MOB RULES - Künzell-Dirlos, Alte Piesel
Interview vom 08.05.05
Interviewpartner: Sven Lüdge (g.), Matthias Mineur (g.)
Homepage:
www.mobrules.de
F-R:
Hi Matthias und Sven, Mob Rules bestehen jetzt seit 11 Jahren. Ihr habt seit 1999 vier klasse Melodic Metal Alben über LMP und Steamhammer/SPV veröffentlicht und kommt irgendwie über den Insider Status noch nicht richtig hinaus? Grund genug, euch hier bei uns mal näher vorzustellen. Ihr habt das Wort.
Matthias:
Ja, wie du schon gesagt hast: Die Band gibt es seit 11 Jahren. Entstanden ist sie aus Sänger Klaus, Schlagzeuger Arved, Bassist Thorsten und mir, Matthias, dem Gitarristen. Wir haben 3-4 Jahre quasi als Demo-Band exisitiert, haben 1987 unseren ersten Plattenvertrag mit einem Demo mit LMP abgeschlossen bzw. das Demo war die Grundlage für den ersten Plattenvertrag. 1998 haben wir dann das Debütalbum „Savage Land“ herausgebracht. Danach hatten wir zwei Touren, eine mit Murder One, da komme ich gleich noch drauf zu sprechen, was das für Folgen hatte, und mit Ivory Tower. Später haben wir noch eine Clubtour unter eigenem Namen gemacht. Dann haben wir das zweite Album herausgebracht, „Temple of two Suns“. Auch danach gab’s wieder eine Tour mit Company Of Snakes. Dann haben wir die dritte Scheibe rausgebracht, „Hollowed be thy Name“. Da haben wir zunächst mit Savatage getourt in Deutschland, dann anschließend noch mit Helloween und Rage. Zwischendurch waren ein paar Festivals. In WACKEN waren wir zweimal, wir haben auch zweimal schon in Frankreich getourt, einmal mit Shaaman, einmal mit Rhapsody. Zwischenzeitlich haben wir uns personell verstärkt. Da ist schon vor der ersten Scheibe der Oliver als Sologitarrist dazugekommen. Da klar war, dass wir uns auf der gitarrentechnischen Seite einfach verstärken müssen, weil ich einfach als Rhytmusgitarrist O.K. bin, als Sologitarrist aber nicht ausreichte. Da haben wir also den Oliver dazugeholt und nach der ersten Tour unseren Keyboarder Sascha. Im letzten Jahr ist dann „Among The Gods“ rausgekommen. Da wollten wir gerne mit Europe touren. Das hat nicht geklappt, weil einfach zwei Tage vorher die Tourbedingungen so dramatisch nach unten korrigiert wurden, dass es für uns einfach gar nicht mehr machbar war. Wir haben gleichzeitig zu der Veröffentlichung von „Among The Gods“ ein Live-Album in Wilhelmshaven mitgeschnitten. Das wir in diesem Jahr im August als DVD und Live-Album rauskommen. Direkt nach der Veröffentlichung von „Among The Gods“ hat uns unser Sologitarrist Oliver verlassen, weil er gerade Vater geworden war, weil er sich beruflich umorientieren und auch so ein bisschen musikalisch anders orientieren wollte. Und da kommen wir zurück zu der allerersten Mob Rules – Tour mit Murder One. Bei der haben wir Sven kennen gelernt. Sven war ja Sologitarrist von Murder One oder einer der beiden Sologitarristen. Damals war uns schon klar, wir waren mit ihm befreundet, wir fanden ihn menschlich super, sein Solospiel und seine gitarrentechnischen Fähigkeiten waren immer so, dass wir dachten: Der würde ja super zu uns passen. Und als Oliver uns verlassen hat, haben wir ihn gefragt, ob er Interesse hat. Eigentlich war es nur ein Telefonat und er war dabei. Seitdem, also quasi 8 Monaten, spielen wir in dieser Besetzung.
F-R:
Euer Line Up ist über die Jahre nahezu gleich geblieben. Ihr habt einige gute Supports für bekanntere Bands gehabt und jetzt die Co-Headliner-Tour „Melodic Metal Alliance 2005“ mit Domain. Meinst du, dass ihr damit einen weiteren Baustein zur Steigerung eures Bekanntheitsgrades gelegt habt?
