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VOODOO CIRCLE - Frankfurt, Die Halle


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Interview vom 06.03.09
Interviewpartner: Alex Beyrodt (g.)

Homepage:

www.voodoocircle.com

F-R:
Moin Alex, wir erleben heute hier in Frankfurt/M., „Die Halle“ die Live-Premiere von Voodoo Circle im kompletten original Line Up. Wie aufgeregt bist du jetzt so ein paar Stunden vor Showtime?


Alex:
(Lautes lachen) Morgen ist gut, ist doch Abend... Also im Moment gar nicht. Jetzt bin ich überhaupt nicht nervös, null. Das wird sich so fünf Minuten vor Showbeginn aber noch ein bisschen ändern. Ich denke, wir werden das schaukeln. Also, wir haben heute Mittag noch ein bisschen geprobt und das lief ganz gut, zwar nicht perfekt, aber es war o k. Insofern wird’s ein spannender Abend, sowohl für die Musiker (lacht) als auch fürs Publikum. Das ist u. a. auch ein Konzept von Voodoo Circle, dass es eben gewünscht ist, dass wir auf der Bühne spontan sind und auch Sessions machen, ein Solo eben so lange dauert wie es dauert, wie man sich grade fühlt und eben nix geplant ist. Und das werden wir heute Abend erleben, und um 12 Uhr heute Nacht sind wir dann alle schlauer.

F-R.:
Nach all den Jahren bei und mit Sinner und Silent Force hast du mit Voodoo Circle was Neues am Start. Soll/muss Voodoo Circle als Band oder als ein Solo-Projekt von dir verstanden werden?


