KARTHAGO - Live At Rockpalast 2004


VÖ: 25.06.2021
(MIG music)

Style: Kraut Rock

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MIG Music

KARTHAGO gehörten zur deutschen Krautrockelite in den 70ern, feierten national wie international Erfolge was Pressereferenzen damaliger Zeit aus Gazetten wie „POP“, „Musikexpress“ oder „Sounds“ auf nationaler sowie „Sounds UK“ oder „New Musical Express“ auf internationaler Ebene widerspiegeln, und lösten sich gegen Ende der 70er im Jahr 1978 auf. Ein Vierteljahrhundert später im Jahr 2003 feierten KARTHAGO überraschend ihr Comeback einschließlich aller drei Original-Gründungsmitglieder Joey Albrecht (Gitarre, Gesang), dem seit 2019 verstorbenen Ingo Bischof (Keyboard) und Thomas 'Tommy' Goldschmidt (Percussion, Backing Vocals) was dieser Livemitschnitt in aller Form dokumentiert. Als fehlende Rhythmussektion rückten das Uruguayer Vater/Sohn-Gespann Rolo Rodriguez als Drummer, Sohn Chris der den Bass bedient, ins Team hinein.

Vorliegendes CD/DVD-Doppel entpuppt sich als gelungenes Zeugnis über einen für Rockfans unterschiedlichster Coleur (darunter auch zahlreiche Althippies und Krautrockfans) erinnerungswürdigen Abend. Die 13 Stücke umfassende im WDR unter dem Titel „KRAUTrockpalast“ laufende Livedoku wurde vom Rockpalast aufgezeichnet und ist nun erstmal als Audiotonträger auf CD+DVD erhältlich.

DVD:
Allein die Ansagen von Sänger/Gitarrist Joey Albrecht, auf der vom Veranstalter zeitlich begrenzten erstmals vollständigen knapp 65-Minütigen Live-Doku, der Geschichten zu den jeweiligen Songs erzählt, sind es wert gehört zu werden, sie geben tiefen Einblick in das Schaffen einer schon seit den 70ern beschlagenen Band, deren Stern hell am Krautrockhorizont neben unverzichtbaren das Zeitgeschehen prägend musiskalisch reflektierenden Krautrock-Größen wie EPITAPH, KRAAN, GURU GURU, JANE und BIRTH CONTROL in den 70ern leuchtete, wobei der 2004er Auftritt zeigt, dass guter Krautrock zeitlos ist, wenn er so authentisch ehrlich dargeboten wird, wie es KARTHAGO am 21. Dezember 2004 Live im Rockpalast getan haben. Technisch professionell bis ins Detail vorgetragen, finden KARTHAGO langsam aber Schrittweise Zugang zum Publikum und kommen mit zunehmender Spielzeit immer besser im Ambiente an. Der vielseitige Rockstil macht KARTHAGO heute noch zu wertvollem Kulturgut für Krautrockfans, da finden sich u. a. neben bluesigem Grundgerüst, Souligem Versatz, Jazz-Passagen rockige und Funky Rhythmen bei „The Second String Rampler“, während „My Friend George“ als neuer Song den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart spannt, KARTHAGO arbeiten wie Joey dem Publikum verrät, an einem neuen Album, was mit Applaus quittiert wird. Platz um verträumt die Seele baumeln zu lassen gibt die Ballade „Now The Irony keeps me Company“, während sich die Männer-Sinne verdrehende „Queen of the Night“ als Krautrockhymne par excellence erweist, ehe das flott getaktete Experimentialbonbon „Crazy woman“, kräftig die rockige Seite der Band aufblitzen lässt, während sich im langen Schlußfinaldoppel „We gonna keep it together“/“We give you everything you need“ nocheinmal zeigt, wie stilistisch vielseitig die Berliner aufgestellt waren. Schade, dass deren rockige Stücke in der Setlist erst reichlich spät kommen, doch das ist auch schon der einzige Wermutstropfen, den es hier zu verzeichnen gibt, ansonsten haben KARTHAGO wie am kräftigen Schlußapplaus des begeisterten Publikums einschließlich Zugaberufen deutlich wird, bleibenden Eindruck beim Rockpalastauditorium hinterlassen, wie sich am Schlußhighlight „We give you everything you need“ zeigt, wo alle Musiker nocheinmal vorgestellt werden. Wieviel Spaß die Musiker am Comebackauftritt hatten wird an der gesamten Performance umso mehr erkennbar.