Sven:
Also, was mir aufgefallen ist, ist dass Mob Rules wirklich überall, wo wir waren, Fans haben. Insofern denke ich, dass es auf jeden Fall ein weiterer Baustein für den Bekanntheitsgrad der Band ist, weil man die dann auch erreicht und vor Ort ist und die die Möglichkeit bekommen, die Band live zu sehen. Was auch nicht immer so einfach ist, da solche Tourneen ja immer mit Kosten verbunden sind und enorme Strecken abzulegen sind ... aber das denke ich auf jeden Fall.
Matthias:
Und ich würde dir in einem Punkt widersprechen. Mob Rules sind keine Insider-Band mehr. Wir hatten jetzt auf dieser Tour ganz interessante Vergleiche, weil wir in ganz vielen Städten gespielt haben, wo kurz vorher Brainstorm gespielt haben. Wir haben auch in Clubs gespielt, wo Freedom Call gespielt haben, die nun wirklich auch keine Insider-Band sind und wir haben vergleichbare Zahlen gehabt. Gut, wir hatten auch 1-2 Konzerte dazwischen, das war nach unten ausgerissen, aber z. B. hatten wir in Belgien die gleichen Zuschauerzahlen gehabt wie Brainstorm. Wir haben gestern in Islikon gespielt, in der Schweiz, da hatten wir doppelt so viele Zuschauer wie Freedom Call zum Beispiel. Wir spielen, wenn wir bei uns in der Region spielen, vor 500-700 Leuten. Wenn wir in Frankreich spielen, kommen bei uns genauso viele Zuschauer wie bei Freedom Call oder wie Vanden Plas. Also, wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen. Aber ich würde sagen, wenn du sagen würdest: Auch Freedom Call und Brainstorm sind Insider-Bands, sind wir’s auch. Wenn die keine Insider-Bands sind, dann kann man auf dieser Tour einfach sehen: dann sind wir’s auch nicht. Wir haben natürlich nicht Zahlen wie Brainstorm, aber wir haben z. B. die Zahlen von Freedom Call. Und Brainstorm hat ganz viele Regionen, wo wir die gleichen Zahlen haben. Und von den Plattenverkäufen her liegen wir, sagen wir mal bei 70 % von Brainstorm und bei 80 % von Freedom Call. Also das ist auch durchaus vergleichbar.
F-R:
Das wissen auch die wenigsten ...
Matthias:
Ja, das mag sein. Unsere Plattenfirma sagt immer: Es gibt ein Phänomen, dass eine Band mehr verkauft als ihr Image eigentlich sagt. Es gibt da so Bands, die kommen raus und alle denken: WOOOOOOOW ... Ein gutes Beispiel: Wir verkaufen in Deutschland mehr Platten als Danzig, das glaubt keiner. Aber du siehst einfach, wir sehen es auf unseren Internetseiten, wir sehen es bei den Verkäufen, wir sehen’s über unsere T-Shirt-Verkäufe, wir sehen’s über Fanpost. In der Presse sieht es immer so aus, als ob Mob Rules so ein Geheimtipp ist. Von der Presse werden wir auch so ein bisschen stiefmütterlich behandelt, denn wir sind nicht Hardrock, wir sind auch nicht richtig progressiv, wir sind auch nicht richtig Metal, wir sind irgendwie so „alles oder nichts“. Magazine wie Metal Hammer oder RockHard wissen halt nicht, wo sie uns richtig einordnen sollen und dementsprechend kommt’s auch mal vor, dass die das Gefühl haben: Ne, so richtig Metal ist das nicht, so richtig Hardrock ist es irgendwie auch nicht. Aber die Verkäufe sind einfach absolut vergleichbar mit Bands, die offensichtlich ein anderes Image haben. Aber egal, wir machen’s eh nicht für’s Image. Wir machen’s für die Fans.
F-R:
Bleiben wir mal bei der Tour. Heute ist euer letzter offizieller Club-Tourtag. Ich habe euch dieser Tage in Frankfurt vor höchstens mal 60 Leutchen spielen sehen. Wie verliefen die anderen Tourtage vom Zuspruch her denn so?
Matthias:
Also Frankfurt und München waren ungefähr vergleichbar schlecht. Gut, in Oldenburg, wo wir herkommen, war’s halt ausverkauft. Da waren, was weiß ich, 220 oder 230, das kann man auch nicht rechnen. In Pratteln gestern waren’s ungefähr 140, in Heidelberg waren’s 150 ... also irgendwie so um den Dreh hat sich’s eingependelt. Frankfurt und München waren nach unten die Ausreißer. Es war terminlich auch nicht so richtig günstig, aber ... ich meine: Brainstorm hatten in Belgien 40 Zahlende. Das weiß man einfach, dass es je nach Termin und je nach Ort auch nach unten Ausreißer gibt, genauso wie es nach oben Ausreißer gibt. Das ist O.K.
