THE UNITY
Interview vom 17.05.17
Interviewpartner: Michael Ehré (dr.)
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THE UNITY
FFM-Rock:
Moin Michael, zunächst einmal meine Gratulation zum starken selbstbetitelten Debütalbum von THE UNITY. Bevor wir über das Album sprechen brennt mir eine andere Frage unter den Nägeln. THE UNITY als Band und auch musikalisch weisen deutliche Parallelen zu LOVE.MIGHT.KILL auf. Soll oder muss man jetzt zu LMK Ex-Band sagen oder was ist bzw. wird aus LMK werden?
Michael:
Das ist tatsächlich eine gute Frage. Als ich 2012 bei GAMMA RAY eingestiegen bin, gab es dort ganz viel zu tun: Wir haben drei Welt-Touren gemacht; wir haben im Prinzip zwei Platten gemacht, die „Master of Confusion“-EP und die „Empire Of The Undead“. Zu dem Zeitpunkt war kaum Zeit für etwas anderes. Ich war neu in der Band, unser Studio ist abgebrannt – zwangsläufig lag seitdem LOVE.MIGHT.KILL leider ein bisschen auf Eis. Zudem hat uns unser Gitarrist Christian (Anm.: Stöver) aus beruflichen Gründen verlassen. Im Prinzip haben wir die Band nie aufgelöst, aber es passiert da tatsächlich gar nichts, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass da noch mal wieder was passiert, da wir nun alle auch mit THE UNITY beschäftigt sind.
FFM-Rock:
Seltsam fand ich schon, dass im Infoschreiben eurer Plattenfirma Steamhammer kein Verweis auf LMK stand, man musikalisch aber mit THE UNITY doch in relativ gleichen Fahrwassern segelt wie mit LMK. Ganz abgesehen davon ist bis auf Christian Stöver, der durch Henjo Richter (GAMMA RAY) an der Gitarre ersetzt wurde, ja auch nahezu das gleiche Line Up am Start. Wie siehst du das?
Michael:
Ganz klar sind Parallelen da, was wir auch gar nicht leugnen. Nur die Herangehensweise war tatsächlich eine andere. Es war so, dass Henjo und ich irgendwann beschlossen haben, gemeinsame Sache zu machen. Das liegt jetzt schon ein paar Jahre zurück. Also seit 2012 bin ich ja bei GAMMA RAY, aber wir kannten uns schon vorher, und ich wusste auch, was er für Musik mag. Aber wenn man dann eben länger zusammen ist oder auch auf Tour zusammen ist, stellt man dann irgendwie fest, dass einen doch viel viel mehr verbindet, als man eigentlich denkt. Wir sind oft durch den Media-Markt geschlittert und haben dann gemerkt, dass wir uns grad die gleichen Bands angucken, haben uns natürlich auch drüber unterhalten, und irgendwann haben wir gesagt, lass uns doch mal was zusammen machen. Wir hatten beide noch Ideen. Es war auch ganz klar, dass das, was uns so vorschwebte, wir mit GAMMA RAY nicht machen können, weil GAMMA RAY halt eben GAMMA RAY ist. Die haben ihren Stil, und da hätte jetzt das, was wir damals mit LMK gemacht haben - und was ja im Prinzip auch mein Stil ist - oder das, was Henjo so vorschwebte, gar nicht reingepasst. Dirk (Anm.: Schlächter) hatte mit NEOPERA eine andere Band am Start, Kai mit UNISONIC auch eine erfolgreiche andere Band - warum sollten wir nicht auch was zusammen machen. Das war der Ausgangspunkt. Und wir haben dann überlegt: Wer könnte dabei sein? Es war irgendwie klar, mit LMK passiert nichts, Christian hat uns verlassen, also fragen wir die anderen Jungs. Es war also nicht so, dass wir LMK hatten und gesagt haben, „Henjo, du bist jetzt dabei“, sondern das war tatsächlich ein bisschen anders. Und so hat sich das im Prinzip alles auch entwickelt.
Warum da jetzt kein Verweis bei der Plattenfirma war, kann ich dir nicht beantworten. Ich meine, es ist ja logisch, dass so eine Promo-Geschichte auf das abgestimmt ist, was Erfolg verspricht. Letztendlich ist das ja auch alles Business, und von daher war LMK wahrscheinlich nur mehr den Insidern ein Begriff. Auf was hätte man also verweisen sollen, was den Leuten eh nicht weiter geholfen hätte? Und so haben die wahrscheinlich gedacht – denk ich mal.
FFM-Rock:
Schwenken wir jetzt mal zum Debütalbum von THE UNITY. Ich stellte hier schon beim ersten Hördurchgang deutliche Parallelen zu LMK fest. Gerade beim Song „No More Lies“ viel mir das erstmalig so richtig auf. Verbaute Melodieähnlichkeiten zu bekannteren Bands früherer Tage sind hier genauso auszumachen wie auch auf dem letzten LMK Longplayer „To Big To Fail“ (2012). Wie erklärt sich das?
