MUDDY WATERS - Original Album Classics

VÖ: bereits erschienen
(Sony Music)

Homepage:
www.muddywaters.com

B.B. King selbst nannte ihn den "Paten des Blues" und auch wenn dieser sicherlich eine Vielzahl an Helden feierte, so darf man Muddy Waters sicherlich zu den großen 5 dieser Stilistik erheben. Dieser Tage sitzt er sicher an seinem Platz im Blueshimmel und erfreut sich der Veröffentlichung seiner letzten 3 Studioalben im Rahmen der Sony Original Album Classics zum kleinen Preis für Liebhaber und Neueinsteiger. Die unglaublich fesselnde Atmosphäre der drei Alben ist sicherlich unbezahlbar, rührt aber nicht von ungefähr. Kein geringerer als Johnny Winter, seines Zeichens selbst Blueslegende, nahm sich der Aufnahmesessions und der Musik Muddy Waters an. Er war es, der diese Superlative von Studioband zusammenstellte, die gemeinsam mit Muddy Waters alle drei Alben einspielte. Dazu gehören neben Johnny Winter selbst noch solche Hochkaräter wie Willie Smith (drums), Bob Margolin (guitar), Pinetop Perkins (piano), Jerry Portnoy (harp), James Cotton (harp), Charles Calmese (bass), um nur einige zu nennen. Kein Wunder also, dass Muddy Waters bei den Aufnahmen zu "Hard again" seine Telecaster unberührt lies und sich ganz auf seine Rolle als Sänger konzentrierte und seine Stimme ist nunmal unverkennbar - auch fast 30 Jahre nach seinem Tod erkennt der Bluesfan ihn schon, wenn er einatmet. Wer Robert Gordons "Muddy Waters - Der Pate des Blues" gelesen hat, der weiß, woher der Albumtitel des 77er Releases rührt. Muddy Waters, der zuvor noch nie live mit einer Band im Studio aufnahm, war von der Energie, die diese transportierte, so begeistert, dass er laut ausrief "Dieses Zeug ist so gut, dass mein Ding davon wieder hart wird" und Ladys verzeiht mir wenn ich sage, dass ein Album, welches mit einem Welthit wie "Mannish boy" elektrifizierend eröffnet wird und danach zu keiner Sekunde an Intensität verliert, einem 83 Jahre alten Kreis mit einem Herz für den Blues das Blut schneller ins Glied schießen lässt als das Aufschlagen des ersten Pornoheftes dies bei einem 13jährigen Bengel vermag. Die angesprochene Energie der Band ist allgegenwärtig und es soll nicht bei den Rufen im Hintergrund zu "Mannish boy" bleiben, welche die Aufnahme vielleicht erst berühmt machten. Immer wieder hört man Muddy Waters und/oder seine Mannen sich gegenseitig anfeuern und anstacheln. Man hat das Gefühl, in einem verrauchten Chicagoer Bluesclub Platz genommen zu haben und sich an der Jam-Session eines über alle Maßen talentierten Ensembles freuen zu dürfen. Diese Zeilen mögen jetzt etwas euphorisch bis überschwänglich anmuten, doch "Hard again" ist ein echter Meilenstein für ein gesamtes Genre und darf auch als solcher gefeiert werden. Und wer sich dem dynamischen Groove solcher Songs wie "I want to be loved" und "The blues had a baby and they named it Rock'n'Roll" zu entziehen vermag, dem mag ich empfehlen, das nächstbeste Radio einzuschalten und Musik ohne Herz zu hören. Auch eher traditionell und akustisch gehaltene Nummern wie "I can't be satisfied" überzeugen auf ganzer Linie und erinnern zugleich an die Wurzeln von Muddy Waters und des Blues als solchen.