Alex:
Ja, die Frage bekomme ich ganz oft gestellt. Ich erkläre dir ganz kurz, wie es dazu gekommen ist. Ich hab im Lauf der letzten Jahre viele, viele Songs geschrieben und wurde immer wieder in Silent Force Interviews gefragt, wann ich denn mal ein Soloalbum mache, es wäre doch an der Zeit ein Soloalbum zu machen. Aber, ich war dafür irgendwie nicht bereit oder ich hab die Notwendigkeit nicht gesehen, da Soloalben immer so ein bisschen … na ja, ich weiß nicht … keinen negativen Touch haben, aber so richtig gewollt sind sie irgendwie auch nicht und richtig gut verkaufen lassen sie sich ehrlich gesagt auch nicht. Ich hab dann angefangen vor ca. 3-4 Jahren meine alten Schallplatten wieder rauszukramen, weil ich so absolut gefrustet war mit der Musik, die am Markt jeden Monat neu erhältlich ist. Es ist alles immer nur noch das Gleiche, ich bin jetzt auch schon wirklich viele, viele Jahre in dieser Szene und es hat mich ehrlich gesagt unglaublich gelangweilt. Man möge mir das verzeihen, aber als Künstler und Musiker kann ich mit der Flut, mit der Masse an Veröffentlichungen und es ist teilweise wirklich mieses Zeug, nichts mehr anfangen. Und da habe ich mir gedacht – ey, hör dir doch noch mal deine alten Deep Purple „Machine Head“ und „In Rock“ oder Rainbow „Down to Earth“ an und habe mir die alten Scheiben wieder angehört. Ich habe einfach festgestellt, wie sehr mir das gefehlt hat in all den Jahren und was es mir auch letztendlich bedeutet, wie wichtig es für mich in meiner Entwicklung als Musiker war und letztendlich auch immer noch ist. Da habe ich angefangen mich von allem zu lösen und hab einfach angefangen, Songs zu schreiben, ohne irgendwas im Kopf zu haben, ohne jetzt an Silent Force zu denken oder an Sinner oder an irgendwas, sondern einfach nur, jetzt schreibe ich die Musik, die mir wirklich am Herzen liegt und wo ich tatsächlich herkomme. Ich fing an und habe innerhalb von einer Woche irgendwie 11 Songs geschrieben. Habe das alles demomäßig in meinem Studio aufgenommen und es dem ein oder anderen vorgespielt. Da erinnere ich mich an einen Satz, wo einer sagte „Mensch Alex, das klingt so, als ob einer bei ’ner Badewanne den Stöpsel gezogen hat und das Ganze fließt jetzt so raus. Man hat das Gefühl, das ist so komplett aus dir rausgeflossen, als ob einer bei dir irgendwie ein Ventil geöffnet hat“. Und das hat mir auch schon so ein bisschen zu denken gegeben. Das war ja durchaus ein sehr positives Kompliment. Ich dachte mir, er hat völlig Recht, das ist eigentlich die Musik wo du herkommst, mit der du aufgewachsen bist, wegen der du Gitarrist geworden bist und habe das halt einfach weiterverfolgt, einfach über die letzten Jahre immer wieder geschrieben und geschrieben. Hab’s auch mal den Silent Force-Jungs vorgespielt … und das fand ich so lustig… wir sind ja vom Alter her auch so ein bissel unterschiedlich, und da kamen dann so Kommentare „ach nee, das ist ja viel zu alt, das würde zu uns ja gar nicht passen“. Und da habe ich schon gemerkt, das ist was ganz Besonderes. Ich war von Anfang an von dem Songmaterial sehr, sehr überzeugt und hatte ein sehr großes Selbstbewusstsein, aber – ich war auch der Meinung, dass es nicht der richtige Moment war vor drei, vier Jahren, so hab ich es einfach liegenlassen. Tut mir leid, dass die Antwort jetzt so lange dauert, aber das ist einfach die komplette Story – dann hab ich angefangen, solche Jam Sessions zu spielen, und zwar in der Gegend, wo ich derzeit wohne, am Niederrhein. Da gibt es einen bekannten deutschen Bassisten, der heißt Martin Engelien. Der hat früher bei Klaus Lage gespielt und veranstaltet jeden Monat eine Tournee, wo du zehn Gigs als Session mit unterschiedlichen Musikern spielst. Er hat mich dazu vor ein paar Jahren eingeladen und ich habe das mitgemacht. Das war gigantisch, also ich hab das Gefühl gehabt … (Alex sucht nach Worten) …. DAS IST GENAU MEIN DING, auf die Bühne gehen und spontan sein. Aber mit wirklich Musikern zusammen spielen, die das auch können, die auch zuhören, was macht der grade und dementsprechend auch mitmachen. Und das hab ich über die letzten 5, 6 Jahre – so lange ist das schon her, da ging das los – wirklich regelmäßig gemacht und habe irgendwann bemerkt, Mensch, auf dieses ganz stinknormale Heavy Metal, wo von wirklich beim Konzert vom Intro bis zum letzten Ton alles perfekt ist, hab ich ehrlich gesagt nicht mehr so richtig Bock. Das hat zwar auch seinen Reiz, diese Perfektion und hab ich auch die Jahre immer betrieben, aber das möchte ich nicht mehr. Ich möchte spontan sein, ich möchte mich einfach ausleben können, und so ist dieses ganze Konzept immer mehr in mir gereift. Ich habe dann angefangen und habe mir die richtigen Leute dafür gesucht. Das ging los, auch bei einer Session-Tournee, wo Mel Gaynor (Simple Minds, Gary Moore) am Schlagzeug und der David Readman (Pink Cream 69) am Gesang, ich an der Gitarre und der Martin Engelien am Bass war. Nach dem zweiten Gig hab ich den Mel und den David gefragt „hey Leute, wie sieht’s aus, habt ihr nicht Bock irgendwie bei mir, wir machen ne neue Band? (laut lachend) Um die Antwort zu geben – und die waren sofort begeistert, weil sie eben auch gespürt haben, wie geil das abgeht, und von da an ging’s los. Also, um die Frage ganz kurz zu beantworten (Anm.: So!?): Wir sehen uns als Band. Und das ist auch wichtig. Und wir sind auch schon dabei, an Songideen fürs nächste Album zu arbeiten. Wie gesagt, wir haben heute Abend die Premiere und freuen uns da ganz besonders drauf.

F-R.:
Ich bin immer davon ausgegangen, dass Alex Beyrodt’s Voodoo Circle mehr oder weniger ein Soloprojekt ist.


