ODIUM
Mailer vom 20.06.17
Interviewpartner: Ralf Runkel (voc.)
FFM-Rock:
Moin Ralf, erstmal tausend Dank, dass du trotz deines vermutlich überquellenden Terminkalenders Zeit für einen kleinen Plausch findest. Wie ist so die Lage mit gleich 3 Jubiläen vor der Brust? Kennst du den Begriff „Freizeit“ überhaupt noch?
Ralf:
Hey Robber, vielen Dank für dein Interesse erstmal...Freizeit? Was ist das??? Aber mal im Ernst, wenn man etwas mit so viel Herzblut macht wie wir, dann ist es ja eigentlich Freizeit, wenn wir unsere Zeit damit verbringen können.
FFM-Rock:
Am 14.07.2017 erscheint der zehnte ODIUM Release „As the world turns black“. Hast du schon genügend Abstand, um uns kurz zu erläutern, wo deiner Ansicht nach die größten Unterschiede zum Vorgängerwerk „The science of dying“ liegen?
Ralf:
Der größte Unterschied dürfte wohl darin liegen, dass wir mit Marcel einen neuen Drummer an Bord haben. Ausserdem haben wir einen quantensprung gemacht, was Produktion und Proffessionalität angeht.Die Entscheidung mit MARTIN BUCHWALTER als Produzenten zu arbeiten war zu 100% die Beste die wir treffen konnten.Nicht umsonst vertrauen ihm Bands wie TANKARD oder DESTRUCTION.....
FFM-Rock:
Veröffentlicht wird die neue Scheibe auf Black Sunset / MDD. Was waren eure Beweggründe für den Labelwechsel? Lag es vielleicht an der mangelnden Unterstützung bei der Bewerbung der Vorgängerwerke?
Ralf:
Das vorherige Label hat seine Pforten geschlossen und wie du seinerzeit vielleicht mitbekommen hast, gab es ziemliche Schwierigkeiten mit der Bemusterung der Medien ( Es gab schlichtweg keine....), was uns meines Erachtens nach um einige Annerkennung in der Szene gebracht hat. Denn ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir mit dem letzten Album ( THE SCIENCE OF DYING) bereits eine größere Aufmerksamkeit verdient hätten.
FFM-Rock:
Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr auch anno 2017 kein Musikvideo zur Promotion des neuen Albums produzieren werdet? Ein Mittel, dessen sich inzwischen scheinbar jede dritte frischgegründete Teenagergaragenband bedient. Ein Szene-Urgestein wie ODIUM hingegen verzichtete darauf bislang gänzlich. Sehr sympathisch, aber wird das der schnelllebigen youtube, facebook, twitter, instagram Kultur dieser Tage noch gerecht?
Ralf:
Du wirst es nicht glauben, aber wir werden noch im Laufe der nächsten Tage unser erstes Musikvideo veröffentlichen. Wir gehen neue Wege, auch wenn wir lange sehr OldSchool rüberkamen und viele danach fragten. Aber der eigentliche Beweggrund, ein Video zu machen ist ganz einfach: Die Treue unserer Fans. Sie haben es sich verdient!
FFM-Rock:
Das Coverartwork zum neuen Album ist sehr imposant und stimmt gerade in Hinblick auf den Albumtitel nachdenklich. Gibt es hier einen näheren Bezug zu den Texten, die uns auf „As the world turns black“ erwarten werden?
Ralf:
Natürlich gibt es den, eigentlich will ich zu den Texten noch nicht allzuviel verraten, aber gerade im Moment steht die Welt am Abgrund und ist dabei zu zerbrechen... Die Welt wendet sich...
FFM-Rock:
Wird es nach 10 Veröffentlichungen nicht langsam schwierig, alle Lieblingssongs der Bandmitglieder und der Fans in einer Set unterzubekommen und welchen der neuen Songs räumst du die besten Chancen auf einen langfristigen Platz in eurem Liveprogramm ein? Werden wir uns davon auch schon beim Rock in Schroth Festival, welches am 18. und 19. August stattfinden wird, livehaftig überzeugen können?
Ralf:
Wir haben schon ein großes Repertoire, aus dem wir schöpfen können, andererseits haben wir uns im Laufe der Jahre auch weiterentwickelt und viele Songs stehen uns heute einfach nicht mehr „so gut zu Gesicht“. Bei Rock in Schroth werden wir zum ersten mal die neuen Songs performen und uns komplett neu darstellen. Es wird wieder einige Änderungen geben und wir selbst sind schon sehr gespannt wie die Songs bei unseren Fans live ankommen werden.
FFM-Rock:
Apropos „Rock in Schroth“. Dieses Jahr gibt es das Festival in eurer Homebase bereits 20 Jahre und wird seit der ersten Stunde von ODIUM aufgezogen. Wie stolz macht es dich persönlich, Teil einer solchen Erfolgsgeschichte zu sein?
