CIVILIZATION ONE – Hanau, Rock, Pop & More Workshop
Interview vom 23.02.13
Interviewpartner: Chitral „Chity“ Somapala (voc.)
Homepage:
www.facebook.com/CivilizationOne
F-R:
Hi Chity, zunächst meinen Glückwunsch zu eurem neuen Album „Calling The Gods“. Bevor wir heute das Album näher beleuchten, möchte ich noch einmal die Geschichte von CIVILIZATION ONE kurz besprechen. 2006 mit namhaften europäischen Musikern gegründet, 2007 der Release vom Debüt „Revolution Rising“ mit viel Livepräsenz, 2008 das vorzeitige Aus inmitten des Songwritings für „Calling The Gods“. Was waren die Gründe für das Aus?
Chity:
Die Gründe für dieses break up waren hauptsächlich personelle. Die Musiker, die ich in die Band mitgenommen habe, haben am Anfang gesagt, sie wollen mit CIVILIZATION ONE arbeiten, aber in derselben Zeit haben sie auch auf anderen Hochzeiten getanzt, und das war für uns richtig schwer, als eine Band zusammenzuarbeiten, weil sie in derselben Zeit in anderen Bands gespielt haben. Ich sehe dieses break up aber auch positiv, weil wir im selben Jahr in Sri Lanka gespielt haben. Ich war glücklich, andere Leute gefunden zu haben. Pierre (Anm.: Emmanuel Pelisson, b.) war das einzige Original-Mitglied. Wir haben in Sri Lanka als erste europäische Metal-Band vor 5.000 Leuten gespielt. 2009 haben wir das wiederholt.
F-R.:
Außer dir und Gründungsmitglied Pierre sind jetzt drei neue Leute dabei. Michael Stein an den Drums ist dein Bandemate bei RED CIRCUIT. Wer sind die beiden anderen Gitarristen?
Chity:
Die anderen Gitarristen sind einmal Nicklaus Bergen, ein Franzose und dann Oliver Marmann. Er arbeitet als Lehrer in der Musikschule, in der ich unterrichte, bei der Modern Music School. Er ist ein super Gitarrist. Michael Stein war mit mir bei CIVILIZATION ONE vor RED CIRCUIT auch dabei, als wir 2008 in Sri Lanka gespielt haben.
F-R.:
Das Album an sich ist ja schon länger fertig. Still, heimlich und leise – also ohne große Werbung – erschien „Calling The Gods“ letztendlich über Limb Music. Das klingt fast nach einem Schlussstrich unter dem Kapitel C 1. Ist dem so?
Chity:
Ich weiß es nicht. Aber ich sehe es so, dass die ganze Metal-Branche heute ein großes Problem hat. Ich habe auch schon in anderen Interviews gesagt: Es gibt so viele Genres heute, das ist unfassbar. Als ich angefangen habe mit Musik, das war Hardrock. Und später ist aus diesen Hardrock-Bands Metal geworden. Aber heute gibt es so viele Genres. Daher weiß ich es nicht. Unsere Musik ist mehr Melodic Metal, und ich denke, beim Melodic Metal werden es im Moment weniger und weniger Fans, wenn ich dagegen die ganzen neuen Genres wie Metalcore, Black Metal und die ganzen modernen Sachen sehe. Das ist für mich keine Musik, das ist nur Schreierei. Ich habe viele Riffs und viele Songideen, um eine dritte Platte zu machen, und wenn die Presse Interesse an dieser Platte zeigt, dann kann es sein, dass ich noch eine Platte mit derselben Besetzung mache.
F-R.:
Wer das Debüt-Album kennt wird feststellen, dass die Melodieführungen auf „Calling The Gods“ ähnlich klingen, jedoch ist es um viele verschiedene Elemente tempo- und abwechslungsreicher geworden. Keyboardelemente findet man fast gar nicht. Wer war in songwriterischer Hinsicht für das Album verantwortlich? Du alleine?
Chity:
Bei der ersten Platte hab ich meistens die Lieder geschrieben. Bei der zweiten Platte wollte ich ein bisschen ein anderes Flair einbringen. Pierre hat vier Stücke geschrieben, und zwar diese ganzen Heavy Sachen. Gut, ich habe auch ein paar Heavy-Stücke dabei, aber es ist immer besser, wenn zwei gute Chefs in derselben Küche zusammen kochen können, um ein gutes Essen zu kreieren - mit der richtigen Chemie. Du weißt, ich komme aus Sri Lanka und bin von dort beeinflusst. Ich wollte, dass du das hörst, dass ein bisschen diese asiatischen Mittel, arabische Elemente drin sind. Ich bin ein großer Fan von den alten Bands wie LED ZEPPELIN, die haben das auch benutzt. Die haben das von uns geklaut (lacht). Ich wollte etwas reinbringen, meine Identität, wo ich herkomme – und das ist dann „Calling The Gods“ geworden. Ich denke, das ist mit dieser Platte richtig gut gelungen.
F-R.:
In welchem Verhältnis stehen das gelungene Coverartwork und der Albumtitel zum textlichen Inhalt auf „Calling The Gods“?
