PARAGON


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Phoner vom 30.08.05
Interviewpartner: Jan Bünning (b.)

Homepage:
www.paragon-legions.de

FFM-Rock:
Hi Jan, in 15 Jahren „Paragon“ dürfte 2005 für euch wohl das turbulenteste Jahr sein. Release der neuen CD „Revenge“ mit neuem Gitarristen, Re-Release von „The Final Command“ und jetzt kurz vor Tourstart noch ein Drummerwechsel. Aber alles der Reihe nach. Kannst du bitte kurz mal was zu den beiden Besetzungswechseln an Gitarre und Drums sagen?

Jan:
(lacht schon) Das war auch schon nicht schlecht. Da hatten wir auch noch ziemlich viele Festivals. Insofern war das eigentlich auch ganz geil und da liefen hintenrum noch relativ viele Sachen ab, wie Songwriting für die neue Scheibe und so was. Das war auch nicht so schlecht, aber du hast schon Recht irgendwie. Wie du schon sagtest: Neue Platte rausgebracht, die „Revenge“ hatten wir letztes Jahr auch schon fertig gemacht, da hatten wir dieses Jahr nicht mehr so viel mit am Hut. Die hatten wir schon im Oktober oder November fertig. Insofern haben wir schon wieder ein bisschen angefangen, neue Stücke zu machen. Re-Release, das war mehr oder weniger so eine Sache, die schon lange auf Halde lag. Da haben wir uns schon ganz lange nicht mehr drum gekümmert und jetzt kam die Plattenfirma „Remedy“ an: Hey, wollt ihr die jetzt nicht mal rausbringen, oder was?! Ich habe ja das Artwork ein bisschen überarbeitet, das kann ich ja so ein bisschen und im Endeffekt war das eigentlich nur für mich so ein bisschen stressig (lacht). Da haben wir relativ wenig als Band dran gemacht, wir haben ja nichts neu aufgenommen oder so. Besetzungswechsel – das war natürlich ein unangenehmes Thema. Aber es war halt so ... Wir hatten, glaube ich, eine Show in Frankreich und zwei Monate davor hatte „Big M“ (Markus Corby) schon Probleme mit seinem Arm gehabt und es zeichnete sich ab, dass er irgendwie längerfristig ausfällt und hat sich nach dieser Frankreich-Show eingipsen lassen. Wir so: Na, super,  wir machen jetzt bald die „Metal Bash“. Hoffentlich kannst du da spielen. Wir konnten dann praktisch noch zweimal proben für das „Metal Bash“-Konzert und haben da eine DVD aufgezeichnet. Wir sind zwar recht professionell, aber ich will es mal so sagen: Wir hätten gerne schon ein bisschen öfter geprobt. Wir haben dann notgedrungen mehr oder weniger ähnliche Stücke gespielt wie die, die wir jetzt auch auf der Tour spielen, weil wir das schon quasi als Vorbereitung der Tour gesehen hatten. Aber wir haben dann halt festgestellt, das haut rein gesundheitlich nicht hin. Jetzt haben wir den Christian von Torment erst mal als Ersatz, wobei das noch nicht klar ist, ob er jetzt wirklich ganz bei uns bleibt oder nicht. Ich denke mal, das mit unserem alten Schlagzeuger hat sich wahrscheinlich erledigt, denn es stellte sich auch heraus, dass er vielleicht gar nicht mehr so viel Bock hatte, keine Ahnung. Ich weiß es nicht so genau. Ich will auch jetzt keine schmutzige Wäsche waschen. Aber ich denke mal, wir werden auf jeden Fall nicht mit ihm weitermachen. Es ist auch noch nicht ausgestanden. Wir konnten uns nicht drauf verlassen, dass er die Tour durchstehen würde – rein gesundheitlich gesehen. Gut, der Christian muss jetzt zwei Gigs am Abend spielen (lacht), aber der ist ja noch jung. Er ist ja erst 33 (lacht sich kaputt). Wir haben jetzt gestern das siebte Mal mit ihm geprobt und er hatte schon nach dem dritten oder vierten Mal das komplette Programm der Tour drauf. Er ist echt fit. Das muss man sagen. Es ist sehr unkompliziert, es bringt sehr viel Spaß mit ihm, er haut gut rein. Ich finde, wenn er jetzt bei uns bleibt, das eine ziemliche Steigerung für die Band wird, wobei das ja noch nicht klar ist. Also von seiner Seite aus schon, aber da hängen so viele andere Sachen noch dran ... Wir sagen: Jetzt erst mal die Tour, dann sehen wir weiter.

FFM-Rock:
Was war da mit dem Wechsel an der Klampfe?

