AHNENKULT
Interview vom 23.11.2018
Interviewpartner: Lupus (Gitarre, Bass), Vocals (clean); Khamúl (vocals)
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AHNENKULT
Vor kurzem erschien das Debüt von AHNENKULT, dass eine herrlich ausgewogene Mischung nordischer Folklore, harschen Heiden Black Metals und mystischer Natur-Kosmos Thematik miteinander verbindet. Das Album hat mich fasziniert, das sich nun Gelegenheit dazu ergab mich näher mit dem Bandprojekt AHNENKULT zu widmen, was mir einige Zeit abverlangt hat, die ich mir speziell für diesen Zweck nehmen konnte.
FFM-Rock:
Seid gegrüßt, ich bin der Michael von FFM-ROCK. Nachdem euer Album „Als das Licht verging“ mich sehr fesselte, wurde mir nun die Ehre zuteil, dem AHNENKULT einige Fragen zu stellen und hier kommen sie:
FFM-Rock:
Was hat euch, dich Lupus und deinen Partner P. dazu bewogen, AHNENKULT zu gründen, und wozu bzw. aus welchem Grund verbergt ihr (Du und sein ab 2016 hinzu gekommener Nachfolger Khamul) eure wahren Namen hinter Pseudonymen?
Lupus:
Servus!
Erstmal vielen Dank an dich, Michael und natürlich an FFM-Rock für das Interview.
Wir als Ahnenkult wollten eine Band gründen, die nicht in das typische Paganistische Party-Metal-Klischee passt, wie man das leider heutzutage viel zu oft sehen muss, sondern die Intension dahinter sollte ein Naturbezogenes Band-Projekt werden, dass alte Werte und Traditionen, sowie historische bzw. religiöse Aspekte vereinen sollte. Eigentlich ist das ganz simpel bzgl. der Namensgebung. Da unsere Musikrichtung ja vom Black Metal abstammt und es dort Tradition ist unter Pseudonymen zu agieren, haben wir uns dazu entschieden.
FFM-ROCK:
Alle zwei EP's zusammen mit dem Demotrack auf eine Compilation (sogar in Tape-Form, was aus meiner Sicht sehr begrüßenswert ist) zu packen, ergibt Sinn. Warum habt ihr dieses Material gleich doppelt auf eine Tape-A und B-Seite gepackt? Gab es dafür einen besonderen Grund?
Lupus:
Da wir eigentlich alle Tonträger für beachtenswert halten und wir diese auch in jeglicher Form sammeln, war das für uns natürlich ein „Muss“! Die Doppeltbelegung wurde nur deshalb gewählt, damit man keine Leerseite bekommt. Einen besonderen Grund hatte es demnach also nicht.
FFM-ROCK:
Welche Thematiken verarbeitet ihr im Allgemeinen oder kommen euch die Ideen spontan? Habt ihr da so eure speziellen Felder oder könnte man es schlicht mit Natur und Kosmos umschreiben? Stücke wie Allmacht, Götterkult, Weltenkraft lassen unweigerlich darauf schließen, dass ihr der altnordischen Götter-Mythologie mitsamt deren Bedeutung für Existenz und Wesen zugeneigt seid. Hinzu kommt ein ordentlicher Fundus Weisheitslehre, Brauchtum sowie den unserer Welt in allumfassender Gesamtheit übergeordneten Kosmos? Handelt es sich dabei um jene Zeit, von der sich erzählt wird, das aufgrund eines aufeinanderprallens der Elemente plötzlich das erste Lebewesen, der Urzeitriese Ymir aus Feuer und Eis entstand, der sich von der Milch der Kuh Audhumbla nährte. Ymir wurde später von den Asen getötet, um aus seinen Körperteilen die Welt zu formen? Zumindest wäre diese Vorstellung denkbar...
Lupus:
Da wir erst ein Album geschrieben haben, halten die Thematiken sich noch in Grenzen.
Natürlich haben wir unsere speziellen Felder. Allerdings wenn man es verallgemeinern müssten, würden die Stichworte: „Natur, Tradition und Kosmos“ die Thematik am besten widerspiegeln. Dass wir der altnordischen Mythologie zugeneigt sind, wie du sagst, geht ja aus unseren Texten und Titeln hervor. Du hast in deiner Frage die Entstehung der Welt, wie sie in der Edda dargestellt wird, beschrieben. Über diesen speziellen Erzählstrang haben wir noch keine Lieder geschrieben. Unsere Titel auf „Als das Licht verging“ handeln eher von einer möglichen Endzeit, sozusagen einer möglichen interpretierten Version von Ragnarök.
FFM-ROCK:
Was steht genau hinter der Aussage eures düsteren Albumtitels „Als das Licht verging? Hängt dies irgendwie mit dem Urknall der Weltentstehung zusammen oder soll es anregen, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn eines Tages (worauf euer Albumcoverartwork schließen lässt, kein Licht im Kosmos mehr existiert? Es klingt als würde es bis zu der Zeit zurück gehen als noch ganz am Beginn zur Entstehung der Welt Chaos und Dunkelheit herrschten. Eismassen aus dem Norden trafen auf glühende Lavaströme aus dem Süden.
