MOTHER ROAD
Mailer vom 16.02.21
Interviewpartner: Chris Lyne (git.)
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MOTHER ROAD
F-R:
Moin Chris, knapp sieben Jahre nach dem Debüt „Drive“ legt ihr mit MOTHER ROAD den zweiten Longplayer „II“ nach. Warum erst jetzt?
Chris:
Nun, die Pause war ja nicht wirklich beabsichtigt und für eine Band die gerade ein hochgelobtes Debütalbum auf den Markt geworfen hat auch sicherlich nicht wirklich förderlich! Aber wir alle müssen unsere Rechnungen bezahlen und Geld verdienen. Nach dem Release von „Drive“ haben wir eine Menge Promotion gemacht, um unser Album zu promoten. Die Resonanzen waren mehr als überwältigend und die Band wollte und war bereit zu touren, um das Album live zu präsentieren. Das kostet natürlich Geld, das die Band aber nicht mehr hatte. Alle möchten zwar Geld mit dir verdienen, aber ins Risiko gehen oder geschweige denn Kosten übernehmen, will niemand mehr heutzutage! Wir waren enttäuscht und auch deprimiert darüber wie die Dinge ihren Lauf nahmen und konnten einfach nichts mehr selbst finanzieren. Es steckt sehr viel Herzblut in dieser Band und einige von uns mussten einfach eine Auszeit nehmen vom Monkey Business. ;-) Aber nun sind wir wieder da und es geht weiter. Wir haben einfach noch etwas zu sagen und alles was in erster Linie für uns zählt ist die Musik!
FFM-Rock:
Neben dir, standen Sänger Keith Slack (Ex-MSG, Ex-STEELHOUSE LANE) und Zacky Tsoukas (dr., Ex-SOUL DOCTOR) für den Neustart offensichtlich als gesetzte Bank fest. Wie kam der neue Mann am Bass, namentlich Barry Sparks (Ex-DOKKEN, MSG, TED NUGENT) ins Spiel?
Chris:
Ich nehme an, du weißt das Barry und Keith zwei Jahre zusammen für Michael Schenker gespielt haben und sehr gute Freunde sind. Während meines fünf wöchigen Aufenthalts in den Staaten 2015, als ich mit Keith in seinem Studio an neuen Songs gearbeitet habe, kam Barry ein paar Mal vorbei und wir jammten ab und zu zusammen. Als wir dann in der Mitte der Vorproduktion zu „2“ merkten wir, dass musikalisch die Chemie zwischen Frank (Anm. Red.: Binke, Bass) und der Band nicht mehr so hundertprozentig passte und wir mussten etwas ändern. Frank und ich kennen uns so lange, dass es da keine Probleme zwischen uns gab. Dann fragte Keith mich, was ich von Barry halte und ich sagte: "Wow, ein großartiger Bassist! ... Wenn er Zeit für uns hat - klar dann versuchen wir es natürlich. Danach habe ich mich lange mit Barry unterhalten und wir beide stellten schnell fest, dass es einfach passt! Nun ist er unser Bassist, ein Wahnsinns Musiker und Höllen Bassist!!
FFM-Rock:
Mit Alessandro Del Vecchio (HARDLINE u. v. a. mehr) ging der Keyboarder, der noch auf „Drive“ einen festen Platz im Line Up inne hatte, offiziell von Bord. Wer spielte auf „II“ die Keyboards ein?
Chris:
Mit Alessandro ist es eigentlich ganz einfach zu erklären, er möchte gerne festes Mitglied einer Band sein, hat aber überhaupt nicht die Zeit um aktiv an einer Band mitzuwirken. Sein Arbeitgeber heißt Frontiers Music und für die hat er einfach zu viel zu tun. Ich mochte, was er auf „Drive“ gespielt hat und wollte ihn gerne ins Songwriting für das neue Album mit einbeziehen, einfach um die Songs noch näher an die ganze Band zu bringen. Er sagte mir dann aber, dass er ein Verlags Vertrag mit Frontiers Music hat und das macht es für ihn schwierig mit uns Songs zu schreiben. Deswegen hat Keith dann auf „II“ alle Hammond B3 Parts mit einem in Austin TX ansässigem Studio Keyboarder namens David Breaux aufgenommen.