Jan:
Das ist ja schon ein bisschen länger her. Den Günny (Kruse) haben wir ja eigentlich schon seit zwei Jahren im Boot. Das ist echt schon ganz schön lange her. Das war damals so: Der Claudius, als wir angefangen haben mit, sage ich mal „Paragon Mark II“ , da waren zwar zwischendurch schon hunderttausend andere Wechsel, aber Basser, Schlagzeuger, Gitarrist und Sänger waren ja am Anfang schon relativ konstant bis zur „World Of Sin“. Bis auf den zweiten Gitarristen. Die haben halt immer gewechselt in der Zeit. Als wir dann wieder neu angefangen haben in der Besetzung, sprich: als unser ehemaliger Schlagzeuger (lacht) schon dabei war, ich am Bass, „Buschi“ am Gesang und Martin an der Gitarre, da war der Claudius auch dabei. Relativ kurz nachdem diese Besetzung bestand, ist er nach Darmstadt zum studieren gezogen und hat mit uns eigentlich nur für Touren und für’s Studio geprobt. Dann hatte sich das irgendwann abgezeichnet, es war glaube ich beim „Headbangers Open Air“ vor zwei Jahren, da hatte er dann gesagt, er kann beim „Headbangers Open Air“ nicht und na ja, das war eben so in der Zeit, da war er gerade mehr oder weniger fast fertig mit dem Studium und er hat immer gesagt, er zieht wieder nach Hamburg oder so, aber es war so, dass er eben in Darmstadt bleiben wollte. Dann haben wir gesagt: Gut, O.K., wir haben das jetzt ein paar Jahre so durchgezogen. Da haben wir jetzt eigentlich keine Lust mehr dazu. Wir wollen wieder einen Gitarristen, mit dem wir regelmäßig proben, der in Hamburg ist und der vielleicht auch ein bisschen zum Songwriting beiträgt usw. Er hat immer so 1-2 Stücke gehabt, aber so richtig halt doch nicht. Es war eben auch so von beiden Seiten, dass wir gesagt haben: Gut, lass mal stecken. Lieber suchen wir uns einen in Hamburg und „Günny“ musste halt auch aushelfen beim „Headbangers Open Air“, weil wir da sonst keinen zweiten Gitarristen gehabt hätten, und dann haben wir ihn so langsam eingearbeitet. Für die nächste Scheibe hat er, glaube ich, jetzt schon zumindest ein Stück mit Martin zusammen geschrieben und hat, glaube ich, noch ein anderes „in petto“. Er bringt sich jetzt auch langsam ein. Bei der „Revenge“ war das noch nicht der Fall. Da war er noch nicht lange genug dabei.

FFM-Rock:
Du hast es gerade angesprochen. Im April wurde euer 7. Studioalbum „Revenge“ veröffentlicht. Stiltreu, etwas melodischer mit mehr Backingchören und, wie ich finde, einer doch deutlichen Handschrift des Produzenten Piet Sielck, welches das neue Material für mich ein wenig „Iron Savior“-lastig macht. Siehst du das auch so?

Jan:
Nööö. Überhaupt nicht. In keinster Weise. Ganz im Ernst. Nee, wir haben ja angefangen, bei der „Steelbound“ mit Piet zu arbeiten. So mit Chorgeschichte, das wollten wir damals eigentlich auch schon so haben. Das haben wir aber bei Harris Johns damals nicht so umsetzen können. Piet hat tatsächlich jetzt bei der „Steelbound“ und bei „Law Of The Blade“ mit „Buschi“ zusammen mehr oder weniger komplett alleine die Chöre gemacht. Bei der letzten vor der „Revenge“, der „The Dark Legacy“, habe ich so ein bisschen mit Martin dazu gesungen, da war schon ein bisschen mehr von uns zu hören. Auf der neuen hat Piet im Endeffekt wirklich kaum noch Chöre gesungen. Das waren wir selber komplett als Band. Da hat wirklich von „Big M“ bis „Günny“ jeder mitgesungen. Vom Arrangement her – gut, O.K., das trägt schon vielleicht Piets Handschrift oder so, aber es sind 1-2 Stücke, wo er was gemacht hat. Das kommt von uns selber. Produktionstechnisch denke ich mal: Die fetteste Scheibe, auf jeden Fall. Wir haben sehr viel Wert darauf gelegt, dass das nach uns klingt und nicht irgendwie „copy and taste“, sondern wirklich die Stücke von vorne bis hinten durchgespielt. Songwriting, würde ich fast mal ganz frech behaupten, da ist es inzwischen wirklich schon so, dass einige Sachen Piet sogar inspiriert haben bei einigen Sachen von ihm jetzt (lacht). Es gibt z. B. eine Nummer auf der letzten, die hieß „Iron Bound“ ... kann ich gar nicht zustimmen. Ich weiß nicht – hattest du die Kritik geschrieben auf eurer Seite?

