SINNER



Interview vom 17.05.17
Interviewpartner: Tom Naumann (git.)

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SINNER

FFM-Rock:
Moin Tom, auf dem neuen und jetzt seit 1981 bereits 18. SINNER-Studioalbum „Tequila Suicide“ wurden mit dir und Alex Scholpp (TARJA) laut Wikipedia die Gitarristen Nr. 13 und 14 der Bandhistorie aktiviert. Berührt dich diese statistische Feststellung auf irgendeine Art und Weise?

Tom:
Nein, nächste Frage (laut lachend). Statistisch berührt mich das eigentlich nicht so. Mir ist es total egal, wie viele Gitarristen bisher mitgespielt haben. Was mich mehr berührt ist, mit wem ich da spielen darf. Guck mal, da ist jetzt der Alex (Anm.: Scholpp, sitzt gerade gefühlte 2 m entfernt), wir wohnen vielleicht 10 km voneinander entfernt – leider nicht weiter (lacht). Wir kennen uns, haben uns auf Konzerten mal gesehen, haben aber nie zusammen Musik gemacht. Jetzt machen wir das seit ca. einem Dreivierteljahr, und es harmoniert super. Und als ich zusammen mit dem Alex Beyrodt (VOODOO CIRCLE, SILENT FORCE, PRIMAL FEAR) oder mit dem Henny Wolter (NITROGODS) gespielt habe, war das genauso super. Jeder ist anders in seiner Art und vom Spiel her. Das ist eine reizvolle Aufgabe und macht Spaß.

FFM-Rock:
Mat (SINNER, b.) hat dem Re-Release „Touch Of Sin 2“ alle Knöpfe im SINNER Line Up auf null gedreht und zur Überraschung vieler Ende 2016 in Mannheim zu einer Show ein Line Up präsentiert, dass schlussendlich auch die aktuelle Bandbesetzung verkörpert. Kannst du mal etwas zu diesen Entscheidung sagen?

Tom:
Bei „Touch of Sin“ war ich im Studio und durfte zwei, drei Soli einspielen. Was Mat dazu bewogen hat, nur Alex von der Band übrig zu lassen und den Rest zu ersetzen, das weiß ich gar nicht, das müsstest du eher ihn fragen. Ich denke, er wollte mal wieder etwas Neues ausprobieren, da Mat ja gerne Leute ausprobiert und neue Sachen macht. Und du hörst ja, „Tequila Suicide“ ist musikalisch schon eine andere Ecke. Da macht Mat sich sicherlich Gedanken, warum er auch Frank Beck (GAMMA RAY, RED RAVEN) als Backing-Sänger dabei hat und den Sascha (Anm.: Krebs, ROCK MEETS CLASSIC) noch dazu holt. Ich finde es gut, mir macht das Spaß. Ich kenn den Frank ja auch schon ein bisschen, und wir haben zuweilen in verschiedenen Konstellationen hier und da zusammen gespielt. Ich find es super, wenn immer mal wieder neues Blut in die Band reinkommt. Mat kann hier ein bisschen mehr experimentieren als vielleicht mit PRIMAL FEAR. Es ist eine neue, spannende Sache mit den Leuten, alles entspannt und locker.

FFM-Rock:
Du selbst stehst neben der Band SINNER auch noch bei PRIMAL FEAR und in diesem Jahr auch bei ROCK MEETS CLASSIC an Mat’s Seite. In wie weit darfst, musst oder sollst du dich kompositorisch in die jeweiligen Bands mit einbringen?

