LEE Z


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Phoner vom 02.08.05
Interviewpartner: Matthias Rethmann (b.)

Homepage:
www.lee-z.de

FFM-Rock:
Hi Matthias, danke erst mal, dass du dir die Zeit für ein Inti nimmst, auch  wenn das Release eures Albums jetzt doch schon einige Wochen zurückliegt.

Matthias:
Gerne, immer.

FFM-Rock:
Lee Z haben mir und wahrscheinlich einigen anderen auch, bis jetzt noch nicht unbedingt was gesagt. Erzähle doch bitte mal in Kurzform etwas über eure Bandhistorie und stelle bei dieser Gelegenheit gleich mal das aktuelle Line Up vor.

Matthias:
Ich bin damals in die Band eingestiegen 1987/88, solange gibt es uns jetzt schon, damals hieß die Band noch „Panama“. 1988 haben wir dann schon eine Vinyl-Platte rausgebracht und haben damals immer in so einem Keller geprobt, in Greven hier bei Münster. Über Uwe Starck, dem ehemaligen Trommler von Mad Max, haben wir danach die Platte „Primetime“ rausgebracht. Dann ging das natürlich so weiter, dass wir dann noch eine zweite Platte namens „Timeline“ aufgenommen haben. In Bochum, auch mit dem Ralf Hubert zusammen, wenn dir das was sagt. Von Megadeth, die haben mit dem mal zusammengearbeitet. Die „Timeline“ ist dann erst einige Jahre später in Japan erschienen - ausschließlich in Japan! Da gab es dann auch schon einige Besetzungswechsel, einige Leute mussten dann studieren gehen oder hatten auch keine Lust mehr. Dann haben wir auch, nachdem „Timeline“ in Japan rausgekommen ist und weil der Plattenvertrag mit Uwe Starck dann auslief, die „Time Will Tell“ in Eigenregie aufgenommen und vertreiben. Über Inside Out und dann SPV haben wir eine Vertrieb gefunden für die „Time Will Tell“. Ja, da haben wir viele Gigs gespielt und 1998/99 lief das Ganze so ein bisschen aus, weil einfach keine Perspektiven mehr da waren. Live spielen ist sehr schwierig mit so einer Musik und es lag auch nicht mehr an, irgendeine Platte zu machen. Wir haben niemanden gefunden, der uns da Geld geben würde und das war halt alles ein bisschen schwierig. Da haben wir einfach eine Pause gemacht. Ich war dann selbst ein Jahr lang auf Tournee und dann haben wir uns eigentlich ... also der Kontakt in der Band war immer da. Ich stand dann mit Michael Voss auf Djerba an der Bar, Weihnachten 2001 muss das gewesen sein – Jahreswechsel 2001/2002, und da sind wir doch mal auf die Idee gekommen, ein Demo aufzunehmen. Wir haben das dann auch weggeschickt und damals auch schon direkt „Shadowland“ aufgenommen bei Michael im Studio. Es kamen kaum Reaktionen. Zwei Plattenfirmen fanden’s erst super, wir noch haben was nachgeschossen, dann kam nichts mehr, bis dann Michael sagte: Wir schicken das Ganze noch mal zu Birgitt Schwanke. Und die hat uns dann den Kontakt zu Escapi verschafft und da haben wir jetzt die Platte rausgebracht.

Das aktuelle Line Up sind: Tommy Zink, der so der Hauptkomponist ist und Gitarrist, der früher auch übrigens der Sänger war; Peter Pauliks oder „Pani“ ist früher bei uns als Rhythmusgitarrist eingestiegen und dann haben wir so einen Wechsel gemacht und jetzt singt „Pani“ nur noch; Dirk Brand spielt Schlagzeug. Er ist in Deutschland auch sehr bekannt für seine ganzen Drum-Workshops und Endorsements usw., spielt viel auf der Messe für Roland und so; und ich halt am Bass. Und jetzt wollen wir mal zusehen, dass wir richtig an den Start kommen mit der Produktion im Rücken.

FFM-Rock:
Seit der Bandgründung 1988 gab es einige Besetzungswechsel, du hast es gerade angesprochen und auch „nur“ 5 Studioalben. Siehst du das persönlich als Grund dafür an, dass euer Bekanntheitsgrad dadurch etwas gelitten hat?