FFM-Rock:
Ja.

Jan:
„Impaler“ – so ein Stück würde Piet nie schreiben. In keinster Weise. Also vom Riffing her komplett weit ab von allem, was ...

FFM-Rock:
Ich habe jetzt auch mehr so die Produktion damit gemeint.

Jan:
Ja gut. Das war bei den anderen Scheiben auch schon so. Aber was ich allerdings finde: Ich denke, es gibt kein „Iron Savior“ – Album, was so heavy klingt wie unsere letzte Scheibe. Ich finde, das klingt schon sehr nach uns. Klar: Ansonsten war es vorher auch schon so. Chöre haben wir eher zurückgeschraubt. Ganz klar. Die waren schon mal schlimmer, sage ich mal. (lacht) Oder bombastischer. Bis vielleicht auf „Master Of The Seas“ – da passt es halt auch super gut. Ansonsten, wie gesagt, haben wir sehr viel Wert drauf gelegt, dass wir eigenständiger klingen als vorher. Davon mal abgesehen, wir gehen ja nicht zu Piet, weil wir nicht mögen, was er macht, sondern weil wir geil finden, was er macht. Beide Bands sind irgendwo auch im selben Alter und er ist genauso „Priest“-beeinflusst wie wir zum Beispiel. Da stehen wir halt drauf. Insofern sind es halt dieselben Einflüsse. Ich meine, hör dir mal die neue „Gamma Ray“ an. Da habe ich dann auch bei der einen Stelle gesagt: Oh, cool, „Savas Bloody Savas“ – geil, geil. Auf der letzten Primal Fear, den Tom kenn ich auch, gibt’s ein Stück, das klingt genau exakt wie der Anfang von einem Stück von uns wiederum, wobei ich auch sage: Ha, hat das ihn vielleicht ein bisschen beeinflusst? Das kommt halt immer mal, wenn man sich kennt und auch dieselben Einflüsse hat. Wie schon gesagt: Ich glaube, wir haben wesentlich mehr Wert drauf gelegt, irgendwie eigenständiger zu klingen als jemals zuvor, seitdem wir bei Piet produzieren. Du bist auch einer der wenigen, die das geschrieben haben. Die anderen haben das auch wirklich alle so geschrieben von wegen: Eher „Paragon“ als „Iron Savior“. Ich denke mal, die „Iron Savior“ – Platten klingen auch wesentlich positiver und netter als unsere Sachen. So richtig fiese Nummern wie „Assassins“ würde Piet auch nie machen. Muss ich ganz ehrlich sagen. Er hat auch ein bisschen mit den Ohren geschlackert als er dann „Master Of The Seas“ gehört hat: Was ist das denn? Was habt ihr denn da gemacht? (lacht) Nein, es ist auch Geschmackssache. Es ist mir auch relativ egal, wenn das jemand sagt. Mein Gott – soll er das machen. Ich denke nicht, dass wir uns großartig wie „Iron Savior“ anhören, außer vielleicht die Produktion irgendwo, aber das ist eben auch das Studio und wir stehen da zu dem Sound.

FFM-Rock:
Wie schon gesagt, ich habe damit ja auch nur die Produktion angesprochen ...

Jan:
Da wird sich nächstes Mal wahrscheinlich ändern, denn wir haben schon überlegt: Da muss jetzt mal ein bisschen frischer Wind kommen und es sieht wohl so aus, dass wir vielleicht noch bei Piet aufnehmen, aber den Mix vielleicht mal jemand anderem überlassen werden. Es ist noch nicht hundertprozentig raus, aber es könnte sein, dass Achim Köhler das macht, den kenne ich ganz gut auch durch Tom Naumann. Ich fand den Mix von ihm sehr geil. Er macht ja eigentlich nichts mehr, aber er würde halt bei uns eine Ausnahme machen. Es kann auch durchaus sein, dass wir vielleicht auch ganz woanders aufnehmen und auch den Mix woanders machen lassen. Das wissen wir noch nicht so. Haben wir auch noch nicht endgültig beschlossen. Sehe ich auch ganz locker, die Sache. Wir hatten jetzt schon diese „Running Wild“ – Nummer bei Eike von „Dark Age“ aufgenommen und ich finde, das klingt vom Gitarrentechnischen und vom Gesamtsound her nicht so super viel anders. Der Gitarrensound, das ist halt auch so ein bisschen ein Ding, da steht Piet total drauf und Martin halt auch. Das ist halt auch ihr Sound, sage ich mal. Die proben auch witzigerweise im gleichen Übungsraum. Wiederum den Basssound fand auch Piet bei mir total geil und hat den so ein bisschen für „Iron Savior“ jetzt „missbraucht“, sage ich mal (lacht). Also wir beeinflussen uns gegenseitig, denke ich mal.

