FILM - Ein ganzes halbes Jahr

VÖ: 03.11.16
(Warner Home Video)

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Klapptext:

Manchmal entführt uns die Liebe in Richtungen, die wir uns überhaupt nicht vorstellen können. Louisa „Lou“ Clark ( Emilia Clarke) wohnt in einer ländlichen Gegend Englands. Ihre übliche fröhliche Art wird mit ihrer neuen beruflichen Herausforderung erstmals auf eine harte Probe gestellt: Als Pflegerin und Begleiterin von Will Traynor (Sam Claflin), der seit einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist und seine junge Existenz als sinnlos empfindet. Doch Lou nimmt sich vor, Will zu beweisen, dass sich das Leben weiterhin lohnt: Gemeinsam lassen sie sich auf eine Abenteuertour ein, die sie allerdings so nicht geplant haben… Wie sich ihr Leben - und ihre Herzen - unter diesem Umständen verwandelt, hätten sich beide nicht träumen lassen.

Kritik:

Die US-amerikanische Verfilmung des Bestsellerromans von Jojo Moyes und Filmregie-Debüt der Theater-Regisseurin Thea Sharrock präsentiert sich in blumig-bunten Bildern fernab aller Tristesse und einem echten Alltag. Die freundlich-frische Frohnatur Louisa, genannt „Lou“, Clark ( Emilia Clarke, „Game of Thrones“, „Terminator 5“) nimmt bei der schwerreichen Familie Traynor einen auf 6 Monate begrenzten Job als Gesellschafterin für deren nach einem Unfall ab dem Hals abwärts gelähmten Sohn William (Sam Claflin, „Die Tribute von Panem“) an. Nach anfänglichen Schwierigkeiten – der verbitterte und lebensmüde William begegnet Lou zunächst mit Abneigung und gemeinen Kommentaren – nähern sich die beiden an. Louisa erfährt durch einen Zufall, dass William beschlossen hat, in der Schweiz mittels Sterbehilfe seinem Leben ein Ende zu setzen. Dafür hat er sich selbst und seiner Familie eine Frist von einem halben Jahr eingeräumt. Sie beschließt, William von seinem Vorhaben abzubringen und ihm zu beweisen, dass das Leben noch viel für ihn zu bieten hat. Mit ihrer lebensfrohen Art reißt Louisa William aus seiner Lethargie und bezaubert ihn zunehmend. Es entwickelt sich zunächst eine zarte Freundschaft und später echte Zuneigung. Als Louisa erfahren muß, dass William trotz allem an seinem Vorhaben festhält, sein Leben zu beenden und er sie zudem auch noch bittet, ihn dabei zu begleiten, bricht für Lou eine Welt zusammen… Emilia Clarke punktet in ihrer Rolle als freundliche Frohnatur Louisa mit ihrem schräg-bunten Modegeschmack und ihrer mädchenhaften Art, die in einem starken Kontrast zu der sonst so taffen Rolle als Khaleesi in „Game of Thrones“ steht. Dabei interpretiert sie die Louisa mit einem fast schon „Amèlie“-haften Mädchencharme gepaart mit einem Touch Tollpatschigkeit im Stile von „Bridget Jones“. Hierfür bedient sie sich eines variablen, mitunter etwas zu häufig wechselnden und überzogenen Minenspiels, das möglicherweise Geschmackssache ist, die quirlige Art der Louisa aber entsprechend herausarbeitet. Sam Claflin spielt die Rolle des William cool, verbittert und distanziert, wärmt aber irgendwann die Damenherzen mit seinem Lächeln. Selten jedoch nimmt man ihm den von starken Schmerzen gequälten Menschen mit Todeswunsch ab, so dass sein Vorhaben, seinem Leben ein Ende zu setzen, im Gegensatz zur Romanvorlage nicht wirklich glaubhaft und schlüssig transportiert wird. Durch die zuckersüß-blumige Glasur kann der Film auch dem ernsten und kontrovers diskutierten Grund-Themas „Sterbehilfe“ sowie auch dem Thema „menschliche Würde im Pflege-Alltag und im Leben mit Behinderung, Krankheit und Schmerzen“ nicht gerecht werden und bleibt diesbezüglich zu oberflächlich, was wohl auch das FSK-Siegel 12 rechtfertigt. Die um diese Verfilmung hitzig entbrannte Diskussion und Kritik, der Film würde ein Leben mit Behinderung als unwert darstellen, erscheint mir jedoch deutlich überzogen. Hier mag sich jeder seine eigene Meinung bilden. Trotz üppig-bunter und wunderschöner Bilder von Burgen, Gärten und pittoresken englischen Städchen in bester Rosamunde-Pilcher-Manier und britischen Schauspielern merkt man dem Film deutlich die US-amerikanische Produktionshandschrift an. Ein echtes Great Britain Feeling stellt sich zu keiner Zeit ein. Kann einen stören, muß aber nicht. Unter dem Strich bleibt eine gelungene, warmherzige, rosarot gefärbte Romantikkomödie, die aufgrund des ernsten, wenn auch nicht ganzzeitig vorherrschenden Themas „Sterbehilfe“ natürlich auch ihre traurigen und ergreifenden Momente hat. Leider wird sie an Tiefe und Intensität der Romanvorlage nicht gänzlich gerecht, was überrascht, da Autorin Jojo Moyes selbst ihr Werk für die Verfilmung bearbeitet und das Drehbuch geschrieben hat sowie auch während der Dreharbeiten am Set anwesend war. Abgerundet wird der Film durch einen ruhigen, gefühlvollen und unaufdringlichen Soundtrack. Das Bonusmaterial auf dieser Bluray ist mit insgesamt 14 Minuten Specials extrem sparsam gehalten, aber nett anzusehen.

Fazit: Bittersüße Romantikkomödie voller Wärme und in schönen Bildern, mit ernstem Grundton, der aber kaum die Oberhand gewinnt. Dennoch wärmt er das Herz und das Paket Taschentücher sollte definitiv in greifbarer Nähe liegen. Sehenswert.

7 von 10

Laufzeit Film: Ca. 110 Minuten
Bonusmaterial: Ca. 14 Minuten

Anzahl Bluray-Discs: 1
FSK: 12
Bildformat: 16:9 (2.40:1)
Ton: Deutsch, Spanisch, Italienisch,Französisch: Dolby Digital 5.1
Englisch: DTS-HD Master Audio 5.1
Untertitel: Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch u.a.

Specials:
Vom Buch zum Film
Verpatzte Szenen
Nicht verwendete Szenen