EMPIRE
Interviewpartner: Rolf Munkes (g.)
Mailer
Homepage:
www.empire-rock.com
F-R:
Moin Rolf, Empire Pt. IV, betitelt mit „Chasing Shadows“ und wieder ist ein geändertes Line Up am Start. Tony Martin (voc., Ex-Black Sabbath) wurde mit Doogie White (voc., Ex-Rainbow, Yngwie Malmsteen, Cornerstone) ersetzt. Dies lässt Platz für Spekulationen. Wieso kam es zum Sängerwechsel, da doch der Vorgänger „Raven Ride“ gerade mit Tony am Mikro so gute Kritiken bekam?
Rolf:
Hi Mike, das ist eigentlich ganz einfach. Tony wollte sich auf seine eigene Band, die Tony Martin Band, konzentrieren und da er dort so ziemlich alles in Eigenregie regelt, ist das ne Menge Arbeit und absolut nachzuvollziehen. Seit letztem Jahr bin ich übrigens dort als Gitarrist angeheuert. Wir verstehen uns ausgezeichnet und ich bin sehr froh, dass wir auch weiterhin zusammenarbeiten können.
F-R:
Um beim Personal zu bleiben: Mike Terrana (1000 Bands) hat, wie schon bei deiner Zweitband Razorback, Andre Hilgers (Axxis, Silent Force, Rage) an den Drums ersetzt. Eine logische Konsequenz nach der diesjährigen Verpflichtung von Mike zum Razorback-Album „Deadringer“?
Rolf:
Klar, mit Mike zu arbeiten war klasse. Wir haben uns bei den Arbeiten am Razorback Album so gut verstanden, dass wir uns gefragt haben, warum wir nicht auch die Empire Scheibe zusammen machen werden. Und da gab es dann nur eine Antwort - ich glaub es war morgens um 5 -: Logisch werden wir. Der Mann ist ne Liga für sich. Wer kann da widerstehen? Und es war genau die richtige Entscheidung; er hat das gespielt, was man erwarten durfte und was das Album bzw. die Songs gebraucht haben.
F-R.:
Hatten sich die Fans nach den letzten beiden Alben mit Tony Martin auf eine Black Sabbath-Schlagseite, schon alleine durch die Vocals bei den Tracks eingestellt, bringt Doogie jetzt zudem seinen Rainbow-Touch mit. Siehst du dies eher als Erweiterung des bandeigenen gesanglichen Spektrums oder soll “Chasing Shadows“ hier als eigenständiges Werk mit eben „nur“ neuer Stimme aufgefasst werden?
Rolf:
Na ja, ich wollte schon ein bisschen am „Raven Ride“-Sound und Style hängen bleiben, aber doch gleichzeitig das Album genau auf Doogie zuschneidern. Dass dies ne Mischung aus Sabbath meets Rainbow wird, hätte man annehmen können, musste ja aber nicht so sein. Das kann man nicht planen. Hab ich auch nicht. Irgendwie ist aber jede Platte schon was Eigenständiges, denk ich. Ich glaube, die Musik, die wir gemacht haben, ist genau das, was zu Doogie passt und wird auch keinen Empire Fan enttäuschen. Ich finde sogar die Mischung äußerst interessant. Selten, dass ich mir meine eigenen Platten anhöre, aber bei „Chasing Shadows“ hab ich echt meinen Spaß.
F-R.:
Einige Songs auf „Chasing Shadows“ wirken gerade bei den Gitarren etwas straighter als noch auf „Raven Ride“. Als Beispiel möchte ich hier mal das für Empire-Verhältnisse sehr schnelle „Tahigwan Nights“ anführen. Hast du beim Songwriting diese oftmals schnellere Instrumentierung schon bewusst für die neuen Vocals ausgelegt?
Rolf:
Ja, ich hab Lust gehabt, auch mal den ein oder anderen schnelleren Song mit Doogie zu machen. Der ist das ja bei Malmsteen gewohnt. Außerdem wollte ich auch solotechnisch wieder ein bisschen mehr machen. Und da bietet sich natürlich auch mal was Schnelleres an. Ja und nicht zu vergessen, dass Mike das ja auch ganz gut kann (smile).
F-R.:
Beleuchten wir noch kurz dein Gitarrenspiel. Du bleibst auf Empire-Alben deiner Vorliebe der traditionellen Hardrock-Riffs treu. Man findet keine Experimente wie zu „Criminal Justice“-Zeiten mit Razorback. Du bist ein Verfechter der „Der Metal ist tot“ - These und dann doch diese Gradlinigkeit ohne Kompromisse. Wieso?
Rolf:
Na ja, also zuerst mach ich das, was mir am meisten Spaß macht und das, was ich am besten kann, denn es ist ja meine Musik. Und von allen anderen Stilen gibt es ja sowieso genug und das auch sehr authentisch. Ich bin ein Verfechter der These, dass die Musik die Gesellschaft wiederspiegelt und Heavy Rock oder "normaler" Metal ist eben nicht sehr angesagt. Dazu ist unsere Welt eben zu brutal zur Zeit, deswegen meiner Meinung nach auch diese "brutale" Musik wie Metal Core, Death und Black und so. Na und wenn ich dann was mache, dann aber auch bitte schön ohne Kompromisse.
F-R.:
Du warst mit Razorback zusammen mit Doogie und seiner Band Cornerstone in diesem Frühjahr auf Tour. Stand hier schon die Zusammenarbeit für „Chasing Shadows“ fest? Wenn ja, sind während dieser gemeinsamen Tage bereits Songs entstanden?