FFM-Rock:
In einer so langen Zeit zwischen zwei Alben wie bei euch, verändern sich doch sicherlich Sicht- und Herangehensweisen bei der Komposition, der Umsetzung und dem eigenen Musikempfinden. War das bei dir der Fall und wenn ja, was hat sich bei dir ge- bzw. verändert?
Chris:
Nein, eigentlich nicht wirklich, Keith und ich sind natürlich als Songwriter noch mehr zusammen gewachsen und verstehen uns da wirklich blind. Das ist nicht immer selbstverständlich zwischen zwei Musikern, oft stehen da auch immer Ego’s im Weg, die es bei uns Gott sei Dank nicht gibt. Für uns beide geht es immer darum einen guten Song zu schreiben, nur das zählt! Ansonsten schreibe ich eigentlich ständig, manchmal bewusst und manchmal kommen mir halt auch viele Ideen beim jammen, die ich dann sofort auf meinem iPhone festhalte und später in meinem Studio ausarbeite. Das war eigentlich schon immer so und hat für mich immer gut funktioniert. Die meisten Ideen auf „2“ sind allerdings in den USA entstanden als ich 2015 bei Keith in Texas war.
FFM-Rock:
MOTHER ROAD haben meines Erachtens einen kleinen Kurswechsel auf „II“ hingelegt, indem ihr eure bluesige Grundausrichtung um Elemente wie Progressivität oder 70th Flair erweitert habt, was das den Stücken in Sachen Abwechslung gut zu Gesicht steht. Wie siehst du dieses Empfinden selbst?
Chris:
Ja klar haben wir uns als Band weiterentwickelt, wir haben es einfach laufen lassen, ohne darüber nachzudenken, wie soll es am Ende werden, das nenne ich Kreativität. Einen Kurswechsel kann ich nicht wirklich bestätigen, ich würde es eher so nennen, wir möchten halt nicht immer die gleichen Songs schreiben und jedes Album sollte eine eigene Geschichte erzählen. Alles andere wäre mir auch zu langweilig. Unsere musikalischen Einflüsse sind ziemlich weit gefächert. Keith, Zacky und ich sind z. B. große Fans des Motown und Soul Sounds oder auch Funk hat einen großen Einfluss auf uns. All das wird natürlich immer im Unterbewusstsein da sein und war auch schon auf „Drive“ ziemlich deutlich zu hören. Aber kommen wir wieder auf die 70er Jahre, hier waren die Bands einfach musikalisch kreativer. Ein gutes Beispiel dafür sind LED ZEPPELIN, deren Songs waren so breit gefächert, das man sie nur schwer in eine Schublade stecken konnte. Da ging es von akustisch über Reggae bis zum Heavy Rock. Oder DEEP PURPLE zu Coverdale/Hughes Zeiten, viele Soul-Vibes und Funk Elemente. Da hat niemand gesagt, das hat aber mit Rock Musik nichts zu tun. Diese Alben aus dieser Zeit sind zeitlos und bleiben hängen, weil sie kreativ sind und man immer wieder neues entdeckt. Deswegen hören wir sie auch immer noch, weil diese Bands hochgradig kreativ waren und trotzdem eine eigene Identität besessen haben! Genau das ist mein Ziel mit MOTHER ROAD, zu versuchen zeitlose Platten zu machen die etwas Besonderes sind und in Erinnerung bleiben. Ob mir das gelungen ist weiß ich nicht, aber ich arbeite daran…..;))))
FFM-Rock:
Wurden zum Debüt Vergleiche mit WHITESNAKE oder DEEP PURPLE in der der Hughes/Coverdale Zeit angeführt, zieht die Presse Vergleiche auf „II“ mit der Musik von BAD COMPANY, FREE, GARY MOORE oder RORY GALLAGHER. Wie stehst du als Musiker selbst zu diesen Vergleichen?
