TYRANT EYES


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Phoner vom 10.07.05
Interviewpartner: Sascha Hilger (dr.), Marcus Ahmend (g.)

Homepage:
www.tyrant-eyes.de

FFM-Rock:
Hi Sascha, danke erst mal, dass es mit dem Interview doch noch geklappt hat. Auch wenn ihr aus Südhessen seid, dürften Tyrant Eyes doch eher ein Undergroundtipp sein. Erzähle doch bitte mal in Kurzform etwas über eure Bandhistorie.

Sascha:                                                                                                           
Ach Gott, ach Gott. Was gibt’s da groß zu sagen? Also, wir machen ja auch schon eine Weile hier rum. Wir sind in der Formation zusammengekommen im Jahre 1993. Da haben wir unsere ersten Konzerte gespielt. Da hatten wir dann auch gleich im Herbst 93 das Glück, dass wir mal mit „Heavens Gate“ spielen durften. Kennt vielleicht der eine oder andere noch? Wir haben etliche Jahre damit verbracht, uns bei uns in der Gegend durch die Clubs zu spielen. Zwischendurch haben wir immer mal Demos gemacht. 1994 haben wir das erste Demo aufgenommen. Das war eine Kassette mit 5 Tracks. 1995 hatten wir die erste Demo-CD. Unser erstes richtiges Album haben wir 1999 aufgenommen und das ist dann 2000 veröffentlicht worden über Last Episode BO Records.  Das war die „Book Of Souls“. Die “Darkest Hour” hat dann auch ein bisschen gedauert. Das war dann 2003, bis die rausgekommen ist. Das war dann bei Scarlet Records. Und jetzt z. Zt. sind wir wieder ein bisschen am Rumbasteln, am Demos aufnehmen, für neues Material. Da hoffen wir mal, dass wir nächstes Jahr zu Potte kommen. Dass wir unseren 3-Jahres-Rhythmus einhalten.

FFM-Rock:
Bestehen Tyrant Eyes eigentlich seit der Gründung in der gleichen Besetzung oder hat sich da im Laufe der Zeit etwas getan?

Sascha:
Nee, da hat sich gar nichts getan. Ganz zu Beginn war es so, dass wir eigentlich als Quartett fungiert haben. Der Keyboarder, der Jürgen, ist ein paar Monate später dazu gekommen. Aber ich glaube, das war auch Anfang 1994. Da war er auch bereits dabei. Aber ansonsten hat sich da nichts geändert. Was die Besetzung betrifft, sind wir relativ konstant.

FFM-Rock:
Neben den zwei Demos, die du schon angesprochen hast und einem eigenproduzierten Live-Video ...

Sascha:
Genau, ein Video hatten wir auch!

FFM-Rock:
Da siehst du mal, was ich alles weiß!

Sascha
Von mir nicht! (lacht)

FFM-Rock:
... habt ihr mit „Book Of Souls“ und „The Darkest Hour“ bereits zwei Studio-Alben über Label veröffentlicht. Erzähle doch bitte mal etwas Genaueres darüber. Bei „Book of Souls“ gab es ja auch eine unschöne Geschichte ...