Alex:
Ja, verstehe ich und diesen Zusatz „Alex Beyrodt’s“ Voodoo Circle haben wir auch ganz bewusst beim Debütalbum so gemacht, um einfach von vornherein klarzustellen, wer der Initiator dieser Band ist, wer das Ganze gestartet hat. Denn wenn du in einer Band mit David Readman, mit Mat Sinner (Primal Fear, Sinner) und mit Mel Gaynor spielst, dann passiert nämlich es ganz schnell, dass sie sich verselbstständigt. Und dann heißt es: „Hast du schon die neue Band von Mel Gaynor gehört“ oder „Hast du schon dem Mat Sinner seine neue Band gehört“? Das wollten wir eben von vornherein einfach klarstellen, dass das Ganze auf meinem Mist gewachsen ist, dass ich verantwortlich dafür bin und deshalb dieser Zusatz „Alex Beyrodt’s“ Voodoo Circle. Eventuell nehmen wir das in der Zukunft weg, das müssen wir mal sehen. Aber das war ja früher bei Rainbow genauso „Ritchie Blackmore’s Rainbow“, dann hieß es Rainbow, dann hieß es wieder mal Ritchie Blackmore’s Rainbow. Und ich wäre ein Lügner, wenn ich sagen würde, dass ich kein Ritchie Blackmore-Fan bin (fängt an zu lachen) und von daher hat das alles schon seinen Grund.

F-R.:
Wie ich ohne zu übertreiben finde, ist dir mit deinem Debüt ein großer Wurf gelungen und mit dieser Meinung stehe ich als Fan und Pressevertreter nicht alleine da. Wie gehst du selbst mit diesen Lorbeeren um?


Alex:
Jaaa (tiefes Aufseufzen), Voodoo Circle genießt bei mir absolute Priorität in meinem Leben – neben meiner Frau und meiner Tochter. Es ist natürlich toll zu sehen, wie die Leute auf das Album reagieren. Ich hab, wenn ich ganz ehrlich bin, nicht damit gerechnet, dass es so positiv werden würde. Ich war sehr selbstbewusst, also ich hatte sehr viel Vertrauen und wusste auch, dass es ein besonderes Album ist. Das war mir klar. Als es fertig aufgenommen war, wusste ich, das ist ein Hammer. Aber, die Musik, die wir spielen, ist ja nicht unbedingt Up to Date, es ist ja im Prinzip Musik der 70er und auch 80er. Und da war ich mir nicht so sicher, ob dies nicht vielleicht ein Punkt ist, wo viele Leute sagen „ah ja, tausend Mal gehört“ und „ähh, nicht innovativ“ und „wer brauch so was“ … Ich mein, du weißt selber, mit was für Kritiken man als Musiker manchmal umgehen muss. Aber ich wusste, dass es ein starkes Album ist und dass es eigentlich nur Killersongs gibt und keine Filler, aber dass die Reaktionen sooo positiv ausfallen, hab ich nicht mit gerechnet. Ich wusste, dass es gute Kritiken geben wird, aber dass es, sagen wir mal 90 % überragende Kritiken sind, das hat mich dann doch positiv überrascht und auch sehr gefreut.

F-R.:
Dieses Thema greife ich eben noch mal auf, denn wir sind ja spontan. Wie war die Rückmeldung von den Fans: Kannst du das irgendwie konkretisieren? Ist das eigentlich mehr die ältere Generation, die das Album jetzt positiv aufgenommen hat oder sind auch viele Junge dabei? Ich bekomme das ja mit, viele Junge greifen eigentlich jetzt die Sachen auf, die wir beide früher so gehört haben und da scheint wohl momentan so eine Art Renaissance der 80er irgendwo stattzufinden.


Alex:
Ja, das sehe ich genauso. Ich kann das ja nur anhand der, ich sag mal der MySpace-Mails und Kommentare ganz gut beurteilen. Daran sehe ich tatsächlich, dass von 14-60 alles dabei ist. Ich bekomme ganz, ganz viele Mails von Nachwuchsgitarristen und da freu ich mich ganz besonders drüber. Dies ist auch ein Zeichen, dass die Jungs, wie du grade schon gesagt hast, zurück zu den Wurzeln auch gehen, sich dafür interessieren. Das finde ich erstmal wichtig, damit dass auch alles erhalten bleibt. Ich bin froh und auch ein bissel stolz drauf, einen Teil dazu beitragen zu können.