Michael:
Das ist total einfach. Die musikalischen Wurzeln, die Henjo und mich verbinden, sind auch die von LMK gewesen. Also es hat sich da nichts geändert. Wenn ich Songs schreibe, dann sind die halt so wie sie sind. Das ist mein Stil, aber es ist nicht so, dass ich die alleine geschrieben hab. Das Album haben wir schon zusammen gemacht, aber es war klar, wir brauchen gar nicht versuchen, GAMMA RAY 2.0 zu machen. Das ist ja Blödsinn. GAMMA RAY gibt’s schon, das ist erfolgreich, also warum sollten wir anfangen, irgendwie darin rumzugraben. Von daher ist das mehr als natürlich, dass es Parallelen zu LMK gibt. Das würden wir auch nie verschweigen, weil es das ist, was aus uns rauskommt.
FFM-Rock:
Neue Band, neue Plattenfirma. Wie kam es zu dem Deal mit Steamhammer?
Michael:
Steamhammer waren tatsächlich die ersten, denen wir ein paar Songs vorgespielt haben. Steamhammer ist zum einen erstmal eine deutsche Company, die sich in Hannover befindet. Ich wohne ja in der Nähe von Bremerhaven. Das bedeutet für mich 1,5-2 Stunden Autofahrt, dann bin ich da. Das ist schon mal ein riesiger Pluspunkt gewesen, dass man sich quasi auch schnell treffen kann, um Dinge zu besprechen. Das andere war, dass ich an anderen Bands gesehen habe, wie SPV Steamhammer arbeiten. Es waren die ersten, die wir gefragt haben, und die haben sofort gesagt: Machen! Wir haben uns sofort getroffen, und da gab es für uns gar keine Frage, noch irgendwo anders zu baggern, weil wichtig ist heutzutage wirklich, dass du im Hintergrund Power hast. Viel verdienen tust du damit eh nicht, wenn überhaupt. Da müssen wir uns gar nichts vormachen, das ist ein offenes Geheimnis. Deswegen ist es umso wichtiger, dass man Leute hat, die im Hintergrund wirklich an diese Sache glauben und ihre Power reinstecken. Das haben sie auch tatsächlich getan. Und die Früchte davon tragen wir jetzt.
FFM-Rock:
Nenne doch bitte mal zwei für dich exemplarische Songs, welche THE UNITY am bestem umschreiben und erkläre gleich dazu warum.
Michael:
Das ist immer so schwierig. Also oftmals wird mir ja die Frage gestellt: Welchen Song findest du am besten?
FFM-Rock:
Das möchte ich ja nicht (lacht).
Michael:
Ich weiß (lacht auch). Das ist schwer, weil ich glaube, dass es nicht den oder die zwei Songs gibt, die das am besten exemplarisch irgendwie darstellen, was wir da gerade machen. Das steht schon irgendwie alles zusammen in einem Kontext. Das habe ich auch immer wieder von anderen Leuten gehört, dass wir auf diesem Pfad, den wir gegangen sind, immer mal wieder auch so einen Schwenker nach links und mal nach rechts gemacht haben, damit es möglichst facettenreich bleibt. Nicht, dass es, sagen wir so 20 Minuten geil ist, und dann nachher denkst du, ach jetzt könnte es aber auch vorbei sein, das hab ich ja schon alles gehört. Deswegen ist das schwierig für mich, da was rauszustellen. Aber ich kann dir sagen, was für mich oder für uns als Band total wichtig ist: Das sind die Melodien. Das verbindet alle natürlich auch, dass man starke Melodien hat. Ein guter Song für mich ist immer ein Song, der immer noch funktioniert, wenn du alles rausschmeißt, das heißt nur auf Akustikgitarre und mit Gesang spielst und dann immer noch funktioniert. Das ist ein guter Song! Das heißt, er darf nicht von irgendwelchen Effekten leben oder von irgendwelchen aufgeblasenen Arrangements. Das ist ein geiles Beiwerk; das muss auch mal sein. Aber wenn du es nachher runterbrechen kannst auf Lagerfeuer und es funktioniert, dann hat man es richtig gemacht. Und das haben wir so wirklich versucht, hinzukriegen, dass es immer einen starken Chorus gibt, der dann auch hängenbleibt und trotzdem versucht, irgendwie immer nach links und rechts zu schielen. Deswegen wüsste ich jetzt nicht, welche zwei Songs das sein sollen.
FFM-Rock:
Gesteckte oder bereits thematisierte weitere Ziele von THE UNITY wären…?
