SALTATIO MORTIS - Sturm aufs Paradies
VÖ: 02.09.11
(Napalm Records)
Homepage:
www.saltatio-mortis.com
Ich will gar nicht erst um den heißen Brei herumreden, sondern gleich mal das Wichtigste vorneweg nehmen. „Sturm aufs Paradies“ ist mit Abstand die beste Scheibe, die SALTATIO MORTIS je herausgebracht haben. Und wer die bisherigen Veröffentlichungen dieser Band kennt, kann sich wohl so ziemlich ausmalen, was das bedeutet. Denn alles, was diese Karlsruher Band bisher auf die Beine gestellt hat, war schon grandios. Dennoch, was die Burschen nun mit „Sturm aufs Paradies“ verzapft haben, übertrifft alles bisher dagewesene. Ich könnte unter den dreizehn Stücken auf dieser Schiebe auch nur schwerlich irgendwelche Lieblingsstücke herauspicken, da alle von der gleichen Qualität sind. Aber mit dem Messer an der Kehle würde ich „Eulenspiegel“ und „Orpheus“ nennen, da ich bei diesen Stücken die heftigste Gänsehaut bekomme. Nippelalarm!!
Wie gesagt, dreizehn Songs befinden sich auf diesem Werk, wobei „Habgier und Tod“ den würdigen Anfang macht. Schon bei diesem Opener wird deutlich, dass SALTATIO MORTIS noch ne Schippe draufgelegt haben. Alles passt wie die Faust aufs Auge. Der Track rockt direkt los, die Dudelsäcke spielen eine Melodie, die einen nicht mehr loslässt, der Text lässt wie gewohnt aufhorchen und der Gesang von Alea lässt eh keine Wünsche offen. Großartig! Dann folgt das Lied, das wohl ein jeder kennen dürfte, da davon ja schon eine Weile ein Musikvideo existiert. Die Sprache ist von „Hochzeitstanz“ mit seinem absolut genialen Refrain. Bei diesem Video habe ich übrigens auch feststellen dürfen, dass Luzi nicht mehr bei SCHELMISH dudelt, sondern in die Dienste von SALTATIO MORTIS eingetreten ist. Im Video macht er auf jeden Fall eine gute Figur. Ich will nun aber auch nicht jeden Song einzeln besprechen, möchte aber noch sagen, dass man zu jeder Zeit seine Ohren spitzen sollte, da Lasterbalk beim texten mal wieder alles gegeben hat. So zum Beispiel liebe ich folgende Zeile aus der „Ode an die Feinfschaft“: `auf der Liste meiner Feinde ist auch für euch noch Platz, wer zuletzt lacht, lacht am besten, merkt euch diesen Satz`. Na, dieser Aussage kann ich des Öfteren beipflichten, aber damit bin ich wohl nicht allein. Das SALTATIO MORTIS auch leise können, beweisen die Burschen ein weiteres Mal mit dem Song „Gott würfelt nicht“. Spitze! Wie gesagt, „Sturm aufs Paradies“ ist perfekt gelungen und ich weiß gar nicht, was diese Band noch abliefern will, dennoch kann jeder Anhänger der mittelalterlichen Rockmusik eigentlich gar nicht anders, als sich in den Besitz diesen Silberlings zu bringen.
Die Begeisterung für dieses Album in unserer Redaktion kennt keine Grenzen ... Unser Redakteur Martin Bothmann schreibt hierüber:
Gerade erst durfte ich mich erneut auf dem diesjährigen Spectaculum von den Livequalitäten von Zugpferd und Headliner Saltatio Mortis überzeugen, die selbst bei sintflutartigen Regengüssen ihre Spielfreude nicht verloren und schon steht mit „Sturm aufs Paradies“ das zweite Standbein der Jungs, das Rockprogramm, in den Startlöchern. Überzeugen und Mitreißen können die ewigen Vagabunden ja mit beiden Programmen, mit denen sie stetig die Nation beackern. Doch kann „Sturm aufs Paradies“ an die äußerst erfolgreiche „Wer Wind sät“ anknüpfen? Konnte ich mich bereits in reiner Marktatmosphäre (ohne dröhnende Gitarren) von diversen neuen Songs überzeugen, ist auch der rein akustische Genuss ohne rockiges Gewand sehr gut und grundsolide gediegen. Gerade das deutlich schnellere Stück „Der letzte Spielmann“ hat großen Reiz und hohen Mitwippfaktor. Fast schon schade, dass die Jungs nicht viel öfters mal das Gaspedal durchtreten und dem Midtempo Einerlei versuchen zu entkommen. „Ode an die Feindschaft“ wandert sowohl textlich als auch vom schön griffig, rockigen Riff her sehr auf den Pfaden der Böhsen Onkelz. Klare Worte. Geradlinig und Rau. Schöner Song. Doch wo Licht ist findet sich auch ein wenig Schatten. Man macht eben das, was man in den letzten Jahren am besten konnte und entwickelt sich wenig bis gar nicht weiter. So ist für mich der Auskehrer “ Wieder unterwegs“ ein belangloser Song auf Chansonbasis, der mit 08/15 Schalmaimelodie unterlegt wurde. Selbiges gilt auch für „Eulenspiegel“, das musikalisch zwar wesentlich reifer gestaltet wurde, mit seinem banalen und unreifen Refrain aber ebenfalls nicht überzeugen kann. Mit „Sündenfall“ liefert man eine 1:1 Subway to Sally Kopie, über die man als Plagiat allerdings freudig hinwegsehen kann, denn der Song ist wirklich gut geworden und eines der Highlights auf diesem Album. Ein wenig auffällig ist es außerdem schon, dass viele der Songaufbauten relativ statisch gehalten sind. Die Melodieführung übernehmen nach wie vor ausschließlich nur die Dudelsäcke oder die Schalmeien, kaum aber einmal die Gitarren. Warum so wenig experimentierfreudig die Herren? Aber keine Sorge, auch wenn man sich doch sehr stark am Vorgänger orientiert und dafür sicherlich nicht den Innovationspreis einfährt, wird das Album mit jedem Hören immer besser und offenbart viele liebevolle Feinheiten. „Habgier und Tod“, Nachtigall und Rose“ oder „Orpheus“ sind zudem richtig klasse Saltatio Mortis-Parade-Rocksongs, die sich immer schneller und tiefer ins Gehör fräsen, je öfter der Silberling im Laufwerk rotiert, so ebenfalls klar für eine Kaufempfehlung sprechen.
Fazit: Saltatio Mortis wie man sie kennt und liebt. Wenig Neues, dafür viel aAltbewährtes gut geschnürt und solide dargeboten. Als „Sturm“ möchte ich den aktuellen Silberling vielleicht nicht wirklich bezeichnen, doch aber als ein Album, das mehr als dankbar von den Fans aufgenommen werden wird und auch in meinem Player noch mehr als einmal zu Gast sein dürfte. Neben Subway To Sally und In Extremo die Mittelalter Rock Referenz mit Beständigkeitsgarantie.