Rolf:
Ja, das mit Doogie war schon seit Herbst letzten Jahres klar. Als wir auf Tour waren, waren bereits alle Songs im Kasten. Doogie stand bei mir auf Nummer 1 der Wunschliste. Da er ein Nachbar in London von Neil ist, bat ich Neil, mir mal seine Kontaktdaten zu besorgen und rief ihn an. Das war glaub ich Anfang Sommer 2006. Er hatte damals soviel mit Yngwie zu tun, dass er erstmal ablehnte. Ich war ganz schön gefrustet und telefonierte ein paar andere Sänger an. Gott sei Dank kam aber so schnell nichts zustande und so machte ich ein paar Songs klar und schickte sie trotzdem Anfang Herbst zu Doogie. Die Arbeit mit Yngwie war zu diesem Zeitpunkt etwas weniger geworden und die Songs gefielen ihm so gut, dass er dann doch mitmachte. Yeeha. Man darf eben nie locker lassen.
F-R.:
Hatte Doogie irgendwelche Vorgaben bei den Lyrics und welche Themen hat er in den Songs zu „Chasing Shadows“ verarbeitet?
Rolf:
Nein, nein, Vorgaben gab es da nicht. Als er die ersten drei Songtexte als Demo gemacht hatte, war mir sofort klar, da musst du nichts sagen, der Mann weiß was er macht. Er hat genau ins Schwarze getroffen mit der Auswahl der Themen. Es hat seine eigene Note hinterlassen und schließt aber dennoch an „Raven Ride“ an. Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Ohne dass wir ein Wort darüber verlieren mussten.
F-R.:
Kommen wir an dieser Stelle mal zu deinen persönlichen Statements zu folgenden Tracks:
„Chasing Shadows“:
Ne Nummer, auf der man so ziemlich alles das hört, was Empire ausmacht mit diesem Line Up.
„Mother Father Holy Ghost“:
Mein zweites Lieblingstempo, groovt wie Sau und die Vocals sind vom anderen Stern. Ich bin ja sehr selbstkritisch, aber das Gitarrensolo darauf ist mir ganz gut gelungen. Gefällt mir immer noch.
„Child Of The Light“:
Erstes Lieblingstempo, ich steh ja auf das schleppende Tempo. Das ist genau mein Ding. Zu schnell ist mir zu oft zu fröhlich und das mag ich in der Musik nicht so. Bin ich etwa düster?
F-R.:
„Chasing Shadows“ wurde wieder von dir in deinem eigenen Studio produziert und klingt diesmal rauer als noch “Raven Ride“, das mir etwas cleaner vorkommt. Woran liegt das?
Rolf:
Ist das jetzt gut oder schlecht? Egal. Ja, die Scheibe ist in meinem Studio gemacht und ich bin mit der Produktion sehr zufrieden. Ich hab ne Menge Zeit investiert und mir auch ne ordentliche Portion Mühe gegeben. Der größte Kick lag darin, Doogie, Neil und Mike gerecht zu werden und ihren Erwartungen zu entsprechen. Die haben ja alle schon einiges released und da liegt die Messlatte schon ziemlich hoch. Das ist mir schon sehr wichtig, dass die drei happy sind mit dem Sound. Und sie sind es.
F-R.:
Das Cover Artwork auf „Chasing Shadows“ gefällt mir sehr gut. In welchem Einklang steht es mit dem Album bzw. einem Song, wenn überhaupt?
Rolf:
Freut mich, dass es dir gefällt. Es soll in erster Linie auf die Art der Musik hinweisen. Das ist irgendwie heute noch wichtiger bei der Fülle an Releases. Auch hier gab es wenig bzw. fast keine Vorgaben, außer der eben beschriebenen. Ich steh ja schon bisschen auf den mystischen Kram und das war eigentlich das Einzige, was ich vorgab. Natürlich musst du den Charakter und den Albumtitel irgendwie wiederspiegeln. Kompliment an Andre Beckston, der hat das diesmal wieder sehr gut umgesetzt.
F-R.:
Das Live-Thema Empire wird einige Die-Hard-Fans interessieren. Bei allen den namhaften Musikern, die bekanntlich auch noch in einigen Bands zu Gange sind, kann ich mir gut vorstellen, dass es für dich sehr schwierig sein wird, mit diesem Line Up überhaupt mal auftreten zu können. Wie händelst du dieses Thema?
Rolf:
Ich hatte noch nie so viele Anfragen bzgl. Live Termine mit Empire. Im Moment überlege ich, ob wir das mal ernsthaft in Angriff nehmen. Auch da ist es leider so, dass die Zuschauerzahlen überall runtergehen. Das macht nicht gerade Mut. Auf der anderen Seite hab ich tierisch Lust, mit diesem Line Up mal zu spielen. Wir werden sehen.
F-R.:
Zum Abschluss jetzt bitte noch deine Ansprache an die Hardrock-Nation. Du darfst gerne auch noch ein wenig Eigenwerbung zu „Chasing Shadows“ machen, wenn du magst…
Rolf:
Mike, danke für das Interview. Ich bekomme ne Menge Mails, die mir alle sehr positiv enthusiastisch zum neuen Album schreiben, vielen Dank an alle und vielleicht kommen ja jetzt noch ein paar dazu.
Ich habe zu danken und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock
Foto by Mike Langer