F-R.:
In wie weit fanden die musikalischen Einflüsse deiner Musiker Beachtung beim Songwriting oder haben an den Songs zum Album mitwerkeln dürfen?


Alex:
Also am Songwriting hatte der David großen Einfluss, da er einen ganz großen Teil der Melodien einfach gemacht hat. Man muss sich das so vorstellen: Ich habe die Musik geschrieben, bei mir im Studio aufgenommen, dann kam der David zu mir nach Hause. Das war auch so lustig. Ich habe ihn freitags mittags um eins am Bahnhof abgeholt und wir sind zu mir nach Hause, haben Kaffee getrunken und bisserl gelabert, bla bla bla. So gegen fünf Uhr nachmittags habe ich das Studio angeworfen, wir haben angefangen zu arbeiten bis ca. neun und am nächsten Tag ausgeschlafen und wieder ein bisschen gearbeitet. Ich sage mal so von elf bis um vier. Um fünf habe ich ihn wieder zum Bahnhof gebracht und er ist nach Hause gefahren. Das heißt, wir haben ungefähr in acht Stunden die Melodien für das komplette Album gemacht. Das war unfassbar. Da war eine unglaubliche Kreativität, das ging nur so babappambambambam. Also, weißt du, ich starte den Song, Vers, David fängt an zu singen und ich höre im Kopf schon wie es weitergehen muss. Dann sing ich ihm das vor, er nimmt das auf und er macht was Neues draus. So haben wir wirklich innerhalb von kürzester Zeit alle Melodien für das Album gemacht. Insofern hat der David einen sehr, sehr großen Anteil an den Melodien für das Album. Die ganzen Keyboard-Geschichten zum Beispiel, da hab ich dem Jimmy (Kresic) auch sehr viel freie Hand gelassen, was die Sounds und auch Themen angeht. Überhaupt hatte jeder auch die Freiheit, zu den Songs eben was beizutragen. Ich meine, ich wäre ein ganz, ganz schlechter Musiker und auch ein ganz, ganz schlechter Produzent, wenn ich schon die Chance habe mit solchen Musikern zusammen zu arbeiten, wenn ich da nicht auf deren Talent zurückgreifen würde. Das wäre absolut hirnrissig. Insofern hat jeder der Bandmitglieder schon einen großen Anteil an dem Album. Definitiv.

F-R.:
Die Fachwelt und auch die jungen Musiker stellen dich mittlerweile auf den gleichen Sockel wie einen Yngwie Malmsteen oder Ritchie Blackmore? Findest du das vermessen oder siehst du dich von deinem Gitarrenspiel her dieser Liga zugehörig?

Alex:
Ohh! Die Frage fing gut an! (großes allgemeines Gelächter) Aber am Schluss… ich muss da natürlich aufpassen, wie ich antworte, um nicht irgendwie arrogant oder so rüber zu kommen. (überlegt einige Sekunden) Sagen wir mal so, der Grund, oder einer der Gründe, warum ich angefangen habe Gitarre zu spielen, war Ritchie Blackmore. Er ist für mich nach wie vor einer, der ein unheimliches Vermächtnis hinterlassen hat. Er hat diese ganze Szene nachhaltig geprägt und hat mich in meinem Gitarrenspiel und auch in meinem Stageacting in allem unglaublich beeinflusst. In einem Atemzug genannt zu werden mit einem Ritchie Blackmore oder auch einem Yngwie Malmsteen, was ja irgendwo auch die gleiche Schule ist … also Yngwie und ich, wir haben das gleiche Alter, wir haben die gleichen Roots. Es ist wirklich so, dass ich mit 16 auch an meiner ersten Fender Stratocaster das Griffbrett gescallopt habe, wenn dir das was sagt, also diese Aushöhlung zwischen den Bünden, genau wie er das auch gemacht hat. Da wussten wir voneinander noch nichts, auch weil Blackmore das eben auch hatte und weil das sich gut anfühlt und man halt anders spielen kann. Und es gibt da sehr viele Parallelen zwischen Yngwie und mir. ... In einem Atemzug mit diesen beiden genannt zu werden empfinde ich als ganz, ganz großes Kompliment, da freue ich mich auch sehr drüber. Ob ich mich selber dieser Liga zugehörig fühle, um auf die Frage zurückzukommen …. Das ist … (leichtes Seufzen) … schwer zu sagen, denn ich kenne natürlich genau meine Schwächen und auch meine Stärken, genauso wie ein Yngwie Malmsteen seine Stärken und seine Schwächen natürlich auch kennt. Ich denke, ich lasse es mal dabei, dass ich mich sehr geehrt fühle, wenn ich mit diesen Jungs in einem Atemzug genannt werde und dass ich weiterhin dran arbeite, um dem gerecht zu werden (lacht).