Lupus:
Unser Titel hat nichts mit der Entstehungsgeschichte zu tun. Es handelt viel mehr von den dunklen Seiten des Paganismus, bzw. um die kosmischen Elemente und deren Wirkung auf uns und die Welt. In dieser Abhängigkeit wird die Sonne, als allgegenwärtige Notwendigkeit dargestellt und deren Einfluss auf alles Existenzielle. Wir haben viele mythologische Thematiken neu interpretiert und mit astrologischen Aspekten verknüpft, weshalb man nicht sagen kann, dass wir reine nordisch-mythologische Thematiken aufgreifen.
FFM-ROCK:
Ihr habt ein sehr breit gefächertes Spektrum historischer, teils historischer, wie kommt man auf solche Thematik. Ok, das Wikingerthema ist nun wirklich nicht neu, aber Songs wie „Sol Invictus“ (unabhängig davon, das Atlantean Kodex bereits ein solches Stück auf urchristlich basierenden Mythen veröffentlicht haben), „Stella Polaris“ oder „Flux Temporis“ sind wesentlich seltener, zumal die Namen in Latein gehalten sind. Steckt dahinter ein bestimmtes Konzept?
Khamûl:
Die Thematik des Albums entstand beim Erarbeiten des Konzepts.
Bei uns läuft es grundsätzlich so ab, dass ich (Khamûl) ein Konzept erarbeite und Lupus daraus seine Inspiration zum Songwriting zieht. Ich verarbeite, wenn du so willst, mein Hintergrundwissen in den Songs. Die lateinischen Liednamen sind ebenfalls feststehende Begriffe, die aus der Historie entstanden sind. Sie lauten übersetzt: „Unbesiegter Sonnengott“, „Fluss der Zeit“ und „Polarstern bzw. Nordstern“.
FFM-ROCK:
Lupus, seht ihr euch auch dein Partner Khemmis als wandernde Reisende, Visionäre, die der Welt bewusst ihre Gedanken über Natur und Kosmos unterbreiten, um die moderne vor fast so gut wie gar nichts mehr Halt machende Welt zum Nachdenken zu bringen?
Lupus:
Wir müssen nicht zwangsläufig Menschen zu unserer Sicht der Dinge missionieren, aber sind dennoch froh, wenn wir Leute mit unseren Themen und Inhalten erreichen können und den ein oder anderen zum Nachdenken bewegen können.
FFM-ROCK:
Stimmt. Missionieren muss nicht sein, sondern viel mehr zum Nachdenken anregen.
FFM-ROCK:
Worin liegen die Unterschiede zwischen AHNENKULT und anderen Bands in denen ihr ebenfalls aktiv seid, z. B. CARN DUM, BLAZING DAWN, oder NORTHERN HATE?
Lupus:
Der Unterschied zwischen diesen Bands ist die grundsätzliche Verschiedenheit. In jeder dieser Bands spielen andere Protagonisten, so dass verschiedene Einflüsse vorherrschen.
Während Northern Hate vom rein musikalischen und lyrischen Kontext her mehr in die extreme Black Metal Richtung geht, behandeln beispielsweise Carn Dûm eine tolkiensche Thematik gepaart mit epischen Melodien, die die Thematik in ein auditives Klangbild wandeln. Blazing Dawn dagegen behandeln eher rein heidnisch-antichristliche Thematiken und spielen auch eine härtere Gangart. Ahnenkult unterscheiden sich davon durch Atmosphäre und Inhalt.
FFM-ROCK:
Glaubt ihr unabhängig der nordischen Göttermythologie die sich in der Weltenesche Yggdrasil in eurem Bandlogo wieder findet inklusive des darin über dem K versteckten einen Auges das Odin opferte, um höhere Weisheit zu erlangen, Art höheres Bewusstsein im Kosmos, das alles lenkt und leitet? Etwas so unvorstellbar gewaltiges, das unserer menschliches Bewusstsein vollkommen übersteigt?
Lupus:
Ob das in unserem Logo die Weltenesche Yggdrasil oder ein Ahnenstammbaum ist, sowie das Auge Odins, kann jeder selber reininterpretieren ;-)
Da du die Frage ziemlich lang gezogen hast, fällt es schwer die genaue Frage darin zu erkennen. Zu unserer privaten Überzeugung möchten wir uns hier nicht äußern. Aber ich denke unsere Texte sagen dazu genug aus.
FFM-ROCK:
Ok, dann lassen wir das jetzt einfach mal so stehen.
FFM-ROCK:
„Als das Licht verging...“ hat mächtig eingeschlagen in der Pagan und Black Metalszene. Könnt ihr euch vorstellen auf dem nächsten Album den bereits eingeschlagenen Pfad konsequent weiter zu verfolgen?
Lupus:
Ja natürlich, der Stil von Ahnenkult ist einzigartig und wird von uns so oder in verbesserter Form weitergeführt werden. Da eine Weiterentwicklung nicht ausgeschlossen ist, werden sich auch neue Elemente in der Musik wiederfinden. Wir sind offen für neue musikalische Einflüsse, denn nichts wurde ins Leben gerufen, um stehen zu bleiben. Im Sinne von „Flux Temporis“.
FFM-ROCK:
Die letzten Worte gehören euch:
Lupus:
Nachmals vielen Dank für das Interview und natürlich an die Leserschaft! Es hat uns sehr gefreut.
FFM-ROCK:
Mich auch. Natur, Erde und Kosmos unterliegen ständiger Bewegung; nichts bleibt stehen.