Tom:
Bei RMC hab ich natürlich alle Songs geschrieben (alles laut lachend), wobei die eine oder andere Nummer beim Scholppi noch ein bisschen …. Aber das regeln unsere Anwälte. Nee, natürlich mach ich bei ROCK MEETS CLASSIC nix, aber wenn bei SINNER oder PRIMAL FEAR einer ne Idee hat, darfst du dich immer einbringen. Es wird gefragt, hast du noch ne Idee, ich würde das so noch gerne machen. Bei „Tequila Suicide“ war ich Samstagmittag bei Mat, bevor Schalke im Fernsehen kam, und wir haben „Tequila Suicide“ zusammen geschrieben. Ich überleg mir natürlich auch, wenn ich daheim irgendwas mache, ob sich das überhaupt lohnt, ob das gut genug ist, und wenn’s gut genug ist, trag ich das vor und dann kommt das eventuell auf Platte oder auch nicht. Keiner bekommt ein Verbot oder vorgeschrieben, wie viele Songs er schreiben muss. Jeder schreibt Songs, bringt sich irgendwo ein, und im Endeffekt werden einfach die besten Songs genommen.

FFM-Rock:
Mit Gus G. (FIREWIND, Ricky Warwick (THE ALMIGHTY, THIN LIZZY), Pete Lincoln (SAILOR, THE SWEET) und deinem Bandkollegen bei PRIMAL FEAR, Magnus Karlsson, wurden zudem namhafte Gastmusiker für das Album verpflichtet, die so ganz nebenbei auch Konkurrenz an der Gitarre darstellen. Hattest du damit irgendwelche Probleme?

Tom:
Nö, null. Der Ricky und der Pete spielen da eh keine Gitarre drauf. Gus G. macht ein Gast-Solo. Der Magnus hat zwar die Songs geschrieben, aber ich glaub, der spielt bei einem Song nur die Akustikgitarre, und den Rest haben Alex und ich im Studio eingespielt. Wir haben uns den größten Teil der Recordings aufgeteilt, und für mich gibt es da kein Konkurrenzdenken in dem Sinne, sondern ich freu mich ja, wenn ich auf einer Platte, auf der der Gus G. spielt, auch mitspielen darf. Oder hier der Alex, der mit TARJA rumzockt. Für mich ist das eine Ehre, mit solchen Leuten in der Mitte stehen zu dürfen.

FFM-Rock:
Mit „Tequila Suicide“ ist euch neben „Touch Of Sin“ (1985) das für mich beste Album der Bandhistorie gelungen, dass meiner Meinung auch das aktuelle Output der BLACK STAR RIDERS („Heavy Fire“, 2017), der offiziellen THIN LIZZY-Nachfolgeband, in den Schatten stellt. Stören dich oder Mat solche derartigen Vergleiche oder sind sie eher eine Ehre?

Tom:
Zunächst mal vielen Dank, dass du sagst, dass „Tequila Suicide“ einen Kopf weiter vorne ist wie das BLACK STAR RIDERS-Album. Wir haben letztes Jahr zusammen mit Ricky Warwick und Scott Gorham gespielt. Von denen habe ich persönlich viel gelernt; zweistimmiges Solo und so. Das war super, letztes Jahr ROCK MEETS CLASSIC mit denen zu spielen. Uns freut das natürlich. Es stört uns auch nicht, mit ihnen verglichen zu werden, sondern wir fühlen uns geehrt. Wir haben ja mittlerweile auch freundschaftliche Beziehungen, deshalb hat der Ricky ja auch mitgespielt. Da gibt es kein Konkurrenzdenken: Die Jungs machen ihr Ding, und das machen sie auch sehr gut, wie ich finde, und wir machen unser Ding. Wir gehen ja schließlich nicht ins Studio und sagen, wir machen ne Blaupause von THIN LIZZY. Wir schreiben halt Songs, und die klingen halt mal mehr oder weniger nach Lizzy. Das ist derselbe Quatsch, wenn es heißt, PRIMAL FEAR klingen wie JUDAS PRIEST. Wollten wir nie so, dass es so klingt – klar der Ralf (Anm.: Scheepers) geht von den Vocals her Richtung Rob Halford, aber wir klauen nicht absichtlich von PRIEST. Da wurden wir am Anfang in eine Schublade gesteckt, da bist du drin und kommst nicht mehr raus.