FFM-Rock:
Der „Revenge“-Vorgänger „The Dark Legacy“ wurde damals, was ich jetzt so gelesen habe, nicht überall sonderlich prickelnd aufgenommen, was ich persönlich jetzt nicht nachvollziehen kann, da beide Alben vom Grundprinzip her gleich aufgebaut sind. Wie erklärst du dir den Richtungswechsel der Kritiker bei „Revenge“?

Jan:
Muss ich ganz ehrlich sagen, kann ich auch nicht so ganz nachvollziehen. Es gab so ein paar Leute, die nicht ganz so euphorisch waren wie bei „Law Of The Blade“, aber das war auch damals schwer zu toppen. Das war so die erste Scheibe: Boah, was ist das denn? Das war so ein bisschen der Aha!-Effekt. Insgesamt habe ich da kaum eine schlechte Kritik gelesen oder so ... Was die Leute geschrieben haben: Dass es keine Steigerung zur Letzten war und dass sie insgesamt schwächer ist als die „Law Of The Blade“. Das kann ich sogar ein bisschen verstehen. Warum kann ich dir allerdings auch nicht so ganz erklären. Das frage ich mich auch mal wieder. Wir versuchen ja auch immer, abwechslungsreich zu sein, wir machen ja nicht immer nur schnelle Nummern oder nur langsame Nummern oder nur Midtempo-Nummern oder was weiß ich; wir versuchen halt immer, mal ein schnelles Stück zu haben, dann wieder etwas Stampfiges, dann eine Hymne, dann mal wieder was Doomiges. Das ist, wie du schon sagtest, bei „The Dark Legacy“ genauso der Fall wie bei allen anderen „Paragon“-Scheiben, die wir bis jetzt gemacht haben oder auch die früheren irgendwoWir haben bei der Platte versucht, ein bisschen aggressiv zu sein, die Produktion war heavyer als von „Law Of The Blade“ davor. Kann ich dir nicht genau sagen. Wir spielen auch witzigerweise live relativ viele Stücke. Jetzt auf der Tour nicht so viel, weil wir viele „Revenge“-Sachen spielen und alte Klassiker, aber von der Scheibe haben wir bei den letzten Sets immer 3-4 Stücke gespielt. Ich denke, „Legacy“ wird auch in den nächsten Jahren immer unser Opener sein. „Breaking Glass“ haben wir auch relativ oft schon gespielt. Was allerdings ist – die neue Scheibe ist, denke ich mal, insgesamt eigener, ausgereifter und das Songwriting ist vielleicht ein bisschen durchdachter insgesamt. Nur, es sollte bei der „The Dark Legacy“ auch so sein, dass sie aggressiver und direkter ist und ein bisschen mehr die Live-Schiene fährt und ohne diese Scheibe wäre „Revenge“ nicht so geworden, wie sie geworden ist. Wir brauchten das damals einfach auch. Für mich ist „Revenge“ die Essenz aus den letzten drei Veröffentlichungen im Endeffekt. Die Spontaneität von der „Steelbound“, Songwriting, Abwechslungsreichtum von der „Law Of The Blade“ und der brutale Sound und auch die Aggression von „The Dark Legacy“. Das ist „Revenge“ im Endeffekt.

FFM-Rock:
„The Final Command“ wurde als remastertes Re-Release nur knapp drei Monate später nachgeschoben und beinhaltet zusätzlich euer Erstwerk, die EP „Into The Black“. Wie kam es zu der Wiederveröffentlichung und warum der doch recht kurze zeitliche Abstand zum regulären Studioalbum?

Jan:
Joh, wie schon gesagt (lacht) – wir hatten das Ganze ja schon ein bisschen länger herumliegen. Wir hatten damals mit „Remedy“ so einen Deal gemacht, dass die Re-Releases praktisch unseren alten Vertrag abdecken, weil wir ein paar Konditionen geändert haben wollten. Deswegen hatten wir praktisch die beiden Re-Releases als Erfüllung für diesen Vertrag und wir hatten vor ein oder zwei Jahren sogar die Rechte von „B.O. Records“ schon zurückgekauft. Obwohl es das Label nicht mehr gibt, musst du trotzdem sehen, dass du die Rechte an den Dingern hast. Das haben wir halt getan und das lag auch schon lange auf dem Tisch. Es war auch mal angedacht, das neu aufzunehmen oder wenigstens teilweise. Nur wäre das im Endeffekt wahrscheinlich, wenn man die Verkaufszahlen von Re-Releases sieht, nicht so sinnvoll gewesen. Insofern haben wir gesagt: Gut, O.K., wir machen als Bonus dann die Mini-CD, die es überhaupt nicht mehr gibt, mit drauf. Vom Timing her – gut, ich sage mal so: Das ist natürlich Plattenfirmen-Sache, ich hätte das auch nicht so kurzfristig hinterher gebracht. Aber die Plattenfirma wollte das so, weil im Moment doch noch relativ dieser Werbeeffekt von „Paragon“ durch die „Revenge“ da ist. Deswegen wollten die das eben jetzt rausbringen. Sie haben jetzt sogar noch die „World Of Sin“ und die „Chalice Of Steel“ als Doppel-CD hinterhergeschoben. (lacht) 

