VOLKSTROTT
Interviewpartner: Ina (Geige), LeBen (Voc.)
Mailer
Homepage:
www.volkstrott.de
F-R:
Moin ihr beiden, Volkstrott legen aktuell nach „Todeskunst“ mit „Im Angesicht der Barbarei“ den 2. Longplayer in der sich jetzt schon 10 Jahre langen Bandhistorie nach. Ich selbst kam durch Zufall auf Volkstrott im Rahmen eines Konzertes in Frankfurt/M. und das dürfte vielen andren auch so gehen. Zeit genug Volkstrott mal näher zu vorzustellen. Wer oder was sind Volkstrott?
LeBen:
Wir sind eine Folk-Rock-Band aus Berlin.
Ina:
Und spielen hart-melodiösen Crossover mit Dudelsack und Geige.
F-R.:
Beschäftigt man sich näher mit Volkstrott erfährt Mann/Frau, dass eure musikalischen Wurzeln im Bereich des Punk und Folk liegen. Wie kommt man da ausgerechnet drauf Einflüsse und vor allem Instrumente aus dem Bereich Mittelalter zu integrieren? Eigentlich eher untypisch für die Punkrichtung…
Ina:
Ich denke mal, dass wir unsere Punk-Wurzeln schon eine ganze Weile hinter uns gelassen haben und auch die Einordnung in den Mittelalter-Rock will nicht so richtig passen. Denn falls du auf unsere Besetzung mit Dudelsack und Geige anspielst, muss ich sagen, dass beide Instrumente auf keinen Fall musikhistorisch nur einzig und allein im Mittelalter verortet sind. Dennoch kann man natürlich nicht abstreiten, dass gerade diese Kombination von Rockinstrumenten mit Akustikinstrumenten das Genre des Mittelalter-Rocks in den letzten zwei Jahrzehnten geprägt hat. Da erscheint es nur logisch, dass dann immer wieder Parallelen zu den großen Bands wie Subway to Sally, In Extremo, Letzte Instanz, Fiddler´s Green usw. gesucht werden. Was ja auch eine Ehre für uns ist! Doch genauer betrachtet vertonen wir weder mittelalterliche Texte noch komponieren wir in Kirchentonarten oder treten gar in mittelalterlichen Kutten auf.
LeBen:
Wir versuchen uns im Großen und Ganzen nicht an bestimmten Stilrichtungen zu orientieren und begreifen uns vor allem als Rockband – halt mit folkiger Besetzung. Jedoch darf man uns gerne bezeichnen wie man will, wenn die Musik gefällt!
F-R.:
Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade im Bereich der Punk-Szene Volkstrott belächelt werden, was aber auch auf die Akzeptanz der Fans aus der reinen Mittelalter-Szene zutreffen wird. Wie kommt ihr mit eurer Zwitterstellung dahingehend klar?
Ina:
Eigentlich bewegen wir uns schon lange nicht mehr in der Punk-Szene, insofern sehe ich auch kein Zwitter-Dasein. Sicherlich passen wir auch nicht so exakt in die „reine“ Mittelalter-Szene, da wir ja auch gar keine mittelalterliche Musik spielen. (s. o.) Ich denke, wir sind einfach eine Erweiterung der oftmals festgefahrenen Genres und bewegen uns durchaus gerne in der ganzen Bandbreite.
LeBen:
Wobei wir vor einiger Zeit tatsächlich mal auf einem Punkfestival gespielt haben, auf dem ich eigentlich nicht das Gefühl hatte, dass wir belächelt wurden. Aber auch auf Mittelalterfestivals – wo wir ja doch nun durchaus häufig spielen, sorgen wir für spannende Abwechslung.
F-R.:
Beleuchten wir mal eure Alben. Neben zwei EP’s gibt es die Eingangs angesprochenen beiden Longplayer? Welche Unterschiede siehst ihr persönlich zwischen „Todeskunst“ und „Im Angesicht der Barbarei“?
LeBen:
Der große Unterschied ist, dass die „Todeskunst“ unsere erste wirkliche CD-Produktion war, während ich bei „Im Angesicht der Barbarei“ viel mehr integriert war und auch Texte sowie Songs beigesteuert habe.
Ina:
Die Musik ist insgesamt energischer, entfesselter und prägnanter geworden, weil wir Gitarre, Schlagzeug und Bass zusammen aufgenommen haben. Das hat der ganzen Platte einen besseren Groove verliehen. Aber ich finde unsere Songs sind auch emotionaler und reifer geworden.
