• Home
  • Reviews & Interviews
  • Interviews
  • MONSTERS OF LIEDERMACHING - Zwischen Genesis und einstürzenden Neubauten

MONSTERS OF LIEDERMACHING - Zwischen Genesis und einstürzenden Neubauten

mailerinterview
Interviewpartner: Totte, Labörnski, Fred und Burger

Homepage:
www.monstersofliedermaching.de

FFM-Rock:
Im April startet die 23te Clubtour in der Monsters-Geschichte und jetzt mal Hand aufs Herz was überwiegt heuer: „Schnaps“ oder „Kekse“? Wird nach den Shows noch ausgiebig gefeiert oder kommt man bei einem guten Buch zur Ruhe?

Totte:
Sowohl als auch. Die Prohibition haben wir noch nicht ausgerufen, aber ab und an verlagern sich die Gelüste doch auf süße Kulinarik. Ein sehr gutes Buch ist übrigens: „Alle, alle lieben dich.“ von Stewart O' Nan.

FFM-Rock:
Die Monsters of Liedermaching sind die erste Liedermacher Band Deutschlands wenn nicht sogar weltweit. Erzählt doch mal wie genau es zu diesem ambitionierten Projekt kam, wer den Stein ins Rollen brachte und welchen Erfolg ihr euch selbst prognostiziert hattet.

Totte:
Wir haben uns auf einem Liedermacherfestival in Kevelaer als Solisten kennen- und schätzen gelernt und dann immer wieder mal kleinere Wochenendtouren miteinanderorganisiert. Da sind wir aber noch nacheinander aufgetreten. Fred war dann für ein Booking in Hamburg zuständig, er sollte auf dem „Rockspektakel“ am Rathausmarkt Sonntags die zwei Mittagsstunden mit musikalischen Gästen füllen. Er lud uns ein, wir kamen, tranken und entschieden spontan, drei Bierbänke auf die Bühne zu stellen und zusammen aufzutreten. Das war toll und die Monsters waren geboren. Alles viel zu lustorientiert, um perspektivische Prognosen zu erstellen, deshalb gab es auch keine weiteren Pläne, außer einfach mal einekleine Tour in diesem Stil zu organisieren. Die haben wir gespielt, uns gefreut und die Mitschnitte der Tour gleich als CD rausgebracht. Eher für uns, aus nostalgischen Gründen. Sie heißt „6 Richtige“ und ist unser Debüt-Album.

FFM-Rock:
Auf der Bühne erscheint ihr als eingeschworene Gemeinschaft obwohl tatsächlich jeder sein eigenes Ding durchzieht. Nun gibt es ja in nahezu jeder Rock- und Metalgruppe einen Leader, dieser mag sich oft auch nur selbst als eben solchen sehen aber häufig wird es dann auch in der Öffentlichkeit so wahrgenommen. Bei euch überhaupt nicht. Wie habt ihr diesen demokratischen Tenor geschaffen und wie sichert ihr sein Überleben? Versucht ihr euch in regelmäßigen Teambildungsmaßnahmen oder passt die Chemie ganz einfach?

Totte:
Unser demokratischer Tenor ist demokratischer Terror: Ein 24stündiges, täglich stattfindendes Bühnenprogram im Touralltag, das durch forschen verbalen Austausch die Egos zermalmt und so den Teamgeist fördert. Außerdem haben wir uns ja als Fans voneinander kennengelernt, da ist man nachsichtiger und bekanntlich sogar von der Schmutzwäsche des Idols begeistert. Also lässt man sie schmutzig und wäscht nur seine eigene und schon der Volksmund sagt ja, dass die Welt eine bessere wäre, wenn jeder nur seine eigene dreckige Wäsche waschen würde. Es stimmt.

FFM-Rock:
Euer augenzwinkernd bilingualer Bandname ist mehr als passend gewählt. Wer hatte die Idee dazu? Gab es noch weitere vielleicht sogar obskure Vorschläge, wie sie ja häufig bei einem ausgedehnten Kneipenabend in der Bandgründungsphase in den Raum gestellt werden?

Totte:
Der Name stammt von mir, war aber eigentlich zunächst nur ein Spaßname für unsere ersten kleinen Wochenendtouren. Als augenzwinkernde Hommage an das   „Monsters of Rock“-Festival. Es gab auch mal „Members of Liedermaching“ in Anlehnung an „Members of Mayday“ und noch ein paar mehr.  In Wahrheit haben wir den Namen dann wohl auch nur genommen, um uns eben besagte endlose Bandnamenfindungsabende zu sparen. Wir würden wohl noch heute suchen.

FFM-Rock:
Welchen musikalischen Vorlieben frönen denn die einzelnen Monster? Welche Bands oder Künstler haben euch am nachhaltigsten geprägt und gibt es evtl. gar peinliche Musikfetische innerhalb der Band?

Totte:
Da gehen die Geschmäcker auseinander, der eine hört mehr Punk, der andere mehr Pop, zudem sind wir ja auch alle unterschiedlich musiksozialisiert worden. So ist es auch mit der Prägung. Ich empfinde eigentlich nicht, dass wir von irgendeiner anderen Kapelle bandmäßig geprägt wurden, da ziehen wir eher unseren eigenen Stiefel durch. Jeder für sich hat aber natürlich Einflüsse verarbeitet, die ihn auch irgendwie geformt haben. Was wir gerne hören:  Zwischen Genesis und den Einstürzenden Neubauten findet man wohl so ziemlich alles bei uns. Einigen können wir uns sehr gut – unter anderem- auf K.I.Z., Tempeau, Georg Kreisler, Die Kassierer, Deichkind, Primus, Beatsteaks und die Beatles, gemeinsam zu später Nacht singen hört man uns auch des Öfteren  „Münchener Freiheit“ Ob das peinlich ist, sollen aber andere entscheiden.