F-R:
Ich persönlich finde es klasse, dass ihr – und da schließe ich Domain jetzt mit ein – in Frankfurt trotzdem richtig Gas gegeben habt. Die Zuschauer haben es euch gedankt. War das bei den anderen Shows auch so?
Matthias:
Also auch da war Frankfurt auch eher nach unten hin ein Ausreißer. Wir haben zwei Ausnahmen, auch wieder Frankfurt und München, wo wir das Gefühl hatten: Ja, das ist O.K. von den Resonanzen her, aber nur O.K. Alle anderen Konzerte waren deutlich euphorischer. Aber das ist auch bei uns normal. Wir wissen einfach: Die Leute, die für uns kommen, die mögen’s, wir kriegen die Leute immer und du hast halt nur die Chance, die Leute zu erspielen, die da sind. Wer nicht kommt, hat halt Pech gehabt. Diese ganze Geschichte ist ja auch so: Man weiß heutzutage auch, dass solche Tourneen mit solchen Bands, mit solchen Zahlen an der Tagesordnung sind. Klar, wenn Accept losziehen, wird’s voll sein, aber Freedom Call kriegen momentan nicht mal mehr eine Tour überhaupt hin, gar nicht mehr. Eine Band wie Shaaman hat in Deutschland auch gar keine Headliner-Tour gemacht, als Beispiel. Insofern: Du hast in Frankfurt eins der beiden miesen Konzerte erwischt, zuschauerzahlenmäßig und von der Resonanz der Leute her.
F-R:
Kommen wir mal kurz zum aktuellen Album „Among The Gods“, das vor gut einem Jahr veröffentlicht wurde. Ich finde, ihr habt in Richtung Bombast und Effekte ganz schön gegenüber den Vorgängeralben zugelegt. Was darf der Fan hinsichtlich eines neuen Albums erwarten? Geht es in die gleiche Richtung oder mehr wieder ins alte Gefilde?
Matthias:
Also, ich kann da nur für mich sprechen, denn ich erhoffe mir von der Hinzunahme von Sven eine ganz klare Erweiterung des Mob Rules – Sounds in Richtung einer härteren Gangart. Das heißt nicht: wir werden auf einmal unmelodischer oder kantiger oder - sagen wir mal - unzugänglicher, aber Sven bringt eine Art von Gitarrenspiel in die Band, die bei uns bisher auch so ein bisschen brach gelegen hat. Sven ist wirklich ein Metal-Gitarrist wie er im Buche steht, der ganz viel richtige Heavy-Riffs spielen kann, der voller Ideen steckt. Wir haben direkt nachdem Sven eingestiegen ist angefangen Songs zu schreiben und man bemerkt schon die ersten Ideen, die wir seit Jahren in der Form nicht gehabt haben. Bisher basierte ganz viel auf den Ideen von mir und dem Keyboarder und jetzt haben wir mit Sven einen ganz klaren dominanten Songschreiber mit in der Band. Wir haben schon mal angefangen zu gucken, wie kann man das mit dem typischen Mob Rules – Attitüden verbinden und ich habe das Gefühl, die nächste Scheibe wird eine Hammerscheibe. Ich meine, das sagt ein Musiker immer, aber diese Verbindung aus diesen melodischen Elementen und diesen hymnischen Geschichten, die für uns typisch sind, in Verbindung mit einem richtigen Heavy-Gitarristen, richtigen Metal-Gitarristen, wird eine ganz super Sache. Wir haben, glaube ich, vier Songs fertig, zwei angefangen und ich habe das Gefühl: Das bläst jetzt!
Sven:
Das ist natürlich auch für mich als Gitarrist sehr reizvoll. Weil Mob Rules, ist ganz klar, ihre Trademarks haben und auch das Gespür für tolle Gesangslinien und für schlüssige Songs und Arrangements. Da liegt für mich halt der Reiz, diese songwriterischen Qualitäten, gepaart mit diesen vielen, wie Matthias schon sagte, Metal-Ideen, dieses Metal-Spielen, zu kombinieren. Ich denke, das kann eine sehr reizvolle Mischung werden.
