DREAM THE ELECTRIC DREAM - Lost And Gone Forever

VÖ: bereits erschienen
(DTES / just for kicks)

Homepage:
www.dreamtheelectricsleep.com

Es ist kein Geheimnis: Im wöchentlichen Wust an musikalischen Neuveröffentlichungen ist in der Regel nur ein geringer Teil gut bis maximal aufregend, da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Gerade auch in Zeiten der mannigfaltigen digitalen Möglichkeiten, selbst zu produzieren und seine Kunst auch ohne Hilfe von Labels einer Masse zugänglich zu machen, schwemmt nicht nur Qualität sondern auch haufenweise Audio-Müll auf den Markt. Aber manchmal, ja manchmal erwischt es den Rezensenten heftig und er erinnert sich wieder, warum er diesen unbezahlten Kritiker-Job so liebend gerne macht: Es dreht sich eine Scheibe im Schacht, dessen Klänge urplötzlich sprachlos machen, Musik die einen wahrhaft fesselt und sogar alles Hektische um einen herum völlig vergessen macht, als würde man alleine in einem isolierten Raum sitzen. Lost And Gone Forever der aus Lexington stammenden DREAM THE ELECTRIC SLEEP ist so ein rarer Moment des Staunens. 76:47 Minuten Breitwand-Kopfkino, echte emotionale Tiefe und packende Atmosphäre in Ton und Text, ein wahrer Off-Schalter für den Alltag. Das Konzept liest sich eventuell unspektakulär: Die tragische Lebensgeschichte eines in Ost-Kentucky lebenden Kohleminen-Arbeiters und seiner Frau. Die Umsetzung durch das Trio Matt Page, Joey Waters und Chris Tackett berührt den Hörer allerdings tief, die Band hätte auch über Gummibärchen im Schokoladenland singen können.
In der Musik finden sich verschiedenste Elemente anderer Künstler wie RUSH, PINK FLOYD, LED ZEPPELIN, U2, BLACK SABBATH, ANATHEMA, um nur mal die auffallendsten Parallelen zu nennen. Dennoch hat man bei Lost And Gone Forever nie den Eindruck der schnöden Abkupferei, es passt alles perfekt zueinander und wird fließend zu einem Ganzen verbunden. Selbst ein untypisches Instrument wie das in manchen Songs von Matt Page gespielte Banjo hat seine definitive Berechtigung. Der Sound ist natürlich bis erdig und doch meistens so unheimlich "weit" und großflächig, wie ein Horizont in der endlosen Steppe Afrikas. Mir ist klar, dass das jetzt alles mächtig pathetisch und aufgeblasen klingt, was ich hier schreibe, ich kann mir aber schlicht nicht anders helfen, als den Bildern in meinem Kopf freien Lauf zu lassen... Wer nur im geringsten etwas übrig hat für emotional geladene (Art)-Rockmusik, wer es nicht ständig brutal und heftig braucht und wer sich die nötige Zeit nimmt, der wird mit D.T.E.S auf eine intensive Reise mit Zufriedenheitsgarantie gehen, versprochen! Für mich ist das von vorne bis hinten hochklassige Debüt (!) der Amerikaner jedenfalls schon jetzt ein klares Highlight 2012.