Die Latte ward hoch gehängt, als sich die Truppe erneut unter Regie von Johnny Winter 1978 zusammenfand, um "I'm ready" einzuspielen. Erneut hört man die Band sich gegenseitig zurufen und Muddy die Songs selbst einzählen. Nichts davon wurde rausgeschnitten oder geschönt, nein es gehörte zum Plan. Johnny Winter positionierte seine Mikrofonierung im Aufnahmeraum wissentlich so, dass alle Instrumente von jedem Mikrofon eingefangen wurden. Dadurch erzeugte er ein Retro-Live-Feeling ... und das auf einer Studioaufnahme! Diesmal griff Muddy Waters gar selbst zu Gitarre und mit Jimmy Rogers gesellte sich ein alter Weggefährte aus den 50iger Jahren an seine Seite, welcher gleichermaßen die 6 Saiten zu maltretieren wusste. Unter den hier enthaltenen Bonustracks befindet sich u. a. eine Nummer namens "That's alright", in der Muddy und Jimmy abwechselnd singen und spätestens jetzt wird der Sony Release auch für Sammler interessant. Die Bonustracks sind kein Fallobst. Auch diese lassen das Herz freudig springen. Neben einer relaxteren Version des 3 Jahre später offiziell veröffentlichten "No escape from the blues" gibt es noch den berührenden "Lonely man blues". Auffallend ist beim Genuss von "I'm ready", dass ein größerer Fokus auf der Blues Harp liegt, welche fast in jedem Song eine Leadfunktion innehält und dies durch das "harmonische" Zusammenspiel der beiden Harper Jerry Portnoy und Walter Horton auch rechtfertigt. Der Harpgenuss gipfelt in der 78er Version des Muddy Waters Klassikers "I'm your Hoochie Coochie Man". Sensationell!

Als man 1981 zu den Aufnahmen zu "King Bee" zusammenkam, hätte sich keiner der Beteiligten und am allerwenigsten Muddy Waters vorstellen können, dass dies die letzte Studioaufnahme einer Legende werden sollte. Dem Herzblut, welches erneut in die Aufnahmen gesteckt wurde, nach hätte man es allerdings vermuten können. Auch "King Bee" sprüht Funken bei jeder neuen Rille, in die sich die Tonnadel begibt. Vielleicht die traditionellste, den Wurzeln des Blues am nähesten kommende Scheibe der 3 unter Johnny Winter entstandenen Studioalben ("Muddy "Mississippi" Waters Live wurde in die Veröffentlichung dieser Box leider nicht integriert), aber ebenso energiegeladen wie seine Vorgänger zeigt sich der Großmeister noch einmal in Hochform, bevor er am Abend des 25 jährigen Jubiläum zum Londoner Marquee Club verstarb, als Größen des britischen Blues (u. a. Charlie Watts und Billy Wyman von den ROLLING STONES) seine Songs interpretierten, ohne zu wissen, dass Muddy sich dafür nie bei ihnen bedanken können würde. Ungeachtet dieser traurigen Bedeutung dieses Albums darf - nein MUSS - man es dennoch in vollen Zügen genießen. Denn die um Luther Johnson neuerlich erweiterte Gitarrenfraktion der Muddy Waters Studio Crew feiert auf diesem Release ein wahres Feuerwerk der Bluesgitarrenkunst ab und nun wurde sich nicht nur noch verbal angestachelt. Wenn solche Hochkaräter um die Aufmerksamkeit des Hörers werben, darf dieser sich entspannt zurücklehnen und sich "bedudeln" lassen. Dies gipfelt im enthaltenen Bonus Track "Clouds in my heart", das extrovertierte Gitarrenspiel aller Beteiligten sollte diese Wolken doch schnell vertreiben. Wie auch immer diese entstanden sein mögen, wo doch zuvor solch unvergessene Momente der hohen Blueskunst wie "Champagne and refeer" und der "Mean old frisco blues" aus den Speakern drangen.

Zusammenfassend eine lohnende Anschaffung für Sammler als auch Neueinsteiger. Bluesdesinteressierte werden den Namen Muddy Waters ohnehin meiden, von daher darf die Veröffentlichung in Gedenken an einen der Besten an dieser Stelle sicherlich auch ein wenig glorifiziert werden. Long live the blues!

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