GRAVE DIGGER - Langen, Stadthalle




Face To Face - Interview vom 08.02.06
Interview Partner: Chris Boltendahl (voc.)

Homepage:
www.grave-digger.de

FFM-Rock:
12 Alben, über 20 Jahre Grave Digger, wie hungrig ist man da noch ?


Chris:
24 Jahre, um genau zu sein. Sehr hungrig, das sieht man an der Tour und den Live Shows, man merkt es dem neuen Alum auch an, dass da noch eine Menge Potential ist. Wir habe auf jeden Fall Bock und die Tour bestätigt auch, dass eine große Nachfrage nach Grave Digger besteht. Deshalb macht es auch eine Menge Spaß und wir sind hungrig wie eh und je.

FFM-Rock:
Der Wechsel von Nuclear Blast zu Locomotive, wolltet oder konntet ihr nicht bleiben oder war der Wechsel der logische Schritt, da du ja für das Label auch als Promoter arbeitetest ?


Chris:
Wollen wir mal so sagen: Es ist besser, wenn du bei einem Label die Nummer eins anstatt 12, 24 oder 35 bist. Man fühlt sich einfach besser aufgehoben. Wir haben mit Blast überhaupt keine Stress, es sind nette Leute und es ist auch ein Super Label, es war eine rein politische Entscheidung. Wir waren jetzt drei Wochen in den Charts, was wir bei Blast auch nicht geschafft hatten, jetzt schauen wir mal, wie es bei Locomotive läuft.

FFM-Rock:
Wie haben die Fans euren Line Up Wechel aufgenommen ?


Chris:
Welchen Line Up Wechsel ??????

FFM-Rock:
Nun, ihr habt ja den Reaper "entlassen" und H.P. Darf jetzt ungeschminkt auf die Bühne!

Chris:
Ach so, ja, die Fragen sind schon sehr interessant. Es kommen Leute, die fragen, wie lange wir den Keyboarder schon haben. Wenn ich sage, dass er schon 12 Jahre dabei ist, können die es kaum glauben. Es war für uns nur eine Frage der Zeit, bis H.P. ungeschminkt auftreten kann. Es ist für ihn auch gut, nicht jedesmal den Stress mit dem Umkleiden zu haben und immer hinter seiner Indentität bleiben muss. Also haben wir gesagt: Wir demaskieren ihn und nun muss er auch Autogramme schreiben.

FFM-Rock:
Also habt ihr jetzt das perfekte Line Up!


Chris:
Klar, jetzt steht H.P. wie der Terminator auf der Bühne und den Fans gefällt es.

FFM-Rock:
"Yesterday" war damals eine geile Nummer, die ihr als Single vor dem Album rausgebracht habt, aber einigen Leuten hat diese Nummer gar nicht geschmeckt.


Chris:
Mein Gott, man kann nicht immer nach den Leuten gehen, uns macht die Nummer tierischen Spaß und wir haben dazu noch "The Reapers Dance" in einer neuen Komposition draufgepackt und ich finde, dass dies ein rundes Package ist.

FFM-Rock:
Welches aber mit der DVD noch aufgewertet wurde ...

Chris:
Ja gut, das ist ein roughes Konzert, das in den Archiven von Locomotive war. Wer auf super Qualität steht, sollte sich "25 To Live" kaufen, wer aber was anderes sehen will, der holt sich die Single, weil da alles noch nicht so ausgereift war. Da ja zu der Zeit Manni gerade neu in der Band war, lief halt eben nicht alles so rund.

FFM-Rock:
Auf dem neuen Album habt ihr wie immer die typischen Grave Digger Trademarks, bombastische und flotte Songs geben sich die Klinke in die Hand. Jedoch jubelten alle, als sie bei "Highland Tears" den Dudelsack vernommen haben.


Chris:
Wenn man über Freiheit die Thematik hat, muss auch Schottland ein Thema sein. "Tunes Of War" war unser erfolgreichstes Album und wird immer noch gerne gehört. Da haben wir gesagt, O.K., der Song passt. Den Dudelsack-Spieler habe ich 2001 auf Wacken kennengelernt und es war super, ihn mit einzubinden und dann haben wir das auch gemacht.