FFM-Rock:
Das wäre die nächste Frage – Kann man eigentlich davon ausgehen, dass mit „Chalice Of Steel“ zumindest mal in absehbarer Zeit als Re-Release ...

Jan:
Ich glaube, die müsste jetzt die Tage sogar schon auftauchen. Sie ist auf jeden Fall schon mal gepresst. Ich weiß nicht, wann die offiziell in den Handel kommt. Das wird allerdings eine Doppel-CD, die in dem Sinn wenig lohneinnehmend ist, denn da ist die „World Of Sin“ komplett dabei. Davon wurden, glaube ich, nur 1.000 Stück gepresst, dann ist das Label pleite gegangen. Ich weiß nicht, wie viele in Umlauf gegangen sind. Ich habe die teilweise auf „ebay“ für 50,00 € oder so gesehen. Da haben wir wirklich das Artwork komplett neu gemacht. Im Endeffekt ist es jetzt die „World Of Sin“ als Re-Release mit „Chalice Of Steel“ als Bonus (lacht). Sie sind beide auch remastered worden, ein paar Liner-Notes sind drin, Texte alle drin. Ich glaube, neue Fotos sind da drin und das Cover-Artwork ist eben komplett neu, weil wir das alte nicht mehr nehmen konnten. Da hatten wir die Originale nicht mehr. Ich finde das von meiner Seite aus fast lohnender als die andere, wobei die Mini-CD natürlich auch sehr gesucht ist. Die ist super seltener als die „World Of Sin“.

FFM-Rock:
Seit 2001 und dem Release von „Steelbound“ arbeitet ihr mit „Remedy Records“ und Piet Sielck als Produzenten, was ja bestens zu klappen scheint. Liegt das deiner Meinung nach an der räumlichen Nähe oder was sind die Gründe?

Jan:
Ja, easy. Ich sage mal so: Das ist auf jeden Fall schon mal ein Faktor. Andersrum gesehen, sind wir halt auch inzwischen sehr gut befreundet mit Piet und auch mit Jörn. Mit Jörn gehen wir öfter auch auf Piste und ich meine: Mit welchem Plattenfirmen-Boss kannst du das schon machen? Wenn es dann mal Probleme gibt trinkt man ein Bier und sagt, wenn man dann so ein bisschen angeschickert ist (lacht): Ey, Jörn, das ist echt Scheiße! Lass uns das anders machen und so. Er ist jetzt auch nicht so ein Behördenmensch, der sagt: Nee, steht aber so im Vertrag drin. Das ist schon ganz gut. Andersherum sind wir dann auch locker und sagen dann mal von der anderen Seite aus: Ja, wieso im Vertrag steht das aber anders drin. Das ist dann immer recht locker, denke ich mal. Die räumliche Nähe ist ganz gut und man kann die Sachen auch ohne viel Aufriss persönlich besprechen, kann mal eben kurz telefonieren, ohne dass man seine Telefonrechnung doll strapaziert. Piet ist ein ziemlicher Familienmensch. Er hat ja auch Kinder und so, aber wenn es um’s Produzieren geht, ist er auch immer volle Kanne metalmäßig dabei. Es bringt echt Spaß, mit ihm aufzunehmen. Ich würde das auch echt vermissen, falls wir es das nächstes Jahr nicht dort machen werden. Ich bin immer ratz-fatz fertig bei ihm. Ich bin nach dem Schlagzeug immer der Erste, der im Studio ist. Du hängst dann rum und manchmal sind dann auch so Sachen - da hast du eine Pilotgitarre am Anfang und dann sagt er: Hmm, das ist aber komisch hier, der Part mit dem Schlagzeug zusammen. Wollt ihr das nicht anders machen? Dann sind wir beiden auch immer diejenigen, die das auch ein bisschen umarrangieren. Das ist immer recht spannend. Wir sind eigentlich ein ganz gutes Team geworden. Ich brauche ansonsten zwei Tage oder so, dann bin ich meistens durch mit meinem Bass-Kram. Ich weiß nicht, ob das woanders auch so spaßig sein wird. Sein lustiger Hund liegt da auch immer rum und mittags kommen ab und zu seine Kinder an. Das ist alles andere ist Heavy Metal (lacht). Und mit Jörn ist es genauso. Ich wohne 5 Minuten von „Remedy Records“ entfernt. Wenn da irgendwas ist, gehe ich runter oder rufe kurz an oder was weiß ich was. Wir treffen uns auch immer oder wenn ich Geburtstag habe, lade ich ihn ein und umgekehrt halt auch. Das ist immer sehr witzig.