Chity:
Da war vorher schon dieses Chaos auf der Welt, als viele Leute gesagt haben, dass die Welt am 21. Dezember 2012 untergeht. Ich habe dann viele Bücher und viele Artikel im Internet gelesen und hatte dann dieses Riff und das alles in meinem Kopf, diese ganzen kleinen Stories. Und darüber habe ich die ganze Geschichte gemacht, mit meinen eigenen Fantasy-Texte. Auch das Intro, das ich gesungen habe, hat dazu gehört. Und zu dem Cover-Artist hab ich gesagt, dass ich in dieser Art ein Cover brauche. Dieses Cover hatte ich praktisch in meinem Kopf schon gemalt. Es gab viele Leute, die ihr Geld gespendet haben und sagten „oh Gott, lass mir alles, wir beten für unseren Gott“. Und das ist das Konzept.
F-R.:
Insider werden „Calling The Gods“ mit Sicherheit ein oder beide Ohren leihen. Welchen Song und warum gerade diesen würdest du als Referenz für das Album benennen, um es einem der CIVILIZATION ONE noch nicht kennt zu empfehlen?
Chity:
Es gab eine Zeit, da habe ich mir das Album nicht angehört, weil ich dachte, das ist das Ende der Band. Irgendwann hat mich mein guter Freund Limb (Anm.: Schnoor, Limb Music) angerufen und gesagt „Chity, du bist ein guter Freund von mir, und du bist für mich auch ein richtig guter Künstler. Ich will dir helfen, die Platte rauszubringen.“ Dann erst hab ich noch mal alle Songs angehört. Ein für mich sehr persönlicher Song auf dem Album ist „Reunite“, die Ballade, weil mir dieser Song spontan eingefallen ist. Für mich ist das eine schöne Ballade in Richtung der alten Bands wie SCORPIONS. Ich bin eben mehr Melodic Rock-Fan. Ich will mich zwar nicht selber loben, aber ich finde das ganze Album, alle Songs sind richtig tight und richtig perfekt. Wenn ich die ganzen Kritiker so reden höre, kriege ich manchmal Gänsehaut, weil ich das nicht selber gemerkt habe.
F-R.:
Mit „Believing The Dream“ und „Dreams On Fire“ wurden zwei Songs als Bonustracks draufgepackt, die du für das Cricket World Cup Team von Sri Lanka 2011 und für die olympischen Spiele 2012 geschrieben hast. Stilistisch passen sie rein gar nicht zum Album. Wieso kamen sie dennoch drauf?
Chity:
Das war eine Anfrage von den beiden Plattenfirmen. Ich hab immer gesagt, ich will keine Platte von 50 oder 60 Minuten machen. Die Leute kaufen heute wegen iTunes und so manchmal Einzeltitel. Ich hab also ein bisschen überlegt und habe mir ein paar moderne Bands angesehen; die haben eine Plattenlänge von maximal 35, 40 Minuten. O k, dachte ich mir, wir schreiben richtige Songs, ganz kurz. Die Leute sind heute nicht so interessiert an Konzepten. Heutzutage passiert alles wie Fast Food, alles schnell. Gut, dann mache ich dieses Konzept, das ihr habt, ganz kurz, mit 11 Titeln, das ist genug für das Album. Ich wurde dann nach zwei Bonustiteln für Japan oder Südamerika gefragt, und ich habe Limb diese zwei als Bonustracks angeboten, weil sie in Sri Lanka große Hits sind. Ich habe auch positives Feedback bekommen. So sagte jemand, dass er nie gedacht hätte, dass diese Person so vielseitig sein könne. Ich mache eben auch andere Musik, im Moment Filmmusik.
F-R.:
Du bist neben deinem Job als Sänger auch als Composer tätig und hast vor einiger Zeit ein instrumentales Solo-Album Namens „Photographic Breath“ veröffentlicht, dass musikalisch entgegen deinen bisherigen Veröffentlichungen im Rock und Metal ein völlig anderes Genre bedient. Erzähl doch bitte kurz etwas über das Album.
Chity:
Wenn jemand richtig gut Musik versteht und diese Platte richtig anhört, mit der ganzen Harmonie und allem, was ich da gemacht habe - das gibt es auch im Metalbereich; ich hab nur die Gitarre weggelassen. Das ist der Weg, Musik für Leute interessanter zu machen. Hör dir zum Beispiel mal „The Execution“ an, das ist richtig Metal. Aber ich habe gedacht, lass die Gitarre weg, dann bring ich dieses dunkle Gefühl rüber, wie bei einer Filmmusik. Das mach ich ja im Moment. Das sind ein paar Ideen von mir, die ich schon lange hatte, und die setze ich, wenn ich das Gefühl danach habe, im Studio, mit den ganzen Instrumenten, die ich dort habe um. Das wird nicht das letzte Mal sein, dass ich ein anderes Album mache. Ich hab noch ein paar andere Ideen in vielen, vielen anderen Musik-Genres, denn Musik ist für mich grenzenlos. Und für mich ist Musik nicht nur Metal. Musik ist eine Weltsprache.
F-R.:
So, dann zum Abschluss noch deine persönlichen Worte an unsere Leser und die CIVILIZATION ONE-Fans.
Chity:
Ich bin sehr stolz, dass ich so viele gute Freunde in diesem Bereich habe, die mir nach dieser Platte auch gemailt haben, denn viele haben gedacht, ich wolle in der Metal-Szene aufhören. Gut, ich hab dort zwar nicht aufgehört, aber ich denke halt, dass es anders geworden ist. Es ist ruhiger geworden. Ich sehe das auch bei großen Bands, die auch nicht mehr so viel machen, auch wegen der Finanzkrise. Aber die Fans, die Metal-Fans sind richtige Die-Hard-Fans, und ich danke euch allen. Ich will mich auch bei dir bedanken, Mike. Und an alle Fans: Vielen Dank! We love you all, thank you!
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock Foto by Chity Somapala