F-R.:
Hört man sich deine Gitarrensounds an und blickt hinter die Kulissen eines Alex Beyrodt stellt man fest, dass du mittlerweile selbst Verzerrer-Pedale herstellst und über Guitar Slinger Products vertreibst. Wie kam es dazu?


Alex:
Ich gebe schon seit nun mehr 10 Jahren regelmäßig Workshops und Clinics für verschiedene Firmen, meistens halt eben Gitarrenverstärkerfirmen und habe damit auch lange Jahre jetzt meinen Lebensunterhalt mitbestritten und die ganze Welt bereist. Also es gibt mittlerweile wirklich kaum ein Land, in dem ich nicht irgendwie aufgetreten bin, also ganz illustre Geschichten auch Indonesien, Malaysia, China. Da war ich überall und habe für Firmen Vorführungen gemacht. Das war oder ist eine ganz tolle Geschichte, die macht mir auch unheimlichen Spaß. Da bin ich irgendwann auf den Gedanken gekommen… was heißt auf den Gedanken gekommen – ich habe an meinem Sound weiterhin natürlich auch immer gearbeitet, und du hast ja heutzutage… es gibt so viele Verstärker, Gitarrenfirmen und Verzerrer-Pedale, der Markt ist da ja unglaublich groß. Da ich in der Musikindustrie viele Kontakte habe, ist es für mich einfach, mir diese Sachen auch immer zu besorgen und auszuprobieren. Als es los ging mit Voodoo Circle war ich auf der Suche nach diesem Sound der 70er, ihn vielleicht ein bisschen zu modernisieren, aber nicht zu viel. Ich habe mir alte Gitarren und alte Marshall-Verstärker gekauft, mir alte Kabel besorgt, um das wirklich so authentisch wie möglich zu machen und habe dann angefangen, selbst auch mit Verzerrer-Pedalen herum zu experimentieren. Da gibt es Myriaden von Anbietern, aber irgendwie war das alles nicht so, wie es mir jetzt gefallen hätte. Es war alles gut, aber ich war der Meinung, es geht noch besser. Da habe ich gesagt, weißt du was, du machst jetzt dein eigenes Ding, du fängst jetzt an und baust die Dinger selber oder suchst dir jemanden, der dir dabei hilft. Ich gründete dann die Firma Guitar Slinger Products (www.guitarslingerproducts.com) und habe mittlerweile eigene Produkte am Start, die auch auf der diesjährigen Frankfurter Musikmesse vorgestellt werden und die bereits in der Fachpresse bejubelt werden. Sie werden in Japan von Hand hergestellt. Also es dauert wirklich einen ganzen Tag, um ein so Pedal zu bauen, was völlig hirnrissig ist, da du es mittlerweile in China am Fließband innerhalb von einer Minute bauen lassen kannst, aber da liegt eben der Unterschied, die klingen dann auch nicht so. Du brauchst eben wirklich diesen Künstler mit Lötkolben, der dir das Ding zusammenbaut. Und das hört man. Da sind die Leute auch bereit, für diese Qualität ihr Geld auszugeben. So bin ich auf die Idee gekommen, und so hat sich alles entwickelt, und da bin ich auch so ein bisschen stolz drauf. Es läuft jetzt auch sehr, sehr gut an, wir sind grade ausverkauft.