FFM-Rock:
Eine große, glückliche Familie ...

Jan:
Ja, „Remedy-Family“, schon so ein bisschen ... Wobei wir noch eine Platte machen müssen für „Remedy“ und dann gucken wir mal weiter. Ich meine, ich will jetzt nicht ausschließen, dass wir mal irgendwann wechseln werden. Aber ich muss ganz ehrlich sagen: So vom ganzen Ding her bin ich eigentlich recht zufrieden mit „Remedy“ und das Label ist auch gewachsen über die Jahre, auch mit uns und mit den anderen Bands. Sie haben auch noch „Dark Age“ und „Stormwarrior“, die auch beide sehr gut verkaufen. Die Kritiker haben „Remedy“ auch als faires Label bezeichnet, die gute Sachen rausbringen. Man wird halt sehen, wenn wir jetzt ein super Angebot kriegen, das richtig gut ist und auch der Vertrieb noch fetter ist werden wir vielleicht auch sagen: Gut, O.K., müssen wir halt mal wechseln oder so. Zur Zeit sieht es aber nicht unbedingt so aus.

FFM-Rock:
„Remedy Records“ schicken jetzt – ähnlich der „Flying Aces“-Tour von „AFM Records“ ein Bandpaket mit euch, Dark Age, Torment u. a. auf Europa-Tournee. Was erhoffst du dir persönlich davon?

Jan:
Wir hatten zwar Anfang des Jahres eine Anfrage gekriegt, ob wir evtl. mit „Running Wild“ auf Tour gehen wollen und wir natürlich gesagt haben: Klar, machen wir! Das hatte sich jetzt aber so lange hingezogen und in der Zwischenzeit hatte „Remedy Records“ schon die andere Geschichte arrangiert und jetzt kam irgendwie so vor drei Wochen die Nachricht: Ihr könnt mitfahren bei „Running Wild“. Super, jetzt haben wir die andere Tour. Vergiss es, sorry. Da hat man sich im ersten Moment schon so ein bisschen geärgert, aber andererseits ist das jetzt auch unsere erste richtige Tour. Wir sind zwar nicht Headliner, sondern werden mit „Dark Age“ und „Torment“ immer so ein bisschen rotieren, je nachdem, wer wo angesagt ist. Frankreich und Süddeutschland ist halt recht fett bei uns und „Dark Age“ zum Beispiel auch. Das ist eben die erste Tour – „UNSERE“ Tour, sage ich jetzt mal, bei der „Remedy-Familie“ (lacht) und richtig mit Nightliner. Wir sind bei „Gamma Ray“ und „Iron Savior“ irgendwie mit dem Wohnmobil hinter dem Tourtross hergefahren. Jetzt sind es richtig 10 Tage am Stück, die anderen Touren waren auch beide kürzer. Wir kommen überall in Europa herum, nur Spanien und Portugal fällt leider weg. Insofern ist insgesamt schon relativ viel dabei. Das finde ich schon geil. Und wenn jetzt auch nicht so viel Leute kommen werden wie bei der „Running Wild“-Tour – wir hatten ja kurze Wochenend-Trips mit „Majesty“ vor 1-2 Jahren und da waren immer so im Schnitt 150 Leute am Abend. Das war eine Clubtour und das ist es in diesem Jahr im Endeffekt auch. Das war schon ziemlich geil. Da musstest du nicht draufzahlen, sondern hattest im Endeffekt sogar noch Geld in der Tasche gehabt. Wenn du mit „Gamma Ray“ auf Tour gehst oder so, musst du halt immer sehen, dass du die Crew mitbezahlst und das sind halt auch immer so 300 bis 500 € pro Tag. Da bleibt nichts von übrig für dich selbst. Jetzt kriegst du halt den Eintritt. Wir wollen ja nicht viel Geld mit machen in dem Sinne, wir machen das ja auch immer noch aus Spaß, sonst wären wir ja Rockstars geworden (lacht), aber es ist schon ganz gut, dass man sich das selbst finanzieren kann und es das eigene Ding ist.