FFM-Rock:
Mit ein Grund für eure treu ergebene Fanschaar ist sicherlich der Fakt das man ein Teil seines eigenen Lebens in euren Liedern wiederfindet. Oft humoristisch verpackt aber immer aus dem Leben gegriffen, so scheint es. Bezieht ihr eure Inspiration tatsächlich aus alltäglichen Ereignissen und fangt ihr dann plötzlich in der U-Bahn oder beim Einkauf das Komponieren an?

Totte:
Ja. Plötzlich ist eine Idee da. Das kann nach stundenlangem Grübeln zuhause sein, aber auch beim Einkauf einer U-Bahn. Mal basiert die Idee auf autobiographischen Ereignissen, mal auf einem der Trilliarden Themengeber, die die Welt so bietet: Fernsehen oder ein Sitznachbargespräch in der frischgekauften U-Bahn. Wenn man nicht allzu desinteressiert über die Erde läuft, findet man eigentlich genug Berichtenswertes. Können auch gesellschaftliche Ereignisse sein, manchmal reicht ein Wort, das man im Vorbeigehen quasi aufliest, oder ein überraschender Sonnenstrahl, der optimistisch durch die bedrohliche Wolkenmauer scheinbar erzürnter Götter dringt, und einen einsamen Schwan imfunkelnden Licht der Alster in güldenem Glanze stolz erstrahlen läßt. Na ja, letzteres bislang noch nicht, kommt aber vielleicht noch.

FFM-Rock:
Labörnski, dich kennt man auch als „Das Monster ohne Gitarre“, beschränkt sich dies auf die Bühne oder komponierst du deine Stücke auch primär anhand deiner Gesangslinien und suchst erst im Anschluss daran die richtige Begleitung?

Labörnski:
Ich bin wirklich Instrumentenfrei zur Welt gekommen und auch geblieben. Pensen mit dem ich die meisten "meiner" Lieder zusammen komponiert habe, sagt mir zwar Talent nach, aber mehr als zwei Akkorde habe ich einer Gitarre bisher nicht abtrotzen können. Mittlerweile habe ich schon mit jedem anderem Monster an dem einem oder anderem Song "von mir" rumgetüftelt. Mal fällt mir was ein, was an der Gitarre zu Ende komponiert wird, dann gibt es Melodie die von mir mit Text befüllt wird. Manchmal gibt es auch nur einen Text und dann suche ich mir einen meiner Kollegen aus, der mir gefälligst weitreichend zur Hand geht. Ich träume zwar immer noch davon später im Schaukelstuhl meinen Enkelkindern was vorzuspielen. Womöglich wird es dann aber eher auf Kasperletheater hinauslaufen.

FFM-Rock:
Ihr greift auf der Bühne auf allerlei belustigende Requisiten zurück. Einer meiner persönlichen Favoriten ist dabei die Nasenflöte. Fred wie kamst du darauf diese in euren Sound einfließen zu lassen?

Fred:
Das kam durch den hervorragenden Spielfilm "Dorfpunks", eine gelungene Verfilmung des gleichnamigen ungleichhervorragenderen Romanes des unglaublichen Herrn Rocko Schamoni, ein Künstler, den wir alle sehr schätzen. In einer Szene dieses Films spielt der Protagonist Nasenflöte, während er auf einer Gartenschaukel sitzt. Das hat mir derart gutgefallen, dass ich es gleich für die Monsters ausprobierte. Die Gartenschaukelhaben wir dann letztlich wegen Platzproblemen im Tourbus weggelassen, aber auch ohne diese funktioniert die Nasenflöte recht gut...

FFM-Rock:
Ihr alle habt eine illustre musikalische Vorgeschichte doch meines Wissens wurde nur einer von euch tatsächlich illustriert. Burger, wie lebt es sich mit dem Wissen ein gefeierter Held in einer Bravo Photo Love Story gewesen zu sein? Holt dich dieser Teil deiner Vergangenheit öfters ein als es dir lieb ist?

Burger:
Hahaha... Als ich damals 1991 mit meiner Band "Die Schröders" jede Woche mit 8 Seiten in der Bravo statt fand war das natürlich eine große Sache. Die Episode hieß "Ein Song für Candy" und handelte wirklich von mir als Frontman einer Band und einem Groupie. Wir waren echte Helden bei uns zu Hause! Später - als ich gern als Punkrocker ernst genommen werden wollte - war es mir dann wirklich eine Zeit lang peinlich, aber inzwischen bin ich sehr stolz darauf und freue mich schon auf den Moment, wenn ich vor meinen Kindern damit angeben kann. Die sind jetzt 9 und 5.... kann nicht mehr lange dauern. Wer kann schon von sich behaupten mal die Hauptrolle in einer Bravo Foto Love Story gespielt zu haben? Einige Wenige. Die Bravos von damals sind selbstverständlich sorgfältig archiviert.

FFM-Rock:
Abschließend vielleicht noch ein Tipp für unsere Leserschaft wie man es nach bester Monsterart schafft dem Leben immer wieder ein Lachen abzugewinnen ohne lächerlich zu wirken?

Totte:
Habt keine Angst, lächerlich zu wirken.

Interview by Robert Kalix
Photo by Mariana Kalix

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.