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DENNIS EHRHARDT - Zaubermond Verlag (Teil 1)

 



Interview mit Dennis Ehrhardt (ZAUBERMOND)

Homepage:
www.zaubermond.de

Unter seinem Inhaber Dennis Ehrhardt hat der Zaubermond-Verlag sich in den letzten Jahren zu einer renommierten Adresse für Hörspielhörer entwickelt. Neben eigenen Veröffentlichungen („Loreley“, „Sonderberg & Co.“, „Goldagengarden“) produziert Zaubermond für Folgenreich/Universal Music die Serien „Dorian Hunter“ und „Die Elfen“.

Im ersten Teil des Interviews äußert sich Dennis Ehrhardt zu den aktuellen Entwicklungen bei „Dorian Hunter“, „Die Elfen“ und „Sonderberg & Co.“. Im zweiten Teil haben wir ihn zu seiner Arbeit als Skriptautor und Regisseur bei „John Sinclair“ befragt.


Teil 1

Gratuliere, Dennis. Nicht nur, dass du das Zaubermond-Portfolio mit immer neuen Serien fütterst und für konstante Qualität stehst, nun arbeitest du auch noch recht erfolgreich an den „Elfen“ und „John Sinclair“. Bleibt da eigentlich noch Zeit für andere Dinge?

Es wurde zuletzt ein wenig hektisch – deshalb hat das Zaubermond-Team im Januar Zuwachs bekommen. Jan Werner wird als Redakteur sowohl der Buch- als auch der Hörspielsparte Entlastung bringen.

Kommen wir als erstes zur Kernserie bei Zaubermond, „Dorian Hunter“. Konstant, perfekt ineinander verwoben und fast durchweg nur mit Lob überhäuft. Viele – ich eingeschlossen – können das Erscheinen der nächsten Folge kaum abwarten. Einst waren sechs Folgen pro Jahr angedacht. Warum erscheinen seit 2010 nur noch vier?

Die sechs Folgen in 2009 waren ein Testballon, der für Zaubermond gut funktionierte. Als die Veröffentlichung von „Dorian Hunter“ dann von Folgenreich übernommen wurde, entschied man sich dort für einen Dreimonatsrhythmus. Dabei spielten nicht nur inhaltliche Überlegungen eine Rolle, sondern auch verkaufstechnische und labelinterne Planungen.

Wenn du könntest, würdest du mehr bringen wollen? Wo lägen die Hauptprobleme? Wie lange dauert die Fertigstellung einer Folge?

Von mir aus könnte jeden Tag eine erscheinen. Die Hauptarbeit erledigt ja Marco Göllner. :-P Die Produktionsdauer ist schwierig zu bemessen, weil permanent an mehreren Folgen zugleich gearbeitet wird. Aktuell befinden sich die Folgen bis Nr. 24 in Produktion.

Nach der starken Doppelfolge 10.1 und 10.2 haben viele bei Folge 20 mit Ähnlichem gerechnet. Gab dies der momentane Stoff nicht her? Dürfen wir trotzdem weiterhin auf Doppelfolgen hoffen?

Ich fand die Folge 20 besonders interessant, weil sie sich so sehr auf die Bösewichte konzentriert hat und viele Hintergründe zur Organisation der Schwarzen Familie bekannt wurden. Der nächste Zweiteiler umfasst die Folgen 22 und 23. Es geht um Dorians zweites Leben in der Vergangenheit und seine Begegnung mit der „Vampirin Esmeralda“, übrigens einer der beliebtesten Romane der Originalserie.

Marco Göllner versteht es ja meisterlich, spätere Geschehnisse bereits in aktuellen Folgen vorzubereiten. Arbeitet er, was dies angeht, autark oder fließen dort eurer beider Ideen mit ein?

Marco plant und schreibt die Folgen selbstständig. Ich fordere dann hinterher nach Gutsherrenart Änderungen, was er wiederum meist geflissentlich ignoriert. ;-)

Die Romanserie hat längst ihr Spin-Off: „Das Haus Zamis“, in dem Cocos Jugendgeschichte erzählt wird. Gibt es Pläne, auch DHZ als Hörspielserie zu bringen?