Matthias:
Ja, es ist natürlich eine lange Zeit, in der die Band jetzt existiert. 17 Jahre werden das jetzt – unglaublich! Es war schwierig, damals einfach die richtigen Leute dafür zu finden, die das dann auch richtig pushen. Wenn du so einen Background nicht hast, hast du auch kaum eine Chance, richtig Gas geben zu können und auch richtig bekannt zu werden. Da denke ich: Klar, ist das schon ein Ding, warum wir jetzt irgendwie nicht so die bekannteste Band sind hier in Deutschland. Das ist nicht so einfach ohne den passenden Background, wenn du alles selbst machst – deswegen ist das, glaube ich, so. Ja, da hast du Recht.

FFM-Rock:
Sechs Jahre liegen jetzt zwischen euren letzten beiden Releases „Alive“ und jetzt „Shadowland“. Was habt ihr in dieser Zeit bandintern da so alles gemacht? Du hast es jetzt schon kurz angesprochen: Kontakt war da, aber ihr habt euch ja mit Sicherheit musikalisch auch weiterentwickelt irgendwo.

Matthias:
Die Band hat erst mal Pause gemacht. Keine Perspektive und irgendwie keine Energie mehr. Deswegen ging es erst mal nicht weiter und wir haben gesagt: Komm, wir machen mal eine Pause und gucken, was kommt. Ich selbst bin dann auf Tournee gewesen, ein Jahr durch Europa mit einer irischen Tanzshow als Bassist, ganz normal jeden Abend sitzen und spielen. Das war „Magic Of The Dance“. Die anderen Kollegen haben auch irgendwie weiter komponiert, Songs geschrieben für „Silver“ zum Beispiel. Der Kontakt zu Michael Voss bestand eigentlich auch schon sehr lange. Einige Leute haben auch Tanzmusik gemacht.  „Pani“ und Tommy auch zusammen bei der „Top 40 Band“ gespielt und alles Mögliche. Da ging’s eigentlich auch viel darum, das zu machen, was Spaß macht. Tommy und „Pani“ haben dann auch irgendwie so ein Akustik-Ding gemacht, dass sie zu zweit akustisch unterwegs waren und so und dann haben sich unsere Wege in den letzten Jahren wieder getroffen.

FFM-Rock:
Mit „Shadowland“ ist euch meiner Meinung nach ein wirklich erstklassiges und abwechslungsreiches Melodic Rock Album mit progressiven Elementen gelungen. Wann kam der Gedanke zum neuen Album auf und welche Lyric-Themen habt ihr dazu verwendet, zumal der eine oder andere Song doch sehr persönlich anmutet?

Matthias:
Die Lyrics sind sehr persönlich von „Pani“. Der „Pani“ hat die ganzen Texte geschrieben und das sind ganz persönliche Erfahrungen und Erlebnisse von ihm, die er da beschreibt und verarbeitet. Da möchte ich mich als Basser gerne so ein bisschen raushalten, bevor ich da falsche Interpretationen liefere.

Einige Songs sind auch tatsächlich schon zehn Jahre alt. „Shadowland“ zum Beispiel ist Mitte der Neunziger entstanden. Der Gedanke kam halt – die Band war halt lange aktiv und wir kennen auch Michael Voss, er hat auch früher schon vor 20 Jahren mit Tommy Zink schon Musik gemacht. Und als ich dann mit Michael auf Djerba stand, ich habe da in seiner Band mal eine Aushilfe gemacht, sind wir zusammen auf die Idee gekommen: Ach komm, wir nehmen noch mal ein Demo auf. Und ich so: Super, gerne, lass’ uns das machen. Ich trommele die Jungs wieder zusammen und dann lass’ mal gucken, was passiert. Und das war eigentlich wieder so der Anstoß, dass die Band wieder aktiv wird und jetzt schlussendlich die Platte rausgebracht hat.

FFM-Rock:
Musikalisch hört sich das Songmaterial sehr variabel an und ihr lasst verschiedene Stilrichtungen aus dem Bereich der Rockmusik einfließen. Resultiert das aus den Aktivitäten deiner Mitmusiker in den angesprochenen Bands oder auch von dir?

Matthias:
Hauptkomponist ist Tommy Zink, der Gitarrist, und wir bringen alle unsere Einflüsse da rein. Wir alle haben einen sehr breit gefächerten Musikgeschmack. Ich habe zum Beispiel ein abgeschlossenes Jazz-Studium hinter mir, mit E-Bass und Kontrabass. “Pani“ hört sehr viel deftige Rockmusik, während Tommy dann mehr so dieses Progressive hört. Wir überlegen uns nicht: Wir machen jetzt progressive Rockmusik, sondern es ist eine Idee da, eine schöne Melodie und die wird aufgearbeitet. Wir gehen jetzt auch nicht wirklich hin und sagen: Wir wollen jetzt den Stempel „progressiv“ haben, wir haben jetzt die Melodie, aber das muss jetzt irgendwie noch ein krummer Takt werden oder irgendwie noch ein schräger Akkord oder was auch immer. Wir machen einfach das, was uns gefällt und was uns auch einfällt und das ist halt zum Glück, finde ich, sehr breit gefächert. Ich mag das, wenn eine Platte so viele Facetten hat, auch Popsongs hat wie „Nights In Dover“ oder halt schon militatives „Peaceful Lake“, aber dann halt auch so ein progressives „Shadowland“. Das kommt einfach dadurch, dass wir das machen, worauf wir Bock haben.