F-R.:
Das Best was man hören kann. Wie man auch hört, wird man dich in diesem Jahr u. a. noch mit einer weltbekannten Rockgröße live erleben dürfen. Lüfte doch mal bitte dieses Geheimnis für die breite Masse.


Alex:
Voodoo Circle schlägt große Kreise, sag ich mal (lachend). Das Album ist beim Management eines Musikers gelandet, den ich seit Jahren sehr verehre und auch selbst noch Fan bin. Obwohl ich sagen muss, dass ich nicht mehr von vielen Leuten Fan bin, aber von diesem Musiker bin ich seit Jahren ein bekennender Fan. Und es ist also tatsächlich so, dass ich das Angebot bekommen habe mit Glenn Hughes (Ex-Deep Purple) ein Konzert als Gitarrist zu spielen. Darauf bin ich natürlich extrem stolz (lacht) und auch sehr froh drüber. Das ist so ein Classic-Rock-Festival mit Manfred Mann’s Earthband, Glenn Hughes und was weiß ich, wer da noch alles spielt (Anm.: www.ermstalopenair.de am 30.05.09 in Bad Urach). Ja, da werde ich mit Glenn Hughes gemeinsam auf der Bühne stehen. Und das, wenn ich überlege, als ich mit 14 angefangen habe Gitarre zu spielen und Deep Purple „Made in Europe“ (Anm.: 1975) gehört habe, (lachend) hätte ich mir das nicht träumen lassen, dass ich mit dem mal auf einer Bühne stehe. Ja, also das ist mir eine ganz große Ehre und eine ganz große Freude vor allem.

F-R.:
Jetzt ist diese Katze aus’m Sack! Was gibt es eigentlich neues bei und von Silent Force zu vermelden?


Alex:
Schön, dass du fragst. Ich hab gestern noch mit DC (Anm.: Cooper, voc.) telefoniert. Es ist so, dass DC derzeit an seinem Soloprojekt ganz, ganz hart arbeitet. Er ist da in Verhandlungen mit Warner Chappell und hat da auch einen neuen Produzenten aus Dänemark, mit dem er daran arbeitet. Wir haben lange gesprochen, wie wir weiter machen wollen, und ich habe ihm gesagt, dass ich denke, es ist das Beste, wenn er sich jetzt mal absolut auf dieses Album konzentriert, denn sein erstes oder letztes Soloalbum liegt mittlerweile 11 Jahre zurück. Das war 1998 wenn ich mich recht erinnere und die Leute fragen seitdem „Wann kommt dein nächstes Soloalbum?“ In jedem Silent Force-Interview wird und wurde das immer wieder gefragt. Und er schreibt permanent Songs dafür. Ich habe ihm gesagt, pass auf, ich bin momentan sehr beschäftigt mit Voodoo Circle, mit meiner Firma Guitar Slinger Products, mit Workshops, Clinics, Glenn Hughes, Tour etc. Mach du dein Ding jetzt und wenn du damit fertig bist, dann sehen wir zu, dass wir Songs schreiben, die Silent Force gerecht werden. Es wäre ein Leichtes für uns ein Album aufzunehmen, irgendein Album. Aber bei Silent Force ist es so, dass mit jedem Album, die Kritiken, die Reviews, immer besser wurden.  Es war ja immer so – „… aber mal gespannt, ob sie das nächste Mal dieses Album toppen können. Sie haben es wieder geschafft, sie haben das letzte Album getoppt“. Wir haben den Anspruch auch wieder solche Kritiken zu bekommen, dass man sagt, „die Jungs haben’s tatsächlich geschafft „Walk The Earth“ noch mal einen drüber zu legen“. Das bedeutet aber ne Menge Arbeit, ne Menge Kreativität, ne Menge Zeit und die nehmen wir uns jetzt einfach. Und wenn wir denken, dass wir bereit sind, dass wir das richtige Songmaterial haben, was dem Ganzen gerecht wird, dann gehen wir ins Studio und machen die nächste Platte. Das wird noch ne Weile dauern, also ich schätze mal realistisch … (überlegt) … in zwei Jahren wird’s ein neues Silent Force-Album geben. Vorher glaub ich nicht, dass damit zu rechnen ist. Aber das gibt einem auch so ein bisschen jetzt Zeit einmal durchzuatmen. Ich meine der André (Anm.: Hilgers, dr.) mit Rage, der ist auch unglaublich beschäftigt und so haben wir im Moment eben alle unsere Baustellen. Wenn wir denken, dass es der richtige Zeitpunkt ist, dann machen wir auch das nächste Album. So sieht’s im Moment aus.