Michael:
Gesteckte Ziele, oder anders: Oberstes Ziel ist, die Band zu etablieren. Das heißt, wir haben überlegt, wie wir das machen. Es gibt nur einen Weg: eine gute Platte natürlich – das ist die Grundvoraussetzung, dass du keinen Dreck ablieferst –, aber dann halt eben auch viel live spielst. Damit haben wir jetzt angefangen mit der SINNER-Tour, die wir spielen. Dann haben wir ein paar Festivals im Sommer, und im Herbst wird es auch eine andere große Tour geben, das kann ich jetzt aber noch nicht verraten, was es ist. Dann gucken wir mal Ende des Jahres, wo wir stehen.
FFM-Rock:
Eine Frage GAMMA RAY sollte noch erlaubt sein. Aktuell ist ja die HELLOWEEN Reunion Tour in aller Munde, in die Kai Hansen voll involviert ist. Wie bzw. wann geht es mit GAMMA RAY weiter? Gibt es da schon was?
Michael:
Nö, ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung. Es geht jetzt Ende des Jahres ja los mit der HELLOWEEN-Reunion-Geschichte, und wie lange das geht hat uns bislang noch keiner verraten.
FFM-Rock:
Diese Frage bekommen all meine Interviewpartner gestellt und du hast sie bereits 2012 einmal gestellt bekommen. Ich weiß noch, du bist nicht derjenige, der sich solche Geschehnisse länger merken kann, aber eine weitere lustige Anekdote von einer Show oder aus dem Proberaum sollte doch noch drin sein? Du darfst hierfür gerne auch die aktuelle Tour mit einbeziehen.
Michael:
(lacht) Also, auf der aktuellen Tour passiert gar nichts. Bei GAMMA RAY kann man schon öfter mal lachen, weil die ja alle so planlos sind, kommen immer zu spät, und da passiert nichts nach Plan; das ist hier ganz anders. Lass mich mal überlegen … eine lustige Geschichte willst du hören. Ach, ich hasse das! (lacht) Das ist ein Déjà-Vu, echt! Das Problem ist: Natürlich gibt es viele lustige Geschichten, aber wenn man sie dann nochmal erzählt, sind sie vielleicht nicht so lustig. – Mir fällt was ein: Ich bin mit einem Gitarristen unterwegs gewesen, Uli Jon Roth. Wir haben, glaube ich, in Frankreich gespielt. Uli wollte immer von uns, von der Band, dass wir jeder einen Solo-Spot spielen, d.h. ich musste ein Schlagzeugsolo machen, meine Kollegen Solo an der Gitarre, Bass, das zog sich dann bestimmt immer so eine Viertelstunde. Er brauchte das halt, um von der Bühne zu gehen und ein bisschen Päuschen zu haben. Wir haben auch jeden Abend lange Shows gespielt. Das war immer sehr anstrengend für ihn – für uns auch. Uli ist jemand, der ist total gern gefahren, Sprinter, Transporter, was auch immer. Wenn er die Möglichkeit gehabt hat, ist er gefahren, das mochte er total gerne. Also, das war dann so: Wir waren dort auch mit einem 9-Sitzer da, Equipment hinten drin, und haben dann abends gespielt. Es kam die besagte Solo-Spot-Stelle, ich spielte mein Solo, und ich konnte – vollkommen ungewöhnlich – aber ich konnte aus dem Fenster gucken. Ich hab also gespielt, die Leute standen im Publikum, und ich guck so aus dem Fenster, und guck noch mal und sehe, wie Uli mit dem Sprinter wegfährt. Häähhh?? Was ist hier denn los?? – Naja, es klärte sich danach auf: Er musste wegfahren, weil er im Parkverbot stand! Während des Auftritts!! Und danach kam er wieder auf die Bühne, majestätisch. Wenn das jemand gesehen hätte: Stell dir mal vor, aus dem Publikum geht dann jemand bei den Solo-Spots raus, und der sieht dann plötzlich, dass der Gitarrist das Auto wegfährt. Das ist schon bisschen komisch.
FFM-Rock:
So, dann sind wir auch schon am Ende der Fragerei. Zum Schluss bitte noch einige persönliche Worte an unsere Leser und eure Fans.
Michael:
Ja, es wird von Tag zu Tag mehr, es ist total cool. Ich möchte mich bedanken bei all den Leuten, die uns wirklich auch positives Feedback gegeben haben und dafür gesorgt haben, dass das Album so gut läuft und dass wir so einen supergeilen Start hinlegen konnten. Gestern haben wir erfahren, dass wir für den Meta Hammer-Award nominiert wurden für das beste Debüt. Das konnten wir gar nicht glauben. Mal unabhängig davon wie weit wir da kommen, ob wir da überhaupt eine Chance haben – das spielt gar keine Rolle. Allein der Fakt, dass wir da nominiert sind, das ist einfach total geil! Wir können es gar nicht fassen. Jedenfalls freuen wir uns tierisch und bedanken uns dafür!
Danke für das aufschlussreiche Interview, viel Spaß auf der Tour weiterhin und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock Foto by Astrid Reich