Matthias:
Der Unterschied ist einfach: Wir hatten vorher mit dem Oliver einen aus meiner Sicht wirklich exzellenten Solo-Gitarristen. Den fand ich immer ganz toll, weil er ganz viel Ton hatte, ganz viel Blues im Spiel. Aber er war für’s Songwriting kein richtig großer Impulsgeber. Mit Sven haben wir jetzt beides. Einen richtig guten Gitarristen und einer, der so dermaßen voller Ideen steckt, dass wir das Gefühl haben: Das wird’s richtig bringen. Wir merken’s auf der Tour schon. Die Band ist besser denn je, sie ist auch homogener denn je und einen ganz großen Anteil hat Sven daran. Klar auch wir anderen, aber Sven bringt die letzten 10 % auf, die Mob Rules bisher vielleicht gefehlt haben. Ich habe den Eindruck: Die nächste Scheibe wird blasen ... und zwar richtig blasen!
F-R:
Jetzt haben wir die nächste Frage eigentlich schon fast mit beantwortet. Wer schreibt bei euch eigentlich die Songs und wie entstehen die Themen zu den Alben?
Matthias:
Wobei ich dazu sagen muss, es ist schon so, dass wir als Band komplett schreiben. Aber oftmals sind halt die Melodie-Instrumenten-Spieler für ein Bandkonzept, wie es Mob Rules hat, schon zumindest immer der Impulsgeber. Deswegen ist unser Bassist Thorsten zum Beispiel fabelhaft als Songschreiber und auch als Arrangeur. Aber bei der letzten Scheibe waren halt auch ganz viele ursprüngliche Ideen von dem Keyboarder und von mir, in Verbindung mit allen anderen, ganz logisch. Ich erwähne das auch nur deswegen, weil ich einfach das Gefühl habe, das hat sich jetzt geändert, indem wir Sven drin haben. Wir haben jetzt einfach einen zweiten Gitarristen, der Impulse mit reinbringt, anstatt nur einen Gitarristen. Vorher hatten wir eigentlich einen Gitarristen, einen Bassisten, einen Sänger, einen Keyboarder und einen Schlagzeuger in seinen Möglichkeiten. Und Oliver hat ganz viele, ganz tolle Soli gespielt. Er hat viele Songs so richtig aufgewertet. Jetzt haben wir aber für’s Songwriting einen zweiten Gitarristen. Und ich glaube, das wird einen Unterschied ausmachen. Das merkt man so schon.
F-R:
Wie kommen bei euch so die Themen zu den Alben, die Songideen zustande? Wer ist dafür zuständig?
Matthias:
Ja ... letztendlich die Texte bringe ich zwar zu Papier, aber auf Ideenanregung von allen anderen. Also ich bin derjenige, der letztendlich dann zu Hause sitzt und die Ideen in Worte fasst. Die Ideen kommen aus dem natürlichen Leben. Also, ich meine, wir haben drei Konzeptalben geschrieben, die hatten so eine durchgehende Geschichte, die auch so ein bisschen sozialkritische Themen beinhaltete. Die letzte Scheibe „Among The Gods“ war kein Konzeptalbum. Da sind ganz unterschiedliche Themen drauf, aber keine Bla-Bla-Texte. Es ist kein Text in der ganzen Mob Rules – Geschichte, wo es um was weiß ich und um Herz-Schmerz geht. Die sind manchmal politisch, manchmal sozialkritisch, manchmal sind es auch irgendwelche, sagen wir mal eine Hommage an Freunde. Wir haben auf der „Among The Gods“ einen Song unserer Lichtmischerin Jacqueline gewidmet, die im letzten Jahr an Krebs gestorben ist. „Meet You In Heaven“ – wir treffen uns im Himmel. Nach dem Motto: Wir hatten eine geile Zeit im Himmel. Die ist jetzt nicht vorbei, wo du tot bist, sondern die wird weitergehen ... irgendwann treffen wir dich im Himmel, dann geht’s weiter. So was einfach, aber nie „bla-bla“, nie irgendwie nur „rumhuren“ oder „sich-die-Birne-weggießen“, sondern die Texte haben Substanz. Und da sind alle in der Band Ideengeber und sagen: Greif doch mal das Thema mit Jacqueline auf - das liegt uns am Herzen, dass wir auch wirklich dazu Stellung beziehen. Wir wollen, dass wir mit unseren mittlerweile verstorbenen Freunden irgendwann uns mal wieder treffen. Es gibt auf „Among The Gods“ einen Text über die Katholische Kirche, wie sie die Leute im Mittelalter mit Ablasszetteln abgezockt haben. Es gibt einen Titel, „Black Rain“ heißt der, der handelt über sauren Regen, über Umweltverschmutzung usw.