F-R.:
Diese Frage bekommen all meine Interviewpartner gestellt. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?


Alex:
(überlegt erst einmal)…Ich weiß nicht, ob die Geschichte lustig ist, aber zumindest hat sich das so zugetragen: Also, das ist lange, lange her, da war ich ganz frisch bei Sinner eingestiegen. Wir waren damals als Headliner für ein Festival gebucht, irgendwo im Schwabenländle. Wir sind dahin gefahren, Soundcheck gemacht, alles super. Riesenhalle, alles vom Feinsten, alles ultrafett. Wir fragten den Promoter „und wie sieht’s aus heute Abend? Vorverkauf?“ Da sagt der „Ooohh, ganz schlecht! Zehn.“ Wir so: „Wie jetzt? Zehn?“ Das war so, da haben tausend Leute reingepasst! - Zehn im Vorverkauf, das wird ein Begräbnis. Oh Gott! Okay. Wir wurden dann noch zu einem Griechen zum Essen gefahren und hatten natürlich alle entsprechend so ein bisschen Bedenken – Scheiße, scheiße …zehn… da kommen vielleicht zwanzig. Mist…so eine Kacke!“ – haben den Ouzo bestellt und die Flasche hat die Runde gemacht. Und ich sag’s mal so, wir waren alle nicht mehr ganz nüchtern, als wir das Etablissement verlassen haben und der damalige Schlagzeuger war weit davon entfernt, nüchtern zu sein. Wir fahren zur Halle. Kommen da an. Der Parkplatz: Tausend Autos. Die Halle: Ausverkauft! Gerammelt voll. Die Band: mega besoffen, also so, dass wir kaum noch gehen konnten. Wirklich! Es kam, wie es kommen musste, wir mussten irgendwann auf die Bühne. Ich erinnere mich genau dran: Das Intro lief und es war halt so, dass der Schlagzeuger dann auf der Hi-Hat vier einzählen musste. Er macht den Einzähler und verliert beim Einzählen schon den ersten Stock. Also richtig so: pfpf .. dockdockdock (er macht das vor und es gibt ein großes Gelächter mit David und Jimmy). Das heißt, bei dem ersten Schlag, wo wir alle anfangen mussten, war schon alles komplett auseinander. Aber es ging irgendwie und jeder hat mal irgendwann angefangen. Und der Schlagzeuger saß auf seinem Hocker und sein Roady saß hinter ihm und hielt ihn fest, damit er nicht nach hinten vom Schlagzeugpodest fällt. Und dementsprechend war auch die Performance. Es war, glaube ich, das schlechteste Konzert, was ich in meinem ganzen Leben gespielt hab. Aber die Leute fanden’s geil! (wieder großes Gelächter).

F-R.:
Zum Schluss noch ein paar eigene Worte an unsere Leser und deine Fans.


Alex:
Ja, eigene Worte, also erstens mal möchte ich mich natürlich bei allen bedanken, die das Album gekauft und nicht gedownloaded haben (lachen). Das ist ja mittlerweile ein ziemlich großes Problem. Ich bin überrascht, dass diese Art von Musik – Classic Rock – doch so viel Anklang findet. Ich freue mich, dass das Album so gut ankommt, vielen Dank für Euren guten Geschmack und die Treue und das Vertrauen zu mir über all die Jahre.

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock



                                                                                                             Foto: Britta Stippich

 

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