Ralf:
Nun, ich persönlich bin ja erst 9 Jahre mit von der Partie. Aber es macht mich sehr stolz, Teil eines Festivals zu sein, welches einem guten Zweck dient. Ich bin auch verdammt stolz auf die Helfer die uns Jahr für Jahr tatkräftig unterstützen. Natürlich bin ich auch stolz darauf, dass wir trotz aller Widrigkeiten, die es in den letzten Jahren gab, immernoch da sind....und da kannst du mir kaum widersprechen: Mit einem absolut geilen Underground Line-Up.
FFM-Rock:
In diesem Jahr erwarten die Besucher des Festivals neben regionalen Emporkömmlingen und Institutionen wie euch selbst Hochkaräter namens ARCHITECTS OF CHAOZ, PERZONAL WAR und REBELLION. Die ganz dicken Fische wie AXXIS oder PAUL DI'ANNO wird es im Jubiläumsjahr aber nicht geben. Ein bewusster Schritt zurück zum Underground?
Ralf:
Das Rock in Schroth Festival ist ja ein reines Benefiz Festival, das bedeutet für uns als Organisatoren aber auch, dass keine Rücklagen gebildet werden können, da der gesamte Erlös an den Malteser Hilfsdienst geht.Wir fangen also jedes Jahr wieder bei NULL an.
Außerdem ist es uns am liebsten mit Underground Bands zu arbeiten, weil man sich meistens bereits kennt und in Augenhöhe kommuniziert. Da weiß jeder, was der andere braucht oder nicht...
FFM-Rock:
Hast du im diesjährigen Billing einen persönlichen Favoriten, auf den du dich besonders freust? Kannst du dir trotz der Doppelbelastung als Künstler und Mitveranstalter überhaupt den Luxus gönnen, einfach mal nur Fan zu sein und eine Show zu genießen?
Ralf:
Ja, die Architects of Chaoz. Musikalisch bin ich Fan der ersten Stunde und ich bin so gespannt auf den neuen Sänger aus Italien. Ich hab schon so viel ÜBER ihn gehört, Jetzt wird es Zeit etwas VON ihm zu hören. Aber ich hab die Befürchtung, dass ich nicht all zu viel mitbekommen werde. Wenn man mitverantwortlich ist, müssen ständig irgendwelche Probleme gelöst werden...naja, 20 Minuten sollte ich schaffen...
FFM-Rock:
Angenommen Geld würde keine Rolle spielen? Welche Band würdest du gerne einmal auf dem Rock in Schroth sehen?
Ralf:
Ich sehe viele Konzerte und ich könnte mich jetzt so spontan gar nicht entscheiden...aber ich denke, der absolute Hit wäre es, Iron Maiden zu haben...aber Geld spielt eben doch eine Rolle...
FFM-Rock:
Erinnerst du dich eigentlich noch, wann du ODIUM zum ersten mal gesehen hast, bevor du als Sänger eingestiegen bist?
Ralf:
Nicht wirklich... Ich kannte Odium bereits Ende der 90er als Band, allerdings hatte ich da noch meine eigene Band und mein Interesse an anderen Bands war verhältnismäßig klein. Aber: Ich erinnere mich, dass ich mit meiner Frau und Freunden auf dem Rock in Schroth Festival war und mir ODIUM angeschaut habe. Das war 4 Monate bevor ich bei ODIUM eingestiegen bin. Allerdings wusste ich es damals noch nicht, dass ich dort mal am Mikro sein würde. Zumindest hat es mir der Auftritt sehr angetan und ich hab mir sogar die CD gekauft....
FFM-Rock:
2018 gibt es die Band dann bereits ein Viertel Jahrhundert. Gibt es bereits konkrete Pläne, wie die Feierlichkeiten zu 25 Jahren ODIUM begangen werden sollen?
Ralf:
Ja, aber da wollen wir noch nichts verraten
FFM-Rock:
Abschließend noch die Frage an dich als, bitte verzeih mir „alten Hasen“, welche Tipps du jungen Bands mit auf den Weg geben kannst? Wie wahrt man sich einen solch langen Atem in einem Business, in dem nur die wenigsten Gruppen die Veröffentlichung des dritten Albums überdauern?
Ralf:
Live spielen, was das Zeug hält. Jeden Gig mitnehmen und keinen Absagen ( es sei denn es geht wirklich nicht anders). Erwartet nichts, dann werdet Ihr nicht enttäuscht werden! Nehmt Kritik an, denn daran wächst man. Habt keine Angst davor, wenn Euch jemand kritisiert, hört aufmerksam zu und überlegt, ob er Recht haben könnte...
FFM-Rock:
Danke für das Interview und möge es noch viele weitere Jubiläen zu feiern geben!
Verfasst von Robert Kalix Foto by El Lobo