WISHBONE ASH - Elegant Stealth

 

 

VÖ: bereits erschienen
(Golden Core)

Homepage:
www.wishboneash.com

 

Elegant Stealth ist das gefühlte achtzigste Album in insgesamt 42 Jahren Bandgeschichte. Das die Innovatoren des Twin-Guitar Sounds speziell in ihrer Anfangszeit maßgeblichen Einfluss auf die gesamte Rockszene hatten, ist längst Legende. Die Frage ist nun, ob Urgestein Andy Powell und seine gegenwärtige Mannschaft heute noch etwas zu sagen haben? Nüchtern betrachtet, stellt Elegant Stealth ein geschliffenes und grundsolides Rockalbum da, welches zumindest die Fans der Engländer kaum enttäuschen dürfte. Packen Powell und sein finnischer Gitarrenpartner Muddy Manninen wie im eröffnenden "Reason To Believe" gleich zu Anfang die harmonischen Doppel-Leads aus, stellen sich zwar längst keine Nackenhaare mehr auf. Dennoch bekommt man dieses besondere Gefühl, es hier mit den "Originalen" zu tun zu haben. Mit einem eingängigen und mehrstimmigen Chorus ausgestattet, zeigen sich die Herren alles andere als altermilde. Gut! Weiter geht`s mit kantig akzentuierten Riffrock mit bluesiger Note und dezentem Orgel Einsatz ("Warm Tears"), ebenfalls gekonnt. Das folkige "Man With No Name" hält das anfängliche Niveau nicht mehr, ist schlicht zu seicht. Fairerweise muss man Ash zugestehen, noch nie die wirklich "harten" Jungs angesprochen zu haben. Diese haben dann wohl eher gleich zu THIN LIZZY oder später Maiden gegriffen, welche wohl die berühmtesten Vertreter des dualen Gitarrensounds sind, wenn es um von WISHBONE ASH beeinflusste Bands geht. "Can`t Go Alone" präsentiert Ash wieder auf der Höhe, punktet mit markigen Riffs, folkigen Einschüben mittels Mandolinen, welche sich gerne auch mal gemeinsam mit den Gitarren zum solistischen Ausritt treffen. Anschließend folgen zwei völlig unspektakuläre Songs: "Give It Up" ist seichtester Country Rock und "Searching For Satellites" ist flach und schmiert textlich ins allzu kitschige ab. Mit "Heavy Weather" gibt es spröden Atmo-Rock mit pulsierenden Basslinien, wirkt aber letztlich ungeschickt zusammengestückelt. Für das bluesrockende Shuffle-Instrumental "Mud-Slick" wurde DEEP PURPLE Taster Don Airey hinzugeholt, welcher sich routiniert ein paar solistische Workouts aus dem Ärmel schüttelt und sich mit dem Gitarrengespann achtbar duelliert. Powell und Manninen kontern mit Twin Attacken. Sauber! Im letzten Drittel des Albums zeigen sich WISHBONE ASH von ihrer funkigen Seite. Überraschend wandelt sich "Big Issues" in der zweiten Hälfte zur lässig-abgehangenen Blues Nummer ganz im Zeichen von ZZ-TOP, inklusive ellenlangen Solo Part, bei dem ausnahmsweise mal die zwei Gitarristen separat im Rampenlicht abdudeln. "Migrant Worker" ist dagegen klar von KING`S X geprägt und "Invisible Thread" funkt im abgehakten Rhythmus, integriert den Blues und endet Knall auf Fall nach einem dynamischen Break. Der Hidden-Track ist doch tatsächlich ein unpeinlicher Disco-Remix von "Reason To Believe"! Braucht zwar trotzdem niemand, geht aber auch viiiel schlimmer.
Elegant Stealth ist sicherlich kein Schandfleck in der langen Karriere Engländer, das ist mal klar. Positiv fällt auch der stilistische Abwechslungsreichtum der Songs auf, welcher bis auf wenige Ausnahmen nicht nur gelungen ist, sondern Powell und Co. auch attestiert, entwickungstechnisch nicht ständig auf der Stelle zu treten oder sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Wem genau dies missfällt, kann sich ja auch zukünftig an MARTIN TUNRER`S WISHBONE ASH halten. Der ehemalige Ur-Bassist von Ash ehrt und vertritt ja bekanntlich seit einigen Jahren das ganz frühe Glanzwerk (Stichwort: Argus) der Briten...