„Das Haus Zamis“ ist inzwischen mehr als nur eine „Jugendserie“ von Coco Zamis. Es ist mit derzeit 33 Bänden zu einer Art Familiensaga ausgeufert, die die Geschichte der Zamis bis in vergangene Jahrhunderte beleuchtet. Das wäre sicherlich auch als Hörspielumsetzung reizvoll, stimmt ...

Du arbeitest viel im Auftrag für andere Labels. Wäre es im Gegenzug für dich vorstellbar, ebenfalls Arbeiten in Auftrag zu geben, um Projekte zu verwirklichen, die dir am Herzen liegen und zu denen dir die Zeit fehlt?

Das tue ich. Bücher und Hörspiele zusammengenommen, hat Zaubermond in den letzten 15 Jahren über 500 Titel produziert und publiziert. Das kann man nicht allein stemmen.

Auch deine sehr klassische Krimireihe „Sonderberg & Co.“ zeigt mit bereits sieben Folgen erstaunliche Kontinuität. Bist du mit dem Ergebnis bisher zufrieden? Wo siehst du Punkte für Verbesserungen?

Ich habe den Ehrgeiz, mich als Autor ständig zu verbessern. Dementsprechend halte ich Folge 1 von „Sonderberg & Co.“ heute für die schwächste und die Folgen 6 und 7 für die besten. In Folge 6 verschlägt es ihn und Minnie auf das platte Land, und sie müssen unter gänzlich fremden Bedingungen ermitteln. In der aktuellen Folge 7 stellt sich am Ende heraus, dass es eigentlich gar keinen „Fall“ gibt. Stattdessen wird das Faust-Thema – das menschliche Streben nach Übergröße, gepaart mit der Angst vor Altern und Tod – mit den sehr aktuellen Themen Sterbehilfe und Demenz verwoben. Diese aktuellen Bezüge sind mir das Wichtigste an der Serie – weshalb ich Sonderberg so gar nicht für „klassisch“ halte.

Wenn dich aktuelle Bezüge interessieren – warum hast du die Serie dann im 19. Jahrhundert angesiedelt?

Ich verstehe mich zwar als Autor und Verleger, habe aber Mathematik studiert und immer auch ein Faible für das Technische gehabt. Im 19. Jahrhundert hatten Neuerungen wie Dampfkessel, Eisenbahn usw. gravierende gesellschaftliche Veränderungen zur Folge. Vieles davon wiederholt sich jetzt unter anderen Vorzeichen. Das Telefon wurde anfangs für ähnlich überflüssig erklärt wie heute Social Media – aber es hat die Art, wie Menschen miteinander kommunizieren, komplett verändert. Auch Minnies Kampf gegen Geschlechterklischees ist immer noch hochaktuell.

Nenn mir einen vernünftigen Grund, warum ein Produzent eine Serie in einer wesentlich teureren Pappverpackung statt im üblichen und deutlich billigeren Plastik-Jewel-Case auf den Markt bringt!

Weil Artwork bei Zaubermond niemals nur Beiwerk ist, sondern Teil des Ganzen. Ich finde die Digipacks toll und habe z. B. fast zwei Jahre nach passenden Illustrationen für Sonderberg gesucht. Genau so, wie Stefanie Bemmann die Coverillustrationen jetzt zeichnet, sollten sie aussehen!

Spielen vielleicht auch Marktforschungen eine Rolle ...?

Meine Empfehlung wäre, vor allem auf den eigenen Bauch zu hören. Nur wenn man voll hinter einem Projekt steht, hat man die Energie, es auch durch seine Krisen zu begleiten und zu verteidigen. Sonderberg zum Beispiel soll nicht nur klassische Hörspielfans ansprechen, sondern auch Hörbuchhörer. Deshalb haben die Dialoge auch viele Subtexte, ist die Handlung mit viel Hintersinn konzipiert, der beim oberflächlichen Hören schnell verloren geht.