Sascha:
Ach, ja, ja. Mit Labels hatten wir bis jetzt immer so ein bisschen Pech gehabt. „Book Of Souls“ haben wir bereits im Jahr 1999 aufgenommen. Das nimmt ja immer alles so eine Zeit in Anspruch. Wir waren da im „House Of Audio – Studio“ in Karlsdorf, wo auch schon relativ bekannte Bands aufgenommen haben. Ich glaube, „Vanden Plas“ waren da schon, der DC Cooper, der früher bei „Royal Hunt“ gesungen hat, „Angra“, „Pink Cream 69“ (die wohnen ja fast in dem Studio!). Wir haben das fast selbst vorfinanziert und uns dann mit dem fertigen Produkt beworben und haben auch eine Zusage von „BO“ bekommen. Das ging dann eigentlich relativ fix. Es hat sich dann zwar alles ein bisschen hingezogen, bis dann letztendlich doch alles in trockenen Tüchern war. Die haben dann auch das Album, ich glaube im Januar 2000, gleich veröffentlicht. Es hat auch im Großen und Ganzen immer recht gute Kritiken bekommen. Da waren wir recht zufrieden. Das Unschöne an der Geschichte war dann halt, dass die Zahlungsmoral von „BO“ nicht so arg toll war. Ich meine: Da kann man ja heute ruhig drüber reden. Ich glaube, die gibt es auch inzwischen gar nicht mehr. Carsten Jakob, der Chef damals, ist schon ein bissel ein Schlawiner. Das kann ruhig mal gesagt werden. Auf alle Fälle gab es halt mit der Zeit etliche Probleme, weil wir ewig unserem Geld hinterher rennen mussten und als kleine Band bist du ja echt auf jeden Pfennig angewiesen. Es ist ja nicht so, dass man da Millionen verdient. Aber die paar Kröten, die uns zustanden, die wollten wir dann auch gerne haben. Wir haben einen Rechtsanwalt einschalten müssen. Das ging echt Monate hin und her. Mit Rechtsanwalt und mit Klage drohen, das waren die letzten Mittel und da hat es endlich auch geklappt. Dann haben wir unser Geld auch bekommen. Aber anders hätte er uns, glaube ich, noch länger hingehalten. Ich habe auch schon von vielen anderen Bands gehört, die bei ihm unter Vertrag waren, dass das so seine Geschäftsmethode ist. Die Bands werden hingehalten und hingehalten, bis sie irgendwann selber keinen Bock mehr haben. Dann hat man meistens einen Haufen Geld gespart.

FFM-Rock:
Wie kommt ihr mit „Darkest Hour“ an Scarlet? Das ist ja ein italienisches Label.

Sascha:
Du, das muss ich selbst mal überlegen. Wir waren eigentlich mit einer anderen Firma am „Fuggern“, was „The Darkest Hour“ betrifft. Das war erst „B-Mind Records“. Ich weiß nicht, wer dahinter steckte. Die waren allerdings mal eine Zeitlang ein kleines, aber feines Prog-Label. Die hatten hauptsächlich Prog / Power Metal – Sachen. Mit dem wurden wir uns eigentlich auch relativ schnell einig und der hat dann aber dummerweise Insolvenz beantragen müssen. D. h. der Vertrag war unter Dach und Fach und der wollte dann auch, ich glaube, im November oder auch im Januar 2002 bereits „The Darkest Hour“ veröffentlichen. Insofern hat sich das dann also auch wieder so sehr verzögert mit der Veröffentlichung. Diese ganze Bewerberei ging alles von vorne wieder los. Wir hatten dann noch mal Kontakt mit einer ganz obskuren Firma. Kennst du „Metal Blast Records“? Wir würden uns wünschen, wir hätten sie auch nie gekannt. Das war so eine „Ein-Mann-Geschichte“ und der war ja völlig fertig, der Kerl. Der war irgendwie, was weiß ich, drogensüchtiger, alkoholsüchtiger Pornodarsteller und eine irgendwie ganz bizarre Erscheinung. Am Telefon hat der einen super seriösen Eindruck gemacht und irgendwann hat der uns mal zu sich nach Berlin eingeladen. Da sind wir zu ihm in die Wohnung und da hat’s ausgesehen wie im Saustall. Der hat nicht mal einen Schreibtisch gehabt und wollte eine Firma gründen. Das musst du dir vorstellen. Das war echt eine Katastrophe. Da haben wir auch auf dem Absatz kehrt gemacht und sind wieder heimgefahren. Das waren Zustände. Das kann sich kein Mensch vorstellen. Unser Keyboarder hat das gefilmt. Wenn du willst: Ich schicke dir mal eine CD mit dem kurzen Filmchen. Das würdest du mir nicht glauben. Bei dem waren Müllberge in der Wohnung, das kennst du eigentlich nur aus „RTL exclusiv“, wenn sie einen Bericht über die Messies bringen. Völlig gescheiterte Existenz und der wollte eine Firma aufmachen. Und wie gesagt: Am Telefon, das war alles super super seriös und hat ganz vernünftig geklungen und dann waren wir bei dem und wir haben gedacht: Das gibt’s gar nicht. Das kann nicht sein. Also das war schon SHOCKING. Das war die nächste Eskapade mit Plattenfirmen, wo wir gesagt haben: Nee, das ist auch nichts für uns. Und dann sind wir über den Peter Bigalke, das ist ein Kollege von dir, zu Scarlet gekommen. Scarlet haben uns dann eine Mail geschickt und uns ein Angebot gemacht. Wir haben dann natürlich gleich zugeschlagen. Nach der ganzen Scheiße, die wir da vorher hatten, haben wir gedacht: Na ja, jetzt wird es mal Zeit, sonst zieht sich das alles noch länger hin und jetzt machen wir Nägel mit Köpfen und das hat dann auch geklappt. Ich glaube, im Sommer haben wir da den ersten Kontakt mit „Scarlet“ gehabt und dann wurde es zwar auch wieder Januar 2003, bis dann die Platte veröffentlicht wurde, aber da ist dann wenigstens mal was passiert.