FFM-Rock:
Zum Tourstart in Hamburg wird ein DVD-Recording angekündigt. Was darf man sich darunter vorstellen? Neben der aktuellen „Revenge“ Ltd. Edition „Schweden Rock 04 Live Auftritt“ kommt eine komplett eigene Live-DVD von euch oder ist das eine Bandkompilation zur Tour von „Remedy Records“?

Jan:
Das Schweden-Ding war eigentlich nur ein Bonus im Endeffekt. Es sollte die Limited Edition rauskommen und wie der Zufall es so wollte, hatte ein Schwede eine Reportage über das „Schweden Rock“ gemacht. Er hatte insgesamt vier Bands gefilmt gehabt und wir waren eine davon. Insofern ist es eigentlich ein offizieller Bootleg, sage ich jetzt mal. Wir wollten eigentlich den „Wacken“-Auftritt dazunehmen. Das Problem war: Die DVD ist erst rausgekommen und die Rechte fallen jetzt erst demnächst an uns zurück. Das „Wacken“-Ding haben wir halt, jetzt nehmen wir die „Markthalle“ noch auf, dann haben wir „Metal Bash“ noch mitgefilmt und ich habe noch so ein paar Bootleg-Geschichten von uns. Ich denke, wir werden die ganzen Sachen sichten, nachdem wir die Tour hinter uns haben und mal gucken, was wir davon verwenden können und was wir evtl. noch ein bisschen bearbeiten müssen. Manchmal hat man auch ein paar Sachen, die nicht so super sind. Da wollen wir halt schauen. Das heißt nicht, dass wir da großartig was ausbessern wollen, aber bei so ein paar bösen Haken, da sollte man das schon machen, weil es sich die Leute sicher auch öfter angucken wollen. Auf jeden Fall wird das dann wohl eine amtliche „Paragon“-DVD geben, mit mindestens 3 Shows. Ich denke mal, dass wir die alle benutzen können. Das werden wir nach der Tour mehr oder weniger angehen, zusammen mit neuem Songwriting und so.

FFM-Rock:
Über die ganzen Jahre hinweg gesehen, haben sich „Paragon“ gerade durch die konsequente Stiltreue als feste Größe in der deutschen Metalszene etabliert und erfüllen dahingehend einige Klischees. Wie stehst du dem ganzen Gequatsche von „True“ und „Szene kompatiblem Outfit“ gegenüber? Erwartet man das deiner Meinung nach auch von euch?

Jan:
Das ist schon ganz lustig. Auf der einen Seite sind wir eine Band, die zu groß ist für diesen Underground, für diese „Szene-Polizei“, die sagen: Nee, die sind ja nicht mehr geil, viel zu groß und viel zu gute Produktion und überhaupt: Piet Sielck ist scheiße. Auf der anderen Seite ist es aber schwer für uns, von Leuten akzeptiert zu werden, die vor zwei Jahren angefangen haben, Metal zu hören und denken: „In Flames“ ist voll der geile Heavy Metal oder was weiß ich was ... Ist schon ganz witzig. Wir stehen da manchmal auch so ein bisschen zwischen den Stühlen, aber im Endeffekt ist uns das auch egal. Wir ziehen unser Ding durch. Klar gehören da irgendwo so Klischees dazu. Aber ich meine: Ich fand das zwar früher immer lustig, wenn eine Band im T-Shirt und irgendwelchen Schlabberhosen auf die Bühne ist, nur insgesamt gesehen, ist es ja auch irgendwie eine Show, sage ich mal. Es ist ja auch, um mal den Alltag ein bisschen zu vergessen und was anderes zu sehen. Insofern ist das natürlich auch schon wichtig, ein bisschen Outfit auf der Bühne zu haben. Ich laufe persönlich jetzt auch, wenn ich weggehe, in Lederklamotten rum und das sind eigentlich auch dieselben, die ich auf der Bühne anhabe. Aber klar, ich laufe jetzt nicht 24 Stunden am Tag damit herum. Das ist Blödsinn. Das erwartet, glaube ich, auch keiner. Wer das denkt, dass das so ist, der hat irgendwie was nicht mitbekommen. (lautes Gelächter) Ich meine, es gibt wirklich so Leute, die glauben, dass „Rock’n’Rolf“ auch in seinem Bühnenoutfit auf die Straße geht. Ansonsten bin ich, glaube ich, schon so ganz schön „heavy metal“ und mache das auch schon seit 20 Jahren. Das finde ich ja immer so lustig, wenn die „Szene-Polizisten“ da so ankommen ... ich denke da an eine ganz bestimmte Band, aber den Namen sage ich jetzt ganz bestimmt nicht (lacht) ... die irgendwie angefangen haben, vor 5 Jahren Metal zu machen und meinen, sie sind immer noch Underground, weil sie zwei Tage im Studio hängen für eine ganze LP. Für mich ist das einfach Beschiss, denn so ein Ding hört sich einfach kacke an. Das ist meine Meinung. Das war früher vielleicht mal ganz kultig. Bei manchen Bands, hat es vielleicht auch ganz gut geklappt, aber ich weiß nicht ... ich will lieber eine gut produzierte Scheibe, die ich mir auch in 10 Jahren noch gerne anhöre. Das sind halt meistens doch die großen Sachen, habe ich inzwischen festgestellt. Meistens! Ich meine: Es gibt Sachen, die sind zeitlos. Es gibt aber viele Sachen, bei denen ich so denke: Schade. Geile Musik, geile Stimme, aber leider beschissene Produktion. Das sind halt leider viele Underground-Sachen.

