BLACKTOP - Sour Milk

Nach saurer Milch schmeckt das zweite Album der Niederländer bei Gott nicht. Eher wie ein guter alter Whikskey der nach vielen Jahren der korrekten Lagerung seinen vollmundigen Geschmack entfaltet. Die Geschmacksnerven des geneigten Retrorockers schlagen Purzelbäume wenn sie Fragmente von ZZ-TOP oder AC/DC in "Another world" ausmachen können, geschmackvolle ältere Versatzstücke von AEROSMITH in "Lovesick Junky" oder eine rauhe Note LED ZEPPELIN in "Don't come around" herausschmecken und sich dabei jedoch über eine angenehme ungenierte Frische des Trios aus unserem Nachbarland freuen dürfen. BLACKTOP lieben die Helden der 70iger halten sich aber nicht an Konventionen fest. Gerne tritt man das Gaspedal durch und schüttelt den Staub von den alten Helden ab. Songs wie der Opener "Never been" oder "Big Ego" klingen vertraut ohne abgedroschen zu wirken. Dazu ist der Sound zwar basisch aber keineswegs altbacken. Der Bass pumpt ordentlich und die messerscharfen Riffs schneiden fast schon metallisch durch den Triosound. Hinzu kommt das Basser Hills wunderschön beseelt zu singen weiß und wer bei einem Song wie "Way on down the road" nicht mitfühlt der hat kein Gespür für Blues- und Southern-Rock. Mit wenigen Ausnahmen bei denen sich BLACKTOP doch ein wenig zu sehr den alt bewährten Songwirting-Paradigmen anbiedern ist "Sour Milk" ein außerordentlich frisches Album geworden welches ohne große Jams und/oder Experimente auskommt. Sicherlich gibt es versiertere und größere Feingeister unter den Retro-Rockern aber diesen Anspruch stellen BLACKTOP auch gar nicht an sich selbst. Auf ihrem Zweitwerk regiert die pure Energieleistung und macht hungrig auf eine Liverperformance in einem kleinen stickigen Rockschuppen auf der Abschussliste der Gesundheitsbehörde - "Rock & Roll Attitude" quasi ;-)