FFM-Rock:
Sprechen wir mal über das aktuelle Album „The Darkest Hour“. Mir gefallen besonders die Tempi und Rhythmuswechsel, was dieses Album auszeichnet und ihm somit eine gewisse Eigenständigkeit einhaucht. Wie stehst du zu dem Album im Vergleich zu euren früheren Produktionen?

Sascha:
Also, sagen wir’s mal so: Wenn ich jetzt zum Beispiel die „Darkest Hour“ und die „Book Of Souls“ direkt vergleichen müsste, dann müsste ich sagen: Die „Darkest Hour“ ist vom ganzen Flair her, also da passt der Titel schon, die ist ein bisschen düsterer, ein bisschen härter und ich würde sagen, ein bisschen straighter ausgefallen. Da sind zwar auch relativ viele Tempi und Taktwechsel, aber ich denke, dass die „Book Of Souls“ im direkten Vergleich vielleicht doch noch eine Ecke verspielter war. Da hatten wir noch viel mehr an Keyboard-Kleinigkeiten und so. Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber da war vielleicht ein bisschen mehr Feilerei mit im Spiel. Das ist aber eigentlich auch logisch. Wir hatten bei der Aufnahme zu „Book Of Souls“ oder während deren Vorbereitungszeit viel Zeit investiert. Und die „Darkest Hour“ haben wir ja dann im Vergleich relativ schnell produziert. Die ist zwar nicht relativ schnell rausgekommen, aufgrund der Geschichten von eben, die ich erzählt habe, aber fertig war die dann relativ fix. Ich denke, man hätte im Endeffekt vielleicht noch mehr rausholen können aus der „Darkest Hour“, gerade was z. B. Klangsachen betrifft. Backingvocals sind ja da relativ spartanisch gesät. Da hätte man noch viele Stellen gehabt, die einem im Nachhinein aufgefallen sind, wo man sagen könnte: Da hätte man eine Verzierung machen können, da hätte man noch Chöre machen können oder so. Im Großen und Ganzen würde ich sie nicht unbedingt schlechter finden. Die hat auch so ein bisschen die Stimmung zu der Zeit widergespiegelt, nach diesen ganzen Plattenfirmen-Eskapaden. Da waren wir halt so ein bisschen angepisst.

FFM-Rock:
Von der textlichen Seite her ist einiges an tiefgründigem Songmaterial dabei wie z. B. bei „The Dawn“, andererseits gibt es mit „Gladiator“ auch ein wenig Fantasy. Wer ist bei euch für das Songwriting zuständig und wie kommen die Inhalte der Songs zustande?

Sascha:
Jetzt müsste ich dich an den Markus weitergeben.

Marcus:
Dazu muss ich sagen, der Sascha hat bei der „The Darkest Hour“ einen Text geschrieben, das war „NDE“, den Rest habe ich geschrieben. Z. B. „Magic Touch“, da geht es ein bisschen um Mann und Frau. Da hat man auch einiges erlebt, sagen wir mal so, da willst du dich nicht unterkriegen lassen. Wir machen eigentlich keine Gewalt verherrlichenden Texte wie andere Bands, die nur über Gewalt verherrlichende Sachen singen.