FFM-Rock:
Auf "Liberty Or Death" geht es um Kriege bzw. Schlachten. Was war für dich der meiste Anreiz, die Schlachten an sich oder deren geschichtlicher Hintergrund ?

Chris:
Da will ich mal sagen: beides, vor allem Kreta gegen die Türken, was mich persönlich sehr fasziniert, da ich diese Insel liebe. Ghandi verehre ich, weil er eine gewaltfreie Revolution ausgerufen hat. Manche Sachen sind an Personen, andere aber an den politischen Hintergründen festgemacht. Bei "Massada" hat mich die Geschichte von dem massiven, kollektiven Selbstmord faszinert und da dachte ich, dass dies auch gut zum Thema des Albums passt. Der rote Faden ist das Streben nach Freiheit und wenn man das nicht auf normalem Wege erreichen kann, muss man dafür bereit sein zu kämpfen und auch zu sterben.

FFM-Rock:
Ihr habt immer als Headliner die Hallen voll gemacht, doch jetzt seid ihr als Double Headliner mit Therion unterwegs. Es prallen hier musikalisch ja Welten aufeinander, ist es da besser oder schlechter, denn es dürften nun auch Fans kommen, die rein wegen Therion Eintritt bezahlen.

Chris:
Im Ausland kommen schon mehr Fans, in Deutschland noch nicht so doll. Es gab früher schon solche Konstellationen, da waren z.B. die Metaller von Judas Priest mit den Blues Rockern von Whitesnake unterwegs. Heute steckt jeder komischerweise alles in eine Schublade, die Tour läuft super und vor allem sehe ich die Toleranz der Grave Digger Fans, die aus zwei musikalischen Lagern an dem Abend eines machen. Meine Erwartungen sind absolut erfüllt, Therion ist eine geile Band, wir spielen immer in der Mitte, haben 110 Minuten Spielzeit und Therion spielen danach noch mal 90 Minuten.

FFM-Rock:
Du bist grau geworden - liegt es daran, dass du Papa geworden bist ?

Chris:
Nee, überhaupt nicht, ich bin 45 Jahre alt. Bei dir sehe ich auch schon Ansätze. Papa sein genieße ich in vollsten Zügen, auch wenn es zur Zeit ein zweischneidiges Schwert ist, weil wir noch nie eine so lange Tour gespielt haben und mein Sohn ist jetzt mal gerade 10 Monate alt und ich bin gleich mal fünf Wochen am Stück weg. Ich konnte einen inneren Frieden damit schließen, denn Grave Digger ist mein Geschäft und die Versorgung des Kleinen ist auf jeden Fall sichergestellt.

FFM-Rock:
Am Ende will ich noch mal zum Anfang gehen. Nach so langer Zeit fragen sich einige bestimmt, wie lange euer Hunger noch besteht und wie heiß ihr noch seid.

Chris:
Wir überlegen uns jetzt schon, wie wir die Produktion des nächsten Album gestalten werden und schmieden auch schon Pläne für unseren 30. Grave Digger Geburtstag, der 2010 über die Bühne geht. Es ist immer wichtig, dass man Ziele hat. Wir haben 550-600 Leute in den verschiedenen Hallen und die Leute kommen ja nicht, weil sich uns nicht mögen. So lange es den Leuten gefällt,  machen wir weiter, wenn wir nur noch 50 Platten verkaufen oder zu den Shows nur noch 100 Leute kommen, hören wir auf. Wir haben einen gewissen Level erreicht und wenn wir den nicht halten können, hören wir auf.

FFM-Rock:
Wie bei uns üblich haben die Musiker zum Schluss die Gelegenheit für ein paar persönliche Worte für die Fans.


Chris:
Wir danken den Fans, dass sie uns in die Charts gebracht haben und mit uns auf unseren Konzerten feiern. Wir spielen 21 Songs, geben Vollgas und hoffen, dass es den Leuten genau so viel Spaß macht wie uns.

Vielen Dank für das Interview.
Jochen von FFM-Rock

Fotos vom Konzert vom 08.02.2007 gibt es in unserer Fotogalerie zu betrachten,
den dazugerhörigen Konzertbericht könnt Ihr in unserer Rubrik Live-Reviews finden.

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