Chris:
Ich kann mit all diesen vergleichen sehr gut Leben, ich meine du redest hier von einigen der größten Rockbands des Planeten! Journalisten müssen immer irgendwelche Vergleiche suchen, das gab es früher auch nicht. Es stört mich aber nicht, denn ich glaube schon, dass wir einen eigenen Sound und Stil haben. Ich kann natürlich nicht von der Hand weisen das meine Leidenschaft, Inspiration und Liebe bei all den großartigen Bands der British Blues Invasion liegt, das spiegelt sich mit Sicherheit auch in meinen Songs, die ich für MOTHER ROAD schreibe wieder, aber ich habe nie versucht wie irgendjemand anderes zu klingen, zu kopieren oder meine eigene Identität zu verlieren.
FFM-Rock:
Ich weiß, so eine Frage ist immer schwer zu beantworten, aber versuche es trotzdem mal. Welcher Song steht für dich charakteristisch für das Album „II“?
Chris:
Das ist nun wirklich sehr schwer zu beantworten, da jeder Song seine eigene Story hat. Ich würde hier keinen wirklich herausheben können oder als charakteristisch bezeichnen. Ich kann dir aber gerne sagen welcher Song für mich eine Hommage an einen meiner absoluten Lieblingsgitarristen ist. Es ist Song Nummer 4 auf dem Album und heißt „MATTER OF TIME“ nun mach was daraus ;-))
FFM-Rock:
Auch das neue Frontcover steht, wie schon beim Debüt, im Einklang mit dem Bandnamen. Was gibt es hierzu zu berichten?
Chris:
Diese Idee stammt schon aus Zeiten des ersten Albums. Nachdem unser Grafiker dann allerdings mit der Idee von „Drive“ um die Ecke kam, sagten alle WOW das ist es. Nun ist es halt das Cover von „2“
FFM-Rock:
Diese Frage bekommen alle meine Interviewpartner gestellt. Du darfst hierbei gerne auch Begebenheiten von anderen Bands, in denen gespielt hast, hier mit einbeziehen. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einer früheren Show oder aus dem Proberaum bzw. aus dem Studio zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?
Chris:
HaHaha…. darüber könnte ich ein Buch schreiben! Ok ich mache es kurz ohne Namen zu nennen ;)) Wir waren im Proberaum und haben für eine Tour geprobt, in der Pause ging einer von uns los und holte zwei Häuser weiter fünf Pizzen vom Italiener. Als er zurückkam und die Tür vom Proberaum aufmachte dachten wir anderen wir hätten einen Augenfehler. Der Kollege hatte die fünf Pizzakartons hochkant in einer Tüte, da die Kartons heiß waren und man sie so besser transportieren kann sagte er dann….…lol Wie die Pizzen aussahen brauche ich wohl nicht erklären ;-))
FFM-Rock:
So, dann zum Abschluss noch deine persönlichen Worte an unsere Leser und eure Fans.
Chris:
Zu aller erst danke ich Dir für das Interview und die Zeit die du dir genommen hast unser Album zu hören! Für Musiker, Kulturschaffende, Techniker und Veranstalter etc. war das schon ein recht bescheidenes Jahr, man könnte fast sagen das uns die Politik vergessen hat. Aber es wird weitergehen davon bin ich überzeugt. Für mich persönlich war ein schöner Moment als ich mir das fertige neue MOTHER ROAD Album mit genügend Abstand angehört habe. Ich war und bin überzeugt alles richtig gemacht zu haben! Da ich ja zu diesem Zeitpunkt des Interviews weiß, dass wir es tatsächlich geschafft haben bei Amazon Deutschland Die Nummer 1 in den Metal und Rock Charts der Neuerscheinungen und meist verkauften Platten zu sein. Möchte ich mich hiermit bei allen Fans und Menschen bedanken die an uns geglaubt haben, denn ohne euch wäre das niemals möglich gewesen!!!!!!
Ansonsten wünsche ich mir erst einmal, dass wir wieder alle zu einer gewissen Normalität zurückkehren können, dass es so schnell wie möglich wieder Live Musik gibt und dass wir mit MOTHER ROAD nun mit unserem zweiten Album die Möglichkeit haben werden den Fans eine Rock’n Roll Show zu bieten, die in Erinnerung bleiben wird.
Bis dahin bleibt alle gesund, Cheers Chris
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock Foto by MOTHER ROAD