CHAOS PATH
Mailer vom 09.10.2019
Interview-Partner: Ancient Weapon (v)
Homepage:
CHAOS PATH
Nach der bereits nach nur einem Durchlauf Appetit auf mehr weckenden Sechstrack EP 'The Awakening' der aktuell vor kurzer Zeit mit Downfall ein auf ganzer Linie überzeugendes Debüt folgte, wurde es allmählich Zeit für ein Interview mit den Kasseler Extrem-Metallern von CHAOS PATH. Dabei ging es unter anderem der Frage auf den Grund, was es mit dem sogenannten 'Kaotysk-Metal' auf sich hat Als Ansprechpartner stand mir Stimmbandvirtuose Ancient Weapon zur Verfügung, - ein sachlich zugleich direkter kein Blatt vor den Mund nehmender Gesprächspartner, der alle Fragen aus voller Überzeung beantwortete. Daraus resultierte folgendes Inverview:
Hi Ancient Weapon, sei gegrüßt. Wie versprochen habe ich einige Fragen bezüglich CHAOS PATH. Kommen wir gleich zur Sache:
FFM-Rock:
Erzähl mal etwas über die Bandgeschichte. Wie sind CHAOS PATH entstanden, aus welchen Beweggründen heraus? Die Bandmitglieder spielen teilweise noch soweit mir bekannt in anderen Bands oder waren schon mal darin aktiv, du früher bei ANCIENT WARGOD, HEAVEN'S DOOM und REFLECTOR, euer Drummer Chaosblaster bei ATLANTIS und GYMIR, Gitarrist Viides Ratsastaja ehemals bei MY COLD EMBRACE... da kommt schon einiges an Bühnenerfahrung zusammen, eure intensiven Liveauftritte sprechen für sich.
CHAOS PATH sind in den Herbststürmen des Jahres 2016 entstanden, als wir als alte Hasen im Geschäft noch mal alles auf eine Karte gesetzt und gezielt bei null ganz von vorne gestartet haben. Einmal von Anfang an mit den richtigen Leuten an der Seite alles richtig zu machen und keine Kompromisse in jeder Hinsicht einzugehen macht mehr als nur Spaß. Ich glaube, ân Selbstverwirklichung das kommt der Beschreibung wirklich extrem nahe und das gilt für jedes Mitglied unseres Chaos Clans. Übrigens haben sich GOD OF CARNAGE (Gitarre) und RICHY BACKFIRE (Bass) auch bereits ihre Sporen im Underground verdient, denn sie sind mit diversen Punk- und Hardcorebands in Halle/Saale und Berlin live und im Studio aktiv gewesen, bevor sie nach Kassel kamen. Das soll hier nicht unterschlagen werden.
FFM-ROCK: Gut, dass du's erwähnt hast, wenn schon, dann alle, denn es soll natürlich keiner zu kurz kommen und sich benachteiligt fühlen.
Wir sind, Chaos und Schicksal sei Dank, zusammengekommen und haben bereits im Dezember 2017 auf dem Masters of Cassel unser erstes Live-Lebenszeichen gesetzt. Im März 2018 die erste Mini LP als The Awakening auf Vinyl und außerdem einige Konzerte mit größeren Bands wie Night Demon, Attic, Rage, Morgoth usw. und nun steht seit knapp vier Wochen unsere erste Full-Length Scheibe "Downfall" in den Läden. Und der Hunger auf mehr wächst.
FFM-ROCK:
Worin liegen die gravierendsten Unterschiede zwischen der 'The Awakening'-EP und eurem Longplay-Debüt? Es wirkt um einiges professioneller was der EP gegenüber nicht abwertend gemeint ist, sondern deutlich fr den Entwicklungsprozess dahinter spricht.
Ich denke, ein Hauptgrund ist die natürliche Entwicklung von fünf Individuen im gemeinsamen Zusammenspiel bzw. dem miteinander wachsen als Gruppe über die letzten drei Jahre. Und so merkt man das auch im Songwriting: einzelne Teile wurden prägnanter und fokussierter komponiert, die Überg�änge fließender gestaltet und alle Trademarks von CHAOS PATH genauer herausgearbeitet. Kurzum Melodie plus Raserei, Schwärze plus Eingängigkeit - dies ist unser Weg, unsere Entwicklung, die unser Songmaterial ausgereifter klingen lässt.
FFM-ROCK:
Worin liegen aus Deiner Sicht die größten Stärken der Band? Ich habe den Eindruck dass ihr sim doppelten Sinne sehr kompakt (nicht nur soundtechnisch, auch als Band selbst) auftretet.