Sascha:
Nur „Gladiator“. (lacht)

Markus:
Richtig, nur „Gladiator“. Da machen wir eine Ausnahme. Sonst singen wir eigentlich über das Leben und bei „Delight in dying“ soll eigentlich zum Ausdruck kommen, dass aus der Kindheit praktisch schlimme Erinnerungen da sind. „You can’t Change your Childhood“ – die Kindheit kann man nicht mehr austauschen, das ist passiert. Damit klarzukommen und manche haben dann so eine Todes-Sehnsucht und machen Selbstmord. Dass man das halt auch nicht machen soll. Die Texte haben immer schon eine positive Message, auch wenn es manchmal ein bisschen negativ geschrieben ist, aber es soll auf keinen Fall irgendwie Gewalt verherrlichend wirken.

FFM-Rock:
Das ist doch mal ein klares Statement.
So, jetzt mal ganz persönlich und ehrlich. Das aktuelle Album haben jetzt hier bei mir schon einige gehört ...

Sascha:
... und fanden’s scheiße... (lacht)

FFM-Rock:
Nein. Ganz im Gegenteil – und waren, wie ich auch, von deiner Schlagzeugarbeit mächtig beeindruckt. Hast du das alles live eingespielt oder wurde da ein wenig nachgeholfen?

Sascha:
Das wurde live eingespielt. Also, ich sage es mal so: Wenn man sich im letzten Viertel eines Songs mal verhaut, dann spielt man den natürlich nicht mehr ganz von vorne, sondern sucht sich eine Stelle, an der man einsteigen kann und dann noch mal drüber spielt. Das wurde schon gemacht. Aber ansonsten: Gemogelt haben wir nicht. Ehrlich! Hand auf’s Herz.

FFM-Rock:
Wann darf die Metal-Gemeinde eigentlich auf einen neuen Silberling von euch hoffen?

Sascha:
(lautes Durchatmen)

Wie ich schon zu Anfang sagte: Wir haben ja unseren 3-Jahres-Rhythmus bis jetzt (lacht). Planmäßig sollte jetzt nächstes Jahr wieder was kommen. Der Fahrplan für das nächste halbe Jahr ist folgendermaßen: Wir haben jetzt im Proberaum schon angefangen, eine Vorproduktion zu machen, demomäßig ein paar neue Sachen aufzunehmen. Wir haben schon 10 Songs, die eigentlich fix und fertig sind. Teilweise haben wir auch schon welche live gespielt. Wir haben es jetzt mal so geplant, dass wir möglicherweise im Herbst ins Studio gehen und dann je Finanzlage von uns wieder das komplette Album aufnehmen und wieder selbst vorfinanzieren, wie wir es eigentlich die ganze Zeit gemacht haben. Oder, das ist die Alternative 2: Wir nehmen erst mal nur 3-4 Songs auf, machen eine Maxi daraus, dass wir einerseits mal wieder eine Referenz haben, die man als Bewerbung verschicken können für Plattenfirmen und andererseits kann man damit ja quasi auch wieder ein paar Mark verdienen, indem man die verkauft. Ach so: Wir haben ja Euro. Entschuldigung (lacht). Ja, wie gesagt. Das ist so der grobe Plan, dass wir im Herbst spätestens ins Studio gehen, ein bisschen was aufnehmen und dann haben wir es schon vor, dass wir vielleicht einen mehr oder minder vernünftigen Deal an Land ziehen und dass wir dann nächstes Jahr wieder mal was Ordentliches veröffentlichen.

FFM-Rock:
Was ist mit „Scarlet Records“?

Sascha:
Ja, nee. Das war auch nur für ein Jahr und wir waren jetzt ganz ehrlich im Nachhinein auch nicht so zufrieden. Also, die haben uns sehr, sehr viel versprochen, was im Nachhinein nicht eingetroffen ist. Als wir mit denen gemailt und telefoniert haben, da hieß es: Ja, viel Promotion und hin und her. Ich weiß nicht, ob du das vielleicht mitgekriegt hast. Wir hatten ja so gut wie gar keine Werbung jetzt in den hiesigen Magazinen und dementsprechend waren auch die Verkaufszahlen nicht so berauschend gut. Das ist für die natürlich auch ein Argument, dass sie sagen, sie wollen jetzt nicht die Zusammenarbeit fortsetzen, aber das war schon so ein bisschen von beiden Seiten. Wir fühlen uns jetzt nicht im eigentlichen Sinne gedropped. Ich meine, ich kann’s mal sagen: Wir haben von der „Book Of Souls“, glaube ich, knapp 5.000 Stück verkauft und von der „Darkest Hour“ waren es jetzt im Endeffekt, ich glaube, 2.500 oder 3.000.