FFM-Rock:
Nachdem ich die neue CD von Dream Theater „Octavarium“, gehört habe, freut es mich für euch, dass ihr euren Release vorher hattet, da sich gerade in den melodischen Parts das Material sehr ähnelt und man euch somit den Vorwurf eines Plagiats nicht vorhalten kann. Wie stehst du selbst zu einem solchen Vergleich? Kennst du das Album?

Matthias:
Nein, ich kenne das Album nicht, aber „Dream Theater“ wird sehr oft genannt im Zusammenhang mit unserer Musik. Klar, das sind natürlich die Heroen. Wir hören die Platte, „Dream Theater“ hören wir alle. Klar. Musik – es gibt 12 Töne und ich bin der festen Überzeugung, dass es alle Melodien eigentlich schon mal irgendwo gab und dass man auch beim Komponieren aus dem Unterbewusstsein einfach nur das wieder zusammenbaut, was man schon mal kennt und gehört hat. Und daher werden sich sicherlich einige Sachen ähneln. Wenn man jetzt halt ein progressives „Shadowland“ macht, das hat halt gewisse Stilmittel, die eingesetzt werden und die benutzen alle. Deswegen ist das schon O.K., wenn wir auch mit „Dream Theater“ verglichen werden, was auf der anderen Seite auch eine große Ehre ist, denn das sind natürlich die Könige, die Götter. Es ist so. (lacht)

FFM-Rock:
Ihr habt bei und mit Michael Voss (Casanova), du hast es schon mehrmals erwähnt, produziert, der sich auch aktiv mit den Backing Vocals eingebracht hat. Kannst du mal etwas über die Produktion bei ihm erzählen?

Matthias:
Michael und ich haben die Hauptarbeit im Prinzip zusammen gemacht. Es läuft eigentlich so ab, dass wir mit dem Demo-Material dahin kommen und am Computer erst mal nachprogrammieren. D. h. wir programmieren das Schlagzeug nach und der Bass wird programmiert, dann kommt grob irgendwelche Schmier Gitarren drauf und die Keyboards werden programmiert und nach und nach wird das dann alles ersetzt. Diese Programmierarbeit haben Michael und ich im Prinzip zusammen gemacht, teilweise haben wir morgens um 6.00 Uhr schon angefangen. Wir konnten beide nicht mehr schlafen. Es klingelte das Telefon. Michael: Bist du schon wach? Ich so: Ja. Komm wir gehen arbeiten (lacht). Na ja, dann haben wir uns im Studio getroffen und haben einfach schon programmiert und produziert und dann nach und nach Schlagzeug ersetzt und dann irgendwie die Gitarren drauf gemacht und dann Bass draufgespielt und dann hat Michael auch schon mal irgendwelche Chöre gesungen. Ja. Michael und ich haben das zu zweit gemacht und die anderen sind dann dazu gekommen und haben die Sachen dann draufgespielt. Die Songs waren im Prinzip schon fertig und Michael hat dann nur noch kleinere Änderungsvorschläge gemacht. Da war eigentlich gar nicht mehr so viel Komponierarbeit oder Arrangierarbeit zu tun.

FFM-Rock:
Wie lange hat die ganze Produktion gedauert?

Matthias:
6 Wochen kann man schon mal rechnen. Wir mussten ja nicht mehr großartig komponieren, es musste jetzt alles nur noch gut aufs Band gebracht werden, nur einige Feinheiten mussten noch diskutiert werden. Aber im Großen und Ganzen stand alles schon. Das war ganz gut. Deswegen konnten wir das schon so machen.

FFM-Rock:
Ich persönlich bin mächtig angetan von eurem Frontcover. Wer kam auf die Idee und ist das jemand aus der Band, der da auf dem Foto zu sehen ist?