Da hast Du einen wichtigen Punkt schon genannt, wir sind nur als Einheit stark und das ist uns allen bewusst, daher kommt viel dieses Selbstbewusstsein tief aus dem Zusammenhalt der Band. Wir sind teilweise schon jahrelang befreundet und auch wenn es aus künstlerischen Gründen mal in der Band kracht, wissen wir, dass so etwas unsere Zusammengehörigkeit nur stärkt. Wir wissen einfach zu schätzen, was wir aktuell an diesem Bandgefüge haben, ohne wenn und aber. Musikalisch gesehen ist eine große Stärke der Band, das wir aus dem Herzen komponieren und die Musik schaffen, die wir selbst gern hören möcĥchten, ohne uns von irgendwelchen anderen Bands oder Trends beeinflussen zu lassen. Und obwohl wir alte Hasen als Musiker sind, haben wir einen unstillbaren Hunger auf Livepräsentation unseres Materials, übrigens eine weitere wichtige Stärke und Säule der Band.
FFM-ROCK:
Wer ist für das Songwriting bei euch verantwortlich oder ist auch mal der ein oder andere Gastschreiber mit daran beteiligt? Eure Songs sind oft von einem stark nordischen Touch geprägt. Worin liegen die Gründe?
Das Songwriting was Riffs und Melodien betrifft teilen sich VIIDES RATSASTAJA und der GOD OF CARNAGE, sie beide kommen mit den Grundideen bzw. auch schon mit fast fertigem Material in den Proberaum. Wir anderen drei sorgen für den Fluss, die Dynamik, die Reihenfolge, die Modulation und die Ausgestaltung, das ist absolute Teamarbeit. Hier ist besonders RICHY BACKFIRE zu nennen, der maßgeblich wichtig ist, um den Songs Tiefe und Raum zu geben, indem gnadenlos gestrichen oder umgestellt oder gar abgebrochen wird, wenn der richtige Vibe fehlt oder der Flow sich nicht einstellt. Da ist er eisenhart. Gastschreiber sind bei uns demzufolge nicht am Werk.
Der nordische Touch kommt tief aus unseren schwarzen Herzen und manifestiert den Respekt dem gegenüber, was skandinavische Bands in den frühen 90er Jahren an Mystik, Erhabenheit und Kälte in ihre Musik haben einfließen lassen. Er ist unser Tribut an ein magisches Jahrzehnt.
FFM-ROCK:
Nenne bitte fünf Alben die euch beeinflusst haben, bzw. unentbehrlich weil stilprägend für euren Sound waren. Aus meiner Sicht sind Bestandteile von BATHORY, IMMORTAL, KREATOR, IRON MAIDEN, AMON AMARTH, CANDLEMASS und MAYHEM heraus hörbar...
Fünf Alben wird schwierig, dafür sind die Roots der Band zu unterschiedlich, was aber auch seinen Reiz ausmacht und unser Gebräu so vielfältig ausfallen lässt. Aber mal sehen: Also wenn VIIDES Bathory "Hammerheart" nennt, wird der GOD OF CARNAGE sicher The Exploited "The Massacre" in die Runde schmeißen. CHAOSBLASTER wird uns danach stolz DEATH "Leprosy" präsentieren, dass RICHY mit SODOM "Agent Orange" kontert und ich mache mit SATYRICON "Nemesis Divina" den Deckel drauf. Und die anderen genannten Bands sind definitiv auch mittendrin in der Melange.
FFM-ROCK:
Klasse Auswahl, passt zu euch, liegt mir auch sehr gut! Euer inhaltliches Gesamtbild wirkt sehr düster und Endzeit-apokalyptisch, wobei es in den Texten teilweise auch blutgetränkt zugeht. Sind das fürchterliche Zukunftsvisionen oder spiegelt ihr in gewisser Weise so wie SLAYER die düstere Seite der Gesellschaft auf gegenwärtig zeitgemäß oder futuristische Art wieder? Wofür steht zum Beispiel Der Blutmarschârsch?= - dieses Stück ist wahrlich nichts für schwache Nerven, Feingeister und zart besaitete Gemüter.
Die Welt ist im Wandel. Und das schon seit geraumer Zeit - leider sieht es so aus, als ob die Menschen dabei nicht nur sich selbst, sondern auch den Lebensraum, der uns umgibt, gezielt zugrunde richten. Und so ist es offensichtlich nicht mehr weit bis das Chaos um sich greifen wird und die Welt, wie wir sie kennen, dem Untergang geweiht ist. Doch welcher Pfad wird nun beschritten? Eine Option ist sicher der CHAOS PATH, dessen Auswirkungen sich in den Lyrics unserer Band niederschlagen. Themen wie "das Folgen des falschen Despoten", "Krieg um des Krieges Willen" oder "die Erweckung eines neuen Gottes" zeigen die Hilflosigkeit und das Unvermögen des Menschen diese Probleme zu lösen. Doch wer hilft? Was kommt danach? Gibt es Hoffnung? Der Weg ist noch nicht zuende und die Hoffnung stirbt zuletzt...