FFM-Rock:
Das sind doch aber schon ganz ordentliche Zahlen.

Sascha:
Ah ja, es geht. Der Punkt ist halt der: Wir haben jetzt auch keine Abrechnungen mehr bekommen. Was zur Zeit noch so über die Ladentheke geht, da haben wir keine Ahnung davon. Sollten wir vielleicht auch mal wieder nachfragen (lacht). Da ist kein böses Blut geflossen. Wir haben uns nicht beschimpft. Die haben gesagt: Wie sieht es aus? An einer weiteren Zusammenarbeit sind wir jetzt nicht so sehr interessiert. Da haben wir gesagt: Nein, wir eigentlich auch nicht. Wir haben uns das auch anders vorgestellt. Wir hatten fast keine Werbung. So haben wir gesagt: O.K., wir haben jetzt ein Album zusammen auf den Markt gebracht und damit war’s gut. Wir wollen jetzt halt gucken, dass wir eine vernünftige neue Produktion machen im Herbst und uns damit vielleicht auch möglicherweise mal an eine etwas größere Firma heranwagen, die vielleicht doch ein bisschen mehr machen kann. Das wäre nicht schlecht.

FFM-Rock:
Ich habe eingangs in Bezug auf „Tyrant Eyes“ den Begriff „Undergroundstatus“ verwendet. Ihr konntet schon einige, vom Namen her, recht ordentliche Supports fahren. Wieso ist es mit den Live-Aktivitäten derzeit so still um euch? Live konntet ihr mich jetzt als Opener bei „Morgana Lefay“ mehr als nur überzeugen. Habt ihr mit dem Booking Probleme?

Sascha:
Ja, gut. Ich sage es mal so: Momentan, gerade jetzt in dem Zeitraum, ist es so, dass wir da bewusst ein bisschen weniger machen, denn wir wollten erst mal unsere angesprochene Demo-Vorproduktion im Proberaum endlich mal fertig kriegen. Da haben wir jetzt quasi ein bisschen Priorität gesetzt. Da musst du die Sachen wieder abbauen, musst sie irgendwo hinkarren, nach dem Konzert steht der Krempel wieder im Proberaum, muss erst wieder alles aufgebaut und angeschlossen werden. Wir haben jetzt mal gedacht: Wir versuchen das jetzt mal mehr oder minder in einem Guss durchzuziehen, dass man dann mal zu Potte kommt. Aber es ist auch wirklich so, dass, auch wenn wir jetzt nicht gerade irgendwie was im Proberaum aufnehmen, wir uns nicht tot spielen (lacht). Wir haben jetzt keine Booking-Agentur und kein Management. Wir machen alles selbst. Das ist dann auch schon immer mit einem gewissen Aufwand verbunden. Es ist schon so, dass wir relativ häufig Anfragen kriegen, bei denen Veranstalter quasi auf uns zugehen, aber man muss halt doch noch relativ viel selbst machen, um richtig viele Gigs zu bekommen. Ich denke mal, wenn wir im Schnitt so 15 Gigs im Jahr haben, dann ist das für uns schon fast viel. Obwohl das eigentlich nicht viel ist. Für Herbst haben wir wieder etliche Konzerte geplant. Das sind wohl so 6-7 Stück ab September in der Planung. Damit wir auf unseren Jahresschnitt kommen. Aber wenn jetzt z. B. eine Booking-Agentur sagt: Jawohl, wir würden gerne mit euch ein bisschen was machen, euch ein paar Gigs besorgen, da sind wir natürlich nicht abgeneigt.

FFM-Rock:
Hoffentlich liest es der eine oder andere.

Sascha:
Ja, das wäre schon schön. Es ist ja auch so, das ist jetzt vielleicht ein bisschen ein blödes Thema, man macht das ja schon zum größten Teil aus Idealismus, aber wenn du immer in irgendwelchen Kneipen spielst, die 150 km weg sind und du musst deinen ganzen Kram dorthin karren, musst einen Bus mieten und dann hat der Veranstalter keine Werbung gemacht und es sind am Abend 10 Leute da und du verdienst dann 20,00 €. Damit ist nicht mal der Sprit gedeckt. Das kann auf Dauer halt auch schon frustrierend sein. Das hatten wir auch schon oft genug. Es ist halt alles mit Problemen behaftet. Es ist nicht so einfach. Aber grundsätzlich: Wir spielen gerne live! Und wie gesagt: Wenn uns jemand buchen mag – du kannst ja mal meine eMail-Adresse mit drunter schreiben. (siehe Link zur Homepage)

FFM-Rock:
Jetzt beleuchten wir mal kurz deinen zweiten Arbeitsplatz bei „Onkel Tom Angelripper“. Wie sehen da die Ziele aus bzw. was steht da in naher Zukunft alles an?