Warum hast du dich bei der Besetzung der Hauptrolle für Jan-Gregor Kremp entschieden? Die Rolle der Minnie Cogner scheint ja wie für Regina Lemnitz gemacht. Hattest du beim Schreiben sofort an sie gedacht?

Ja, und ich bin sehr froh, dass sie zugesagt hat. Jan-Gregor Kremp habe ich schon immer für seine Schauspielkünste bewundert. Mittlerweile hat das auch das ZDF erkannt und ihn zum neuen „Alten“ gemacht. ;-) Ich mag ihn allerdings fast noch lieber in den undurchsichtigen oder skurrilen Rollen wie beim (mittlerweile leider eingestellten) Bad Homburger Polizeiruf oder in Detlef Bucks „Wir können auch anders“.

Du arbeitest auch gern mit unverbrauchten Stimmen und besetzt z. B. Rollen von Ausländern häufig mit Muttersprachlern. Wonach wählst du einzelne Sprecher aus?

Danach, ob sie passen. Da passiert es dann auch mal, dass man den Sprechern für einen einzigen Aufnahmetag nach München hinterherreist, wie kürzlich geschehen. Osman Ragheb zum Beispiel wurde in dieser Session aufgenommen, der „Dr. Radcliffe“ aus John Sinclair Classics 14. Oder Gerd Rigauer, der den Bösewicht Okastra in der Kreuz-Trilogie spricht. Begeisternde Sprecher, die bisher in kaum einem Hörspiel aufgetaucht sind!

Synchronsprecher setzt du hingegen nicht so gern ein ...

Das stimmt nicht. Osman Ragheb kam gerade von einer Synchronproduktion aus Berlin eingeflogen. Auch stammen ja weiterhin die meisten Sinclair-Sprecher aus dem bekannten Synchronumfeld. Ich halte nur den Trend für ausgereizt. Vor 15 Jahren, als Oliver Döring den Anfang gemacht hat, war das originell – aber mittlerweile gibt es ja kein Kleinstlabel mehr, das nicht schon „ganz Hollywood“ im Studio hatte. Und es gibt eben auch noch mehr tolle Sprecher und Schauspieler.

Du nimmst dich mit „Elfenlicht“ gerade der Vertonung eines weiteren „Elfen“-Buches an. Wie viele Folgen dürfen wir da erwarten? Ich meine, einmal etwas von sechs Folgen gelesen zu haben. Wie ist der angestrebte Veröffentlichungsrhythmus?

Genau, es wird sechs neue Folgen geben. Folge 6 erscheint Ende Mai, Folge 7 im August. Wahrscheinlich wird es in diesem Takt weitergehen.

Was läuft bei der Produktion einer Fantasy-Serie anders als zum Beispiel bei Grusel oder Krimi?

Jedes Genre hat seine Konventionen, die man beachten muss. Andererseits brechen „Die Elfen“ manchmal bewusst damit, z. B. indem Bernhard Hennen durch auch reale Geschehnisse als Blaupausen für die Handlung verwendet. In Folge 4, in der die Menschen vor den Trollen fliehen, fließen Berichte über die Vertreibungen im Kriegswinter 1944/45 ein. Und wenn in Folge 7 der Kobold Elija Glops seine „Rotmützen“ zur Rebellion gegen die Elfen aufruft, sind Marx und Lenin nicht weit. Diese Bezüge geben der Serie eine zusätzliche Tiefe.

Warum „Die Elfen“? War dies dein Anliegen, dein Wunsch? Warum nicht zum Beispiel „Die Zwerge“ von Markus Heitz?

Bernhard Hennen ist die absolut beste Wahl, denn er setzt sich unglaublich für die Hörspiele ein. Zum Beispiel hat er für Folge 6 den Buchanfang mit einer komplett neuen Handlung ergänzt, die exklusiv im Hörspiel erscheinen wird. Dabei hatte ich ihm bloß meine üblichen Fragen zur Umsetzung geschickt. Und dann schickt er mir ein neu verfasstes Handlungsexposé, in dem er auch noch auf viele meiner Ideen eingegangen ist. Großartig!