"Der Blutmarsch" entstand aus einer Idee von VIIDES, es geht hier um einen Soldaten, der an einem Morgen wieder zurück in die Schlacht muss und weiß, dass dies sein letzter Tag sein wird. Ein grauenhaftes Schicksal, dass ihn erwartet weil Kriege oder Schlachten nichts Gutes oder heroisches an sich haben. Die Lyrics wurden in Deutsch geschrieben, weil sie gefühlsmäßig am besten zur räudigen musikalischen Untermalung passten. Das Gefühl von Beklemmung und Schmerz ließ sich in der Muttersprache einfach am besten und ergreifendsten umsetzen.
FFM-ROCK:
Voll auf den Punkt gebracht! Krieg macht nur jene glücklich, die daran verdienen. Darüber sollten ganz bestimmte das Thema bis allzu gern in verharmlosender Form grauenhaft verromantisierende Traditions-Epik-Battle-Metal-Combos wirklich mal ernsthaft nachdenken!
Wie bzw. als was seht ihr die Erde bzw. die Entwicklungsstand unseres Planeten, wenn ihr sie einem Alien verkaufen würdet? Ist die Erde noch zu retten? Lemmy hat mal in einem Interview gesagt, er würde die Erde unter der Theke verkaufen... Die Umwelt- und Klimadebatte gerade in den letzten Jahren ein brandheißes Thema ist schon lange, nicht erst seit der Fridays for Future-Bewegung um Greta Thunberg die auch in Kassel ihre Früchte trägt, in vollem Gange. Woran sollte sich laut eurer Meinung künftig ganz gravierend etwas ändern oder anders gefragt, welche Botschaften bzw. was wollt ihr mitteilen?
Wie schon in Frage sechs angedeutet ist der Zustand der Erde in höchstem Maße besorgniserregend. Es wurden viele Prozesse in Gang gesetzt, die sich nur schwer, wenn dann langfristig oder möglicherweise auch gar nicht umkehren lassen. Daher würde ich sie aktuell keinem Alien verkaufen wollen oder gar versuchen das Ganze schön zu reden, wegsehen ist absolut der falsche Weg. Wenn hier nicht bald ein Umdenken auf allen Ebenen geschieht, dann werden die nachfolgenden Generationen das ausbaden. Und dies betrifft nicht nur den Klimawandel oder die Kriegsgeilheit vieler Diktatoren.
FFM-ROCK:
Der Begriff Kaotysk-Metal spricht dafür, dass ihr das Chaos auf diversen Wegen musikalisch zu verbreiten sucht. Ist dem so?
Da uns von vornherein klar war, dass wir uns musikalisch zwischen alle Schubladen setzen werden, der geneigte Musikkritiker oder Journalist diese aber für eine Gesamteinschätzung des Genres und der musikalischen Ausrichtung benötigt, haben wir uns eine eigene Schublade benannt:
KAOTYSK METAL. Kaotysk heißtt die von uns kreierte Bezeichnung, die zum einen unsere skandinavischen Einflüsse enthält (KAOS bedeutet Chaos auf Schwedisch) und zum anderen unsere Herkunft aus Deutschland benennt. (TYSK heißt deutsch auf Schwedisch) Diese Schublade entält den Schmelztiegel aus Thrash, Black, Death, Heavy und Doom Metal, der mit einer Prise Chaos verziert unsere musikalische Ausrichtung am besten beschreibt.
FFM-ROCK:
Wie seht ihr die Metal Szene heute? Ist das Wirken von CHAOS PATH nicht auch eine geballte Reaktion auf die Heavy Metal Szene selbst?
Die "Szene" heute ist in so viele Grüppchen und Unterszenen usw. aufgesplittet, dass es schwer ist, eine einheitliche Szene zu sehen. Gravierender dabei ist noch, dass sich die vielen Grüppchen und Untersektionen oft gar nicht grün sind und sich sogar dissen und gegenseitig verachten. Der Geist der Rebellion gegen das Establishment, der in den 80er Jahren Punk und Rock zu der neue Bewegung "Heavy Metal" hat verschweißen lassen, ist längst verwässert und nahezu ausgestorben. Metal ist in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und ein akzeptiertes Phänomen geworden. Nur wenigen gelingt es heute noch, zu provozieren und oft ist diese Provokation auch schlecht. Die Zeiten als Armeen von Christa Jenals Jagd auf Bands wie Cannibal Corpse machten sind lange vorbei.