F-R.:
Der Song „Lebenswege“ wird teilweise in Englisch gesungen. Ein einmalige Sache oder versucht ihr damit auszuloten, wie eure Bandbreite zu erweitern wäre?
LeBen:
Wir versuchen eigentlich generell auszuloten, wie wir uns künstlerisch erweitern können. Das Lied „Lebenswege“ ist als Huldigung an einen ganz besonderen Menschen in meinem Leben entstanden und ich habe damals den Fokus eher auf den Ausdruck meiner Gefühle gelegt, als speziell auf die Sprache. Es war keine wirkliche Absicht die Sprachen zu vermischen – das hat sich eher ganz organisch beim Song-Schreiben so ergeben.
F-R.:
„Der Knabe im Moor“ hat doch mit dem Gedicht von Annette von Droste Hülshoff zu tun? Wie kommt man darauf?
LeBen:
Ich bin bereits als Kind auf dieses Gedicht gestoßen, weil es in einem Buch namens „Die Moorgeister“ stand. Seit dieser Zeit zählt es zu meinen Lieblings-Gedichten. Wirklich geschrieben habe ich den Song, als ich Jahre später mit meiner Gitarre am Strand von LaGomera saß.
F-R.:
Wenn wir schon dabei sind, eure Statements noch zu folgenden Songs:
„Der Tod ist in der Stadt“:
Benny:
Ein ganz, ganz alter Song aus den Anfangstagen. Irgendwann fiel mir auf, dass ich den nach 6, 7 Jahren, in denen wir den nicht mehr gespielt haben, trotzdem immer noch ganz gerne vor mich hinpfeife... Bleibt also ganz gut im Kopf und musste somit unbedingt noch auf die Platte.
„Zusammen Allein“
Benny:
Unser Opener auf der Platte und im momentanen Liveset. Knallt gleich ordentlich los, so soll es sein! Und nein, es geht nicht um einsame, missverstandene Musiker – fand ich sehr lustig, die Interpretation...
F-R.:
Und mit welchem eurer Songs würdet ihr einen neuen Fan ködern und warum?
LeBen:
Es käme auf die Person an. Bei einem tanzfreudigen Menschen würde ich es wohl mit dem rhythmisch treibendem „Paradies“ versuchen. Für entspannte Situationen mit dem emotionalen „Tiefer als das Meer“.
Ina:
Ich würde unseren Titel-Track „Im Angesicht der Barbarei“ wählen. Es ist einfach ein wunderbar kraftvoller und eindringlicher Song, der nicht nur in die Beine geht, sondern auch eine wirklich tolle Aussage hat! Ich jedenfalls will nach dem Song immer auf eine Demo gehen oder zumindest was spenden! ;-)
F-R.:
Schaut man sich eure Live Aktivitäten an, muss man feststellen, dass ihr sehr rege und hauptsächlich mit reinen Mittelalterbands unterwegs seid. Was ist euer größter Traum im Live-Sektor?
LeBen:
Wir wollen auf Wacken spielen!
Ina:
Zumindest auf vielen anderen großen Festivals!
F-R.:
Für euch zum ersten Mal unsere Standardfrage. Könnt ihr mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?
Ina:
Okay, also die hier ist wirklich noch nirgends veröffentlicht: Wir haben die Action-Painting Aktion von unserem Cover ja tatsächlich in unserem Proberaum gemacht, aus Ermangelung anderer weißer Räume, die man – nun sagen wir mal – kreativ gestalten durfte. Unglaublicherweise hat sich genau einen Tag nach unserer Aktion der Vermieter bei uns gemeldet. Er musste kurzfristig in unseren Raum, da im Raum über unserem ein Rohr gebrochen war. Etwas verstört bemerkte er dann später am Telefon, dass der Raum wohl sicher wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht werden würde… Keine Ahnung, was er sich wohl „Im Angesicht dieser Barbarei“ gedacht haben muss. Wahrscheinlich an ein durchgeknalltes Opfer-Ritual… Näheres wollte er jedenfalls nicht wissen. Dabei ist es doch nur Wandfarbe! ;-)
F-R.:
So, damit sind wir auch schon am Ende unserer Ausfragerei. Deine letzten Worte hier an unsere Leser und eure Fans…
Ina:
Hört mehr Volkstrott!
LeBen:
… und kommt zu unseren Konzerten! Vielen Dank für das Interview! Love & Peace!
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock
Foto: Volkstrott