HOPELESS? - Time To Play

VÖ: bereits erschienen
(Cargo Records)

Homepage:
http://www.hopelessband.com/


CD-Reviews
Geschrieben von Thorsten Dieterle   
23.08.2012


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VÖ: bereits erschienen
(Cargo Records)

Homepage:
www.hopelessband.com

 

Eine Band aus führenden Bankern und Beratern. In geschniegelten Anzügen. Und dann auch noch Rock`n`Roll. Mann könnte jetzt, natürlich vöööllig vorurteilsfrei, anmerken: "Rock ist Rebellion", "Fuck the Establishment" und "Nieder mit den Bossen"! Alles soweit richtig - zumindest vor 50 Jahren, als der Rock das Rollen lernte (und tatsächlich gefährlich war), Dennis Hopper noch bekifft als der Easy Rider durch die USA cruiste und Hedgefonds 'ne unbekannte Krankheit waren. Heute sieht das freilich etwas anders aus. Rockmusik ist immer noch aufregend und für so manche aufmüpfige Sozialisation prägend, dennoch ist unsere Musik schon seit langem in der Mitte der Gesellschaft angekommen und allgemein akzeptiert, auch wenn es die meisten nicht gerne hören wollen. Warum sollten dann nicht auch gepflegte Herren mit lukrativen Jobs rocken dürfen, vor allem, wenn sie es authentisch können? Das Frankfurter Trio besteht zum Teil aus Mitgliedern, welche bereits vor vielen Jahren unter dem Namen FLANGER unterwegs waren. Als HOPELESS? - Die Rockbanker bringen die Jungs eigenes wie fremdes Songgut seit 2005 unter das Volk und haben seit jeher die besondere Intention, neben dem persönlichen Spaß am rocken auch gleichzeitig einen guten Zweck zu erfüllen, in dem die Gruppe Einnahmen der Band an Spendenorganisationen weiterleitet. Ja, Investmentbanker können scheinbar auch anders als Gelder verzocken und Finanzkrisen heraufbeschwören! Aber lassen wir das. Auf Time To Play versammeln HOPELESS? zehn Eigenkompositionen, welche sich durch hörbare Abwechslung auszeichnen und zwischen amtlich rockend bis angenehm radiokompatibel pendeln. In etwa so, als würde man GUNS`N`ROSES und die aktuellen FOO FIGHTERS in einen Proberaum sperren. Das Bassist Oliver Neumann, Sänger und Keyboarder Mark Pohlmann sowie Gitarrist Olaf Hein bereits Erfahrung in Sachen Songwriting mitbringen, beweisen solche Stücke wie der temporeiche Opener "Back Off", der coole laid-back Rocker "Dumped" oder auch der megafette Groover "Hopeless Dreams" (inklusive spritziger Bläser!) und die sanfte Streicher-/Pianoballade "Something New". Zudem ist die Produktion ordentlich druckvoll und speziell die Gitarren braten in den zackigeren Songs wie im Titelstück (mit Spinal Tap Zitat!) oder der Single "Chocolate City" (typische Gitarrenarbeit Marke Slash) laut und heftig. Manchmal wünsche ich mir allerdings noch etwas mehr Dreck im Gesamtsound, der Gesang könnte kräftiger bis rauer ausfallen und das Schlagzeug tackert auch zu steril. Beim nächsten Mal wäre ein Stück mehr analoge Wärme angebracht, auch wenn HOPELESS? sich generell nicht vor modernen Elementen in ihren Arrangements verschließen wollen. Mit "Someday" hat sich außerdem noch ein kleiner Ausreißer eingeschlichen. Das Ding ist zwar eingängig, aber auch kitschig, speziell im Refrain (Text, Gesangsmelodien). Trotzdem ist das Jammern auf hohem Niveau. Time To Play ist eine wirklich gute Scheibe geworden, besticht fast durchgängig mit eingängigen Hookrefrains, bietet genügend Stoff zum intensiven Luftgitarre spielen als auch Material für beseeltes Feuerzeugschwenken oder einfach nur zum Gute-Laune-Tanken im Vorbeigehen. Hoffnungslos ist bei HOPELESS? jedenfalls nichts!