INTROVISION - 08:36:56
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VÖ: bereits erschienen
(Eigenproduktion/Just For Kicks)
Homepage:
www.introvisioncr.com
Myspace:
www.myspace.com/introvision
Massiver Frickelalarm! Wer von schwindelerregenden Instrumentalachterbahnfahrten, Halsbruchbreaks im Akkord und Noten-Overkill nicht genug bekommen kann und generell eher skandiert: "weniger Gesang, mehr instrumentale Akkrobatik, ihr Säcke"!!, der sollte sich mal an den Zentralamerikanern INTROVISION versuchen. Das Sextett belegte in der Prog-Hochschule für fortgeschrittene Nerds die KING CRIMSON meets DREAM THEATER Seminare und schnitten nach jahrelanger Paukerei und blutigen Fingern mit Bestnoten ab. Das die Jungs nun auch der Welt zeigen wollen, was sie so alles drauf haben (auf Parties, Suff und Weiber wurde während des "Studiums" ja lange genug verzichtet!), gibt es nun den ersten Langdreher in opulenter Länge (über 77 Minuten) zu bestaunen. Weil, mal abgesehen von drei bis vier Ausnahmen, reine Instrumentalshreddereien heutzutage (schon immer??)eher zum Wegdösen animieren, dachten sich die Jungs zusätzlich noch ein kleines Konzept um einen schiffbrüchigen Seefahrer aus, der zwischen Hoffnung und Untergang auf dem offenen Meer dahin treibt. Somit hat nicht nur der sehr angenehm tönende Sänger gerade so seine Berechtigung, es entwickelt sich auch stellenweise eine Atmosphäre, welche die musikalischen Abgedrehtheiten bewusst auflockern. In diesen Momenten sorgen akustische Gitarren, spacige Synthieschwaden, feine Pianotröpfeleien und sogar mal eine Flöte für angenheme Kontraste. Leider ist das Booklet als auch der Gesang komplett in spanisch gehalten, was für mich ein tieferes Verstehen der Geschichte nicht möglich macht. Dennoch bekommt man anhand der Musik den Eindruck, den urplötzlich von einem heftigen Sturm heimgesuchten Seemann und seinem anschließenden einsamen und verrückt machenden Überlebenskampf auf hoher See in Form der Songs folgen zu können. Ein Beispiel: wenn es wie im eröffnenden "Momentum" musikalisch besonders turbulent und crimsonesk-dissonant zugeht, sieht man vor dem geistigen Auge ein katastrophales Unwetter auf hoher See. Mächtige Wellen, die sich über, unter, drunter und drüber brechen, dazu Blitz und Donner und mittendrin der kämpfende Seefahrer. An anderer Stelle ("Reencarnaciones") treibt der Mann halb wach, halb im Erschöpfungsschlaf über ruhige See, träumt von schöneren Erlebnissen, bis der balladeske und mit freundlichen Melodien begonnene Song langsam aber unaufhaltsam in ein alptraumhaftes Schrecknis umschlägt, aus dem er panisch erwacht. Ob Rettung in Sicht ist? Das letzte Stück "La Hoguera" kommt mit einem hypnotischen Rhythmus und positiven Grundthema daher, was aber nichts heißen muss. Wie gesagt, die Texte sind in spanisch gehalten. Alles in allem ist INTROVISION mit ihrem Debüt aber eher eine als Konzeptalbum getarnte Instrumentalscheibe gelungen, die manchmal songdienliche Atmosphäre versprüht, die meiste Spielzeit aber eher die außergewöhnlichen technischen Fähigkeiten der Musiker präsentiert. Speziell in der zweiten Albumhälfte geht es zuweilen echt heftig zur Sache, hört euch nur mal das über sechzehnminütige Instrumental "08:36:56 / El Umbral De La Liberatión Interior" an...Wer auf derartiges abfährt, bekommt aber im positiven Sinne die volle Packung geboten!