Matthias:
Nee, ganz lustige Frage. Das fragen viele, die „Pani“ kennen, ob das „Pani“, der Sänger, ist. Das mit dem Cover ist eigentlich eine ganz witzige Sache. Wir saßen im Studio und haben überlegt: So, was machen wir denn jetzt? Was machen wir als Cover? Wir haben dann einfach im Internet gesucht und dann haben wir plötzlich, bzw. „Pani“ hat dieses Bild gefunden und alle dann so: Das ist ja der Hammer! Das ist ja unglaublich! Dann haben wir versucht, diesen Fotografen, das ist ein Amateurfotograf aus Österreich, Franz Danter, zu kontaktieren. Der sagte: Klar, könnt ihr gerne haben. Wir haben ihm die Rechte bezahlt und dann haben wir einfach dieses Foto genommen. Das ist auch ein Model aus Österreich. Der hat das dann irgendwie zusammengebaut. Wir haben das dann der Plattenfirma gegeben und dann mit dem Vorschlag, da irgendwie so einen Sepia-Effekt drauf zu machen und dann haben die das halt perfekt gemacht und das ist halt das Cover geworden. Einfach mehr durch Zufall. Einfach Bilder angeguckt, die Musik im Hintergrund laufen lassen, die Stimmung wirken lassen und dann haben wir gesehen: Bums. Ja, das ist es. So ist das eigentlich gekommen.

FFM-Rock:
Was natürlich eure Fangemeinde brennend interessieren dürfte: Wie sieht es mit anstehenden Live-Aktivitäten bei euch aus?

Matthias:
Wir arbeiten daran. Das ist natürlich nicht ganz so einfach, mit Rockmusik Gigs zu bekommen, aber wir sind dabei. Wir haben jetzt einige Kontakte und ich hoffe und gehe davon aus, dass im Herbst oder im Winter da noch etwas passieren wird. Aber was genau, kann ich oder darf ich auch noch nicht sagen. Das sind einige Überlegungen, die jetzt so stattfinden und wenn das nicht stattfindet, das ist dann irgendwie blöd.

FFM-Rock:
Das ist jetzt eine Frage, die bekommt jede Band bei uns in den Interviews gestellt. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?

Matthias:
Ach du Scheiße. Wir sind eigentlich eine ganz ernste Band. Wir haben überhaupt keinen Spaß im Leben. (lacht laut) Eine lustige Anekdote ...

FFM-Rock:
Irgendein Auftritt oder was weiß ich, Running Gag, irgendwas.

Matthias:
Boah. Also da ... Ich bin auch ein ganz scheiß Witze-Erzähler. Das kann ich auch nicht (lacht). Es sind immer so Sachen, wenn wir zusammensitzen, alle Bandmitglieder, die irgendwann mal in der Band gespielt haben und wir uns dann so die lustigen Geschichten erzählen von damals, dann lachen wir uns immer kaputt. Aber jetzt, jetzt so ein Ding da zu erzählen, was so richtig lustig ist?! Da fällt mir gerade mal nichts ein, ey. Da bin ich mal kurz sprachlos. Selten, aber passiert schon mal.

FFM-Rock:
Das ehrt mich schon, dass ich das jetzt geschafft habe. (Gröhl!) Ist zwar jetzt ungünstig für mich, aber ...

Matthias:
Es gibt immer so Sachen, irgendwie Situationskomik. Aber die zu erzählen, das bringt’s nicht. Das ist auch ein bisschen kompromittierend für einige Leute, kann ich nicht machen (lacht). Nee, also jetzt so richtig lustige Dinger, bei denen man sagt: Jo, Proberaum abgebrannt oder so – so was gibt’s bei uns gar nicht.

FFM-Rock:
Überspringen wir das Thema. Zum Schluss darfst du jetzt noch ein paar persönliche Worte an eure Fans und die, die es mit dem Kauf von „Shadowland“ noch werden sollten, loswerden.

Matthias:
Ja, erst mal vielen Dank, auch an dich für das Interview jetzt und ich hoffe, dass den Fans die Platte gefällt und dass wir dann auch so viel verkaufen, dass die Plattenfirma sagt: Kommt, Jungs, macht noch eine zweite und dass wir dann bald wieder ein Release haben. Und ich hoffe auch, dass wir uns dann im Herbst / Winter auf Tour irgendwo sehen.

FFM-Rock:
Aber sechs Jahre zum nächsten Release wird es nicht mehr dauern, oder?

Matthias:
Nee, das ist nicht geplant (lacht)

FFM-Rock:
So, dann danke ich dir für das Interview, alles Gute für die Zukunft.
Mike von FFM-Rock

© Foto von der Lee Z - Homepage übernommen

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