Teilweise erinnert Joey Albrecht der auf der Bühne den perfekten Entertainer abgibt mit seiner Stimmvielfalt (u. a. bei „Rock n' Roll Testament“) schon mal vereinzelt an Southernbands vom Kaliber LYNYRD SKYNYRD/MOLLY HATCHET, doch sein vielseitiges Organ ist immer flexibel genug, andere Einflüsse zwar anzudeuten, doch im Kern eigenständig zu bleiben. Die gesamte Band präsentiert sich langsam beginnend je länger der Set andauert beweglicher auf der Bühne, das phantastische Handtrommelsolo  von Tommy Goldschmidt der sich mit Schlagzeuger Rolo Rodriguez ein packendes Duell  im packenden Schlußakkord des offiziellen Teils "We keep Together" setzt das I-Tüpfelchen unter einen unterhaltsamen Auftritt, in dessen Rahmen die Bühnenliveperformance durchweg stimmte, bis die Band noch für eine jazzige Zugabe im Sinne von "We give You everything You need" vom immer noch nicht genug bekommenden Publikum auf die Bühne zurückgeholt wird.      

Über die Setlist der CD dürfen Krautrockveteranen und- veteraninnen, denen KARTHAGO schon bekannt waren als zahlreich andere Generationen noch nicht geboren, fürstlich streiten, oder sich angeregt die Köpfe heiß reden. Diejenigen auf härtere Klänge schwörenden Krautrockfans werden bekritteln, das sie bei der Songauswahl den schmutzigeren Rockfaktor vermissen, doch wer zeitloses JOE COCKER/JIMI HENDRIX/ERIC CLAPTON-Feeling schätzt, findet an der Setlist Gefallen. Aus meiner Sicht ist die Songauswahl trotz Fehlens der rockigsten Songperlen vom zweiten Album 'Second Step' ziemlich bunt dosiert gemischt , wie der selbst Fans harter Rockstile interessanten Einblick gebende Gesamtauftritt im Rockpalast belegt.

Setlist DVD:
1. The World is like a burning fire
2. Rock n' Roll testament
3. The second string rambler
4. My friend George
5. Living like a clown
6. Maybe another time
7. Now the irony keeps me company
8. In the midnight
9. Rosie
10. Queen of the night
11. Crazy woman
12. We gonna keep it together
13 We give you everything you need

Licht und Ton wurden hervorragend in Szene gesetzt, die Musiker genießen ihren Auftritt, - Krautrockfans einen phantastischen sich schrittweise steigernden Live-Club-Abend in passend gewähltem Ambiente. Ein geführtes 18-Minuten-Interview kommt als Bonus hinzu, woraus 93 Min. DVD-Gesamtspielzeit resultieren. Umfangreiche Liner Notes von Burghard Rausch runden das Doppel gelungen ab.

CD:
Die CD-Setlist ist authentisch mit der DVD, der Sound sehr professionell und einwandfrei sauber abgemischt, womit für Anhängerschaft des gepflegten Krautrocks auch das Hörerlebnis der Audio-CD zum Genuss wird.  Musikliebhaberschaft von Kapellen wie EPITAPH, KRAAN, GURU GURU, FRUMPY, AMON DÜÜL, BIRTH CONTROL oder JANE könnte Gefallen daran finden.

Fazit: Empfehlenswerter Pflichtrelease für die 70er-Krautrockfangemeinde! 9/10

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