FFM-Rock:
Bei uns gibt es immer eine „Pleiten, Pech und Pannen“ – Frage. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?

Jan:
Das ist eine gute Frage!
Ich weiß nicht, ob wir das schon mal erzählt hatten. Was ganz krass war: Es gab ja in Ostdeutschland vor 2 Jahren diese „Jahrhundertflut“, wo wirklich alles abgesoffen ist im Osten. Da gab es ein „Faxe Flut-Festival“. Das wurde von den Faxe Kommerz  Leuten gemacht und da haben auch einige Hamburger Bands gespielt. Ich wie nicht, wie die Connection damals zustande kam, aber wir wurden halt auch gefragt und wir so: Klar, machen wir, kein Problem. „Paragon“ setzen sich ins Auto und fahren los. Das Festival war schon recht chaotisch organisiert insgesamt. Das Problem war – das Wetter. Als wir ankamen war es noch recht gut, aber sobald wir die Bühne geentert hatten, wir haben damals noch mit „Thunderstorm“ am Anfang losgelegt (lacht) und das hätten wir, glaube ich, nicht machen sollen, denn in dem Moment fing das tierisch an zu pissen. Wir haben 3 Stücke gespielt, dann konnten wir nicht mehr, weil es wirklich windig wurde, wir waren pitschenass, der Boden war nass, wir sind fast hingefallen. Naja – dann sind wir erst mal von der Bühne, dann haben sie die Bühne sauber gemacht (lacht), dann haben wir ein bisschen gewartet, haben wieder angefangen, dann fing es wieder an zu stürmen und zu regnen. Da haben wir gesagt: Nö, das war’s jetzt. Das war, glaube ich, der kürzeste „Paragon“-Gig aller Zeiten (lacht). Es war echt heftig. Eine andere Schote, die noch ganz lustig ist, war das erste „Headbangers Open Air“. Da waren wir, glaube ich, eine von drei Bands, die da gespielt haben und da war die Bühne noch auf einem Güllewagen oder was auch immer das war, ich habe keine Ahnung. Es war auf jeden Fall so ein Wagen, der hatte einen Metalfußboden. Naja, wir standen da oben und haben Backingvocals gesungen und kriegten immer alle Nase lang eine gewischt (lacht), weil das Ding irgendwie nicht geerdet war. Das war auch ziemlich spaßig. Und dann waren da irgendwie hundert Leute oder so. Das war irgendwie ganz witzig.

FFM-Rock:
Das waren doch schöne Anekdoten.

Jan:
Ja, denke ich auch. War ja ganz lustig. Es gibt auch positive Anekdoten, davon mal abgesehen. Das waren jetzt die negativen.

FFM-Rock:
Ja, das sind auch die, die wir hören wollen

Jan:
(lacht) O.K., verstehe.

FFM-Rock:
Da sind wir auch schon am Ende. Dein Schlusswort an eure Fans und unsere Leser ist jetzt gefragt, speziell im Hinblick auf die Tour, die jetzt kommt.

Jan:
Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich die eine oder andere Nase (lacht) vor der Bühne sehen könnte und auch hinterher ein Bierchen trinken. Wir beißen nicht. Wir trinken auch immer gerne mal ein Bierchen mit den Fans und labern ein bisschen. Das ist auch das, was am meisten Spaß bringt. Geld machen wir da nicht großartig mit. Insofern: Rumkommen, Leute kennenlernen, das ist eigentlich mit das Wichtigste und eine gute Metal-Party feiern. Insofern würde ich mich freuen, wenn ich ein paar Leute sehen würde auf der Tour.

Schönes Schlusswort, danke für das Interview und alles Gute für die Tour!
Mike von FFM-Rock

© Foto von der Paragon-Homepage übernommen