F-R:
Eure Produktion findet eigentlich immer in mehreren bzw. verschiedenen Studios statt. Warum eigentlich?
Matthias:
Das hat manchmal rein organisatorische Gründe. D. h. wir haben ein Studio bei uns in der Nähe, das eine analoge Bandmaschine hat, wo es immer ganz wichtig ist, dass so was wie Schlagzeug, Bass, Rhythmusgitarre analog aufgenommen werden, während man für z. B. Gesang auch durchaus digitale Aufnahmeverfahren wählen kann. Da ist dann irgendwie unser Produzent in Frankfurt der richtige Mann. Und dann ist es auch manchmal so: Wir sagen: O.K., lass uns alle möglichen Sachen bei uns heimatnah aufnehmen und nur die Sachen weiter weg machen, die einfach bei uns zu Hause nicht gehen. Ist einfach eine ganz profane Begründung. Es gibt da also nicht den ganz großen Trick dabei oder diese ganz große „Hier, so muss man’s machen“. Es ergibt sich manchmal so.
F-R:
Aktuell sollte zu eurer Tour die Live-DVD „Signs Of The Time – Live“ erscheinen, deren Release jetzt aber in den Juni oder Juli verschoben wurde. Was war der Grund dafür und was wird den geneigten Fan auf dem Silberling alles erwarten?
Matthias:
Wahrscheinlich sogar erst auf August. Der Grund ist einfach: Wir sind nicht fertig geworden. Ganz einfach! Wir haben die Arbeit unterschätzt. Wir haben das Material zusammengetragen und haben gedacht: O.K., das Material ist fertig, bauen wir’s zusammen. Und da haben wir in einer Form von Naivität, weil es unsere erste DVD ist, unterschätzt, was da alles dazu gehört. Wir sind ganz profan mit dem Zeitrahmen, den wir uns gegeben hatten, nicht hingekommen. Und damit hatte sich das erledigt. Wir hätten dann so eine „Hau-ruck-Aktion“ machen können, dass man so ein halbfertiges Ding doch noch zur Tour hätte rausbringen können, und dann haben wir uns entschieden: Nöö, das Ding soll wie alle Mob Rules Veröffentlichungen das Bestmögliche in dem Augenblick sein und dann wird es halt verschoben. Ein Livealbum muss jetzt nicht im Mai rauskommen, das kann auch im August sein. Drauf wird sein: Das komplette Konzert aus dem Wilhelmshavener Pumpwerk zu unserer Release-Party von „Among The Gods“, jede Menge Bonus-Material, Videoclips, Interviews, Diskographie. Es wird drauf sein ein kurzes Tourtagebuch, nee, stimmt so nicht – After Show, vor der Show, Releaseparty ... also solche Geschichten. Alles Mögliche, um so ein bisschen einen Eindruck zu vermitteln: Was ist Mob Rules, vor allem aber für Leute, die uns noch nicht live sehen konnten, weil wir da noch nicht touren konnten. Wir kriegen massenhaft Post aus Italien, aus Spanien, aus Portugal, aus Südamerika, aus den USA, aus Japan, die sagen: Hey, warum spielt ihr nicht mal hier? Es geht einfach nicht, weil es sich einfach finanziell nicht rechnen lässt. Eine Tour ist auch immer ein Wirtschaftsfaktor. Und für die haben wir es eigentlich gemacht. Dass die sehen können: Wir kriegen Mob Rules vielleicht nie zu sehen, vielleicht auch erst in zwei Jahren. Man weiß es nicht, aber man kann jetzt schon mal sehen, was Mob Rules auf der Bühne machen. Ganz wichtig ist noch, dass bei der DVD ein Live-Album mit dabei sein wird. Das ist ein Package – DVD und Live-Album zum Preis von einer DVD.
F-R:
Könnt ihr mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum erzählen, es kann auch jetzt von der Tour sein, die noch nicht veröffentlicht wurde?
Sven:
Was mir halt aufgefallen ist, dass man mit der Zeit einfach die Orientierung verliert. Absolut ... man ist irgendwie nur unterwegs und ständig irgendwo anders und man steigt aus dem Bus und findet die Halle nicht wieder, in der man spielen muss, wo man eben vor fünf Minuten noch drin war. Oder man kommt aus der Halle und findet seinen Bus nicht wieder. Man muss wirklich die Security, die auf dem Parkplatz die Autos bewacht, fragen: Sagt mal, wo steht unser Bus? Und man steht mit seinem Duschzeug in der Hand da (lacht).