Sascha:
Wir haben zurzeit viele Festivals, auf denen wir spielen. Wir haben jetzt gerade das Wochenende auf dem „Rock Harz“ gespielt, dann folgen noch weitere Open Air – Konzerte. Diese „Onkel Tom“ – DVD, die vor kurzem rausgekommen ist, war ja ganz nett, aber es war wohl auch die Rede davon, dass wohl nächstes Jahr auch wieder ein Album erscheinen soll. Das ist jetzt auch noch nicht so 100%ig und noch nicht so spruchreif, aber es ist schon mal darüber geredet worden. Ich denke schon, dass vielleicht nächstes Jahr auch wieder eine „Onkel Tom“ – CD erscheinen kann. Für Tom hat jetzt erst mal die „Sodom“ – DVD, die gerade in der Mache ist, Priorität und dementsprechend hat er jetzt erst mal mit den „Sodom“ – Sachen zu tun. Ich denke mal: Eine Platte kommt bestimmt irgendwann mal wieder.

FFM-Rock:
Diese Frage bekommt jede Band oder jeder Interviewpartner von mir gestellt: Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?

Sascha:
Da gibt es bestimmt viele, aber natürlich fällt einem bei so einer Frage nichts ein. Was ich seinerzeit unheimlich lustig fand, da habe ich mich bald totgelacht, das ist allerdings auch nicht wirklich nicht unveröffentlicht. Und zwar, wenn du dir das Live-Video anguckst. Da hätte ich mich ja totlachen können hinter dem Schlagzeug. Erst mal hatten wir alle fürchterliche Klamotten an. Der Alex hat glaube ich gegen Ende des Konzerts die Band vorgestellt. Das Live-Video ist entstanden 1997. Der Jürgen, unser Keyboarder, war zu dem Zeitpunkt schon 3 oder 4 Jahre lang in der Band, also war nicht erst seit 14 Tagen dabei. Irgendwann kam mal Jürgen an die Reihe und der Alex, aus voller Brust: Am Keyboard ... Jens ... äh Jürgen ??? Da habe ich echt gedacht: Oh Mann, das gibt’s ja nicht. Der kennt die eigenen Bandmitglieder nicht beim Namen. Das war schon ziemlich witzig.. Aber wir verkaufen das Video heute auch gar nicht mehr so gerne, weil es heute im Nachhinein betrachtet schon ganz schön peinlich ist. Wie gesagt: das fängt bei den Klamotten an und hört bei der Ansage der Bandnamen auf.

FFM-Rock:
So, zum Schluss jetzt noch ein paar persönliche Worte an die Metal-Gemeinde und eure Fans oder die, die es werden sollten.

Sascha:
Oh. So was fällt mir immer schwer. Was soll ich da sagen? Erst mal vielen Dank an die, die Alben bisher gekauft haben und vielen Dank im Voraus an alle, die die Alben vielleicht noch kaufen möchten. Es würde mich natürlich freuen, wenn etliche Leute mal ein Ohr riskieren und  mal reinhören. Man kann sich auch immer mal ein paar Songs stibitzen und von unserer Homepage runterladen, die wir ja sehr pflegen (Anm. Verf.: oder auch nicht…*grins). Der Marcus hofft, dass wir in Zukunft ein bisschen mehr Glück mit den Plattenfirmen haben, dass unsere Konzerte fleißig von passenden Konzertgängern besucht werden und dass wir jetzt demnächst vielleicht mal wieder einen Schritt nach vorne kommen. Innerhalb der nächsten drei Jahre (lacht).

FFM-Rock:
Das hört sich doch gut an. Dann danke ich dir für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft.
Mike von FFM-Rock

© Foto by Tyrant Eyes

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