NEMESEA - The Quiet Resistance
VÖ: bereits erschienen
(Napalm Records)
Homepage:
www.nemesea.com
Myspace:
www.myspace.com/nemeseaband
Ich bin sicherlich kein ausgewiesener Fan der Gattung Symphonic Gothic Metal/Rock und konnte den (mittlerweile vergangenen) Hype um solche Truppen wie NIGHTWISH, AFTER FOREVER oder WITHIN TEMPTATION nicht wirklich nachvollziehen. Zum einen traktieren diese Gruppen die Nerven mit einer nicht zu geringen Portion an romantischen Kitsch, andererseits langweilen sie meistens mit steriler Künstlichkeit als auch einer gewissen Gleichförmigkeit. Wer behauptet ernsthaft, dass sich die Songs der genannten Bands, speziell auch in Punkto Gesangsperformance, wirklich nennenswert voneinander unterscheiden? Was das mit NEMESEA zu tun hat? Nun sie passen ins Schema eben dieser Female-fronted Bands. Aber der Reihe nach: Gegründet 2002 von Sängerin Manda Ophius und Gitarrist Hendrik Jan (HJ) de Jong, blickt das heutige Qunitett auf zwei Alben zurück. Mana aus dem Jahre 2004 fiel- oder fiel eben gerade nicht- durch Gothic Metal mit den typischen Chören und klassischen Arrangements auf. Auf Album Nummer Zwei, In Control (2007), versuchten sich NEMESEA aus dem Einheitstopf des "Opern Metal" zu befreien, indem Sie eine erhebliche Portion Alternative Rock sowie moderne elektronische Elemente in den Bandsound integrierten. Auf The Quiet Resistance würfeln die Holländer nun alles zusammen. Man findet auf der knapp einstündigen Scheibe symphonisch-bombastischen Metal mit Goth-Schlagseite, elektronische Klänge als auch alternativ- rockiges bis nu-metallisches der Marke EVANESCENCE nebeneinander. Gerade dieses Potpourri funktioniert auf The Quit Reistance aber erstaunlich gut miteinander, da sich die Band nie zu sehr in der Einen oder Anderen Stilrichtung verliert. Wirklich positiv sind auch die meist sehr schönen Refains zu bewerten, die dazu führen, dass Songs wie "Caught In The Middle" oder "Stay With Me" äußerst schnell zünden. Glücklich werde ich mit dem Album aber dennoch nicht. Das liegt hauptsächlich an der insgesamt doch sehr zahmen Produktion von Joost van den Broek (Ex-AFTER FOREVER). Hier taucht genau das Problem auf, welches man auch auf den Alben von NIGHTWISH und Co. serviert bekommt: Wo sind hier die bratenden Gitarren, der "Schmutz", die generelle Härte? The Quiet Resistance ist keimfrei wie Desinfektionsmittel, vermisst jegliche Wärme oder Natürlichkeit der eingespielten Instrumente. Die Band sei stolz auf das Plus an Härte, welches das Album gerade auch durch die Produktion von van den Broek erhalten habe. Bitte, wo denn? NEMESEA versuchen zwar wenigstens unterschiedliche Stile und Ideen zu integrieren, leider ist das Endergebnis aber immer noch viel zu formelhaft. Als Beispiel sei hier mal der Song "It`s Over" angeführt: Man nimmt ein paar Turntables, schraubt die Gitarren etwas tiefer, lässt neben der Dame noch einen Herren shouten und herauskommt eine EVANESCENCE Blaupause. Überhaupt nicht witzig sind auch die beiden Balladen "If You Could" und "I Live", die schlicht Inbegriffe von Kitschhaftigkeit sind, hört nur mal auf die Texte. Gelungen sind dagegen die zwei recht elektronischen "Rush" und "Release Me". Hier werden auf echte Breitwand-Refrains und endlich mal präsente Gitarren und Drums gesetzt, in denen die Stimme von Manda Ophius wirklich bombig zur Geltung kommt. Auch der Bonus Track ist ironischerweise die größte Überraschung: eine Kooperation mit der deutschen RAMMSTEIN-Coverband STAHLZEIT Das passt erstaunlich gut zusammen! Wie auch immer, NEMESEA haben ein nettes Genre-Album mit großer Bandbreite aufgenommen, dem letztlich aber doch eine echte eigene Persönlichkeit und einiges an Schmackes fehlen. Fans von EVANESCENCE bis NIGHTWISH können ihre Ohren aber riskieren.