Deswegen ist es gerade in der heutigen Zeit wichtig als junge Band Authenzität zu zeigen, ehrlich und dynamisch Emotionen zu transportieren und dem Hörer etwas zu bieten. Wahrscheinlich ist eher das eine Reaktion auf den derzeitigen Zustand der "Szene".
FFM-ROCK:
Was in den 80ern geschaffen wird heute leider kaum noch fortgesetzt. Die Zeit war damals reif für eine Revolution, heute ist sie nur noch von Wirtschafts-Interessen, Kriegstreiberei, Sinne abstumpfend übertriebenem Handy und Smartphonezombietum verbunden mit Selbstdarstellerei, Terrorismus, einem sich schon seit Jahren beträchtlich auswirkenden Klimawandel und erhöhter Wahrnehmung eigener Interessen geprägt. Desweiteren verliert der Bildungsfaktor zunehmend mehr an Wert. Die Menschheit zerstört zunehmend ihr so lebenswichtiges Ökosystem. Richtig. Heavy Metal ist schon lange Gesellschaftsfähig, Rebellion und Provokation gehören mittlerweile dem Bereich Mainstream an. Wer heute als Band erfolgsmäßig etwas reißen will, muss entweder schon ziemlich speziell besonders individuell sein, exakt zur richtige Zeit mitten in eine Markt-lücke stoßen oder musikalisch so stark von langanhaltend dauerhafter Konstanz sein, dass sie unabhängig welcher Stilbereich nahezu unentbehrlich für den Heavy Metal-Sektor ist.
Mit welchem besonderen Act würdet ihr nach Möglichkeit gern einmal live touren?
Da wir noch eine junge Band sind, ist es fair uns realistischer uns langfristige Ziele zu setzen und die sind step by step viele Shows über das ganze Bundesgebiet und auch in den Nachbarländern zu zocken, um den Bekanntheitsgrad der Band weiter zu steigern. Natürlich wäre eine Tour mit einer großen Band eine gute Hilfe, aber im Moment ist dies nicht realistisch, vielleicht in ein oder zwei Jahren. Bands, mit denen wir gern touren würden gibt es viele, ich würde jetzt mal Primordial, Marduk, Dismember, Mantar oder Satyricon nennen.
FFM-ROCK:
Wie sieht euer Live-Tourplan füĵr die nächst kommende Zeit aus? Wo tourt ihr in kommender Zeit, gegebenenfalls mit welchen Supportbands?
Die kommenden Shows sind das Metal Inferno in Paderborn am 19.10. und das Palettenfest in Göttingen am 01.11.2019. Für 2020 sind wir bereits auf das Weser Metal Meeting (25.4.) in Reinhardshagen und füĵr den 9.5. mit unserem ersten Live-Besuch in Berlin gebucht. Dazu kommt noch ein Konzert im November 2020 in Landau/Rheinland Pfalz. Viele weitere Anfragen sind bereits raus, ich denke, dass sich in den kommenden Monaten weitere Konzerte ergeben. Die könnt Ihr immer aktuell auf www.chaos-path.de finden.
FFM-ROCK:
Das letzte Wort gehört euch: Wenn ihr den Fans etwas besonderes mitzuteilen habt, besteht nun Gelegenheit dazu.
Danke dass Du dir Zeit für dieses Interview genommen hast. An dieser Stelle Grüße an die gesamte Band.
Vielen Dank lieber Toschi für das ausführliche Interview, es ist für die Leser hoffentlich genauso spannend wie für mich. Nach dem Release von "Downfall" wollen wir nun so viele Shows wie möglich in den kommenden Monaten spielen. Daher die Aufforderung: Holt uns auch auf Eure Bühnen. Ein weiteres Ziel ist, dass wir im kommenden Jahr einen neuen musikalischen Output veröffentlichen wollen. Das erste neue Material ist bereits fertig. Daher freuen wir uns über jeden, der unsere musikalische Reise weiterbegleitet. Ansonsten zitiere ich gern aus unserer LP: "Kein Pay to play. Keine Grauzone, kein Faschismus. Love Music, hate facism!" Let the chaos flow...
FFM-ROCK:
Gern Geschehen. Dieses Interview ist eigentlich schon viel zu lange fällig gewesen... - Hell Yeah!
Foto by Chaos Path