FFM-Rock:
Dem Albumtitel „Tequila Suicide“ soll eine wahre Begebenheit zu Grunde liegen. Würdest du die bitte mal erzählen?

Tom:
Aber natürlich, da war ich ja dabei!! Und zwar war das auf der Tour letztes Jahr mit ROCK MEETS CLASSIC. Ein schöner Abend an der Hotelbar, ich glaube, es war in Regensburg. Da saßen dann der Ricky Warwick, der Pete Lincoln, Mat und ich, und relativ viele Leute von der RMC-Runde. Wir haben getrunken, und irgendwann gingen die Getränke aus. Das Einzige, was übrig blieb, war Tequila, und da hat man halt mit Tequila weitergemacht. Die Leute sind dann vereinzelt je nach Alkoholpegel ins Bett gegangen. Ich bin relativ früh ins Bett gegangen, weil es mir gereicht hat; ich vertrag Tequila eh nicht so. Und am nächsten Morgen haben wir uns alle dann am Frühstückstisch wieder getroffen. Ricky Warwick kam rein, weiß wie eine Wand, die einzige Farbe im Gesicht war das Rote in seinen Augen. Pete Lincoln dreht sich um und sagt: „Hey, Ricky, that was a Tequila Suicide!“ Und so ist eigentlich dieser Song entstanden. Im Tourbus hatten wir dann verschiedene Songtitel versucht zu machen; „Tequila Suicide“ ist halt hängengeblieben, und da haben wir einen Song draus gemacht. Die Story war natürlich klasse. Deswegen musste Ricky bei dem Song auch die Backingvocals übernehmen.

FFM-Rock:
Eine Frage zum nächsten PRIMAL FEAR ALBUM sollte noch gestattet sein. Was an Album kommt da wann auf den Fan zu?

Tom:
Jetzt kommt erst mal am 2. Juli die neue Live-DVD als CD/DVD (Anm.: „Angels Of Mercy – Live In Germany“) raus. Und soviel ich weiß, werden wir Ende des Jahres ins Studio gehen, eine neue Scheibe machen und uns 2018 dann wieder auf große Tournee begeben. Also Deutschland, Europa natürlich, dann mal gucken Amerika, Südamerika haben wir letztes Jahr ziemlich viel gespielt. Dieses Jahr stehen nur Festivals an. Fürs Studio sammeln wir schon fleißig Ideen und haben auch schon ein paar Sachen fertig. Lass dich mal überraschen, was wir da machen.

FFM-Rock:
Diese Frage bekommen all meine Interviewpartner gestellt. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einer Show oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde? Du darfst hierfür gerne auch die aktuelle Tour mit einbeziehen.

Tom:
Ich mach ja mittlerweile seit 35 Jahren Musik, und da gibt es so viele lustige Anekdoten. Es ist schwierig, da eine rauszupicken, vor allem ist es meistens Situationskomik. Bei Situationskomik musst du ja eigentlich immer dabei sein, um das lustig zu finden. Wenn ich jetzt irgendeine Geschichte erzählen würde, die würde im Endeffekt gar keiner lustig finden. Also, „Tequila Suicide“ ist ja schon eine Geschichte gewesen, das passt ja eigentlich schon. Aber im Moment fällt mir da keine ein.

FFM-Rock:
So, dann sind wir auch schon am Ende der Fragerei. Zum Schluss bitte noch einige persönliche Worte an unsere Leser und eure Fans.

Tom:
Erstmal vielen Dank, dass ihr die Musik und die Art und Weise der Musik weiterhin supportet und dass ihr so zahlreich auf Konzerte kommt, egal, ob das PRIMAL FEAR oder SINNER ist. Danke fürs Albumkaufen und Hören und den ganzen Support! Seid weiter bei FFM-Rock dabei, auf der aktuellen Tour und Party On!

Danke für das unterhaltsame Interview, weiterhin eine angenehme Tour und alles Gute für deine musikalische Zukunft!

Mike von FFM-Rock                                                              Foto by Astrid Reich



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