Matthias:
Da kenne ich auch noch eine gute Geschichte. Ist mir heute morgen erst passiert. Man trant irgendwann so in den Tag hinein, also gar nicht unangenehm, sondern Leute wie ich oder wie du, die mit dem Kopf arbeiten, sind ja ganz oft auch so kopfgesteuert. Und für mich ist jede Tour mit Mob Rules, besonders diese hier, so ein bisschen „Abschalten“, in den Bus setzen, rumdösen, abends spielen und weiterdösen. Und heute morgen stand ich unter der Dusche, das Wasser lief, ich düdelte so vor mich rum und wusste auch nicht genau: Ist heute Samstag? Sonntag? Wo sind wir eigentlich? ... Und irgendwann ging in dieser Dusche das Licht aus. Es war stockdunkel, ich stand da und hab gedacht: Ja, Licht aus! Ist so. Und habe weiter geduscht und habe gedacht, das Licht ist aus, ja ist eben so. Irgendwann war das Licht wieder an und ich dachte, habe ich jetzt irgendwie geschlafen? Hat mich irgendwie gar nicht gejuckt. Und dann habe ich gemerkt: Viel denken tue ich auf DER Tour auch nicht. Also, ich trane das hier so runter und ich finde das sehr angenehm.
Sven:
Man kriegt ja auch fast alles abgenommen ...
Matthias:
Ja, genau. Ich werde morgen wieder lernen müssen, mich zu versorgen. Morgen bin ich wieder zu Hause, dann muss ich wieder Brötchen einkaufen gehen. Auf einer Tour ist es so – nach dem dritten Tag ist klar: Eigentlich muss man nur spielen.
Sven:
Und wenn man eine Frage hat, fragt man den Tourmanager und der sagt einem: Dann und dann kriegst du Frühstück, dann und dann kriegst du Mittag und jetzt geh’ mal duschen und jetzt ab auf die Bühne, ihr habt jetzt euren Soundcheck ...
Matthias:
Es gibt 3000 gute Geschichten, aber ganz viele, die man eigentlich nicht erzählen kann, nicht weil sie unangenehm sind, sondern einfach wir lachen uns situationsbedingt tot auf der Tour. Diese Tour, das muss ich vielleicht noch dazu sagen, ist für mich die lustigste Tour, die ich je mitgemacht habe. Domain ist eine super Band, nicht nur live, sonder auch privat. Einfach super Typen. Die Jungs und Mädels von Lunatica sind so was von nett. Wir sind auf der ganzen Tour wirklich zu Freunden geworden und wir lachen uns tot. Ich habe selten in meinem Leben soviel Blödsinn gehört, Blödsinn erzählt und Blödsinn erlebt.
Sven:
Ja, das kann ich so unterschreiben.
Matthias:
Ab morgen wird’s langweiliger. Morgen sitze ich zu Hause und muss arbeiten. Der Urlaub ist morgen zu Ende, auch wenn ich mit meinen Kräften ziemlich durch bin, aber es ist einfach eine witzige Geschichte gewesen. Und wir werden’s fortsetzen.
F-R:
Das habe ich schon gehört.
Matthias:
Wann, wissen wir nicht. Da gibt’s noch unterschiedliche Ideen, aber wir werden uns sowohl mit Domain als auch mit Lunatica nicht aus den Augen verlieren. Das ist jetzt schon gesetzt.
F-R:
Das ist jetzt schon die Überleitung zum Schlusssatz. Eure Worte an eure Fans und die, die euch jetzt endlich mal kennen lernen sollten.
Matthias:
Ja, genau. Meine Worte sind einfach: Die Tour mit Domain und Lunatica war eine tolle Sache. Ob es 60 Leute waren oder 160 oder 250 oder wie auch immer – es war jeden Abend toll. Es war auch toll, weil die Bands toll waren und weil die Leute gut mitgemacht haben. Ich kann nur sagen: Wer diese Art von Musik mag, muss sich dieses Tour-Package beim nächsten Mal angucken, denn er verpasst was, wenn er es sich nicht anguckt.
F-R:
Dann danke ich für das Interview. Einen schönen letzten Tour-Abend noch.
Mike von FFM-Rock
© Foto 2005 Mike Langer