlight des Abends gezündet. Auf dem Marktplatz der Geburtsstadt Hesses wurde die 81er Konzeptscheibe "Piktors Verwandlungen" (nach einem Roman von Hermann Hesse) von ANYONE'S DAUGHTER seit 18 Jahren zum ersten mal wieder live aufgeführt. Die zitierten Textpassagen innerhalb des Songs gibt Heinz Rudolf Kunze mit seiner Gänsehautstimme zum Besten und man mag es kaum glauben aber ANYONE'S DAUGHTER schaffen es über die komplette Distanz des fast 40 minütigen Songs den Stimmungsbogen aufrecht und den Gänsehautfaktor hochzuhalten. Ein wunderschönes Stück Musikgeschichte dankbarer Weise für die Ewigkeit konserviert. Auf CD 2 stellt sich die Band nun der Herausforderung nach dieser musikalischen Zeitreise ihre neueren Stücke dem Publikum zu präsentieren. Diese sind zwar schön arrangiert und bieten von rockig bis balladesk ein breites Spektrum doch irgendwie versprühen diese nicht den Zauber älterer Nummern. Ein Phänomen welches nicht zu erklären doch auch an den Publikumsreaktionen auszumachen ist. Diese interagieren eigentlich erst bei "Moria" wieder wirklich mit der Band. Nichts destotrotz zeigt dieser Livemittschnitt das ANYONE'S DAUGHTER noch lange nicht zum alten Eisen gelegt werden sollten. Die Band ist noch immer wert das man ein oder besser gleich beide Ohren riskiert. Zum Abschluss gibt es noch einen weiteren Überraschungsmoment der vorangegangene These unterstreicht. Eine gefühlvoll interpretierte Version von John Lennons "Imagine" abwechselnd gesungen von Heinz Rudolf Kunze in Deutsch und André Carswell in Englisch lässt das Herz des Hörers ein letztes mal aufgehen bevor eine unnötige Ansage der nächsten Band (in diesem Falle STEPPENWOLF) noch ein letztes Kuriosum bereitet an dem hohen Sammlerwert dieser Veröffentlichung jedoch nicht zu kratzen vermag.